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24. November 2025

Hauptradroute 2 mit Kompromissmängeln

Die Hauptradroute 2 Wangen-Hedelfingen zwischen Otto-Konz-Brücken und Hedelfinger Platz ist fertig. Sie war politisch so heftig umstritten, dass man ihr die Kompromisse zugunsten des Autoverkehrs und Parkplatzerhalts ansieht. 

Die Stadt findet die Strecke toll und schreibt, damit stünde Radfahrenden nun eine rund 1,5 Kilometer lange, durchgehende und sichere Strecke in beide Richtungen zur Verfügung. Sie solle das Radfahren attraktiver machen. Für routinierte Radfahrende ist die Strecke sicher besser als vorher, für unerfahrene und eher furchtsamere Radfahrende bietet sie aber viel zu viele Abschnitte, in denen es zu Konflikten mit Autofahrenden kommen kann. Es ist eine verschenkte Chance, mehr Menschen aufs Fahrrad zu bekommen, denn die Zögerlichen und Ängstlicheren überzeugt man nur mit einer Radinfrastruktur, die sich immer sicher anfühlt.

Ein Vorteil der Umbauten, die dazu führen, dass Autofahrende zwischen den Knotenpunkten nur eine Fahrspur haben, ist, dass der Schwerlastverkehr nicht mehr durch die Hedelfinger Straße geschickt wird, sondern durch die Kesselstraße. 

Das macht das Radfahren angenehmer. Dort, wo es tatsächlich Radfahrstreifen gibt, radelt es sich stressfrei, auch wenn so manche Autofahrende dazu neigen, ihre Autos mit den rechten Reifen in den Radfahrstreifen zu ziehen. Dort aber, wo es keine Radfahrstreifen, sondern nur Radpiktogramme auf der Fahrbahn gibt, beginnt der Stress mit Autofahrenden, die hinter mir hängen und mal mehr, mal weniger dicht auffahren. Ich bin von der Ulmer Straße (Tempo 30) am Wangener Marktplatz noch vor dem Otto-Konz-Brücken-Kreisel auf die Hedelfinger Straße gefahren. Hier gibt es - anders als 2016 ursprünglich mal geplant und als 2019 beraten  und schließlich beschlossen - keinen Radfahrstreifen, sondern nur eine Piktogrammspur (Foto oben). Der Radfahrstreifen fängt erst nach dem Kreisverkehr an (Foto rechts). 

Durchgängig ist er an an diesem Tag (und vermutlich über Tage hinweg) aber auch nicht. Das Verkehrszeichen "Radweg Ende" hebt ihn auf, weil eine Baustelle die Radstreifenfläche belegt. Links prescht ein Autofahrer noch an mir vorbei, der unbedingt vor mir durch die Baustelle will, der zweite bremst scharf ab, als er merkt, dass ich weiter radle, und hängt dann aggressiv hinter mir, bis ich durch die Verschwenkung durch bin. Nicht schön! 

Nach der Baustelle kommt mir ein Geisterradler entgegen, der hier linksseitig auf dem Radstreifen gen Wangen fährt. Er hält am Bordstein an, um mich vorbei zu lassen. Ich rate ihm, das künftig nicht mehr zu tun. Er erklärt mir, dass er von Sillenbuch runter kommt und vom "Unteren Rot" bei Kodak nach links auf die Hedelfinger Straße eingebogen ist. Auf die andere, die richtige Seite, komme er ja (wegen der Gleise) nicht. Er hätte nach rechts abbiegen und 600 Meter bis zum Hedelfinger Platz radeln und dann über die Fußgänger- und Radampeln einen U-Törn auf die andere Seite machen müssen, ein Umweg von einem Kilometer. Also radelt er linksseitig auf dem Radfahrstreifen wahrscheinlich bis zur Fußgängerampel an der Haltestelle "Bürokampus Wangen". Ich habe versucht, ihn davon zu überzeugen, dass er sich einen ganz anderen Weg sucht, und Tipps gegeben. Übrigens, wenn die Polizei ihn erwischt, ist es billiger, auf der falschen Radstreifenseite zu radeln (20 bis 25 Euro) als auf dem Gehweg, der nicht freigegeben ist (55 Euro). 

