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29. Juli 2023

Die Schamlosen - Teil 2

In die Radwegschleuse Tübinger Srtaße/Feinstraße reingefahren, geht aber nicht weiter, weil ein städtisches Fahrzeug den Radweg  zur Hälfte blockiert. Und nun? 

Autofahrende bringen sich und andere in missliche Situationen, weil sie irgendwo reinfahren und durchfahren wollen, wo sie nicht fahren dürfen. 

Dieser hier scheint üblicherweise durch die Radwegschleuse an der Feinstraße zu fahren, wird aber heute - wie alle Radfahrenden auch - davon überrascht, dass ein städtisches Fahrzeug zum Bäumegießen die Radwegspur stadtauswärts vollständig blockiert. Radfahrende müssen drum herum, für das Auto reicht der Platz nicht. 

Also wenden? Zum Rückwärtsfahren reicht offenbar das fahrerische Können nicht. Nun wendet es sich hier aber auch nicht so leicht, der Fahrer braucht viele Züge. Radfahrende müssen um ihn herum oder warten. 

Dass Autofahrende so häufig und trotz eines Pollers durch die Radwegschleuse an der Feinstraße fahren, dass ich das jetzt kurz hintereinander gleich zwei Mal beobachtet habe, als ich zufällig dort war, überrascht mich doch. Beide Male handelte es sich um den Typ Auto, den junge Männer fahren, die ihr Auto lieben. Dieser hier hat ein mit Bedacht ausgesuchtes Nummernschild. 

Es ist auch nicht lange her, dass ich dieses Auto in der Eberhardstraße zunächst quer auf dem Gehweg stehen sah und dachte: Die wollen da doch jetzt nicht parken! Oder aber die Fahrerin war allen Verkehrszeichen zum Trotz an der Torstraße in die Eberhardstraße reingefahren, sah dann an der Nadlerstraße die Schilder, die es Autos verbieten, hier zu fahren, und wollte irgendwie raus. Warum sie zunächst auf den Gehweg flüchtete, ist etwas rätselhaft. Das Wendemanöver dauerte fasst eine Minute, mehrmals fuhr die Fahrerin rückwärts und vorwärts, umschwärmt von den Radfahrenden, bis sie durch die Nadlerstraße wegfuhr. 

Wendemanöver von Autofahrenden gehören übrigens zu den häufigsten Unfallursachen, und oft erwischt es Fußgänger:innen und Radfahrende. 

Und gleich noch mal Eberhardstraße, in die kein Auto (es sei denn Taxi und Behindertenauto) reinfahren darf. Die Fahrerin dieses Autos macht das offenbar öfter so, denn sie verhielt sich an diesem Freitagabend entschlossen und routiniert. Sie bog nicht nach rechts in die Nadlerstraße ab, sondern fuhr nach links über den Gehweg in die Fußgängerzone Richtung Rathausgarage, und zwar überhaupt nicht langsam, sondern mit einem regelrechten Sprung durch die Poller, was die Fußgänger etwas irritierte. Danach beschleunigte sie erheblich (also Schrittgeschwindigkeit war das nicht, sondern Sprintgeschwindigkeit), musste dann wieder scharf bremsen wegen der nächsten Fußgänger:innen. Nachdem die Platz gemacht hatten schlängelte sie sich durch die Poller (die Stelle, wo sie weit genug auseinander stehen kannte sie offenbar) und beschleunigte erneut erheblich durch den Rest der Fußgängerzone, um dann in die Parkhauseinfahrt abzubiegen. 

Ich frage mich oft: Wieso können Leute, die in Autos sitzen, wo sie sich überhaupt nicht anstrengen müssen, nicht auf den Straßen fahren, die für ihre Autos bereitgehalten werden, auch wenn es ein kleiner Umweg ist? Was geht im Kopf dieser Fahrerin vor. Und was ging im Kopf der beiden Menschen vom Städtischen Ordnungsdienst vor, die dies sahen und dann ein Gebäude betraten, ohne sich darum zu kümmern?  

Ohnehin ist die Fußgängerzone rund um das Rathausparkhaus praktisch Freifläche für alle Fahrer:innen großer Autos, gerne auch von auswärts, die meinen, für sie gelten dumme Verkehrsregeln und der Schutzraum für Fußgänger:innen ohnehin nicht. Die Frage ist dann auch, wie weit man eigentlich reinfährt in diese Fußgängerzone, um sein Auto abzustellen. Je weiter rein, desto frecher. Sie tun dies, wohlwissend, dass sie hier weder fahren noch stehen dürfen. Die städtischen Bediensteten sind oft unterwegs und schreiben viel auf, aber es reicht nicht, eigentlich müsste hier an sieben Tagen in der Woche bis 22 Uhr jemand stehen, damit das aufhört. 

