Für kurze Pendlerstrecken sind sie nützlich. Sie sind aber auch Fun-Fahrzeuge. Und immer mehr junge Menschen sehe ich auf E-Scootern durch den Schlossgarten spazieren fahren anstatt spazieren zu gehen. Gerne sind sie auch zu zweit auf einem Gerät auf den Gehwegen unterwegs. Auch den Neckardamm zwischen Cannstatt und Hofen erobern sie sich jetzt, obgleich sie dort nicht fahren dürfen, weil das nur ein Gehweg ist, der für Fahrräder freigegeben ist, nicht aber für selbstfahrende Fahrzeuge wie E-Scooter. Irgendwie scheinen diese Geräte den Egoismus zu fördern, so wie alle Fahrzeuge, die einen Menschen fahren, statt von ihm per Muskelkraft gefahren werden zu müssen. Im Gegensatz zum Auto kann man die E-Scooter genau bis vors Ziel, beispielsweise vor die Haustür fahren und dort irgendwie stehen und liegen lassen.
Auf allen Gehwegen entlang der Straßen, die in die Stuttgarter Außenbezirke (nicht Innenstadt) führen oder die Hänge hinauf, sammeln sich abends die E-Scooter auf den Gehwegen. Manche stehen da tagelang. In der Innenstadt gibt es zwar E-Scooter-Abstellplätze, aber inzwischen werden sie dort auch schon wieder auf den Radwegen abgestellt. Gerne quer, damit sie ein optimales Hindernis bilden.
Vor allem aber werden Fußgänger:innen von diesen Dingern gequält. Ungern nämlich stellen E-Scooter-Fahrer:innen ihre Geräte wirklich parallel zu einer Wand oder einem Zaun ab. Da muss man sie nämlich hineben. Lieber fahren sie schräg an die Wand (oder auch mal senkrecht), steigen ab und lassen das Gerät so stehen. Sie ragen in die Gehflächen hinein. An den Lenkern kann man hängen bleiben. Manchmal stellen nette Menschen die Dinger beiseite, andere werfen sie wütend um, wodurch sie noch mehr zum Hindernis werden, vor allem für Menschen, die nicht gut sehen können. Den E-Scooter, der auf dem Radweg Holzstraße stand (Foto oben) habe ich auch beiseite gestellt. In Stuttgart hat Anfang Oktober eine neue Bewerbungsfrist E-Scooter-Anbieter begonnen. Sie brauchen eine Sondernutzungserlaubnis der Stadt. Die gilt schon seit einer Weile und sie bedeutet, dass die Zahl der E-Scooter begrenzt ist und es Regeln gibt, wo die E-Scooter von den Anbietern hingestellt werden dürfen. Außerdem müssen sie schneller weggeräumt und umverteilt werden. Laut einem Bericht der Stuttgarter Zeitung (Bezahlschranke) sind alle Beteiligten nach acht Monaten sehr zufrieden. Die Anbieter finden, Stuttgart agiere moderat und gefährde die Wirtschaftlichkeit des Angebots bisher nicht. Für die Kommunikation und Überprüfung mussten bei der Stadt knapp drei Stellen geschaffen werden. Eine Sprecherin der Stadt meinte, die Anbieter reagierten schnell auf Meldungen und seien kooperativ. Die Zahl der Beschwerden sei signifikant zurückgegangen. Ich glaube aber, das ist pure Resignation. Ich bin jedenfalls nicht zufrieden. Ich habe eher das Gefühl, es wird wieder schlimmer. Die Dinge stehen wirklich überall herum. Zwar stellen die Anbieter ihre E-Scooter nicht mehr so provokant behindernd auf den Gehwegen ab, dafür benutzen sie dafür gerne auch mal Radabstellanlagen, so während der Fußball-EM in einem ungeheuren Ausmaß.Und offensichtlich gibt es keine Möglichkeit, die Nutzer:innen dazu zu bringen, dass sie die E-Scooter auf den Gehwegen wirklich so abstellen, dass sie den Fußgänger:innen nicht im Weg herumstehen. Auch in der Innenstadt (wo es eigentlich Abstellplätze gibt, stehen sie unweit davon auf den Gehwegflächen und sogar auf der Blindenleitlinie zum Zebrastreifen (Viererfoto rechts oben). In den Wohngebieten an Stuttgarts Hängen gibt es gar keine festen E-Scooter-Abstellplätze. Und es wäre ja auch ein Hohn den Radfahrenden gegenüber, wenn man sie am Fahrbahnrand einrichten würde, nicht aber die dringend notwendigen Radabstellanlagen.
