Gestern Routinefahrt vom Süden nach Cannstatt. Wind um die Nase. Alles friedlich. Ich entscheide mich für die Hauptradoute 1.
In der Tübinger Straße, wo die Kreuzungen gerade für die Fahrradstraße neu markiert worden sind (was mich freut), frage ich mich, ob ich eigentlich jemals die Fahrradstreife der Polizei zu sehen kriege.
Und auf dem Rückweg sehe ich sie. In der Eberhardstraße. Ich halte an und sage Hallo. "Ich schreibe den Blog"Radfahren in Stuttgart" und bin Stadträtin. Ich habe Sie noch nie gesehen."
Sie seien aber viel unterwegs.
"Fangen Sie gerade an oder haben Sie Schichtende?"
Sie antworten, ihre Schicht gehe noch bis 21 Uhr. Was sie heute denn gemacht hätten? Sie waren auf der Königstraße. Ich habe sie gefragt, ob sie auch die Autofahrer kontrollieren, die ihre Fahrzeuge in die Königsstraße gefahren haben. Dass die Autos da stehen, sei ja mittlerweile schon normal. Die Fahrer werden auch bebußt.
Dabei fährt an uns vorbei ein Sprinter vor zur Radampel an der Eberhardstraße Ausgang Torstraße. Ich sagte: "Und der darf da auch nicht fahren. Er ist zwischen zwei Einfahrt-verboten-Schildern durchgefahren." Es sei unheimlich schwierig, so die Antwort, so einem Auto mit dem Fahrrad hinterherzufahren.
Eine wichtige Sache habe ich begriffen: Die Radstreife begreift sich in der Tat als für die Kontrolle von Radfahrenden zuständig. Dabei verbinden wir Radler/innen eigentlich mit Polizisten auf Rädern auch die Hoffnung, dass sich die Perspektive auf Autofahrer ändert. Dass sie erleben, wie oft Autos auf Radstreifen halten und sogar parken. Das scheint jedoch nicht das primäre Ermittlungsinteresse des Rad-Ordnungsdiensts zu sein. Kommt aber vielleicht noch.
Ob ich ein Foto machen dürfe. Darf ich. Dann weiter. In der Tübinger Straße stauen sich die Autos.
Am Marienplatz beim Galao ist eines von elf Parklets aufgebaut, mit denen Studenten des Reallabors für Mobilität der Uni Stuttgart untersuchen, was passiert, wenn am Straßenrand eine Fläche von der Größe eines Parkplatzes für ein paar Wochen für andere Aktivitäten genutzt wird als für das Abstellen eines Autos. Zum Beispiel für konsumfreier Aufenthalt. Ich sehe Freunde dort sitzen, stelle mein Fahrrad ab und setze mich dazu. Wir unterhalten uns.
Während sich das Blech tatsächlich vollständig rund um den Marienplatz staut, radle ich dann rüber zu Rewe und kaufe noch was ein. Dann hoch, nach Hause.
Radfahren ist einfach schön. Man ist mitten in der Stadt, trifft Leute. Der eigene Kiez wird zum Dorf. Ich habe mich gefragt, ob manche Menschen Autos so lieben, weil sie die Stadt und ihre Leute von sich fern halten wollen. Kein Kiez, keine Heimat in der Stadt, keine Freund/innen, die sie auf der Gasse treffen könnten. Oder sie haben einfach noch nie erlebt, wie bequem und heiter es ist, sich per Rad durch die Stadt zu bewegen, meiner Stadt, in der ich daheim bin. Echt daheim.
Schöner Text, vielen Dank dafür!
AntwortenLöschenIn der Stadt ist es alles andere als schwierig einem Auto nachzufahren. Spätestens an der nächsten roten Ampel hat man es. Und dann ist da noch ein Nummernschild. Also billige Ausrede. Wie erwartet.
AntwortenLöschen@Christine: Danke, netter Blog-Eintrag zum Fahrrad-Lifestyle.
AntwortenLöschenAlso die Dienstaufgabe der Stuttgart Fahrradstaffel verstehe ich auch nicht so recht: übernimmt Kleinigkeiten um den Eckensee bzw. die Königsstraße oder Drogendealer-Kontrolle im S21-Korridor, aber ansonsten nur auf Patrouille (Spazier-)Fahrten. Vorzugsweise bei schönem Wetter, so zumindest bei all meinen sieben Sichtungen und ich fahre bei jedem Wetter!
Immerhin habe ich die Staffel nun schon mal außerhalb des Talkessels in Bad Cannstatt gesehen: zum einem am Biergarten Mühlgrün und leicht irritiert kurz vor der Querung vom Spielplatz Sailerwasen zum weiteren Neckardamm, um den Hochbunker Cannstatt.
Wegen der "unmöglichen bzw. komplizierten" Strafverfolgung von motorisierten Verkehrsteilnehmern - diese Auffassung passt nach deren Selbstverständnis schon, denn laut der offiziellen Pressemitteilung (Juli'15) erweitert die Staffel nur das "... das Repertoire taktischer Möglichkeiten ... Darüber hinaus sind die Elektrofahrräder eine Antwort auf die Herausforderungen der Topographie der Landeshauptstadt. ...".
Obwohl man mit diesen Möglichkeiten durchaus Auffälligkeiten während der Streifenfahrt per Funk an die (motorisierten) Kollegen weitergeben oder auch selbst handeln könnte - wenn man denn wollte und die Kapazitäten dafür vorhanden wären.
Gleichfalls vielen Dank! Man fühlt sich aus dem Herzen gesprochen.
AntwortenLöschenIch habe sie auch schon in Sommerrain auf dem Feldwegen Richtung Fellbach gesichtet.
AntwortenLöschenOffenbar gibt es unterschiedliche Arten, das Radfahren zu genießen. Mein Favorit ist eine Tour durch den Wald zu meiner Arbeit, auf welcher ich selten anderen Menschen begene und daher die Seele baumeln lassen kann anstatt mich auf den Verkehr oder andere Menschen konzentrieren zu müssen.
AntwortenLöschenRadfahren ist einfach schön! Punkt!
AntwortenLöschenHeute morgen bei herrlicher Luft gemütlich zur Arbeit geradelt, die ersten Sonnenstrahlen genossen. Das einzige Hindernis war ein Eichhörnchen, das noch schnell vor mir über die Straße huschen musste.
Und heute Abend freue ich mich wieder bei der CM mitzufahren. Dieses mal hoffentlich mit der Premiere meines neuen alten Rades , das die letzten Wochen liebevoll vom Göga hergerichtet wurde.