Ebenfalls in diesen Tagen sah ich im Schlossgarten zwei Autos von einer verborgenen Fläche in der Kurve der Cannstatter Straße (die nach Baustelle aussieht) bim Rosengarten zur Brücke hoch und an ihr vorbei runter zur Cannstatter Straße fahren. Der Weg, der in die Cannstatter Straße mündet, ist als Rad- und Gehweg beschildert mit dem Zusatz "keine Mofas". Für Autos ist er also nicht freigeben. Sie hätten da also niemals reinfahren dürfen. 

 

22 Kommentare:

  1. Die Falschparker in der Fußgängerzone gehören nicht nur "aufgeschrieben" sondern konsequent abgeschleppt. Nur wenn es viel Geld und vor allem viel Zeit kostet falsch zu parken und somit wesentlich unbequemer ist, als die Regeln zu beachten, werden sie ihr Fehlverhalten ändern

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  2. Abbschleppen oder festsetzen. Beides hilft mehr als die Strafe allein. Wer einen Blechkasten bewegen kann, der mehrere Jahresgehälter eines Durchschnittsverdieners kostet, den schocken die deutschen Strafzettelchen nicht. Es muss unbequem sein.

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  3. Wenn man schon das Schwarzfahren sowie Drogen entkriminalisiert, dann sollten man auch Autofahrern mehr Rechte einräumen. Dann gibt es automatisch weniger Verstöße und der Autor dieses Blogs hat weniger zu tun und kann seine Freizeit mehr genießen.

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    1. Liebe/r Anonym,
      Gehwege, Radwege, 'Fußgänger-/Fahrradampeln', Fußgängerzonen und was der Dinge mehr sind, die es 'für' Fußgänger und Radfahrer gibt, die gibt es eigentlich gar nicht für diese, sondern damit Fußgänger und Radfahrer nicht auf der Straße den Autofahrer im Weg rum laufen und die Autofahrer dort darum besser rasen... pardon unfallfreier fahren können.
      Erst werden also Fußgänger und Radfahrer wegen den Autofahrern und nur wegen diesen von der Straße verbannt und dann werden sie von den Autofahrern trotzdem auch noch in ihren 'Reservaten' verfolgt, bedrängt, belästigt, gefährdet...
      Ich denke da gibt es schon einen berechtigten Grund solche Verstöße zu kritisieren.
      Viele Grüße
      Klaudia

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    2. Liebe/r Anonyma/us, weil es eine kluge Antwort auf deinen Kommentar gibt, lasse ich ihn stehen, obgleich er anonym und sehr autozentriert ist und mich zudem beleidigt. Es ist nicht das gute Recht eines Autofahrers, in Fußgängerzonen und auf Radwegen zu fahren, es ist schlicht verboten. Die StVO ist da eindeutig. Ich sehe oft, dass Fußgänger:innen auf der Fahrbahn gehen, weil der Gehweg zugeparkt ist. Das gefällt den Autofahrenden dann aber auch wieder nicht. Und gefährlich kann es für die Fußgänger:innen dabei auch werden. Falschparken und Falschfahren bringt andere in Gefahr. Und in der Tat hat man die Fußgänger:innen und Radfahrende nur deshalb auf Gehwege (und auf Radstreifen) an den Rand gedrängt, damit Menschen in Autos freie Wege habe. Also lasst ihr Menschen in Autos den Fußgänger:innen und Radfahrenden bitte ihre Bereiche.

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    3. Apropos "an den Rand gedrängt": Hab mal gelesen, dass Rehe eigentlich Weidetiere sind, die niemals freiwillig im Wald leben würden (so wie Kühe). IM Wald sind sie aber auch unerwünscht, weil sie die Waldwirtschaft schädigen und werden deshalb abgeschossen. Paralleln zu Radfahrenden, Fahrbahnen und Sonderwegen drängen sich auf :-)

      Stefan, Fürstenfeldbruck, Bayern

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    4. Das klingt doch eher nach Ironie als nach Beleidigung. Im Zweifelsfall plädiere ich immer für Ironie - nur schlecht gekennzeichnet. Aber ein gewisses Maß an Intellekt braucht man halt - sonst Pech.

