27. März 2023

Unfreundliche Baustelle

Es ist halt immer das Gleiche. Baustelle, alles gesperrt, Radfahrende können sehen, wo sie bleiben. 

Für Autofahrende ist der Abschnitt der Heusteigstraße bei der Schule eine Sackgasse. Für Radfahrende gibt es an der Wendeplatte eine Überfahrt über den Gehweg. Die Strecke ist nicht unwichtig, denn auf der parallelen Hauptstätter Straße oder der Filder-/Immenhofer Straße will man nicht radeln. 

Aber wer hier jetzt an der Baustellensperrung an der Kreuzung mit der Römerstraße angelangt ist, hat eigentlich keine Alternative, als komplett umzudrehen. Eine Umleitung ist natürlich auch nicht ausgeschildert. Und wie üblich ist die Beschilderung missverständlich. 

25. März 2023

Lastenräder mit Brennstoffzelle

Lastenräder mit einer Brennstoffzelle auszurüsten, ist möglich. Aber ist es auch sinnvoll? 

Die Stadt Stuttgart fördert laut einer Pressemitteilung innovative klimafreundliche Mobilität. Nun hat das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts unterschiedliche Lastenräder (nicht das auf dem Foto) mit einem Brennstoffzellenantrieb entwickelt, sogenannte FCCP, also Fuel Cell Cargo Pedelecs. Diese Lastenräder sollen bis zum Sommer im Killesberg-Park und dem Hauptklärwerk Mühlhausen eingesetzt werden. Dabei wird ihr Potenzial untersucht. 

Der Vorteil von Brennstoffzellen-Lastenrädern: Ihre Reichweite sei größer, heißte es in der Mitteilung, die Räder ließen sich auch bei Minus-Temperaturen verlustfrei fahren, wo Akkus versagten. Getankt sei auch schneller als der Akkus aufgeladen ist, und die Akkus müssten zu oft teuer ersetzt werden. 

Der Nachteil: Es gibt überhaupt nicht genug Wasserstoff.

24. März 2023

Solidarität mit den Stuttgarter Straßenbahnen

Die SSB bekommt von einzelnen Männern Prügel, weil ihre Werbeagentur Autos verhüllte, versehen mit den Sprüchen:

 "Park dein Geld lieber woanders" oder "Dies ist ein Auslaufmodell" oder "Das Parkzeitalter ist abgelaufen"

Ich gratuliere der SSB zu dieser gelungenen Werbekampagne und schließe mich ihr an. Autos sind teuer, nicht nur für ihre Besitzer:innen, sondern auch für die Gesellschaft, die sie hoch subventioniert.  

Die Entrüsteten sehen in der Verhüllung von Autos (dir übrigens Autos der Werbeagenturen waren (Bilder unten) eine Aufforderung, sich kein Auto zu kaufen oder es abzuschaffen, was unserer Autoindustrie schade. Ähnlich regte man sich in den sechziger Jahren auf, wenn ein jemand öffentlich zum Kirchenaustritt aufforderte. 

Die Leute, die diese geistreiche Kampagne kritisieren, möchten offensichtlich nicht, dass die SSB sich den Stuttgarter:innen als Alternative zum Autobesitz anbietet. Sie möchten die Mobilitätswende nicht, die bedeutet, dass Menschen ihr Geld sinnvoller investieren als in Autos, beispielsweise in ein Stadtbahn-Abo, eine Bahncard und/oder in ein gutes Pedelec. Ein bisschen Radfahren oder Stadtbahnfahren ist ja schön und gut, aber kein Auto haben, das geht zu weit! Nun rudern die Verantwortlichen zurück. So mächtig ist die Autoindustrie. 

Aus gegebenen Anlass deshalb die Guerilla-Werbekampagne von Radfahren in Stuttgart. 

23. März 2023

Warum Fußgänger:innen den Radweg benutzen

Vom Botnanger Sattel geht es für Radfahrende auf dem Gehweg nach Bontang hinunter. Er ist als geteilter Geh-und Radweg ausgeschildert. 

