22. November 2024

Kann Stuttgart Fahrradstadt oder nicht?

Diese Frage stellen wir uns seit 2019, als der Radentscheid in einen Gemeinderatsbeschluss umgewandelt wurde, der festlegte, dass Stuttgart eine Fahrradstadt werden soll. 

Dazu gehören schnelle Maßnahmen, Qualitätsstandards und viele Fahrradstraßen und ein Mobilitätsausschuss im Gemeinderat, an dem auch sachkundige Einwohner:innen, also Radfahrende teilnehmen. Die Stuttgarter Zeitung hat Mitte November die damaligen Atkeur:innen des Zweirats gefragt, was sie über Stuttgarts Fahrradpolitik denken. Ihre Bilanz ist nicht gut. Es geht zu langsam. Und immer wieder werden in den Bezirksbeiräten und bei den Debatten Autoparkplätze gegen geplante Radwege ausgespielt. 

Gleichzeitig ist im Amtsblatt eine Meldung erschienen, wonach Stuttgart im Oktober zusammen mit 31 weiteren Kommunen von der Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußverkehrsfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) für ihre "hohen Standards bei der Planung von Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur" ausgezeichnet wurde. Aber wofür eigentlich genau? Diese Frage hat das Dietrich Heißenbüttel im Wochenmagazin Kontext in einem langen Artikel aufgenommen, in dem auch ich interviewt wurde. 

Kurzum: Im Planen sind wir gut, in der Umsetzung sind wir nicht so gut.

20. November 2024

Gruselige alte Radfahrstreifen

Entlang der Möhringer Landstraße in Vaihingen gibt es Radfahrstreifen. Wenn man bedenkt, dass diese Straße früher eine vierspurige Rasestrecke war, erscheint das als Vorteil. 

Dieser Abschnitt der Möhringer Landstraße war einst mein Schulweg. Da galt 50 km/h, aber die Autos  wurden schneller gefahren. Mit den Rädern fuhren wir durch die parallelen Nebenstraßen. Diese Radfahrstreifen sind zwanzig Jahre alt. Auf den Luftbildern der Stadt sieht man sie schon 2006. Damals wurden sie so angelegt und erschienen als Erleichterung. Radelt man sie heute, kriegt man das Gruseln. Die Situation ist beengt. Rechts parken Autos und links heizen die Autofahrenden vorbei (wenn auch nicht schneller als 50 km/h), ohne den erforderlichen Überholabstand einzuhalten. Sie kommen gar nicht auf die Idee, haben wir doch den breiten Radwegstrich zwischen uns. Es ist nicht angenehm, hier zu radeln. Das mag auch ein Grund sein, warum der Radstreifen nicht sonderlich beradelt wird. Man schlägt sich mit dem Rad lieber durch die Nebenstraßen. Dabei ist es die direkte Verbindung zwischen Vaihingen und Möhringen, die man radeln kann, wenn man sich nicht auskennt. 

Allerdings enden die Radstreifen am Ortstausgang von Vaihingen und man schlingert nach Möhringen auf freigegebenen Gehwegen und kurzen Radstreifenabschnitten, und schließlich werden Radfahrende durch das Gewinkel der Möhringer Altstadt geleitet, um sie von der Hauptstraße wegzubringen. 

18. November 2024

Radfahren ist gut, gerade für Frauen

Dies ist ein Beitrag, der sich an Frauen richtet. Und zwar deshalb, weil selten darüber gesprochen wird. Für Frauen hat Radfahren durchaus besondere Vorteile. So hilft es beispielsweise vielen Frauen bei Problemen mit dem weiblichen Zyklus.  

Die Monatsblutung begleitet  Frauen über ungefähr dreieinhalb bis vier Jahrzehnte ihres Lebens, sie ist Teil eines Zyklus von Hormonveränderungen, die zu Stimmungsschwankungen führen können, aber auch mit unterschiedlicher Leistungsbereitschaft oder auch Leistungsfähigkeit einhergehen. Mehr Frauen als man so denkt haben irgendwann in ihrem Zyklus auch teils erhebliche Schmerzen. Das wirkt sich auf anstrengende sportliche Radfahrten aus. Alltagsfahrten mit dem Fahrrad zur Arbeit oder im Rahmen der Care-Arbeit sind jedoch meistens problemlos möglich. 

Die Seite fitnesswelt empfiehlt Frauen, in jeder Phase ihres Zyklus Rad zu fahren.