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  4. Heute ist wieder csd.
    Da tritt die Unfreiheit des miv mal wieder ungeschönt und laut hupend zu Tage.

    Auch wenn's viellleicht unfein ist:
    Herrlich, sich als freier radler derart überlegen zu fühlen.

    Karl g. Fahr

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    1. Wobei auch ich Umwege radeln musste und muss, aber mit dem Rad kommt man überall durch. Grins.

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  5. Zitat:"ich frage mich oft: Wieso können Leute, die in Autos sitzen, wo sie sich überhaupt nicht anstrengen müssen, nicht auf den Straßen fahren, die für ihre Autos bereitgehalten werden, auch wenn es ein kleiner Umweg ist?" Falls das keine rhetorische Frage ist antworte ich dir gerne. Weil sie es können, ganz einfach. Und warum können sie es, weil unser Gemeinderat einen Mann zum Ordnungsbürgermeister gewählt hat, der es mit der Durchsetzung von Regeln nicht so hat. Der den Erlaß von Verkehrsminister Hermann als unverbindliche Handlungsanweisung sieht. Es gab damals bei der Wahl eine gute Alternative. Aber den wolltet ihr ja nicht. Jetzt müssen wir eben mit den Konsequenzen leben und hoffen, dass bei der nächsten Wahl des Ordnungsbürgermeisters der Gemeinderat besser wählt.

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    1. Lieber Rainer, wer ist "ihr"? Es gab, wie bei jeder Wahl, auch Gegenstimmen. Aber es war halt eine Mehrheitsentscheidung. Ich glaube, du würdest auch nicht wollen, dass man sagt "ihr habt halt die Partei xy gewählt", denn es sind ja nie alle. Ich stimme dir aber zu: Die Autofahrenden fahren in Stuttgart so schamlos überall rein und durch, weil sie es können. Ich war kürzlich in Karlsruhe und war erstaunt, keine Falschparker auf Gehwegen und Radwegen zu sehen. Ist nur ein Ausschnitt von ein paar Stunden, aber es fiel mir auf. Ich sehe das auch so, dass vor allem die Landespolizei - die ja sehr präsent ist in der Stadtmitte - auch ein Auge auf diese Radwegfahrer:innen unter den Autofarhenden werfen müsste. Darauf hat aber die Stadt keinen Einfluss. Die Ordnungskräfte des Ordnungsamtes sind ununterbrochen unterwegs und schaffen es auch, in Wohngegenden bestimmte Gehwege freizuhalten (nicht alle, aber die, auf denen notorisch falsch geparkt wurde).

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  6. Ich frage mich oft: Wieso können Leute, die auf dem Fahrrad sitzen, wo sie sich überhaupt nicht anstrengen müssen, nicht auf den Straßen fahren, die für ihre Fahrräder bereitgehalten werden, auch wenn es ein kleiner Umweg ist?

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    1. Weil es diese Straßen nur in der Phantasie der nachfolgenden und hupenden Autofahrer gibt. Es gibt mehr Radfahrer, die aus Angst Gehwege befahren, als Radfahrer die Fahrbahnen trotz benutzbarem Radweg benutzen.
      Karin

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    2. Wozu? Um Platz für leere Beifahrersitze zu machen? Was muss man rauchen um *tatsächlich* daran zu glauben, dass unnütz rumgekarrter Müll innerorts irgendeinen Platzanspruch hätte? In jeder kleinsten Dorfstraße ist doch genügend Platz, dass mehrere Menschen ungehindert aneinander vorbeikommen?

      Stefan, Fürstenfeldbruck, Bayern

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    3. Komisch, dort wo ich wohne, gibt es durchaus Straßen, die von Radfahrerinnen und Radfahrern genutzt werden können/müssen.
      Und immer wieder schön zu lesen, dass Radfahrerinnen und Radfahrern den Gehweg nur nutzen, weil sie Angst vor dem Autoverkehr haben. Da habe ich als Fußgänger dann doch volles Verständnis, dass sie durch ihr Handeln mich gefährden.
      Übrigens, mein Kommentar bezog sich in erster Linie auf das Einfahren in nicht freigegebene Straßen, dass im Blogeintrag zurecht bei den genannten Autofahrerinnen bzw. Autofahrern an den Pranger gestellt wurde. Leider wird aber verschwiegen, dass diese Verstöße auch durch den Radverkehr zu beobachten sind – in einer vielfach höheren Zahl.

