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28. Mai 2023

Wen schützen wir eigentlich vor was?

Eine dicke Doppelleitplanke zwischen Radweg und Autostraße verengt den Radweg zu einem Nadelöhr. Und das nur, um Raser in Autos vor einem Sturz in einen Bach zu bewahren. 

Wir mir ein Blogleser und wie die ZVW (Bezahlschranke) berichtet, befindet sich die Stelle auf dem linksseitigen Radweg der Schorndorfer Straße, wenn man aus Waiblingen Richtung Freibad hinausradelt. Nachdem man das Freibad passiert und die B14 unterquert hat, kommt man an den Schüttelgraben. Dort fließt ein Bächlein unter der Straße durch. Hier befanden sich schon immer Leitplanken und die wurden erneuert: massiv und in doppelter Ausführung wie die Mittelleitplanke einer Autobahn. Offenbar, damit Autos nicht in den Schüttelgraben schanzen. Ertrinken würden ihre Fahrer:innen allerdings im Bach nicht. Und dass das passiert, ist auch eher unwahrscheinlich, denn einerseits darf hier nur 60 gefahren werden und andererseits liegt das Bollwerk in der Innenkurve, und die meisten trägt es aus der Kurve raus. Laut Zeitungsbericht lehnt das Amt einen Rückbau ab, weil "das Fahrzeugrückhaltesystem primär dem Autoverkehr und sekundär dem Radverkehr" diene. 

Um den Schutz von Radfahrenden geht es definitiv nicht. 

Sonst wäre entlang der ganzen Straße eine Leitplanke. Es sollen nur Autofahrende vor den Folgen ihrer Raserei (oder Fahrfehler infolge Ablenkung durch Handys) geschützt werden. 

Und zwar auf Kosten des Platzes für den Radverkehr. Wenn sich hier zweie entgegenkommen, muss eine:r von beiden warten. (Klar, Radfahrende können ja auch mal warten, gell!) Im Sommer gibt es hier aber auch mal richtig Fahrradstau, wenn die Ausflügler:innen unterwegs sind. 

Gravierender ist: Geräumt wird im Winter an der Stelle natürlich nicht, weil die Radweg-Räumfahrzeuge nicht durchpassen. 



18 Kommentare:

  1. Ein grüner Verkehrsminister hätte vielleicht versuchen können, den verkehrsrechtlichen Vorrang des Autoverkehrs zu brechen. (Natürlich nur, wenn es tatsächlich um Inhalte gehen sollte, anstatt nur um Wählerstimmen bei den nächsten Wahlen und den Erhalt der Macht...)

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    1. Jörg
      Das Verkehrsministerium ist bekanntlich gelb. Der Herr Ministet will gegen die ideologische Benachteiligung vom Auto vor gehen.

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    2. Ich halte die Aufteilung (und Besetzung) der Ministerien, bei der für die Grünen eher wahltaktische als inhaltliche Gründe eine Rolle gespielt haben, für einen großen Fehler.
      Wenn man mal davon absieht, dass die FDP immer quergeschossen hätte, denn die wollen keinerlei Veränderung, es sei denn zum Schlechteren.

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  2. Torsten K. aus DA28. Mai 2023 um 10:07

    Fun fact:
    Auf engen Autobahnkurven sind die Einschlagstellen oft auf der Innenseite der Kurve.

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    1. Mit "oft" meinen Sie "in selten Fällen", oder?
      Innen schlägt man nur dann ein, wenn man zunächst von der äußeren Leitplanke abgewiesen wurde. Mit der Zentrifugalkraft kann man leider gar nicht diskutieren.
      Thomas

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    2. Jörg
      Torsten K aus Da hat schon Recht. Bis die Stadt so ein Abzocke Blitzgerät zum quälen von fähigen Autofahrys aufgestellt hat, gab es am Schsattenring stadtauswärts auf der B14 regelmäßig Einschläge auf der Innenseite. Es ist das übermäßige korrigieren der misslungenen Kurvenfahrt die zum Crash an der Innenseite führt.
      Seit dem fahren alle in der Geschwindigkeit die sie beherrschen. Scheinbar muss man die Autofahrenden zur Vernunft zwingen.

