18. Mai 2025

Was verbietet dieses Schild wirklich?

Es erscheint zunächst ganz eindeutig. Wer auch immer das Verkehrszeichen 254 hier aufgehängt hat, möchte uns damit sagen, dass man Fahrräder am Geländer nicht abstellen darf. 

Das ergibt sich auch aus der Situation in den letzten Jahren. Entlang des Geländers des Abgangs zur Unterführung an der Seitenwand des Operngebäudes waren jeden Arbeitstag zahllose Fahrräder angekettet. Die Radbügel auf dem Radparkplatz aufseiten des Landtags blieben ungenutzt. Über die Psychologie des Radparkens habe ich schon mal geschrieben. Das soll hier nicht das Thema sein. Dass jemand - vermutlich irgendeine Landesbehörde - hier keine abgestellten Fahrräder haben möchte, sei akzeptiert. 

 Allerdings ist das aufgehängte Verkehrszeichen falsch.  Es sagt etwas ganz anderes. 

16. Mai 2025

Wir Glücklichen, die wir Rad fahren können

Radfahren ist gesund, stärkt die Seele, macht schlau, kreativer und achtsamer, respektiert die Umwelt, steckt andere an und ist cool, hip oder knorke, je nach Lebensalter. 

Die Seite beatyesterday hat auch mal zusammengetragen, was alle, die meinen Blog regelmäßig lesen, schon wissen. Ich finde aber, man kann es nicht oft genug sagen, auch weil es so schön und stärkend ist, dass wir mit dem Radfahren etwas tun, was gut ist - für uns und für andere - und auch noch Spaß macht: kein Verzicht, sondern ein Gewinn. Wer genervt von der eigenen sitzenden Lebensweise (in Autos und Büros) für den Arbeitsweg aufs Fahrrad umsteigt, merkt spätestens, nachdem er oder sie den ersten Winter durchgeradelt ist, wie sich das eigene Leben ändert. Der Blick auf die Welt wird anders, man sieht, hört und riecht mehr, das Körpergefühl ändert sich, man hat das Wetter wieder spüren gelernt und kann mit Kälte oder Hitze umgehen. Wir befinden uns auf einmal wieder mitten in der Welt. Sie fliegt nicht mehr jenseits von Glasscheiben an uns vorbei. Und wer das Glück hat, durch Felder zu radeln, wie zwischen Stammheim und Ludwigsburg (Foto oben), kann sich jeden Tag an irgendwas erfreuen, an Vögeln, an Gülleduft, am Wachsen von Kohl oder Getreide. 

14. Mai 2025

Suche sicheren Radweg - Stadtradeln ist kein Freizeitspaß

Foto: Rainer
Das ist ein Slogan von Changing Cities anlässlich des Stadtradelns, das jährlich stattfindet und in Stuttgart noch bis übernächsten Sonntag dauert. 

Auf der Seite heißt es: "Stadtradeln ist kein dreiwöchiger Spaß. Wir fahren jeden Tag und wissen: Diese Straßen sind nicht für uns gemacht. Wir fordern sichere und durchgängige Radwege." In Stuttgart hat aich deshalb beim Stadtradeln das Team "SucheSicherenRadweg" mit zahlreichen Unterteams gebildet, das in der zweiten Wochen 200 Mitglieder hatte und auf Platz vier des Teamrankings stand.  Die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte hat Vertreter:innen des Teams in den Bezirksbeirat eingeladen, wo sie Daten und Fakten zur Situation der Radverkehrsanlagen in Stuttgart vortrugen und eine Beschlussempfehlung aussprachen, die der Bezirsksbeirat Mitte einstimmig annahm. 

Die Empfehlung lautet: "Der Bezirksbeirat fordert die Stadtverwaltung auf, noch in diesem Jahr konkrete und kurzfristig umsetzbare Maßnahmen vorzulegen, mit denen die wesentlichen Ziele des Radentscheids bis 2030 erreicht werden können. Diese Maßnahmen sollen in enger Abstimmung mit fachkundigen Bürger:innen entwickelt werden.

12. Mai 2025

Ablenkung beim Fahren ist hochgefährlich

Ich bin kürzlich fast in einen entgegenkommenden Radfahrer hineingefahren, weil ich kurz auf meinen Tacho am Fahrradlenker geschaut habe. Wer sich beim Radeln mit dem Handy beschäftigt ist noch länger abgelenkt. 

