8. Juli 2022

Dem Rad die Ratterrille

Da hat man nun die Tübinger Straße weitgehend neu asphaltiert und die Kreuzungen schön türkis gefärbt, damit Autofahrende merken, dass sie sich in einer Fahrradstraße befinden. Meistens radelt es sich schön auf glattem Asphalt. 

Aber eine kleine Stelle zwischen Fangelsbach/Silberburgstaße und Cottastraße blieb wie sie vorher war. Und da schleicht sich doch bei mir der Gedanke ein, dass es in Stuttgart noch immer an der richtigen Liebe zu seinen Radfahrenden fehlt, nämlich der Gedanke: Denen machen wir es jetzt nett und bequem, wenn wir schon mal beim asphaltieren sind. 

Aber nein. Und so rumpeln, klappern und knallen nach wie vor täglich rund 2000 Radlerinnen und Radler über diese Querrinne im Asphalt, Taschen rappeln, Ketten klirren, das Gebiss schlägt aufeinander. Rat-tat hin und Rat-tat her. Alle müssen da drüber weg, und allen schlägt es ins Getriebe und Gebein. 

Nicht-Radfahrende mögen meinen: Stellt euch doch nicht so an! Aber Räder haben in der Regel keine Federung. Da rappelt es schon ordentlich. Und so ganz ungefährlich sind diese typischen Unebenheiten des Untergrunds für Radfahrende nicht. Nicht ohne Grund dürfen Autos nicht mehr fahren, wenn die Stoßdämpfer kaputt sind, weil sie dann schwerer zu steuern sind. Für Autos, die schnell fahren, macht man die Untergründe in der Regel sehr glatt. Für Radfahrende, die schnell fahren (und da ist eine Geschwindigkeit von 25 km/h oder 30 km/h bei Rennrädern) durchaus schnell, gibt es diesen Service nicht, jedenfalls nicht in Stuttgart. Und sogar im Auto dürfte man die Rinne bemerken. Das Reifengeräusch, das Autos beim Drüberfahren machen, ist eines von vielen Lärmelementen, die den Autoverkehr für Anwohner:innen laut machen. 

Möhringer Straße
Ist natürlich kein Vergleich mit der Serie der Ratterrillen, über die 2000 Radler:innen täglich in der Möhringer Straße zwischen Matthäuskirche und Burgstallstraße hoppeln. Die Möhringer Straße soll ja aber zur Fahrradstraße umgebaut werden. Ich gehe mal davon aus, dass dann auch der Asphalt neu gemacht wird. 

Ganz allgemein befinden sich auf Radstrecken, Radwegen und Radstreifen überraschend viele kleine Hindernisse wie Gullideckel und Schlaglöcher, schiefstehende Platten und Löcher im Kopfsteinpflaster. Die Straßenränder, an die man Radfahrende gerne verbannt, sind angefressen, ausgeschlagen und schlecht gepflegt. Und so manche Strecken, die wir gerne alternaitv zu stessigen Straßen beradeln würden, schrecken mit Querrinnen ab, beispielsweise der Schimmelhüttenweg, der eine Alternative zur Alten Weinsteige sein könnte, auf der die dort illegal fahrenden Autofahrer drängeln. Und immer auch diese Querrillen als Reste von teils Jahre zurückliegenden Baumaßnahmen.

Entweder sie werden nicht richtig aufgefüllt wie hier bei der Rille in der Hasenbergstraße, zwischen Schwabstaße und Forststraße, die schon vor einem halben Jahr per gelber Karte angemahnt wurde und immer noch offen ist.  Oder die Füllung bröselt an den Rändern, wie in der Wannenstraße. Und davon gibt es Hunderte auf all unseren Wegen, vor allem dann, wenn sie durch Tempo-30-Zonen führen, also eben auch auf Fahrradstraßen. 
Und die Tübinger Straße ist halt auch nur Fahrradstraße, da muss das reichen, was man gemacht hat (nicht für uns, sondern damit Autofahrende lernen, was eine Fahrradstraße ist und sich an die Regeln halten), da kann man nicht auch noch eine lästige Querrinne mal kurz glätten, auch wenn man den Asphalt dazu gehabt hätte. Nur den Willen hatte man halt nicht weil: Sind ja nur Radler, die sollen sich mal nicht so anstellen! Gell? 


