Je mehr Fahrräder bei uns in Stuttgart unterwegs sind, darunter viele neue, desto mehr wird jetzt auch geklaut. Der perfekte Diebstahlschutz fehlt noch. Aber man kann einiges tun, um das zu verhindern.
Wer klaut? Es klauen Banden, die Fahrräder in den Osten verkaufen, es klauen Leute, die gerade schnell ein Fahrrad brauchen, und es klaut der neidische Nachbar. Am besten kann man sich gegen Gelegenheitsdiebe schützen. Man schließt das Fahrrad mit einem stabilen Faltschloss oder einer stabilen Kette an einem Radbügel an. Wenn man das Rad länger oder über Nacht draußen stehen lässt, dann ist ein zweites Schloss gut, etwa ein Felgenschloss. Zwei Schlösser knacken, vor allem, wenn eines davon ein Zahlenschloss und das andere eines für einen Schlüssel ist, das macht niemand auf die Schnelle. Mit Bolzenschneidern kriegt kriegt man allerdings alles auf. Je schwerer die Kette, desto größer muss der Bolzenschneider sein.
Diebesbanden dringen dagegen in Garagen und Hauskeller oder Radboxen im Hinterhof ein und nehmen alles mit, auch Pedelecs ohne Akku, was sich leicht verkaufen lässt. Schwerer macht man es ihnen, wenn die Räder alle irgendcwo angeschlossen sind. Und ein oft unterschätztes, aber wirkungsvolles Mittel ist es, das Fahrrad zu individualisieren, also optisch unverkennbar zu machen.
Das hilft auch gegen den neidischen Nachbarn. Es passiert durchaus, dass nicht lange nach dem Kauf eines neuen Fahrrads feststellt: Jemand hat versucht, es zu klauen oder es wurde geklaut, und zwar aus dem Hinterhof oder aus dem Keller, und nur dieses, keine anderen. In diesem Fall hat dich jemand mit dem schicken Fahrrad beobachtet und beschlossen, dass er es haben möchte. Für die Nacht nimmt er sich dann Zeit und probiert alles, um es zu bekommen.
Was hilft? Gegen entschlossene Diebe helfen nur zwei Schlösser (und den Akku rausnehmen, wenn es ein Pedelec ist) und die Individualisierung des Fahrrads. Ein selten genutzer Trick. Aufkleber reichen nicht, es sei denn, es sind viele und sie sind nicht leicht zu entfernen. Auch wenn es einem weh tut, gerade bei einem neuen Rad, aber etwas Farbe auf dem Rahmen über dem Markenamen macht es unattraktiv für alle, die ein schickes sportliches schwarzes Pdelec der Marke Riese&Müller haben wollen oder ein super leichtes Rennrad oder ein edles Trekkingrad. Außerdem kann man ein auffällig individualisiertes Fahrrad auch besser in den sozialen Netzwerken suchen lassen, wenn es einem abhanden gekommen ist.
Worauf achten beim Abstellen? Ich finde Felgenschlösser sehr praktisch, weil man vor dem Bäcker das das Rad schnell abschließen kann, ohne mit Kette oder Faltschloss hantieren zu müssen. Das erhöht die Abschließdisziplin. Wenn man das Fahrrad für länger abstellt, schließt man es mit einem Faltschloss oder einer Kette (die so um die 80 Euro kosten sollten) an einem Bügel oder einer anderen festen Einrichtung an. Gut ist, wenn man zwei Schlossarten verwendet, also einmal Zahlenschloss (oder Fingerabdruckschloss) und einmal eines mit Schlüssel. Diebe sind meist auf eine Schlossart spezialisiert. Je leichter und schicker dass Fahrrad, desto schwerer und fester müssen die Schlösser oder Ketten sein (anders als auf dem Foto). Und wenn sich die Hersteller von wertigen Rädern zu Lenkradschlössern durchringen könnten (YouMo bietet das schon), dann sind die Räder noch besser gegen Bolzenscheneider geschüttzt. Lenkradschlösser lassen den Dieb nur noch im Kreis fahren.
Im Grunde versteht sich von selbsst, dass man ein Fahrrad an einem hellen und belebteren Ort abstellt. Gut ist, wenn man es nicht jeden Tag an denselben Mast kettet (vor allem nachts), damit man nicht berechenbar ist für einen Dieb, der es auf genau dieses Fahrrad abgesehen hat.
