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9. Januar 2024

Schaffen Blinker am Fahrrad mehr Sicherheit?

Blinker am normalen Fahrrad sind verboten. Und wenn man welche hinten am Helm hat (nicht verboten) muss man trotzdem die Hand rausstrecken. Das soll sich ändern. 

In den letzten Tagen gab es Medienmeldungen, wonach geplant ist, Blinker auch für einspurige Fahrräder zu erlauben. Wenn ich mich die Alte Weinsteige runterbremse und dann abbiegen will, nehme ich keine Hand vom Lenker. Wenn ich Blinker hätte, die ich dann betätigen könnte, wäre das nicht schlecht. Allerdings sollten die Knöpfe für den Blinker dann auch mit dem Finger oder Daumen erreichbar sein, ohne dass ich die Hand vom Griff (und der Bremse) nehmen muss. Es nützt nichts, wenn die Knöpfe in der Mitte am Lenkrohr platziert sind (so wie bei diesem Modell). 

Es wird vor allem die Frage sein, wo die Blinker angebracht sein müssen.

Nur hinten beim Rücklicht wird nicht reichen, nur an den Lenkerenden vermutlich auch nicht. Ebensowenig nur hinten am Helm oder auf dem Rucksack. Und wie weit sie seitlich rausstehen müssen. Die Blinker müssen ja von vorn und hinten erkannt werden. Und es muss auch auf einige Entfernung hin klar erkennbar sein, auf welcher Seite des Fahrrads sie blinken. Fahrräder sind viel schmaler als Mopeds.  Ich fürchte, da wird man sich im Verkehrsministerium schon noch einige Gedanken machen müssen, welche Standards man definiert. 

Das Argument, Blinker trügen zur Sicherheit - gemeint ist Sichtbarkeit - der Radfahrenden bei, mag bei der Entscheidung für eine technische Erleichterung geholfen haben. Radfahrende, die links abbiegen würden oft vom Gegenverkehr übersehen, so das Argument. Das zweite Argument ist das, das ich oben ausgeführt habe: Man muss die Hand vom Lenker nehmen, bevor man abbiegen will, und das beeinträchtigt die Fahrstabilität und verändert auch das Bremsverhalten. Der Blinker könne das entschärfen (vorausgesetzt, siehe oben, man muss die Hand nicht vom Lenkergriff nehmen, um den Blinkerknopf zu betätigen). 

In der Dunkelheit könnte ein Blinker vielleicht wirklich die Sichtbarkeit der Radfahrenden erhöhen, sofern Autofahrende (und Radfahrende) in der allgemeinen Lichtpunkte- und Glitzerwelt des nächtlichen Stadtverkehrs diese Blinker tatsächlich auch sehen und sehen wollen. Reflektoren am Handgelenk oder an den Handschuhen tun es am Ende genauso gut. Ob die Blinklichter tagsüber ebenfalls gewissermaßen alarmierend wirken, dessen bin ich mir nicht so sicher. Und dass mit Blinkern viele Zusammenstöße von Autofahrenden mit Radfahrenden verhindert werden, bezweifle ich. Aber das soll kein Argument gegen Blinker sein. Sie müssen dann aber halt auch benutzt werden. Und zwar jedes Mal. 

An Autofahrenden sieht man, dass das Betätigen des Blinkers keine beliebte Handbewegung ist. Ungefähr ein Drittel blinkt nicht vor dem Richtungswechsel. Ein geschätzt noch höherer Prozentsatz von Radfahrenden streckt die Hand vor dem Richtungswechsel nicht raus, was auch mich schon zu Notbremsungen veranlasst hat. Mal sehen, ob das Betätigen eines Blinkers Radfahrenden mehr Spaß macht als Autofahrenden. Und wie Autofahrende haben auch Radfahrende zuweilen (vielleicht noch öfter) die Neigung schnell abzubiegen, gewissermaßen schneller, als sie dies vorher mit dem Blinker anzeigen könnten. Den Knopf muss man ja auch so schnell finden. 