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    4. Als jemand, der immer zu Fuß zur Arbeit und meistens auch zum einkaufen geht, kann ich Heiko nachvollziehen. Gefühlt sind viele Gehwegfahrer Rüpel. Und ich selbst kenne als Radfahrer viele Fußgänger*innen, die sich wundern, dass wenn ich einen benutzungspflichtigen Geh- und Radweg verwende und erstmal langsam von hinten ankomme (Schrittgeschwindigkeit) und dann sprachlich mich mit ihnen verständige und mich dann auch immer bedanke, wenn ich vorbei kann. Danach habe ich auch immer das Gefühl, dass sie froh sind über etwas Höflichkeit, was schön ist, aber eigentlich normal sein sollte. Ich hoffe, wenn die Personen dann im Auto sitzen, sich dann ähnlich gegenüber mir als Radfahrer verhalten. Die Welt könnte so schön sein, wenn alle aufeinander achten würden.

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  7. Schon eine verrückte Welt, in der wir leben: Eigentlich wären Recht und Ordnung, und jede Person zur Verantwortung zu ziehen für ihre Taten, klassisch konservative Themen. Aber anstatt dass die konservative Parteien diese behandeln würden, suchen sie sich lieber andere Themen oder steigen gleich in einen Kulturkampf. Dabei würde eine starke Exekutive hier echt helfen meiner Meinung nach.

    Ich habe immer mehr das Gefühl, dass Politiker*innen nicht mehr die Frage zu beantworten versucht, wie wir gemeinsam leben wollen (= Dinge regeln mit Regeln), sondern sich immer mehr mit der Frage beschäftigt, wie kann ich mich am besten nach vorne bringen (= den anderen fertig machen). Und das finde ich furchtbar schade.

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    1. Ich korrigiere mich:
      Politiker*innen sind das Produkt der Gesellschaft in Deutschland (zum Glück). Dementsprechend ersetze Politiker*innen durch Gesellschaft.

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  8. Ich finde die beiden Bilder von den Fahrzeugen wieder einmal sehr bezeichnend: es sind ziemlich teure Poserkarren, deutlich über 100k€, vielleicht sogar über 200k€. Die Strafen sind für Menschen, die sich solche Autos leisten wollen, viel zu niedrig, um auch nur das Kleinste zu bewirken. Dort hilft nur Abschleppen, weil das die Menschen Zeit kostet und das haben alle Menschen relativ gleichverteilt.

    Wäre es eigentlich Sachbeschädigung, wenn man mit Kreidespray ein Fahrradsymbol bzw. Fußgängersymbol darauf aufzeichnet?

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    1. Kannste ja mal versuchen. Nur werden diese Fahrzeuge oft nicht von den Kevins oder Malte-Torbens aus eurer Blase gelenkt, sondern von ner Klientel das i.d.R.
      Kickbox gestählt ist.

      Andreas

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    2. Ein Paket für Falschparker:
      https://dasfahrradblog.blogspot.com/2017/12/ein-paket-fur-falschparker.html

      Ich würde mich aber auch nicht trauen, da selbst als ich nichts sagte (was ich sonst auch nicht tue) und mit meiner Fahrradtasche zu Fuß zum einkaufen ging, mal einen gehässigen Spruch bekomme habe: "euch Grünen muss man eigentlich auf dem Gehweg umfahren". Das schön noch vor seinem Kind (so geht Erziehung!). Ich bin wortlos weitergelaufen.
      Naja, ich habe einen coolen türkischen Nachbar, der zeigt diese Leute teilweise an. Er kann mit denen dann auch umgehen. Ich mag den Herren.

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  9. Das mit den Anzeigen oder Abschleppen ist so eine Sache: der Abschleppdienst der Stadt Stuttgart ist gar nicht erreichbar ("all our service representatives are serving other customers") und die PHMin sieht die Fahrradgesetze maximal nur als optional und verlangt vielmehr, dass man sich als Radie ärztlich durchchecken lassen soll, wenn man wegen der KFZ dort nicht durchkommt oder von den KFZ angefahren wird (man ist ja grundsätzlich immer selbst schuld, weil man dem Autofahri nicht schnell genug Platz gemacht hat) -- und außerdem ist es ja ein Datenschutzverstoß, wenn wir so etwas photographieren! Vielleicht ist es ja eine Ordnungswidrigkeit des Autofahries, aber die zu bezahlen ist ja billiger, als in Parkhaus zu gehen. Und ob das verfolgt wird, hängt von der Lust ab. Die angebliche Förderung des Radverkehrs in Stuttgart ist nur eine Hülse.

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