In Sindelfingen sind etliche Kilometer der R 7 markiert und gestaltet worden. Begonnen wurde im März am Maichinger Bogen mit der Lindenstraße.
Blogleser Dirk ist drei Kilometer der Strecke Richtung Maichingen Nord abgeradelt und hat mir die Fotos geschickt, die ich hier zeige. Vorausgegangen sind acht Jahre Bürgerbeteiligung und Planung, bevor der erste Abschnitt der R 7 (Radroute 7) in der Lindenstraße als Fahrradstraße mit Vorfahrt für Radfahrende vor allem farblich gestaltet wurde. Es gibt Seitenmarkierungen, Mittelstreifen und Abstandshalter zur Dooringzone. Die Kreuzungsbereiche sind rot markiert. Auch wenn - wie immer - einige finden, das sei zu viel Farbe und für den Radverkehr werde zu viel Geld ausgegeben (weshalb sie endlich Steuern zahlen müssten) - sehe ich auf den Fotos eine eindeutige, durchgehende und einladende Radinfrastruktur, die zeigt, dass Radfahrende der Stadt etwas wert sind. Ich fühle mich an Bilder aus den Niederlanden erinnert und finde das Ganze schön.
Konflikte gab es übrigens keine großen, denn Parkplätze mussten auf der ganzen Strecke so gut wie keine für den Radverkehr hergegeben werden. Die Lindenstraße führt an einem Wohngebiet entlang, wo die Leute in den Seitenstraßen parken und die meisten auf dem Grundstück ihre Stellplätze haben. Die Straßenrandstellplätze, die es gab, wurden erhalten. Die Restfahrbahn ist für den Radverkehr breit genug.Der größte Teil der Strecke, die Dirk und ich im Folgenden beschreiben, war auch vorher schon eher dem Fuß- und Radverkehr vorbehalten, Autos fuhren gar nicht oder kaum. Das macht es einer Stadt grundsätzlich leichter, Fahrbahnen für den Radverkehr einzurichten.
Beginnen wir an der Einfahrt in die Lindenstraße. Die Ein- und Ausfahrt in Blickrichtung Maichinger Bogen sieht so aus (Foto). In die Lindenstraße durfte man übrigens auch vorher mit dem Auto nicht einbiegen (aus ihr rausfahren aber schon). Da man weder mit dem Auto noch mit dem Fahrrad aus der Lindenstraße rausfahrend über den Mittelstreifen der vierspurigen Fronäckerstraße kommt, wird man per Linkssabbiegepfeil auf den linksseitigen Gehweg geschickt. Autofahrende können sich rechts davon aufstellen, wenn sie raus und nach rechts fahren wollen. In die andere Richtung geblickt, in die Lindenstraße hinein, sieht es so aus (Foto). Es gibt eine Fahrradstraße mit Mittelstreifen und rechts einem Streifen als Gehweg. Dies ist, lese ich auf Instagram, die erste echte Fahrradstraße in Sindelfingen. (Allerdings soll es 2007 schon mal Radmarkierungen inder Liebenzeller- und Hirschstraße gegeben haben.) Und mit dem Auto darf man die Lindenstraße durchaus noch befahren. Autofahrende, die aus den Seitenstraßen kommen, haben Vorfahrt Achten. Und die Rotmarkierung der Fahrbahn macht sehr deutlich, dass sie sich auf ein Terrain begeben, das für den Radverkehr gemacht ist und auf dem sie nur Gäste sind. Außerdem erfahren sie per Verkehrszeichen, dass sie in eine Parkverbots-Zone einfahren (Halten noch erlaubt). Was Dirk vermisst und was alle Radfahrenden, die nicht ortskundig sind, noch vermissen dürften, ist die Wegweisung. An diesem Abzweig (Foto) zu den Sportplätzen erfahren wir jedenfalls nicht, wo es hin geht, sehen aber, dass der rote Belag sich in eine Seitenstraße hinein zieht, dies also irgendwie ein Weg ist, den viele Radfahrende nehmen könnten. Aber vielleicht kommt die Wegweisung ja noch.Am Ende des Wohnviertels geht es - immer auf der Ostseite der Bahnlinie - dann doch schmaler weiter: auf einem Feldweg und über Querstraßen, eine davon mit einer Ampel mit Induktionsschleife. Auch hier waren vorher keine Autofahrenden unterwegs. Die Führung für den Radverkehr ist klar und eindeutig.
8 Jahre Planung für 3 km Fahrradstraße; welche kein Neubau ist, sondern lediglich eine Umwidmung. Puhh!
AntwortenLöschenAber das Ergebnis sieht anhand der Bilder wirklich gut aus.
Thomas
Danke für die "Blumen"!