Elektronische Sicherungen. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Trackern (die aber monatliche Gebüren kosten) oder von Schlössern, die sich mit 80 Deciebel melden, wenn das Fahrrad von Unbefugt berührt wird. Meist funktionieren sie übe eine Handyapp, die den Alarm ausschaltet, wenn der Besitzer sich nähert. Blöd nur, wenn es gerade nicht funktioniert. Schlechte Erfahrungen habe ich persönlich auch mit Schlössern gemacht, die man per Fingerabdruck öffnen kann. Was beim Handy problemlos funktioniert, erzeugt am Fahrrad Stress: bei Regen (wenn er nass wird) funktioniert der Sensor nicht, die App ist auch sperrig oder funktioniert gerade nicht, und man muss aufladen. Inzischen würde ich nur zu einem Fingerprint-Schloss laden, das mit einem Reserveschlüssel im Notfall zu öffnen ist. Aber damit habe ich dann wieder einen Ansatzpunkt für Diebe. Schlösser mit einer Elektronik sind überdies sehr teuer, die kosten leicht über hundert Euro. Und eine gute Kette muss man ja auch noch kaufen.
Das Fahrrad dokumentieren. Grundsätzlich solltet ihr Fotos von eurem Fahrrad haben, samt Rahmennummer und Marke, die ihr im Falle eines Diebstahlsder Polizei zeigen oder ins Netz oder in die Chatgruppen eueres Freundeskreises stellen könnt. Fotos von auffälligen Merkmalen, einem Sattel, einer besonderen Lenkerklingel oder ähnlichem helfen, dass Fremde euer Fahrrad erkennen, wenn sie vorbeiradeln.
Es gibt auch Versicherungen fürs Fahrrad. Inzwischen greifen sie auch dann, wenn man das Fahrrad im Keller oder Abstellraum nur abschließt, nicht auch noch an ein Rohr anschließt. Im öffentlichen Raum muss es angeschlossen sein. Und man muss genau gucken, ob auch bei der Qualität der Schlösser Mindeststandards verlangt werden. Sie kosten so um die 150 Euro im Jahr.
"Mit Bolzenschneidern kriegt kriegt man allerdings alles auf."
AntwortenLöschenIst das wirklich so? Vielleicht jedes Faltschloss. Es gibt aber ziemlich dicke Ketten- und Bügelschlösser. Ob es Sinn macht ein solches Schloss zu kaufen, muss man selbst wissen.
bei Laufräder mit Schnellspannern (siehe Rennrad in Bild 1) immer die Räder mit anketten, snst steht irgendwann nur noch der Rahmen da.
AntwortenLöschenFingerprintschloss ist ja mal völlig unnötiger Blödsinn. Irgendwann fällt die Elektronik/Batterie aus und das Ding versagt oder klemmt. Wenn so oder so dann och ein Schlüssel als Notöffner dabei ist, ist das nur viel zu teuerer Schnickschnack.
Und mal ehrlich, der lütte Bügel daran erinnert eher an ein Spielzeugschloss fürs "geheime" Tagebuch pubertierender Teenager ;o) und kann mit jedem Bolzenschneider geknackt werden. Warum also über 100 Euro für sowas ausgeben, wenn die Schwachstelle oft eigentlich nicht der Schließmeachanismus ist, sondern der Bügel des Schlosses.
Und Zahlenschloß....jaein... die meisten kann man mit nem Trick und etwas Gefühl beim Drehen der Zahlenrollen überlisten.Auch hier ist es nicht unbedingt die Kostenfrage, ob das Zahlenschloss einigermaßen sicher ist, sondern der Aufbau.
- Anonymous von woanders -
Ich würde auch zur einer Sicherung der Laufräder und der Sattelstütze raten. Pitlock wäre ein Anbieter, billiger ist es natürlich, die Schnellspanner downzugraden.
AntwortenLöschenGrußwort, Georg
Danke, ihr Spezialisten, für die Räder (also die Laufräder) gibt es auch bestimmte Schlüssel-Aufsätze, die den Diebstahl erschweren. Außerdem gibt es auch Schlüsser für Motorräder, die die Bremsen am Lenker blockieren und so weiter. Und vielleicht kriegt mach auch ein Bügelschloss mti dem Bolzenschneider nicht auf. Um so besser.
AntwortenLöschenDer Hinweis mit dem Abnehmen des Akkus ist übrigens wirklich wichtig. Ich hatte mein Fahrrad an einem gut beleuchteten und gut einsehbaren Fahrradständer mitten in der Stadt für nur zwei Stunden abgestellt. Prompt wurde mir der abgeschlossene Bosch-Akku vom Rad geklaut. Ohne, dass irgendeine Beschädigung am Schloss oder Rad zu erkennen war. Die Dinger scheinen also nicht diebstahlsicher zu sein. Glücklicherweise hat die Versicherung gezahlt. Seitdem nehme ich den Akku immer ab.