E-Sooter sind selbstfahrende Fahrzeuge (die Lenker:innen sind körperlich ziemlich passiv so wie Autofahrende) und erhöhen deshalb die Gefahren für Menschen zu Fuß (und auf Fahrrädern). Ich selber bin auf einem Gehweg schon von hinten von einer E-Scooterfahrerin angerempelt worden, die an mir vorbeiwollte, obgleich der Platz dafür nicht reichte, und vom Lenker so getroffen worden, dass es eine Schramme und einen blauen Fleck gab. Die Fahrerin reagierte hysterisch aggressiv und fuhr davon. (Ich habe zwar das Kennzeichen fotografiert, aber eine Anzeige war mir zu blöd.) Ich habe auch von anderen Berichte über schmerzhafte Zusammentreffen mit E-Scooterfahrenden gehört. Die meisten dürften sich nicht bei der Stadt beschwert haben. Sie haben resigniert.Es wäre schön, wenn es bei den neuen Lizenzen nicht nur darum ginge, dass die Anbieter und die Stadtverwaltung mit sich zufrieden sind, sondern auch darum, dass die Menschen zu Fuß vor den E-Scootern auf Gehwegen - egal, ob sie stehen, liegen oder fahren - endlich wirklich wirksam geschützt werden. Ein weiter so wie bisher halte ich nicht für sinnvoll.
(Und über Radfahrende auf Gehwegen diskutieren wir ein andermal, ja?)
Schön, dass es noch jemanden gibt, der diese blöden Dinger beiseite räumt. Ich mache das nämlich auch immer. Da fahren aber vor mir die meisten Radfahrer oder gehen die meisten Fußgänger achtlos vorbei. Diese Gleichgültigkeit finde ich erschreckend. Da liegt ein Teil quer im Weg, da wird einfach darübergestiegen und liegengelassen. Noch erschreckender finde ich aber die Generation der User dieser Fahrzeuge, die ihren Kram einfach fallen/stehen lassen und sich einen Dreck darum scheren, ob das Teil andere behindert. Die Konsequenz des eigenen Handelns wird überhaupt nicht bedacht. Hauptsache genutzt und dann ist der Rest vollkommen egal, sollen sich andere kümmern. Liegt vermutlich an der Erziehung, Mama hat wohl immer schön hinterhergeräumt.
AntwortenLöschenMein Eindruck insgesamt von den Nutzern der E-Scooter: Rücksichtslose, egozentrische Hohlköpfe, die sich nicht an Regeln halten und der Meinung sind, dass alle Welt auf sie Rücksicht nehmen muss. (vielleicht gibt es einzelne Ausnahmen; denen bin ich aber noch nicht begegnet). Es war ein Fehler, diese "Funfahrzeugen" eine Erlaubnis für den öffentlichen Verkehrsraum zu geben.
Ich räume meinen Mitmenschen zuliebe die Teile trotzdem aus dem Weg, damit keinem anderen etwas passiert und er unter dem Egoismus anderer leiden muss.
Karin
P.S. Dein Kontakt mit dem E-Scooter war übrigens ein Unfall mit Personenschaden und Fahrerflucht. Für die Fahrerflucht verliert man normalerweise seinen Führerschein, auch auf dem E-Scooter. Solche Kontakte müssen unbedingt der Polizei gemeldet werden, sonst gehen die immer von Null-Problem aus. Die Stadt ist nur für stehende E-Scooter zuständig, die Polizei für Fahrende.
Viele Grüße
Ich räume die auch weg, wenn sie dort rumliegen, wo Menschen zu Fall kommen könnten. Mein Eindruck: Die Dinger werden auch von Nichtbeurzer:innen umgekippt. Was morgens nicht schön aber immerhin noch längs und am Wegrand abgestellt war, liegt mitunter abends, wenn ich auf dem Rückweg wieder vorbeikomme, umgekippt im Weg. Hinsichtlich des Motivs von Täter:innen gibt es gelinde gesagt nicht allzuviel Interpretationsspielraum.
LöschenAnzeigen bei Unfall mit Fahrerflucht: Zu Verfahren kommt es oft nicht weil von Staatsanwaltschaften wegen mangelndem öffentlichen Interesse eingestellt.Hajö
Liebe Karin, da hast du natürlich Recht. Aber man braucht auch Zeit und Nerven für sowas, und ich habe die Geschichte erzählt, weil ich glaube, dass es viele solcher Begegnungen gibt, die nie polizeibekannt werden.
LöschenLieber Hajö, mein Eindruck ist, dass die E-Scooter dann umgeworfen werden, wenn sie Leuten im Weg stehen, meist gegen Zäune oder Wände. Dass sie jemand quer über den Weg wirft, scheint mir aus eigener Anschauung eher selten.