Es wird keine Verpflichtung geben, Blinker zu haben. Allerdings wird es in den nächsten Jahren sicherlich zunehmend Fahrradhersteller geben, die ein Blinkersystem in City-Pedelecs einbauen und dann hoffentlich auch mit der bordeignen Elektrik verbinden. Die Systeme, die es derzeit gibt, müssen eigenhändig an verschiedenen Stellen des Fahrrads montiert und immer wieder abgenommen und aufgeladen werden. 

Ich habe noch kein System entdeckt, das mich überzeugt hätte, weder was die Handhabung betrifft, noch die Unmissverständlichkeit und Sichtbarkeit. (Aber vielleicht kennt einer oder eine von euch eines: leicht zu montieren, von vorn und hinten erkennbar, Knöpfe erreichbar und unkompliziert aufzuladen.) Der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Brockmann ist auch nicht so begeistert. Die Badische Zeitung zitiert ihn mit den Worten: "Insgesamt handelt es sich ganz sicher nicht um einen Meilenstein bei der Verbesserung der Radfahrsicherheit." Auch der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Gelbhaar meint, dass Blinker die Sicherheit von normalen Straßenrädern nicht erhöhen werden, weil die Räder zu schmal sind. Eine gute Radinfrastruktur und Tempo 30 innerorts seien entscheidend. 

Aber schauen wir mal, was uns die Gesetzesmacher (im Verkehrsministerium nur Männer) wirklich bescheren. Vielleicht erweist sich die Idee am Ende doch als nicht so leicht zu verwirklichen. Oder eben als eine, die wieder einmal behauptet, Radfahrende müssten sich mit allen möglichen Lichtern und Leuchten aufrüsten, damit Autofahrende besser auf sie achten, so als seien an ihrer "Unsichtbarkeit" immer selber Schuld. Das ist aber nicht der Fall. Autofahrende müssen Radfahrende sehen wollen, damit sie sie sehen. 




12 Kommentare:

  1. Ich finde, dass Blinken und das Anzeigen des Fahrtrichtungswechsels nicht entscheidend sind. Ganz im Gegensatz zu automatischen Bremslichtern, die einen mit zu wenig Abstand hinterherfahrenden Autofahrer wecken könnten und deshalb einen Sicherheitsgewinn bringen.

    Mir geht's wie Christine, es gibt häufig Situationen, wo beide Hände am Lenker wichtig sind.
    Daher zeige ich den Richtungswechsel über die gefahrene Spur an. Im Kreisverkehr z.B. zuerst innen fahren und vor dem Rausfahren dann nach aussen tragen lassen. Das begreift ein Autofahrer intuitiv, auch ohne Handzeichen.
    Links Abbiegen ist ebenso intuitiv durch das Positionierung ganz links. Nur mit dem rechten Abbiegen bin ich nicht glücklich, denn da muss ich mich in der Mitte positionieren, damit die Kurve nach rechts nicht zu eng wird.
    Wie gesagt, das Bremslicht ist wichtiger, damit Nachfolgende auch mitbekommen, dass ich für den Richtungswechsel langsamer werde.

    Blinklichter fände ich allerdings trotzdem nicht verkehrt, allein damit der nachfolgende Verkehr merkt: da kommt was. Aber sie sollten sich nach 10-20 Sekunden von selber wieder abschalten, denn ein vergessener Blinker ist noch blöder als gar kein Blinker.