Leider hört der schöne Radfahrstreifen 600 Meter vor der großen Kreuzung am Hedelfinger Platz auf, sehr viel früher als eigentlich mal geplant. Offenbar soll sich der Autoverkehr hier zweispurig aufstauen dürfen. Wenn wenig Autoverkehr herrscht, radelt es sich für routinierte Radler:innen immer noch recht angenehm, die ungeduldigen Autofahrer:innen können ja auf der linken Spur überholen. Allerdings würde ich mich hier nicht in einem Autostau vor der Ampel anstellen. Die Stadt hat - wie immer, wenn sie eine Radinfrastruktur nicht fortführen will oder kann - den Gehweg fürs Radfahren freigegeben. Und den würde ich bei Stau auch benutzen. 

Auch in Gegenrichtung, vom Hedelfinger Platz zurück Richtung Wangen, beginnt es mit einer Piktogrammspur, deren Piktogramme Pfeildächlein haben (warum auch immer). Der Radfahrstreifen beginnt erst über hundert Meter weiter hinten. Nicht routinierte Radfahrende empfinden das als unsicher. Kinder würde man hier nicht alleine radeln lassen, immer ein Zeichen dafür, dass eine Radroute nicht für alle (von 8 - 80) geplant wurde, sondern nur für erfahrene Radler:innen. 


Und bei solchen Fahrbahn-Verschwenkungen (Foto rechts) fragt man sich schon, für wen die Stadt eigentlich Infrastruktur macht. Für uns Radfahrende jedenfalls nicht, denn so wie die Autofahrenden hier an mir vorbeipreschen, teils unverfroren auf ganzer Länge über die Sperrfläche links fahrend, bekommt man es mit der Angst zu tun. Echt gruselig! Mit dieser Verschwenkung soll vermutlich der Autoverkehr vor dem Abzweig nach rechts in die Heilgenwiesen zu Lidl und MacDonalds abgebremst werden. So ganz klar ist mi der Sinn der Verschwenkung aber nicht. In jedem Fall geht es auf Kosten der Sicherheit des Radverkehrs. 

Danach geht es dann wieder schmal zu, diesmal mit einem sogenannten Schutzstreifen, der Radfahrende verführt, zu weit rechts zu radeln, und Autofahrende, links in viel zu geringem Abstand vorbei zu fahren. Dass hier an dem Tag, wo ich dort war, auch noch ein Essens-Lieferant auf dem Gehweg und mit zwei Reifen auf dem Schutzstreifen parkt (extreme Dooring-Gefahr!), ist vermutlich symptomatisch. Auch das war nicht lustig. 

Vor dem Kreisverkehr Otto-Konz-Brücken endet (wie leider in Deutschland üblich) der Radfahrstreifen wieder. Hier sollten Radfahrende, die nach Stuttgart Ost oder Zentrum wollen, den Weg durch die Nebenstraßen Richtung Nätherstraße suchen, also dreiviertel herum radeln, in die Kemptener Straße ausfahren und sich dann rechts halten. Eine andere Möglichkeit ist, im Kreis die nächste rechts raus und auf den Radwegen über die Otto-Konz-Berücken zu fahren. Drüben kann man dann den linksseitigen Radweg Richtung Karl-Benz-Platz (Ungtertürkheim) nehmen. Wer sich auskennt, findet dann den Radweg auf dem Neckardamm nach Cannstatt. 