Löschen"Für die Kommunikation und Überprüfung mussten bei der Stadt knapp drei Stellen geschaffen werden. " - Wie werden diese Stellen finanziert? Hoffentlich über die Scooter-Vertreiber und nicht über unsere Steuern.
AntwortenLöschenAuf meine Beschwerde im Juli teilte mir die Stadt mit, dass es eine Mail-Adresse zur Meldung von falsch abgestellten Scootern gebe: Escooter@stuttgart.de. Was das Abstellen betrifft, so stellen eben Viele den Scooter da ab, wo sie gerade stehen. Das trifft auch auf andere Fälle zu, beispielsweise Müll wird fallengelassen, wo man gerade ist oder ein Auto wird da abgestellt, wo man gerade hält. Dabei ist es egal, wie falsch es geparkt wird oder ob es andere Menschen behindert. Der Egoismus triumphiert, siehe aus die US-Wahl.
AntwortenLöschenFür Blinde sind die ganzen Scooter wirklich eine Pest. Der Blinde Serdal Celebi thematisiert das z.B. in seinem Youtube-Kanal auch immer wieder. Als er hier z.B. einen Sehenden blind macht, rauschen sie bei Minute 2 auch direkt in einen Scooter: https://www.youtube.com/watch?v=l3N84da2nMU
AntwortenLöschenHallo Christine,
AntwortenLöschendeine Schlussfolgerung
„Irgendwie scheinen diese Geräte den Egoismus zu fördern, so wie alle Fahrzeuge, die einen Menschen fahren, statt von ihm per Muskelkraft gefahren werden zu müssen.“ teile ich nicht. Ich würde den Satz ehr so formulieren:
„Irgendwie scheinen diese Geräte den Egoismus zu fördern, so wie alle Fahrzeuge, die kein persönliches Eigentum von Menschen sind.“
Ich bin eher der Meinung, dass die Ursache darin liegt, dass der E-Scooter keinem gehört. Es liegen ja keine privaten Geräte auf der Straße. Es sind ja ausschließlich die Geräte der Verleiher.
Hier in der Kölner Region liegen Leih-Fahrräder ebenfalls achtlos auf den Flächen. Die „Parkgewohnheiten“ der Nutzer von Leihautos sind ebenfalls sehr schlecht. Gäbe es nur Leih(autos)fahrzeuge, dann wäre das Parken in unseren Städten noch wilder.
Joachim aus Köln
Dass Fahrzeuge ohne Muskelkraft zu fahren Egoismus fördert, ist im Text eine Synthese daraus, dass Autos auch dauernd im Weg abgestellt werden.
LöschenTim
Es liegt sicher auch daran, dass die Dinter niemandem gehören, allerdings werden Autos ja auch so abgestellt, als gehörten sie niemandem. Und manchmal übrigens auch Fahrräder. Autofahrenden wird das Abstellen leicht gemacht, weil man unendlich viel Platz dafür an Straßenrändern vorhält, Radfahrende haben es da schon schwerer, weil vielerorts die Radbügel fehlen. Auch Motorräder und Mopeds stehen auf Gehwegen, aber quer zum Gehweg nur die E-Mopeds von Stella, die ja auch niemandem gehören. Die E-Scooter sind jedoch entschieden am häufigsten diejenigen, die mehr Gehwegplatz verbrauchen als sie müssten.
LöschenAutofahrenden wird das Abstellen leicht gemacht, weil man unendlich viel Platz ... Radfahrende haben es da schon schwerer...
LöschenDas möchte ich anzweifeln.
Es macht übrigens durchaus Sinn, störend abgestellte Scooter umzuwerfen (aber bitte eben nicht so dass sie dann auf Rad- und Gehwegen liegen, sondern ins Gebüsch zerren oder auf einen Autoparkplatz). Der Grund: Die Zeit, die diese Geräte durchschnittlich nach dem Umwerfen liegenbleiben, muss vom Betreiber regelmäßig an die Stadt gemeldet werden (ich lebe nicht in Stuttgart, aber bei uns ist das so). Nur durch Umwerfen kann man also als Passant Druck aufs System ausüben, da dann der Betreiber gezwungen ist, mehr Service zu machen und sich zu kümmern. Und wenns ab und zu Autoparkplätze trifft, wird auch die Politik irgendwann aktiv, bei Geh- und Radwegen natürlich nicht.
AntwortenLöschenAlso, bei mir vor dem Haus stehen wegen der direkten Nähe zu Haltestelle der U-Bahn regelmäßig E-scooter. Den Tag über stehen die da, sauber am Rand vom Gehweg. Morgens liegen die dann alle auf dem Gehweg. Wer so einen Scooter parkt muss das mit einem Foto dokumentieren. Geparkt werden vermutlich alle richtig, nur irgendwann in der Nacht von Fußgängern? umgeworfen
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Thomas