9 Kommentare:

  1. Das in der Tübinger Straße ist mir auch sehr negativ aufgefallen. Gerade der schlimmste Holperer auf der Strecke bleibt. Auf dem kompletten Rest war der Belag nämlich besser. Man könnte fast böse Absicht unterstellen...

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  2. Jörg
    Wir müssen mehr auf der Autobahn radeln. Da ist der Aspahlt gut. Es gibt Güteklassen für die Ebenheit der Oberfläche warum wendet man das nur für die "Starken" Verkehrsteilnehmer an?
    Es ist Zeit die Güteklassen in die ERA zu schreiben. Gibt es dazu Gespräche in der FG?V? Wie heißt diese Diskussionsrunde wo Frau Adam hin geht und uns regelmäßig im Radforum über die Gespräche informiert doch gleich?

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    1. warum wendet man das nur für die "Starken" Verkehrsteilnehmer an?

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    2. Sorry zu früh auf veröffentlichen gedrückt 😉.

      Aus Prinzip. Der Weg hinter dem Innenministerium war ganz neu und schon sehr holprig. Da ist es prinzipiell sogar auf den geschotterten Seitenstreifen angenehmer (wenn der nicht immer voll mit Scherben wäre). Käme aber keiner auf die Idee, die parallel verlaufende Bundesstraße mit einem Dolch miesen Belag zu versehen.

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  3. Ich würde mich freuen, wenn wir nur mit so einer Querrille kämpfen müssten. Wir bekommen in Mannheim auf unseren ausgeschilderten Radrouten in dem meisten Fällen eine Ansammlung von geflickten Schlaglöchern geboten. Und zwar wirklich ein Flicken neben und über dem anderen. Das ist schon mit dem Auto unangenehm zu fahren, mit der Rad die Hölle. Dieser Belag war der Grund warum ich mir ein vollgefedertes Rad gekauft habe, aber selbst mit der Federung ist es absolut die Hölle zu fahren. Auf manchen Strecken braucht man die ganze Fahrbahnbreite, um sich eine halbwegs fahrbare Strecke zu erarbeiten. Wenn man das was klapperndes dabei hat, hat man der Eindruck gleich zerlegt sich alles. Mannheim ist das echt hintenan mit dem Belag für angenehmes Radfahren.
    Karin

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    1. Karin, das ist bei uns auch so. Die Nebenstraßen sind über und über geflickt und haben Löcher. Und die meisten Radrouten gehen ja über Nebenstraßen in Tempo-30-Zonen.

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    2. "Wenn man das was klapperndes dabei hat, hat man der Eindruck gleich zerlegt sich alles."
      Ich habe schon mal überlegt, ob man als politische Aktion nicht mit einer Niveadose voller klappernder Pfennige rumfahren sollte.
      Und wenn sich alle Welt wundert, warum es so scheppert, und wenn die Fußgänger "Erbarmen" rufen, und die Anwohner sich bei den Politikern für besseren Asphalt auf den Fahrradwegen einsetzen, weil das Gerappel so sehr nervt, dann entsteht vielleicht ein Gefühl dafür, was wir tagtäglich so wegstecken. Unsere Bandscheiben übrigens auch, und die vergessen nix.

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    3. Karin, es geht hier weniger um diese eine Querrille. Es geht darum, dass alles drumherum (also bis auf ein paar Meter ran, von beiden Seiten) neu gemacht wurde ("extra für die Radfahrer") und eben die schlimmste Stelle der Straße ausgespart wurde. Im positivstem Fall kann man das als Dummheit auslegen, im negativsten Fall als pure Absicht.
      Diese rumpeligen Nebenstraßen, die nur noch aus Flickwerk bestehen, die gibt es hier ja leider trotzdem auch.
      Doofe Frage an der Stelle: müssen die Firmen, die die Straßen aufreißen für irgendwelche Reparaturarbeiten, selbige nicht in einem bestimmten Zustand wieder hinterlassen? Oder sind die in der Wahl ihrer Arbeitsweise und -materialien frei? Müssen keine Standards eingehalten werden?

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  4. Am Ende der Tübinger Straße, d.h. mitten auf der Hauptradroute Nr. 1, sind zusätzliche Bordsteinkanten reinkonstruiert worden, über die man als Radfahrer jetzt rumpelt - ziemlich fies für Rennrad-Fahrer mit den schmalen Reifen, wenn die nicht perfekt aufgepumpt sind. Die Kanten gab es noch nicht, als die Tübinger Straße normale Kfz-Nebenstraße war.

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