AntwortenLöschenTrotzdem ein paar Anmerkungen zur sachlichen Ergänzung:
1.
Die Einfahrt in die Lindenstraße aus der Fronäckerstraße war vor der Umgestaltung dem Anliegerverkehr gestattet - dies hat sich nun geändert, die Anlieger im Quartier müssen über zwei andere Anschlüsse im Umfeld einfahren. Ausfahren kann der allgemeine Verkehr aber weiterhin.
2.
Der angesprochene 8-Jahres-Zeitraum wirkt etwas verzerrend:
In der Zeit von 2017-2020 hat die Stadt zusammen mit Ihrer Bürgergesellschaft konzeptionell an der Frage gearbeitet, mit welcher Struktur und welchem Verfahren die infrastrukturellen Bedingungen für den Radverkehr in der Stadt verbessert werden können. Ergebnis war das Sindelfinger Radverkehrskonzept mit dem Sindelfinger Hauptradroutennetz als zentralem Bestandteil (vgl. URL https://www.sindelfingen.de/start/Wirtschaft+Verkehr/Radnetzkonzeption.html). Her ergaben sich zum Abschluss des Prozesses Verzögerungen insbesondere aufgrund der Corona-Sondersituation.
2021 erging dann der Auftrag zwei Routen straßenbaulich auszuplanen – unter anderem die hier angesprochene Route „Maichinger Bogen“ (R7). Der Baubeschluss dazu erfolgte zwar 2022/23 aber im Zuge der ausführungsreifen Ausarbeitung waren ergänzende Fragen zur Realisierung der projektierten Anlagen im Nahbereich einer geschützten Lindenallee zu klären, die umfangreiche Anpassungen erforderten. Seit Anfang 2025 sind Abschnitte der Route in Umsetzung. Die Umsetzung erfolgt dabei parallel zur Umsetzung einer weiteren, hier nicht beschrieben Route im Zuge der Liebenzeller-/Hirschstraße in Sindelfingen („Hinterweil-Route“ (R5)).
3.
Verkehrsrechtlich ist die Lindenstraße die zweite Fahrradstraße in Sindelfingen. Der Zug Liebenzeller-/Hirschstraße ist bereits 2012 als solche ausgewiesen worden. Beide sind für den allgemeinen Anliegerverkehr freigegeben. Aktuell wird die ältere der beiden Fahrradstraßen ebenfalls markierungstechnisch aufgearbeitet.
4.
Die vollständige Wegweisung ist für die beiden in Umsetzung befindlichen Routen ausgeplant – sie wird aber als letzter Schritt umgesetzt.
5.
Die außerörtlichen Abschnitte im westlichen Anschluss an die Lindenstraße werden in einem folgenden Bauabschnitt in Wert gesetzt.
6.
Die Markierungen am Schlüsseläckerplatz in Maichingen sollen vor allem die Aufmerksamkeit einfordern – Aufmerksamkeit dafür, dass ein Bereich durchfahren wird, in dem verschiedene Verkehrsteilnehmergruppen Rücksicht aufeinander nehmen sollen und keiner per Se Vorrang genießt. Wenn die Markierungen auffallen, haben sie ihren zweck ja schon erfüllt.
Schauen Sie sich gelegentlich auch gerne mal den Fortschritt im Zuge der Liebenzeller-/Hirschstraße an.
Danke für die Ergänzungen. Die Markierungen am Schlüsseläckerplatz erregen bestimmt Aufmerksamkeit, auch, weil man sie nicht so richtig verstehen kann. Ich finde reine Aufmerksamsspielerei nicht so lustig, weil sie uns Radfahrenden nur bestätigt, dass wir auch durch intensive Grübelei nicht darauf kommen können, was hier gemeint ist und von uns verlangt wird. Uneindeutige Verkehrsführungen und Markierungen schaden der allgemeinen Akzeptanz von Verkehrsregeln. Man muss ja die Chance haben, zu verstehen, was gemeint ist. Das hat man hier nicht. Da wären vermutlich Rad- und Fußgängerpiktogramme auf dem ganzen Platz verteilt eindeutiger und sinnvoller gewesen.
LöschenIch finde vor allem die Ausweisung als Vorfahrtstraße bemerkenswert (sowohl in der Lindenstraße in Sindelfingen als auch auf dem Radweg in Maichingen).
AntwortenLöschenIrgendwo anders (ich meine, es war in Bad Säckingen) hieß es mal, man könne in einer dortigen, längeren Straße keine vorfahrtberechtigte Fahrradstraße ausweisen, da man "Vorfahrt über die nächste Kreuzung" nicht beliebig wiederholen könne. Muss man auch nicht, wie wir jetzt wissen.