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    3. https://archiv.ivt.ethz.ch/iv/research/fahrverhalten/spurverhalten.pdf

      wer zu schnell ist, den schiebt es nach außen; wer zu doof ist (und noch langsam genug), kann natürlich noch nach innen lenken

      Thomas

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  3. Soweit ich weiß kann der Verkehrsminister von BW schwer etwas machen, da die Bürokratie einfach enorm ist um einen Radweg zu erweitern bzw. neu zu bauen (siehe hier: https://youtu.be/j-OKU5BiFSU , der Bericht stammt vom MDR, aber ich glaube das gleiche gilt auch für BW). Durchschnittlich braucht es 8 Jahre, bis ein Radweg geplant ist - die Bauzeit fehlt hier aber noch.

    Generell denke ich, dass wenn man eine Veränderung im Radverkehr spüren möchte, Bundesgesetze verändern muss (z.B. Art.45 STVO, welches mehr Tempo 30 und besseren Ausbau von Radwegen in Städten verhindert).

    Dazu kommt noch, insbesondere in den Kommunen und Städten, eine Opposition, die gegen Radwege arbeitet (z.B. hier in Stuttgart, wo die Grünen sogar die größte Fraktion im Gemeinderat haben https://dasfahrradblog.blogspot.com/2023/04/das-konigstrale-eine-seltsame-geschichte.html?m=1 ).

    Und wenn doch mal etwas beschlossen wurden ist, fehlt es an Personal, es umzusetzen, weshalb sich der ADFC in Stuttgart für mehr Personal beim Tiefbauamt einsetzt: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.critical-mass-in-stuttgart-knapp-550-radfahrer-unterwegs-durch-die-stadt.a186896e-f046-4d26-8685-3027cd0d02cd.html (keine Bezahlschranke).

    Ich glaube, wenn man etwas am Fahrradfahren oder Unweltschutz ändern möchte, braucht man vor allem eine große Ausdauer.

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    1. Daten vergessen: fabske war mein Name

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    2. vielleicht ist es doch etwas schwieriger, für Fahrradverkehr ein zu stehen: Heute morgen kam dieser Artikel im Spiegel der anhand von Beispielen in Leipzig die Probleme erklärt. Der Artikel stellt die These auf, dass sich die Gegenwehr der Autolobby sogar die Demokratie gefährden könne: "Es besteht die Gefahr, dass die Stimmung irgendwann wie in anderen Ländern kippt und neue politische Mehrheiten die Mobilitätswende komplett stoppen.". Laut dem Artikel müsse die Politik sofort und entschlossen handeln und Autofreiezonen entstehen lassen, damit die Stimmung nicht kippen würde.

      Leider befindet sich dieser Artikel hinter einer Bezahlschranke, er ist aber auch in der aktuellen Ausgabe des Spiegels mit dabei: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/verkehrswende-in-leipzig-warum-viele-wegen-radwegen-auf-die-barrikaden-gehen-a-849053d1-d35c-4214-baa5-336c0386ab69

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    3. Aber auch die Bereitschaft zur offenen, harten Konfrontation. Man macht sich klarerweise sehr, sehr unbeliebt, wenn man die Widersprüche entlarvt, hartnäckig die Wahrheit offenlegt und Bigotterie und Scheinheiligkeit an die Oberfläche zerrt. Das geht nach meiner Erfahrung innerhalb einer "Fraktion" gar nicht. Zu groß der Einfluss der Bedenkenträger in den eigenen Reihen. Lieber Abwarten.

      Stefan, FFB, Bayern

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  4. @fabske: Ich finde nicht, dass "neue politische Mehrheiten die Demokratie gefährden", das IST Demokratie. Es ist m.E. die selbstgewählte Zurückhaltung der "Willigen", die diese neuen Mehrheiten ermöglichen.

    Wenn Scholz, Wissing und Co. von "unerträglichen Gesetzesbrüchen" (durch die LG) sprechen, ist das eigentlich eine Steilvorlage für die ganze Republik, die Regierung wegen ihrer eigenen Gesetzesbrüche zur Rede zu stellen. Aber in welchem Parlament geschieht das?