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  2. Jörg
    Bei Spurwechseln im fließenden Verkehr ist das Handzeichen / der Blinker relativ wichtig. Ich will ja das das nachfolgende Autofahry vom Gas geht und mich rein lässt. Wenn mehr Leute Radfahren wird das anzeigen von Richtungswechseln untereinander immer wichtiger.
    Dem Vorredner kann ich mich da nicht ganz anschließen. Die These: Du siehst doch wo ich fahre, finde ich etwas steil. Das Anzeigen nach rechts erklärt z.B. das jemand gleich Bremsen wird, wenn ein Weg scharf nach rechts führt.
    Ich hole für das Rechtsabbiegen nach links aus, um im stumpfen Winkel über den abgesenkten Bordstein zu gelangen. Dann wird gebremst und nach rechts eingelenkt. Also ohne Anzeigen ist das nicht gut - links antaeuschen und rechts reinfahren.

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    1. War 150 Jahre kein Problem, jetzt ist's auf einmal eins?
      Bestenfalls Pipifax, schlimmstenfalls der neueste Ansatzpunkt für victim-blaming, bzw. das Ablenken von den eigentlichen Problemen, vom kriminellen Nichtstun der Verantwortlichen.

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    2. "Dem Vorredner kann ich mich da nicht ganz anschließen. Die These: Du siehst doch wo ich fahre, finde ich etwas steil."
      So krass war das aber nicht gemeint. Natürlich zeige ich an, wenn es irgend geht. Sogar recht früh und nicht erst, wenn eh zu sehen ist, dass ich abbiege.

      Aber wir haben nun mal ziemlich viele Gefällestrecken, und da brauche ich die Finger am Lenker. Für die Fälle hab ich mir die Automatismen angeeignet, dass wenigstens durch die Spur meine Absicht zu sehen ist.

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  3. Blinker gab es schon vor 40 Jahren am Fahrrad. Ich fand sie eigentlich eher unnötig. Als Autofahrer sehe ich in der Regel die Handzeichen (heute früh selbst bei Dunkelheit). Im Dunkeln ist eine gescheite Beleuchtung am Rad enorm wichtig. Da sollte man mehr draufschauen, hell, gescheit eingestellt und funktionierend. Nicht so ein "Nur-soda-Glühwürmchen", das keiner sieht und mit dem man nichts sieht. Wichtiger als einen Blinker finde ich einen Rückspiegel. Ich fahre jetzt seit 3 Jahren mit Rückspiegel und frage mich, warum ich das nicht schon viel früher angefangen habe. Es bringt enorm viel Sicherheit, wenn ich weiß, was hinter mir vorgeht.
    Karin

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    1. ich bin auch ein Fan vom Rückspiegel. Allerdings hatte ich nur einmal einen, der wirklich gut war, aber mit dem alten Rad verschenkt wurde. Er war nicht konvex, sondern plan, da habe ich besser erkennt, wie nah der Radler oder das Auto hinter mir wirklich war. Gefunden habe ich so einen noch nicht wieder. Also auch bei Rückspiegeln kann ich meckern. 😊 Sie müssen auch hoch genug sein, damit man nicht extra runter gucken muss.

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  4. und ich dachte immer, das heißt "bikeshedding" und nicht "-blinking":
    https://mhnpd.medium.com/what-is-parkinsons-law-of-triviality-aka-bikeshedding-fe0e942bf3e3

    karl g. fahr

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  5. Blinker (ich hab welche am Lastenrad) helfen zumindest beim Linksabbiegen, wenn man mitten auf der Fahrbahn steht und den Gegenverkehr abwartet- so weis der rückwärtige Verkehr, dass man dort nicht aus Spaß steht.

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  6. Stimmt schon. Allerdings, wenn man auf der Kreuzung steht, kapieren die Autofahrenden eigentlich schon, dass man dahin will, wo der Vorderreifen hinzeigt und nicht zum Spaß herumsteht. Für die Nacht mag es wiederum wirklich helfen.

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  7. Jörg
    Das Blinken ist eine Mini-Kommunikation. Kommunikation hilft eigentlich immer. Es sollte noch ein Signal gesendet werden, so dass das Auto Bescheid was. Dann verlangsamt oder hält das Auto an. Autos sind mitunter aufmerksamer als die Person hinter dem Steuer.

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