16. November 2024

Eine Festung gegen den Radverkehr

Die Ausfahrt von der Wilhelmsbrücke in Cannstatt Richtung Altstadt ist seit einer Weile gesperrt. Zunächst waren hier nur Bodenmalereien zu sehen, inzwischen steht eine Sperre dort. Und die Rad- und Fußgängerampel ist außer Betrieb. 

Ich habe darüber schon einmal geschrieben und mich darüber mokiert, dass Radfahrende damit gezwungen werden, nach links oder rechts abzubiegen und zwar auf die Gehwege des Neckardamms, die fürs Radfahren nur freigegeben sind. Wo also Schrittgeschwindigkeit gilt, was niemand auf Dauer radeln kann, weshalb man immer in der Illegalität radelt. Radfahrende müssen da nicht radeln, sie können auch die Fahrbahn nehmen. Dieser Zugang zu Fahrbahn ist aber hier verwehrt. Das ist offenbar auch der Verkehrsbehörde bewusst geworden. 

14. November 2024

Rums - Rad- und Fußverbindung dichtgemacht

Seit einigen Tagen kann man nicht mehr vom Gebiet Kräherwald kommend aus der Seestraße über den Weg durchs Klinikum Stuttgart zur Jägerstraße radeln (auch nicht gehen). 

Baustellenzäune haben alles dicht gemacht. Allerdings merkt man das erst, wenn man am Bauzaun steht und mit dem Rad nur noch ins Krankenhaus selber reinfahren könnte. Eine Warnung, dass der Durchgang zur Jägerstraße gesperrt ist, gibt es am Eingang in die Fußgängerzone mit Radfreigabe nicht. Eine Umleitung schon gleich gar nicht. Da steht nur ein seltsames Baustellenschild mit einem Pfeil nach rechts (nicht geradeaus). 

12. November 2024

Radfahren kurbelt die Wirtschaft an

Fahrradstadt Freiburg
Fahrräder sind nicht nur ein Verkehrsmittel für die Freizeit. Sie werden zunehmend ein Teil der städtischen Mobilität. Und sie sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 

Die ECF (European Cyclists' Federation) forscht über das Radfahren in Europa unter anderem auch über die ökonomischen Aspekte

Demzufolge generiert das Radfahren weltweit einen jährlichen Nutzen von 150 Milliarden Euro. Mehr als 90 Milliarden Euro entfallen dabei auf die positiven externen Effekte wie Umweltschutz, Klimaschutz und  Gesundheit der Menschen. 

Der Radtoutismus boomt. In der EU generiert er 44 Milliarden Euro. 2,3 Milliarden Radreisen werden pro Jahr unternommen. Damit übertrifft der Radtourismus die Kreuzfahrtindustrie in Sachen wirtschaftlicher Auswirkung. Allein der  Loire-à-Vélo-Weg in Frankreich erwirtschaftet rund 40 Millionen Euro pro Jahr. Der Donauradweg, der durch mehrere Länder geht, hat einen geschätzten Wert von 51 Millionen Euro pro Jahr.

10. November 2024

Nicht einhaltbare Baustellenbeschilderung

Das mit den Verkehrszeichen an Baustellen klappt oft dann nicht, wenn Radfahrende betroffen sind. 

Auf dem Foto sieht man die Baustelle am abgerissenen Fußgängersteg in Vaihingen. Hier kommt ein neuer Rad- und Fußgängersteg hin. Der Radstreifen endet. Das Verkehrzeichen sagt: Radweg Ende. Doch an der Schranke steht auch das Verkehrszeichen: Durchfahrtsverbot (weißes rundes Schild mit rotem Rand). Hier dürften also nicht nur wir mit den Rädern, sondern auch Autofahrende nicht mehr weiterfahren. Es steht rechts von der Fahrbahn, gilt also. Da das absoluter Unsinn ist, fahren alle weiter, Autofahrende sowieso, aber Radfahrenden bleibt ja auch nichts anderes übrig. Ich habe in diesem Fall mit dem Bauleiter gesprochen und ihn darauf aufmerksam gemacht. Ihm war nicht klar, dass das Schild da steht und was es bedeutet. 

Es ist nicht gut, wenn wir Radfahrenden uns fragen müssen, ob ein Verkehrszeichen nun gilt oder nicht. Oftmals sehen sie so aus, als seien sie vergessen oder falsch herum gedreht worden. Aber uns obliegt halt die Entscheidung nicht, ob ein Verkehrszeichen gilt oder nicht. Sie gelten immer.