Da über diesen Kreisverkehr (wie über alle anderen auf der Hedelfinger Straße auch) die Stadtbahn quert, gibt es Ampeln, die für alle auf Rot stehen, sobald eine Stadtbahn kommt und durchfährt, auch für diejenigen, die geradeaus durch den Kreisverkehr wollen und die Stadtbahnschienen dabei nicht kreuzen würden. Denn für Stadtbahnfahrer:innen ist es nicht abschätzbar, ob ein Auto oder Fahrrad, das sich bewegt, nicht vielleicht doch auf dem Kreisverkehr weiter herum fährt. Sie würden ständig Notbremsungen (Gefahrenbremsungen) einleiten. Also muss alles stehen. Und aus Respekt für die Stadtbahnführer:innen sollten auch wir Radfahrende wirklich anhalten und warten, auch wenn es uns nicht einleuchtet, wenn wir nur an uns denken. 

Die weitere Strecke Richtung Wangen Marktplatz (und noch weiter), ist eher garstig. Hier fehlt die Radinfrastruktur völlig, die Fahrbahn ist schmal, später mehrspurig, der Autoverkehr drängelig. Ursprünglich sollte es ja eine durchgehende Hauptradroute 2 mit Radstreifen zwischen Landhausstraße und Hedelfinger Platz geben, sodass man nicht mehr  die Nätherstaße radeln muss, wenn man nicht im Mischverkehr mit Autos fahren möchte. Die Nätherstraße ist nämlich zwischen der Haltestelle Wangener Landhausstraße und dem Wohngebiet eine einsame Dunkelstrecke. Sie ist nachts nicht beleuchtet (also sozial nicht sicher), weil das ein Landschaftsschutzgebiet ist. Diesen Abschnitt würde kein Vater (der das für sich selbst ungefährlich findet) seine 14-jährige Tochter nach 22 Uhr noch auf dem Heimweg alleine radeln lassen. Für Frauen ist sie bei Dunkelheit eine Angststrecke. Den Radpendler:innen, die sie morgens und abends radeln, dürften auf dem Abschnitt im Landschaftsschutzgebiet zudem zahlreiche Autos begegnen, die hier alle nicht gefahren und geparkt werden dürfen. Die Straße ist zwar für Anlieger freigegeben, aber es gibt in ihr keine Betriebe (nur Schrebergärten), wo all die vielen Leute arbeiten, die hier ihre Autos abstellen. 

Kurzum: Die Hauptradroute 2 Wangen-Hedelfingen war politisch so umstritten, weil viele Parkplätze, die teils exzessiv gewerblich genutzt wurden, wegfallen sollten, dass es von 2016 bis 2025 gedauert hat, bis wenigstens die Hälfte der Strecke für den Radverkehr umgebaut wurde. Sogar das ZDF (Frontal 21) wurde 2018 auf den Streit im Gemeinderat aufmerksam, und drehte einen Beitrag über die "Fahrradstadt" mit mir und dem CDU-Fraktionosvorsitzenden. Die Idee, aus den Kreuzungen auf der Hedelfinger Straße bei den Neckarbrücken Kreisverkehre zu machen, hat alles zusätzlich verzögert. Und leider ist die Radinfrastruktur kompromisshaft geblieben und deshalb sehr lückenhaft. Erfahrene und nicht sonderlich ängstliche Radfahrende würden diese Strecke vielleicht noch mit der Note "ausreichend" bewerten, Unerfahrene aber mit "mangelhaft". Piktogramme auf der Fahrbahn sind keine Radinfrastruktur. Für die meisten Radfahrenden ist es immer unangenehm, im Mischverkehr mit Autofahrenden radeln zu müssen. Das fühlt sich nicht sicher an. Und auch Autofahrende finden solche Verkehrsführungen nicht sicher. Wenn jedoch Radinfrastruktur aus Autofahrerperspektive nicht sicher aussieht, erwägt der Mensch hinterm Lenker nicht, künftig das Fahrrad zu nehmen. Das sind Verbesserungen für routinierte Radler:innen (die hier nicht so zahlreich sind), aber es ist keine Förderung des Radverkehrs, denn es erreicht die Zögerlichen und Ängstlicheren nicht. 

19 Kommentare:

  1. Das als "Hauptradroute" zu verkaufen ist ein Witz, und ein gefährlicher dazu. "Durchgehend" und "sicher" ist hier gar nichts. Die Stellen die für mich vorher okay zu radeln waren sind jetzt gut und die konfliktträchtigen gefährlicher.

