18. August 2025

Das Pedelec-Auto

Das Pedelec hat drei Räder, ein Lenkrad, ein Dach, Pedale und elektrische Trethilfe bis 25 km/h. Eine Hamburger Firma hat den Hopper entwickelt. Er kostet ungefähr 11.000 Euro. 

Der Spiegel hat ihn getestet und dazu eine langes Video gemacht, das man hier sehen kann. Gemacht ist das Gerät zunächst, um Leute in der Stadt auf das eigentlich viel praktischere Fahrrad zu bringen, die sich vor schlechtem Wetter und der Kibbelei eines Zweirads fürchten, oder die gerne bequem zu zweit radeln oder Lasten transportieren wollen. In den Kofferraum geht mindestens eine Getränkekiste, die Oma oder der Opa oder zwei Kinder können auf dem Rücksitz mit genommen werden. 

Kurios ist allerdings, dass der Hopper übers Hinterrad gesteuert wird, also im Heck. Er kann sich dadurch zwar auf der Stelle drehen und auf minimalem Raum wenden (durchaus ein Vorteil), verhält sich in den Kurven aber wie ein Boot mit Hecksteuerruder, schlägt also hinten aus, und das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Dafür hat es ein Lenkrad, unter dem ein zweiter Ring liegt: die Handbremse für die beiden Vorderräder. Sie ist damit in jeder Lenkradstellung mit den Fingern erreichbar. Für das Hinterrad gibt es auch noch eine Fußbremse. Die Frontscheibe hat einen Scheibenwischer, den man allerdings mit der Hand bewegen muss, dafür aber ein Gebläse, dass die Scheibe von innen frei von Beschlag hält. 


Der Hopper ist ein Meter breit und damit für unsere Radwege geeignet, wenn auch unsere Radwege nicht unbedingt immer für ihn geeignet sind. Im Begegnungsverkehr muss man aufpassen. Er wiegt natürlich viel. Allein der Akku wiegt über zehn Kilogramm, er kann auch entnommen und in der Wohnung aufgeladen werden. Die Reichweite wird (im flachen Hamburg) mit 60 km angegeben, was im bergigen Stuttgart vermutlich 30 km bedeuten würde. (Eine Version mit Solardach ist in Arbeit.) 

Das Gefährt scheint mir gut durchdacht. Es ist nichts für Leute, die gerne Rad fahren, sondern eher für Leute, die sich nur schwer vom Auto lösen können, aber erkannt haben, dass Radfahren in der Stadt eigentlich praktischer ist und einen schneller ans Ziel bringt. Es ist billiger als ein Neuwagen und bringt viele der Vorteile des Radfahrens mit: Man bewegt sich, man kommt fast überall durch (nur Schieben geht halt nicht) und überall hin, wo man mit dem Fahrrad fahren darf (in Wäldern, im Schlossgarten etc.). Und man muss keinen Parkplatz suchen, weil man es als Fahrrad neben Radbügeln oder auf dem Gehweg (ohne jemanden zu behindern) abstellen kann. Wie mit dem Fahrrad kann man - wenn es Radwege oder Radfahrenstreifen gibt - am Autostau vorbei fahren. Wenn es regnet, bleibt man trocken (für stürmisches Wetter mit schrägem Regen, kann man Seitenverkleidungen dazukaufen), im Sommer bleibt man im Schatten. Probefahrten sind in Süddeutschland in Ulm und Freiburg möglich. 

Ich vermute, es wird nicht mehr lange dauern, da werden wir den Hopper oder ähnliche autoähnliche Pedelecs vermehrt auf unseren Straßen sehen. Sie könnten viele Lastenräder für den Familientransport ersetzen. 

5 Kommentare:

  1. Könnte im Prinzip ja Sinn machen.
    "Ich vermute, es wird nicht mehr lange dauern, da werden wir den Hopper oder ähnliche autoähnliche Pedelecs vermehrt auf unseren Straßen sehen."
    Aber WO auf unseren Straßen?
    Auf den eh systematisch unterdimensionierten 'Nebenanlagen' aka 'Radwege', oder auf den Fahrbahnen, die dazu geeignet wären solchen Mobilen eine verträgliche Infrstruktur zu bieten (aka 'Autofahrbahn')?
    Die gegenwärtigen Richtlinien, die ja vermutlich von der neuen ERA bestätigt werden, sehen als Regelmaß 250cm für 2richtungsrad-Gehwege vor.
    Wie soll denn das funktionieren?
    Kurvenradien z.B. werden ja in der Planung vollständig ignoriert (nötig wäre ja eine radienspezifische und an Entwurfsgeschwindigkeit orientierte Verbreiterung), die Losung lautet vielmehr: Nichtautos gehören in die planvoll unterdimensionierten Randbereiche (Planung von Innen/Autos nach Außen/Rad-Fuß), und es gilt weiterhin zuförderst die notleidenden Eigner der Automobilindustrie zufrieden zu stellen.
    Arbeitsplätze?
    Ja, da wäre ein r i e s i g e s Potential im Umweltverbundverkehr, aber: hmm...
    So werden sich denn die diversen als 'Fahrrad' klassifizierten Vehikel auf 'separierten (Vorbild NL !???) Wegelchen in die Quere kommen, es wird die zunehmende Zahl an Unfällen skandalisiert werden, Helme als Heilmittel werden empfohlen werden, die 'Verkehrswende' wird gefeiert werden, während Zahl und Fahrleistung der Autos und des LKW Verkehrs weiter und weiter und weiter und weiter und weiter und weiter und weiter ... ... ... ansteigt.
    Alfons Krückmann

    AntwortenLöschen
  2. Ähnlich wie Alfons Krückmann sehe ich es auch.
    Ich hoffe mal, dass der „Hopper“ wie ein KFZ eingestuft werden wird und nicht auf Radwege darf. Diese „eierlegende Wollmilchsau“ vereint die Bequemlichkeit, die alle KFZ-Lenker wollen, mit dem fast ungehinderten Vorankommen der Radfahrer. Der Traum der KFZ-Lenker!

