9. Juni 2025

Spezialfahrräder auf dem Marienplatz - ein Erfolg

Am 5. Juni hielt das Wetter. Die Stadt Stuttgart hatte zu einem Nachmittag der Spezialfahrräder auf dem Marienplatz eingeladen. Und die Leute kamen und fuhren Probe. 

Und zwar genau die, für die die Dreiräder oder Vierräder mit E-Antrieb ein Möglichkeit sind, weiterhin unabhängig mobil zu bleiben.  Wer nicht mehr laufen kann, kann oft noch Rad fahren. Radfahren belastet die Gelenke weniger. Und zweispurige Rädern muss man nicht ausbalancieren. Für Leute mit leichtem Schwindel sind sie die Lösung, um allein in der Stadt herumzukommen und sich dabei auch noch zu bewegen. Es gibt Räder, auf die man einen Rollstuhl stellen kann, Tandems, auf denen man nebeneinander sitzt, statt hintereinander, ein Dreirad, das sich in die Kurve legt fürs gewohnte Fahrgefühl, Rikschas, Liegeräder und Tripeds in vielen Formen und Ausführungen. Der Mobilitiät mit Muskelkraft und E-Unterstützung sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Fast alles ist möglich. Es war schön, so viele glückliche Gesichter zu sehen. 

Einer schob seinen Rollator ans Triped, stieg auf und fuhr begeistert über den Marienplatz. Er probierte zwei verschiedene Marken aus und machte sich Notizen. Von den Vertreter:innen der Stadt bekam er den Flyer mit der städtischen Förderung von Tripeds oder zweispurigen Rädern für Mobilitätseingeschränkte auch noch in die Hand. Geld ist noch da, allemal bis zum Jahresende. Auch andere nutzten die Möglichkeit zu Probefahrten intensiv. Radfahren ist im Alter allemal besser als Auto fahren. Es belastet die Gelenke weniger als zu Fuß gehen, und man kommt auch noch besser vorwärts und fast überall hin. Das Glück stand einigen ins Gesicht geschrieben. 

Es war auch eine Rikscha dort, ein Rad mit einer Bank vorne, auf der zwei Personen Platz haben. Die sind wir ausgiebig probegefahren. Eine pensionierte Pfarrerin war aus Ludwigsburg gekommen, um sich genau dieses Rad anzuschauen und zu erkundigen, wieviel es kostet (ca. 13.000 bis 15.000 Euro, je nach Ausstattung). Denn sie möchte damit ältere Menschen ihrer Gemeinde zum Arzt, zum Einkaufen oder zum Besuch zu kutschieren, also einen Servicedienst einrichten. 

Immer mehr Initiativen sind bereits entstanden, die mit Rikschas Ältere durch die Gegend fahren, beispielsweise in Konstanz oder in einem Ort in der Vulkaneifel oder in München. Rikschas eigenen sich für Touristenfahrten (könnten von der Stadt ausgeliehen werden), für Transport von Älteren zu Ärzten, ins Grüne oder sonstwohin. Man könnte damit einen Innenstadttaxidienst aufbauen für kurze Entfernungen innerhalb der City und so weiter. In Stuttgart-Vaihingen ist seit 2015 die Bürgerrikscha unterwegs. In Degerloch hat jetzt die Heimstiftung sich eine Rikscha angeschafft und sucht Fahrerinnen und Fahrer, die Seniori:innen des Hauses auf der Waldau spazieren fährt (Kontakt: jeanette.schwartz@ev-heimstifung.de).  Spezialräder sind zwar teuer, aber auch sie könne, wie die Lastenräder, das Stadtbild zugunsten einer umwelt- und menschenfreundlichen Mobilität verändern. 

Es bleibt übrigens ein Manko, dass Gehbehinderte mit einem Triped, das ja immer noch ein Fahrrad ist, nicht in Fußgängerzonen wie die Königstraße hineinfahren dürfen. Für Spezialfahrräder für Mobilitätseingeschränkte müssten Ausnahmeregeln geschaffen werden, so wie es sie für für Autofahrende mit Behindertenausweis gibt, die zuweilen sogar gStellplätze in Fußgängerzonen anfahren dürfen. 




3 Kommentare:

  1. Eine super Aktion. In meiner Familie gibt es auch eine ältere Person, die sich nicht mehr traut ein Zweirad zu fahren. Ein Dreirad wäre genau das Richtige für sie. Der Plan ist in naher Zukunft so ein Rad zu besorgen auch wenn es am Ende der Welt (wo sie wohnt) nicht ganz so einfach ist, eine Probefahrt zu machen.

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    1. Habt ihr euch schon eines ausgeguckt? Ich bin eines Gefahren, dessen Vorbau sich in die Kurven legt, wie ein Zweirad und dessen Hinterbau mit Lastenkorb stabil bleibt. Das ähnelt dem bekannten Fahrgefühl, allerdings fuhr es sich insgesamt schlecht. Für Leute, die gewohnt sind Zweirad zu fahren, wäre ein Dreirad besser, in dem man etwas tiefer liegt und eher nach vorne tritt, denn dann kommt man nicht in die Versuchung, sich in die Kurven zu legen.

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  2. Wir selbst haben ein Tandem, weil meine Frau aus Gesundheitsgründen nicht mehr Fahrradfahren kann. Sehfeld, Gleichgewichtssinn, Reaktionszeit, ...
    Nach einem Sturz ging auch das eine Weile nicht, Abhilfe:
    https://rrbdpublic23.wordpress.com/2025/04/29/einkaufs-und-picknicktour-mit-der-rikscha/
    Jetzt fahren wir wieder Tandem.

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