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  2. Das ist keine "Radinfrastruktur", das ist eine Farbe gewordene Bankrotterklärung.

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  3. 4min - circa 4 Minuten benötigt man mit 25km/h mit dem Rad für die 1,5km. Mit der Geschwindigkeit des Ausbaus der Radinfrastruktur werden wir alle eine durchgehendes, ordentliches Radnetz nicht mehr erleben. Schade.

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    1. Das, oder alternativ die (sowieso notwendige) Rückführung des motorisierten Verkehrs auf ein absolutes Mindestmaß.
      Der Zusammenbruch des Zivilisation kommt schneller (wer zwischen beidem einen Zusammenhang findet, darf ihn behalten).

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  4. Da das lange mein Arbeitsweg war, bin ich die Strecke vor zwei Wochen mal aus Neugier abgeradelt. Allerdings an einem Sonntag morgen, also eher easy!
    Vor allem dieser Shared Space Abschnitt zwischen Wangen Marktplatz und Kreisverkehr geht gar nicht! Kein Auto kann dich da überholen, das ist viel zu eng! Da wird aber keiner brav hinter dir bleiben, da wird gedrängelt und wenn du als Radler da nicht absolut selbstbewußt fährst, hast du keine Chance!
    Was sollen eigentlich die Schüler der nahegelegenen Wilhelmschule hier machen? Hat man an die eigentlich gedacht? Oder kommt da eh keiner mit dem Rad?
    Grüße, Sandy

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  5. Auf den ersten Blick aus der Ferne sieht es aus als hätte der Radweg in Bild 3 keine ausreichende Breite (geschätzt 120cm, wenn der Breitstrich 20cm hat). Mal davon ab, dass sich der größte Teil der Breite im Türbereich der Fahrzeuge da befindet.

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    1. Hm, ich fand's in Ordnung. Auf Stuttgart Karten nachgemessen ist die Fahrabahn samt Radfahrstreifen 6 Meter breit und der Autostreifen 3 Meter, der Radfahrnstreifen dürfte also etwas über 2 Meter breit sein. Ich konnte Abstand von den Autotüren halten und fühlte mich nicht allzu eng überholt. Sicher fühlen sich ungeübtere Radfahrende aber nur auf drei Meter breiten Radfahrstreifen.

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  6. Hmm, gute Radinfrastruktur ist, wenn Autofahrer:innen allzeit überholen können ...?
    Alfons Krückmann

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    1. Für mich nicht. Allerdings ist eine gute Radinfrastruktur die, bei der es nicht zu Konflikten mit Autofahrenden kommt, etwa, weil sie sich provoziert sehen, mich knapp zu überholen. Insofern stimmt es: Eine gute Radinfrastruktur führt Radfahrende nicht vor Autokühler.

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    2. Es wäre aber doch dann festzuhalten, dass die Rhetorik von 'Verkehrswende durch Radverkehrsförderung' unter dieser Prämisse, bzw. mit dieser Praxisperspektive jeglichen realen Gehalt verloren hat.
      Es müsste dann ehrlicherweise die Losung ausgerufen werden:
      Verkehrswende trotz Radverkehrsförderung?
      Alfons Krückmann

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    3. Das denke ich nicht. Denn Radinfrastruktur, die den Radverkehr vom Autoverkehr (und Fußverkehr) trennt, braucht den Platz, den bisher der Autoverkehr belegt. Der Autverkehr würde dann Fahrspuren und Parkplätze verlieren, das Autofahren würde unattraktiver und auch unbequemer. So geht Verkehrswende auch. Nur das trauen wir uns in Deutschland nicht. Heraus kommen dann konfliktträchtige Radinfrastruktur, die stellenweise gar keine ist, so wie auf dieser Strecke.