Das Ganze ist ein Zweirichtungsradweg, man radelt auch hier rauf. Dabei gibt es ein Problem. Er liegt nämlich auf der Geländeseite, die Fußgänger:innen sollen zwischen Radweg und Fahrbahn gehen. Fußgänger:innen gehen aber gar nicht gern so dicht neben dem brausenden Autoverkehr. Eltern mit Kindern schon gar nicht, da muss man ein kleines Kind ja immer an der Hand halten. Zudem befinden sich die Kinder noch viel näher an den Auspüffen der Autos. 

Fußgänger:innen, die hier - zugegeben - nicht zahlreich unterwegs sind, gehen eigentlich immer auf dem Radweg. Ohnehin sehen sie weder Radwegschilder noch Markierungen und die Außenseite des Gehwegs ist ihr natürlicher Schutzraum. Radfahrende müssen dann über die Fußwegseite ausweichen, ganz abgesehen davon, dass die Kurve unten nicht auf Entfernung einsehbar ist. Geht alles irgendwie, und das schon seit Jahren, ist aber nicht gut. Es ist eine Anordnung, die beide Verkehrsarten zu regelwidrigem Verhalten verführt beziehungsweise zwingt. Auf Radwegen darf man nicht gehen, und Radfahrende dürfen von ihrem Radweg nicht auf die Fußwegseite abweichen, das gilt dann als Gehwegfahrt. 

21. März 2023

Der Höllentunnel unterm Flughafen

Unter der Landebahn des Stuttgarter Flughafens führt ein Tunnel hindurch, der  Filderstadt/Bernhausen mit Plieningen verbindet. Und zwar für Menschen, die in Autos fahren. 

Radfahrenden und Fußgänger:innen steht nur ein einziger Gehweg auf einer Tunnelseite zur Verfügung. Da die Fahrbahn für Fahrräder gesperrt ist, müssen sie unter der Bedingung der Gehwegfreigabe (Schrittgeschwindigkeit!) den Gehweg benutzen, dessen Verkehrsfläche so knapp bemessen ist, dass Fährräder nicht aneinander vorbei kommen, ohne dass sich die Lenker verhaken, Satteltaschen bleiben aneinander hängen, einem Fahrrad mit Anhänger darf niemand entgegenkommen. 

Wird der Tunnel für Autos gesperrt, fragte die Stuttgarter Zeitung Anfang März.

19. März 2023

Das routinemäßige Missverständnis der Unfallstatistik

Baden-Württemberg hat Zahlen zu Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr vorgelegt. Wie jedes Jahr ist die Interpretation der Statistik eher irreführend und stellt das Radfahren als besonders gefährlich dar. 

Die Presse spitzt die Unfallbilanz 2022 auf den Satz zu, erstmals seien im Land mehr Radfahrende getötet worden als Motorradfahrende. Das klingt, als ob das irgendwie ein Erfolg sei. Das legt die Pressemeldung des Landes nahe. Die steigende Zahl der Unfälle mit Fahrrädern sei besorgniserregend, erklärte der Landesverkehrsminister und lässt sich mit folgenden Worten zitieren: „Im letzten Jahr starben erstmals mehr Radfahrende als Motorradfahrende auf den Straßen Baden-Württembergs. Etwa zwei Drittel der tödlich Verunglückten war mit einem Pedelec unterwegs, 45 trugen keinen Fahrradhelm. Der Fahrradhelm kann Leben retten.“ "Radfahren ist tödlicher als Motorradfahren", macht t-online daraus. Und da wird es hanebüchen. 
 
Dem Bericht des Landes fehlen sämtliche Bezugsgrößen, die eine realistische Einordnung erlauben würden, weshalb ein völlig falscher Eindruck zum Nachteil der Radfahrenden, insbesondere der Pedelec-Radler:innen entsteht. Wieder einmal wird das Radfahren als besonders selbstgefährdendes Tun in die Schlagzeile gesetzt und zur Leitaussage gemacht. Warum eigentlich? Es stimmt nämlich nicht.