    Es wird aus praktischen Gründen scheitern. Die Bilder sind im Text gut gewählt!
    I
    ch denke da an Einbahnstraßen (Bild oben), die in Gegenrichtung für den Radverkehr freigegeben sind. Mit dem Fahrrad klappt das noch. Aber mit dem Hopper? In meiner Umgebung sind die Einbahnstraßen sehr eng; der Hopper würde nicht durchkommen. So eine breite Einbahnstraße wie auf dem Bild kenne ich nicht.

    Auch ein anderes Bilder ist schön (u.r.); eigentlich ein Alptraum:
    Ich fahre über Gleise und komme nicht mit dem Ding durch die Umlaufsperre und die Bahn kommt. Die „Insel“ ist zu klein um dort stehen zu können, das Ding kann ich nicht zur Seite bewegen und Rückwärts geht es auch nicht.

    Thema „Betteltasten“: Die sind auch schwer zu erreichen. Vor allen Dingen, wenn es regnet, wird keiner sein Gefährt verlassen wollen (-> Bequemkichkeit). Ober man baut noch ein Roboter-Ärmchen ein.

    Der Hopper kann nur funktionieren, wenn es keine Radwege und extra Infrastruktur für Radler mehr gibt und alle auf der Fahrbahn fahren müssen. Alles andere ist nur eine Problem-/ Bequemlichkeitsverlagerung.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Während ich die Bedenken weiter oben auch teile, kann ich mir schon vorstellen, dass der Impuls auch positiv ist. Im Grunde ist das ein ein leichtes Elektrofahrzeug im (auch rechtlichen) Gewand eines Pedelecs -- inwiefern man bei einem Leergewicht noch von Motorunterstützung reden kann ist sicherlich fragwürdig, gerade in der gezeigten Sitzposition (außer es ginge um Unterstützung des Motors), aber vielleicht auch nicht so wichtig. Es gibt einige vergleichbare Kleinstfahrzeuge, die sich zwischen Fahrzeugklassen bewegen (Kabinenroller, Twike) oder klar(er) Fahrräder sind (Leitra, Leiba classic (35kg), andere Velomobile) -- gemeinsam haben sie, dass sie in sehr geringen Stückzahlen existieren. Daher erwarte ich praktisch erstmal eher keine Probleme. Umgekehrt wird man auch auf der positiven Seite keine "Masseneffekte" erwarten können, vielleicht ein weiteres "Ach die Möglichkeit gibts auch", vielleicht sogar etwas mehr Normalisierung von Fahrrädern auf der Fahrbahn, wer weiß.
      Was man an Kleinstmobilität häufiger sieht, sind Mobility-Scooter, die meines Wissens rechtlich als Krankenfahrstühle Fußwege und Fahrbahn nutzen dürfen (je nach Geschwindigkeit?), was einigermaßen vergleichbar zu diesem Fahrzeug hier klingt.

      Insgesamt, als weitere Möglichkeit zur Mobilität (deutlich) unterhalb der 1000kg, bin ich vorsichtig optimistisch.

      Löschen
  3. Was hier beschrieben wird gilt großenteils auch für andere Spezialräder, Lastenräder Liegeräder, Dreiräder, Handbikes, oder auch Longtails, Tandems oder Räder mit Anhänger. Die Infrastruktur/Radwegebastelei hierzulande ist dafür nicht geeignet, derlei wird oft bei der Konzeption schon vergessen, Kurvenradien sind zu klein, Aufstellflächen sind zu kurz, oder es werden unpassende Poller, Sperren etc. eingebaut um die Mitbenutzung durch den MIV zu verhindern etc.

    Radverkehr ist Outgroup, da gehen Dinge wie dieser Hopper nicht, und wäre er Ingroup , dann wäre sowas weitgehend nutzlos und würde gar nicht erst erfunden, bzw verkauft.

    AntwortenLöschen
  4. "Der Hopper ist ein Meter breit und damit für unsere Radwege geeignet,"
    Nein.
    Die real existierenden Radwege mit ihren mangelhaften Entwurfsgeschwindigkeiten mangelhaften Breiten und gefährdenden Knotenpunkten, Einmündungen und Sperrgittern geben das nicht her.
    Manchmal ja, aber als System definitiv nicht, sofern wir davon ausgehen, dass relevante Verkehre abgewickelt werden sollen.
    Gleiches gilt für den Parkraum. Das hat, genau wie breite Lastenräder, Anhänger usw. auf Gehwegen in vielen Fällen nichts zu suchen.
    Alfons Krückmann

    AntwortenLöschen