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    4. 1
      Wäre es nicht, um zu einer validen zukunftsgerechten Beurteilung zu kommen, hilfreich bei der Klassifizierung und/oder Bewertung von Radverkehrsanlagen und allgemeinen Verkehrsanlagen die unterschiedlichen Ebenen zu benennen, und diese in den Kontext ihrer jeweiligen Relevanz einzuordnen?
      Es ist ja bekannt, dass bzgl. der Verkehrsmittelwahl die Frage nach der Sicherheit regelmässig nicht(!) zu den Top3 zählt.
      Stattdessen ist die Ebene von Reisezeit/Entfernung nahezu immer als Top1 und Top2 genannt, danach Komfort/Bequemlichkeit/Wetter, sowie Transportmöglichkeit und abhängig vom Fragedesign noch Weitere. Erst deutlich weiter unten taucht dann auch 'Sicherheit' als verkehrsmittelwahlrelevant auf.
      Zwar hat der ADFC mit seinen bundesfinanzierten 'Sinus' Studien in den letzten Jahren zunehmend mit gezielten Fragebogenveränderungen und Grafik Suggestionen den Anschein erweckt, die Sicherheit sei DAS zentrale Top1 Kriterium, aber wissenschaftlich ist das definitiv nicht haltbar.
      Aus Klima- und Umweltperspektive, sowie, damit eng zusammenhängend, aus der Perspektive der Fahrleistungsverlagerung resp. MIV-Fahrleistungsreduktion wäre also doch zu fordern, dass die Frage nach 'guter' Infrastruktur für das Radfahren zwingend den umwelt- klimagerechten Reisezeitshift (langsamer für MIV; beschleunigt für Rad/ÖPV/Fuß) an die erste Stelle setzt (push&pull).
      Aus pull&pull Perspektive dagegen (NL, DK, ADFC, Radentscheide) sieht das natürlich anders aus, da es da ja ausdrücklich zielgesetzt ist Maßnahmenpakete zu wählen, die möglichst allen Verkehrsarten eine verbesserte 'Leistungsfähigkeit' bringt (ggf. moderiert durch Lärm/Abgas Faktoren und Kita/Schul-Temporeduktionen). Bei den Radentscheiden hieß es ja denn auch regelmässig "Das nutzt auch dem Autoverkehr".
      Praktisch - stark mitbedingt durch den absolut gesetzten Stellenwert des Kriteriums 'subjektiven Sicherheit' - sieht es dann allerdings sogar so aus, dass nicht mal pari aufgeteilt wird (pull&pull), sondern beim MIV die Reisezeitoptimierung im Vordergrund steht, während beim Radverkehr Verlangsamungen, Umwegigkeiten, Oberflächendefizite, etc. etc. unter den 'Deckmantel' der Erhöhung des 'Sicherheitsgefühls' in der Mehrzahl der Fälle bewußt in Kauf genommen und nach wie vor auch neu gebaut werden. Das ist dann im Ergebnis sogar 'pull' für den MIV und 'push' gegen den Radverkehr.
      Alfons Krückmann

