21. März 2023

Der Höllentunnel unterm Flughafen

Unter der Landebahn des Stuttgarter Flughafens führt ein Tunnel hindurch, der  Filderstadt/Bernhausen mit Plieningen verbindet. Und zwar für Menschen, die in Autos fahren. 

Radfahrenden und Fußgänger:innen steht nur ein einziger Gehweg auf einer Tunnelseite zur Verfügung. Da die Fahrbahn für Fahrräder gesperrt ist, müssen sie unter der Bedingung der Gehwegfreigabe (Schrittgeschwindigkeit!) den Gehweg benutzen, dessen Verkehrsfläche so knapp bemessen ist, dass Fährräder nicht aneinander vorbei kommen, ohne dass sich die Lenker verhaken, Satteltaschen bleiben aneinander hängen, einem Fahrrad mit Anhänger darf niemand entgegenkommen. 

Wird der Tunnel für Autos gesperrt, fragte die Stuttgarter Zeitung Anfang März.

19. März 2023

Das routinemäßige Missverständnis der Unfallstatistik

Baden-Württemberg hat Zahlen zu Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr vorgelegt. Wie jedes Jahr ist die Interpretation der Statistik eher irreführend und stellt das Radfahren als besonders gefährlich dar. 

Die Presse spitzt die Unfallbilanz 2022 auf den Satz zu, erstmals seien im Land mehr Radfahrende getötet worden als Motorradfahrende. Das klingt, als ob das irgendwie ein Erfolg sei. Das legt die Pressemeldung des Landes nahe. Die steigende Zahl der Unfälle mit Fahrrädern sei besorgniserregend, erklärte der Landesverkehrsminister und lässt sich mit folgenden Worten zitieren: „Im letzten Jahr starben erstmals mehr Radfahrende als Motorradfahrende auf den Straßen Baden-Württembergs. Etwa zwei Drittel der tödlich Verunglückten war mit einem Pedelec unterwegs, 45 trugen keinen Fahrradhelm. Der Fahrradhelm kann Leben retten.“ "Radfahren ist tödlicher als Motorradfahren", macht t-online daraus. Und da wird es hanebüchen. 
 
Dem Bericht des Landes fehlen sämtliche Bezugsgrößen, die eine realistische Einordnung erlauben würden, weshalb ein völlig falscher Eindruck zum Nachteil der Radfahrenden, insbesondere der Pedelec-Radler:innen entsteht. Wieder einmal wird das Radfahren als besonders selbstgefährdendes Tun in die Schlagzeile gesetzt und zur Leitaussage gemacht. Warum eigentlich? Es stimmt nämlich nicht. 

17. März 2023

Wieder eine Fahrradstraße fertig

Die Möhringer Straße im Stuttgarter Süden ist zwischen Marienplatz und Schoettle-Platz in eine Fahrradstraße umgewandelt und umgebaut worden. Jetzt wird jenseits der Schreiberstraße weitergebaut. 

Noch roch es nach Farbe, als ich am Mittwoch dort lang radelte. Der Asphalt ist frisch und glatt. Links und rechts haben wir das türkisfarbene Band, das unsere Fahrradstraßen kennzeichnet. Die Fahrradstraße ist für Anlieger (die in Autos kommen) freigegeben. 

15. März 2023

Schikanen gegen Radfahrer:innen

Schikanen ist das, was eine Macht einer Minderheit auferlegt, um ihr das Leben schwer zu machen. Da gibt es für den Radverkehr tolle Ideen. 

Autos werden schnell und laut gefahren, aber nicht Autofahrende, sondern Radfahrende wegen Raserei mit Einschränkungen belegt. So geschehen im August in Düsseldorf, wo die FDP ein Tempolimit forderte, aber eben nicht für Autofahrende auf der Autobahn, sondern für Radfahrende, und zwar von 10 km/h für einen Radweg, der auf der Schadowstraße durch eine Fußgängerzone gelegt wurde. Auf der Mittelfahrbahn gibt es ein paar Radzeichen, aber offenbar sehen und akzeptieren Fußgänger:innen die nicht. Vermutlich weil der Antrag zu scheitern drohte, zog die FDP ihn Ende August zurück. Jetzt könnte man ja was machen, um die Grenzen zwischen Radweg und Gehwegen deutlicher zu kennzeichnen. Aber Farbe will man aus stadtgestalterischen Gründen nicht einsetzen. Und so geht, auch nachdem ein Radfahrer nicht mehr bremsen konnte, als ein Kind auf den Radweg trat und es schwer verletzte, die Diskussion über rasende Radler weiter, womit Radfahrende gemeint sind, die vermutlich mit Tempo 20 auf einem Radweg fahren. 

Tempo 10 auf einem Radweg gibt es aber natürlich schon. 

13. März 2023

Fahrradstau im Fahrradparadies

"Die Niederlande ist beides, ein Paradies fürs Radfahren und fürs Autofahren. Denn viele kurze Strecken werden zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt, so gibt es mehr Platz auf den Fahrbahnen für diejenigen, die mit dem Auto fahren wollen (oder müssen)."  

Das behauptet die Dutch Cycling Embassy auf Facebook. Auch ich sage immer wieder: Radwege sind gut für Autofahrende, denn sie sorgen dafür, dass Radfahrende auf definierten Spuren fahren. Und jeder, der Rad fährt statt Auto, verkürzt den Autostau. In den Niederlanden wird immer noch gern und viel Auto gefahren, aber eben auch gern und viel Fahrrad. Beide haben eine ausgebaute Infrastruktur. Allerdings hat auch das seine Tücken. Dass für einen Ausländer (in diesem Fall einen US-Amerikaner) das Radfahren in Amsterdam eher stressig als paradiesisch ist, beschreibt dieser Bericht (Englisch) sehr anschaulich: Es sind viele, sie radeln für den Beobachter von außen unberechenbar und gefährlich. Zudem sind Fahrradparkplätze knapp und Räder werden geklaut. Anderseits gibt es auch begründete Begeisterung über die Radkultur der Niederlanden. 

Dass Amsterdam kein Fußgänger:innen-Paradies sei, habe ich schon öfter gehört.

11. März 2023

Fundstück Fahrradkultur

Wie transportiert man eine Person zum Arzt, die gerade nicht laufen kann? So. 

Sie hat sich offenbar den rechten Knöchel verletzt, er steckt in einer Schiene, eine längere Strecke kann sie so nicht zu Fuß gehen. Aber ein Fahrrad ist ja fast wie ein Rollstuhl. Sie sitzt auf dem Rad und bremst, er geht neben ihr und schiebt, wo nötig, und hält sie fest, denn bei Schrittgeschwindigkeit fällt man leicht um. 

Übrigens, interessante Frage: Dürfen die auf dem Gehweg unterwegs sein? Er schiebt das Fahrrad. Zwar sitzt da jemand drauf, aber sie fährt nicht aktiv. Also ja. Und in so einem Fall wäre ich sehr nachsichtig.