15. Juni 2025

Die Berliner Kantstraßen-Posse

Quelle: Appel Karten
Der Streit um den Radfahrstreifen in der Kantstraße in Berlin zeigt vor allem, welche Probleme Autofahrende verursachen, wenn sie notorisch die Verkehrsregeln missachten. 

Wie hält man Autofahrende davon ab, einen Radfahrsteifen an einer Straße mit vielen Läden und Wohnungen zum Abstellen von Fahrzeugen zu missbrauchen? Man legt ihn als Radweg zwischen den Bordstein und eine Reihe links davon angelegter Autoabstellflächen. Die geparkten Autos schützen den Radfahrstreifen. Links davon fließt der Verkehr. So ist es seit 2020 in Berlin. Gute Idee. Allerdings bemängelt die Feuerwehr, dass sie mit großen Fahrzeugen nicht zwischen die geparkten Autos und dem Gehweg auf den Radfahrstreifen passt, und befürchtet, dass sie vom linken Fahrstreifen aus mit Drehleitern die oberen Stockwerke der Wohnhäuser nicht erreicht. Die Presse malte schon das Szenario an die Wand, dass die Mieter:innen der oberen Stockwerke ausziehen müssten. 

Für die Stadt war im Oktober vergangenen Jahres die Lösung ganz einfach. Man verlegt die Autoabstellplätze nach rechts an den Gehweg und führt den Radfahrstreifen zwischen den parkenden Autos und der Autofahrspur entlang. Dann kann die Feuerwehr sich auf dem Radstreifen deutlich dichter an den Häusern aufstellen (hat allerdings eine Reihe geparkter Autos zwischen sich und Gehweg). Der Berliner Senat hat das inzwischen nun auch so angeordnet. Busse und Radfahrende sollen die rechte Fahrspur links neben den am Bordstein geparkten Autos bekommen, der Autoverkehr soll auf der linken Fahrspur fahren.  Dagegen aber wehren sich unter anderem die Radverbände. 

Die Lösung wäre ja eigentlich wirklich ganz einfach, wenn nicht zu befürchten wäre, dass die Fahrer:innen von Lieferfahrzeugen, aber auch Privatwagen ihre Autos "nur mal eben kurz" oder auch für länger in zweiter Reihe auf diesem Radfahrstreifen abstellen und Radfahrende sich darum immer wieder in den fließenden Autoverkehr einordnen müssen, was eine Gefährdung darstellt, so die Argumentation des  ADFC, der für morgen (16. Juni) zu einer Demonstration aufruft. Ob die Autofahrenden in Berlin eine Busspur (gemeinsam mit dem Radstreifen) besser respektieren als in Stuttgart, scheint auch fraglich. Auch Teile des Bezirksstadtrats sind gegen diese Lösung und schlagen vor, dass der Parkstreifen (der Mittelstreifen) schmaler und der Radfahrstreifen damit breiter wird, damit die Feuerwehr reinpasst. Das aber hat Verkehrssenatorin jetzt abgelehnt und den Rückbau angeordnet. 

Die einfachste Lösung wäre natürlich: Man nimmt den Autoabstellstreifen ganz weg, dann gibt es Platz für einen nach links zum Autoverkehr und gegen Missbrauch wirksam geschützten Radweg entlang des Gehwegs (also physisch abgetrennt von der Fahrbahn). Womöglich könnte man die Fahrbahn mit ihren drei Spuren dann auch so aufteilen, dass der Bus eine Fahrspur für sich hat. 

Um es noch mal klarzustellen: Das Problem ist nicht der Radfahrstreifen oder der Radverkehr, der Platz braucht und haben muss, das Problem sind die die Autofahrenden. Würden sie nicht auf Autoabstellflächen im öffentlichen Raum beharren oder würden sie sich an die Verkehrsregeln halten und nicht auf Radfahrstreifen halten oder parken, müsste man sich hier nicht so streiten. 

4 Kommentare:

  1. Da sind 30 (in Worten dreißig!) Meter zwischen den Häuserfronten, und man will uns weismachen, dass kein Platz da ist???

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  2. Man könnte auch den Parkstreifen nach links verlegen, an den Mittelstreifen, dann könnte die Feuerwehr noch näher an der Bebauung stehen und die Autos wären aus dem Weg.
    Karin

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    1. Schöne Idee. Dann müssten die Beifahrer:innen immer in Richtung Autofahrbahn aussteigen. (Wobei in den meisten Autos ja nur einer sitzt). Aber zusammen mit Tempo 30 gut machbar.

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    2. Es muss ja nicht immer besonders bequem sein, wenn man schon sein Heiligs Blechle kostenfrei abstellen kann. Beim Rechtsparken muss der Fahrer auch auf der Verkehrsseite aussteiegn, warum nicht auch mal zur Abwechslung der Beifahrer.
      Karin

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