    Stefan, FFB, Bayern

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    1. Das ist ein bekanntes Phänomen, das die Politik eigentlich immer berücksichtigen müsste: Die Gegner:innen jeglicher Veränderung sind sehr laut, die Befürworter:innen sind ganz leise und kommen auch gar nicht zu den aufgeregten Bürgerversammlungen. Und weil die Presse ja Wutbürger:innen liebt, steigt sie darauf ein, und so kommen die Rückwärtsgewandten auch in den Medien zu Wort. Diejenigen, die eine Änderung gar nicht schlimm finden, fragt man nicht. Während die Gegner:innen die Zeit und Kraft finden, ununterbrochen zu protestieren, haben die Willigen weder Zeit noch Kraft dafür, sich mit diesen Leuten auseinanderzusetzen. Sie sind ja auch nicht so emotionalisiert angesichts von RAdwegen, sie finden die gut oder sie stören sie nicht. Das ist in der Tat eine gewisse Schwierigkeit, die unsere demokratischen Prozesse haben. Wir führen kein Tempolimit auf Autobahnen ein, obgleich eine Mehrheit dafür ist, weil die Raser einfach viel zu laut sind und damit Fürsprecher bei einer politischen Partei finden.

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  5. Brückengeländer müssten für den Radverkehr 1,3m hoch sein. Ich finde es immerhin gut, dass die Rückseite verblendet ist, als Radfahrer in die offene Rückseite zu stürzen ist auch nicht schön.

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  6. Jörg
    Es ist tatsächlich so das es grundlegende Gesetzesänderungen bedarf. Es ist in D einfach nicht möglich einen 3 m breiten Radweg durch eine Tempo 30 zu einer Schule zu bauen. Da ist es völlig egal wenn sich Kommune, Regierungsbezirk und Land einig sind. Das aktuelle Recht sagt: eine dramatische Gefährdung ist nicht da. Die Wünsche der Kinder und Eltern, Ruhe vor den SUV der Elterntaxen zu haben, ist nicht relevant. Ob Platz da ist, ist dabei auch egal. Es geht um das Prinzip. Man darf nicht einfach so Radwege bauen, das wäre ungerecht gegenüber den Autos.
    Armes Deutschland

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    1. Ralph Gutschmidt29. Mai 2023 um 07:42

      Meiner Ansicht nach sind die Gesetze in Ordnung. Es sind die "unerträglichen Gesetzesverstöße" der "Behördenterroristen", die für Probleme sorgen um mal die Sprache der Gegenseite zu verwenden. Da in den Behörden mehrere Mitarbeiter sitzen, müssen sie endlich wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verfolgt werden. Aber wenn die Verstöße in mehreren Städten passieren, ist es dann schon organisierte Kriminalität?

      Aber mal im Ernst: Ja, bei Tempo 30 darf man Radfahrer nicht zwingen, den Radweg zu benutzen. Es ist aber nicht verboten, einen anzulegen. Im oben genannten Fall ist der Bau des Radwegs natürlich zulässig, zumindest wenn er baulich angelegt wird und nicht nur durch Schilder.

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    2. Nö, die Gesetze sind veraltet, gelinde gesagt. Die Beamtenwillkür kommt dann noch oben drauf.
      https://www.oeko.de/publikationen/p-details/rechtliche-hemmnisse-und-innovationen-fuer-eine-nachhaltige-mobilitaet-untersucht-an-beispielen-des/

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  7. der Schrittgeschwindigkeit auf freigebenen Gehwegen (muss wegfallen, wenn keine Fußgänger:innen unterwegs sind und für Radfahrende so definiert werden, dass sie an Fußgänger:innen vorbeiradeln können), bei der Pflicht, eine hell tönende Klingel zu haben, aber keine laute Hupe benutzen zu dürfen, die von Autofahrenden gehört werden würde, und natürlich müsste es verpflichtende Regelungen dazu geben, dass Radstreifen über Kreuzungen und durch Kreisverkehre geführt werden und Autofahrende auf der Abbiegespur nie gleichzeitig mit Geradeaus-Radfahrenden Grün bekommen und so weiter.

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