AntwortenLöschen1. Unter https://bike-bean.de gibt's ein Open-Source Ortungssystem fürs Fahrrad. Datensparsam und je nach Einstellung mit langer Laufzeit.
AntwortenLöschen2. Die Besitzer von ABUS sind radikale Evangelikale, die Frauen aus der Arbeitswelt fernhalten wollen (SZ am 20.6.2019 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/abus-unternehmer-religion-1.4493053 ). Beim nächsten Schlosskauf dran denken!
Danke für die Info, da werd' ich in Zukunft die Finger von ABUS-Produkten lassen!
LöschenWarum soll ein wertiges Schloss mindestens 80 Euro kosten?
AntwortenLöschenUnsere Kettenschlösser haben 8mm stahlfordert und massive Vorhängeschlösser und Kosten ca. 50 Euro. Auch auf dem Markt zahlt man für den Markennamen..
Stahlglieder, nicht stahlfordert..
LöschenBitte bei Kettenschlössern keine alten Vorhängeschlösser verwenden ohne Sicherheitspins. Sonst bekommt die nämlich jeder Grasdaggl innerhalb von ein paar Sekunden auf. Von Kryptonite gibt es beispielsweise schon gute Kettenschlösser für 50€.
AntwortenLöschenMfg Mr. Anonym
Als Schloss sind Bügelschlösser am besten. Insgesamt der beste Schutz, bei kompakter Form und nicht allzu hohem Gewicht. Eine gute Übersicht hier (wenn jemand eine deutsche Quelle ähnlicher Aktualität, Umfangs und Informationsinhalts kennt, immer her damit: https://www.bicycode.org/test-antivol/recherche/
AntwortenLöschenEinem Akku-betriebenen Winkelschleifer kann aber kein Schloss länger als max. 10 Minuten widerstehen. Und Versuche haben gezeigt, es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Passant nachfragt, was man denn da mache, geschweige denn die Polizei ruft (und bis die dann kommt...).
Daher ist jeder Diebstahlschutz relativ.
Ich würde im Gegensatz zu C. Lehmann das Rad allerdings auch bei einem kurzen Halt in der Stadt immer anschließen, ein nur per Rahmenschloss gesichertes Rad kann man immer noch schnell wegtragen. Zum Anschließen am besten ist ein Fahrradbügel (dass davon genug vorhanden sind, ist Aufgabe der Politik, und bitte keinen Firlefanz, einfache U-förmige Bügel bitte!).
An Schildermasten etc. nicht über Nacht, oder stundenlang anschließen, ein Schild kann man abschrauben und das Rad drüberheben. Bei allen Anschließorten darauf achten, dass diese fest verankert sind, nicht etwa nur verschraubt, und nicht von Dieben präpariert (durchgesägt und Klebeband drüber...)
Beim Anschließen immer den Rahmen und ein Rad zusammen an den Gegenstand befestigen, das Schloss nicht auf den Boden, mit der Schlossöffnung nach unten. Bei längerem Aufenthalt kann man das zweite Rad mit einem Zusatzkabel in das Bügelschloss mit einhängen.
Ansonsten wurden die wichtigsten Verhaltensregeln bezüglich Ort, Dauer, Häufigkeit und Regelmäßigkeit bereits genannt. Alles was berechenbar ist erhöht das Diebstahlsrisiko.
Jörg
AntwortenLöschenWas mir fehlt ist die Aufklärung. Schön wäre eine Datenbank die von der Polizei, den Versicherern und qualifizierten NGOs bespielt wird. Wo man dann checken, kann ob ein angebotenes Bike vermisst wird. Es verunsichert mich manchmal, wenn ich für den RSV-Vaihingen auf der Radbörse stehe und der Gedanken aufkommt, wir helfen Diebesgut zu veräußern.
Eine weitere zusätzliche Möglichkeit ist die Fahrrad-Codierung. Hierbei gibt es die Methode per Gravur oder mittels einem extrem schwer lösbaren Aufkleber. Der Code enthält Daten zum Besitzer, Anschrift und dem Codierdatum und hilft so der Polizei für ein wieder aufgetauchtes Rad dessen Besitzer zu ermitteln. Natürlich ersetzt dies nicht eine mechanische Sicherung gegen Diebstahl über ein Schloss etc. Dennoch kann der deutliche Hinweis auf dem Rad "Finger weg - Rad ist codiert" für den einen oder anderen potentiellen Dieb eine abschreckende Wirkung haben. Informationen zur Codierung und Termine (für Prägungen) sowie FAQ hierzu gibt es genügend im Internet.
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