Viele rätselhaft erscheinende Unfälle von Autofahrenden dürften auf Ablenkung durchs Handy zurückgehen, was aber nur schwer nachweisbar ist. Ein Indiz ist für die Polizei, wenn das Telefon links vorn im Fußraum eines verunfallten Autos liegt. Das tödliche Potenzial von Autos und abgelenkten Fahrer:innen ist sehr viel höher als das von Radfahrenden, die abgelenkt sind, weil sie telefonieren oder auf dem Smartphone am Lenker herumtippen. Aber man gefährdet auch sich selbst. Kürzlich hat mir eine Radlerin erzählt, dass sie mal auf einem Feldweg radelte und dabei auf dem Handy etwas eintippte. Sie hörte ein Hupen, schaute hoch und sah, dass ein Traktor auf sie zu kam. Zum Glück hatte dessen Fahrer das Gefühl, er solle jetzt mal auf sich aufmerksam mache, sonst wäre sie in ihn hineingefahren. Ich sehe immer wieder auch Radfahrende mit dem Handy in der Hand oder am Ohr radeln.

10. Mai 2025

Österreichisches Gericht urteilt übers Helmtragen

Dem Urteil des Obersten Gerichtshofs zufolge bekommt ein unschuldiger Radfahrer eine Mitschuld an seiner Verletzung durch einen Autofahrer, weil er keinen Helm trug. 

Der Standard bezeichnet das Urteil als wegweisend und schildert den Hergang so: Im Februar 2023 benutzte ein Autofahrer eine Tankstelleneinfahrt illegal aus Ausfahrt. Wegen einer Hecke sah er nichts, und als er anfuhr, stieß er mit einem Radfahrer zusammen, der per Pedelec mit 20 bis 25 km/h unterwegs war. Der Radler wurde schwer im Gesicht und am Kopf verletzt. Er hatte keinen Helm getragen. Schon das Landgericht Feldkirch hatte zwar die alleinige Schuld des Autofahrers festgestellt, dem Pedelec-Fahrer aber das Schmerzensgeld um 20 Prozent gekürzt, weil eine gerichtliche Analyse ergaben habe, dass ein Helm ihm 20 Prozent der Schmerzen erspart hätte. (Das ist schon ziemlich absurd, denn auch kleine, nicht schwere Verletzungen können tierisch weh tun, eine Prellung zum Beispiel, während ein Knochenbruch nahezu schmerzlos bleibt.) Das Landgericht befand, es sei doch mittlerweile üblich, einen Helm zu tragen.

8. Mai 2025

Auf der Straße werden wir angehupt, auf dem Gehweg angeschrien

Das sagte ein junger E-Scooter-Fahrer zu mir, mit dem ich auf dem Gehweg an einer Fußgängerampel wartete. 

Diese Erfahrung teilt er mit uns Radfahrenden. Kürzlich bin ich wieder mal angehupt worden, weil ich auf einer Fahrbahn radelte und einem Autofahrer das nicht gefiel. Anderntags kam mir eine Autofahrerin entgegen, die um ein Auto herumfahren musste, das auf ihrer Seite in zweiter Reihe stand. Ich musste bremsen, damit sie vorbeikam, obgleich sie hätte warten müssen. Sie hielt dann neben mir (obgleich sie nicht hätte anahlten müssen) und schrie mich an: "Du kannst doch auf dem Gehweg fahren!" Ich antworte: "Kann ich nicht, das ist verboten" - "Nein, ist es nicht!", schrie sie. Während viele Autofahrende die Verkehrsregeln nicht kennen, sie aber dahingehend interpretieren, dass man ihnen immer Platz zu machen hat, kennen auch viele Fußgänger:innen die Regeln nicht und machen - manchmal viel zu freundlich und bereitwillig - Platz, wenn jemand auf dem Gehweg radelt. 

An einem Samstag pflaumte mich ein Jogger an, der mit einer Frau auf dem freigegebenen Gehweg der Hofener Straße am Neckar unterwegs war.

7. Mai 2025

Freitag Gedenkmarsch zum Olgaeck

Sieben Organisationen laden ein zu einem Gedenkmarsch für die Opfer des Verkehrsunfalls am Olgaeck von vergangenem Freitag.

Wir treffen uns am Freitag, dem 9. Mai um 17:30 Uhr auf dem Karlsplatz, wo eine kurze Kundgebung stattfindet. Kurz vor 18 Uhr gehen wir zum Olgaeck. Dort wollen wir still unser Mitgefühl für die Opfer und unsere Anteilnahme am Leid der Angehörigen der Toten und der sieben Verletzten bekunden. 

Danach geht es zum Stadtpalais, wo der Gedenkmarsch endet.

Kommt. Es geht um was. Es geht um mehr Sicherheit für unsere Schulkinder, für alle, die wir ohne Autos unterwegs sind. Es geht darum, dass die Stadtpolitik endlich handelt. 

Jetzt können und müssen wir der Politik und der Stadtgesellschaft zeigen, dass es uns nicht egal ist, wenn immer wieder Menschen im Autoverkehr sterben oder schwerst verletzt werden, dass wir uns elend fühlen, wenn wir hören, dass so viele Kinder auf einer Fußgängerinsel überfahren werden, dass es uns erschüttert, dass dabei eine Frau in der Mitte ihres Lebens zu Tode kommt. 

Wir wollen, dass jetzt etwas getan wird gegen das Sterben auf unseren Straßen.