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    5. 2
      Zwar kann so in vielen Fällen eine Steigerung des separierten Kurzstrecken Rad-Binnenverkehrs (Einwohner-Wege-modal-split) generiert werden, was sich großartig für Sonntagsredenjubel eignet, aber es sollte doch auch gesehen werden, dass dies sofern nicht aktiv zusätzlich gegengesteuert wird (was nie der Fall ist), tendenziell zu einer Steigerung der MIV Fahrleistung und tendenziell zu verstärkter Zersiedlung/Bodenversiegelung usw führt.
      Sind halt die stinknormalen und gut erforschten weitgehend linearen Zusammenhänge von 'induziertem Verkehr'.
      Es hat sich doch eigentlich mittlerweile auch rumgesprochen, dass die NL-Separationskonzepte aus ökologischer Sicht ziemlich 'krachend' gescheitert sind. Der Autozuwachs in NL ist in letzter Zeit sogar höher als in D, und das will ja nun schon was heißen.
      Es hat sich ferner in NL gezeigt, dass das, dort ja sogar in höherer Qualität als hierzulande vorliegende, Radwegenetz nicht in der Lage ist die zunehmende Heterogenität des Radverkehrs halbwegs sicher abzuwickeln.
      Vier große Städte (darunter Utrecht) haben ja bereits beantragt die Nutzung der separaten Radwege für Pedelecs gesetzlich verbieten zu dürfen (zu viele Unfälle). Zusätzlich Tempolimit auf Radwegen.
      Das sollte doch zu denken geben?
      Ich sag ja nicht, dass 'subjektive Sicherheit' keine Rolle spiele, oder dass es hinzunehmen sei von überholwilligen Automobilisten genötigt zu werden, aber ausschliesslich(!) die 11-jährige Laura als Maßstab herzunehmen ist für eine ökologische Verkehrswende reinstes Gift.
      Keine Frage: Laura muss natürlich sicher von A nach B fahren können, wobei ggf. auch mal Reisezeitnachteile in Kauf zu nehmen sind, aber das sollte doch nicht dazu führen unser gesamtes Straßennetz abseits der reinen Wohnstraßen zu autobahnisieren, also die gut ausgebauten Fahrbahnen auf allen relevanten Strecken vollständig einem weiter wachsenden Autoverkehr zur Alleinverfügung zu übereignen.
      Was bei all den Debatten rund um 'subjektive Sicherheit' auch mal reflektiert werden könnte:
      das Auffahren auf Autobahnen wird von fast allen Fahranfänger:innen als sehr unsicher empfunden. Und? Die Autobahnen werden voller und voller.
      Flugangst ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Und?
      Trotz einees miserablen subjektiven Sicherheitsgefühls wächst die Branche beständig an (vom Coronaknick mal abgesehen).
      Alfons Krückmann

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    6. 3
      Was das in Konsequenz bedeuten könnte?
      Bei der Beurteilung von Radverkehrsverbindungen nicht reflexhaft nur nach der extrem populär gewordenen 'subjektiven Sicherheit' schaun, sondern erstmal überlegen, inwieweit da überhaupt das für eine Verkehrswende konstitutive 'push&pull' verwirklicht wird, ob das für oder gegen eine ökologische Verkehrswende wirken wird, und - ohne die Subjektive Sicherheit unter den Tisch fallen zu lassen bzw. ohne 'Laura' aus dem Blick zu verlieren eine differenziertere Beurteilungsbilanz versuchen, bzw. einen greiteren Evaluationsansatz verfolgen.
      Also zB: prinzipiell ökologisch kontraproduktiv wg. 'pull&pull'-Wirkung, aber immerhin für Laura geeignet, oder aber in anderen Fällen: Laura braucht eine zusätzlich andere Radverkehrsführung, aber für routinierte Pendler:innen eine schnelle Strecke, die zudem den Vorteil hat die MIV Kapazität oder die MIV Reisezeit zu reduzieren, ... ...
      viele Grüße
      Alfons Krückmann

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  7. Es nennt sich Anti-Rad-Infrastruktur.

    Als Radfahrer hat man den Autoverkehr hinter sich.
    Als Autofahrer hat man den Radverkehr vor sich.

    Es ist für beide(!!) stressig - aber das scheint das Konzept der sogenannten "Radinfrastuktur" zu sein.

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    1. Für den Radfahrer ist es 100- mal stressiger, den er trägt 100% des Risikos in dieser Konstellation.

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  8. Bezeichnungen wie "Hauptradroute" sollten für sowas verboten sein.

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  9. Ich verstehe nicht. Bin heute mal über die Inselstraße gefahren, dass soll ja zur HRR2 gehören habe ich so verstanden, aber dort sind überhaupt keine Piktogramme?

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    1. Hi Tobi,
      wenn ich die Karte hier richtig lese ( https://www.stuttgart.de/medien/ibs/hauptradrouten-zielnetz-trassen-radschnellverbindungen.pdf ), dann geht es auf der Ulmer Straße durch den Ortskern von Wangen.
      Die Inselstraße ist gar nicht enthalten, auch nicht auf der Route 2.1 Richtung Untertürkheim.

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