25. September 2025

Die Kühle Spur - der Klimawandelradweg

Der Fahrradtourismus bringt Gemeinden richtig Geld ein. Deshalb kümmern man sich in Tourismusgegenden auch um attraktive Radwege. 

Sie sind gut ausgeschildert und praktikabel befahrbar. In Brandenburgt hat man sich jetzt bundesweit ins Gespräch gebracht. Man einen Radweg ausgewiesen, der den heißen Sommern angepasst sein soll. Er heißt die "Kühle Spur" und wurde bis Mitte August von etlichen Medien erwähnt. Eine geschickte touristische Werbung. Die kühle Spur ist dreißig Kilometer lang, der ganze Radrundweg 43 Kilometer. 

Entwickelt wurde sie vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Man wollte zeigen, wie Radwege künftig gestaltet sein sollten, um sich der Klimaerhitzung anzupassen. Wald ist dafür nützlich. Wo er nicht ist, müssen Bäume oder hohe Hecken gepflanzt werden, die Schatten spenden. Außerdem gibt es Trinkbrunnen und Bademöglichkeiten. Mit Drohnen und Wärmebildern ermittelten die Forschenden die Temperaturen in Wäldern, an Baumreihen und in Siedlungsflächen. Sie identifizierten Hot Spots und Cold Spots (kann man auf dieser Seite auf einem Bild sehen.) Der Radweg führt überwiegend entlang kühlerer Strecken. Dafür braucht man allerdings keine Drohnen mit Wärmebildkameras, das wissen die meisten Menschen auch so: Stadtstraßen heiß, Wald kühl, Schattenbäume besser als eine freie Fläche unter sengender Sonne. 

Wie der Radweg sich tatsächlich anfühlt, kann ich nicht beurteilen. Aber Bäume helfen immer, selbst, wenn sie einzeln stehen, die umgebende Luft abzukühlen. Man muss sie aber schnell pflanzen, denn es dauert Jahrzehnte, bis sie so groß sind, dass sie Schatten spenden. Was auch für unsere Städte und städtischen Radwege gilt. 

Der geförderte und forcierte Radtourismus ist allerdings janusköpfig. Denn in den meisten Fällen reisen die Leute nicht mit Rädern zu ihrem Urlaubsort an, sondern im besseren Fall mit dem Zug, meistens aber mit dem Auto. Die Seite "Lausitzer Seenland" empfiehlt direkt die Anreise zum Radweg mit dem  Pkw und bietet kostenlose Parkplätze an. Hm!


10 Kommentare:

  1. Kleiner Tipp: Die Lausitz liegt nicht in Sachsen-Anhalt, sondern erstreckt sich über Sachsen und Brandenburg (ein kleiner Teil auch in Polen).

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    1. Nur noch ein kleiner Korrekturhinweis: Im Text steht weiterhin ‚in Sachsen-Anhalt‘. Tatsächlich liegt die ‚Kühle Spur‘ im Lausitzer Seenland – also in Brandenburg.
      Übrigens: Auf der Detailseite ‚Kühle Spur‘ wird die Anreise nicht nur mit dem Auto, sondern auch per Bahn empfohlen, sogar an erster Stelle.

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  2. Wenn ich das mal eintippe: Stuttgart-Lausitzer Seenlandschaft, dann bekomme ich mit dem PKW 6,5h. Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln 11h - 17,5h.
    Ok, den Bus am Ende würde ich wohl weglassen. Ausserdem noch min. 4x Umsteigen, unbekannte Zugmodelle am Ende der Reise.
    Das würde ich dann wohl nicht an einem Tag versuchen wollen.
    christo.

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    1. "PKW 6,5h.... mit Öffentlichen Verkehrsmitteln 11h - 17,5h"
      Tja, so sieht's aus, Verkehrspolitik im Nachgang der neoliberalen WTO-Verträge der 90er.
      Jetzt stelle man sich noch vor, man wolle den Fahrradurlaub mit einer mehrköpfigen Familie machen und eigenen Fahrrädern. Das war schon vor 10 Jahren nicht mehr möglich, um wieviel weniger heute...

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  3. Hallo Zusammen,
    Solange man in einem ICE nur eine einstellige Zahl an Rädern mitnehmen kann, wird das nichts. Wir sind zu fünft, und fahren eines Familienbus, da passen Räder, Anhänger fürs Gepäck und alle 5 Personen rein.
    Ich bin auch davon überzeugt, dass man nicht immer mit absoluten Ansprüchen das "fast gute" Verhalten madig machen muss, denn faktisch kann so ein Urlaub die Alternative zur Flugreise auf die Kanaren sein. und da ist eine Anreise mit dem KFZ sicher eine recht schonende Variante.
    Das gilt besonders dann, wenn man nicht vor hat einen Flussradweg oder ähnliches zu fahren, denn da ist Start und Zielpunkt ja oft weit auseinander. Für einen Radurlaub mit einer Ferienwohnung als Ausgangspunkt ist das Auto das ideale Anreiseverkehrsmittel. Mit Zug und Rad hat man wenig Kapazität für Gepäck.
    Leider sind die touristischen Radwege hier im Münchner Süden weder gut ausgebaut noch wirklich gut beschildert. Da werden "Miteinander Wege" in die Routen aufgenommen, die eigentlich Wanderwege sind, dabei gäbe es Alternativen für all jene die mit dem Rad fahren wollen, so gibt es natürlich wieder Konflikte.
    Schön wenn es jetzt einen Trend gibt richtige Wege zu bauen, aber das wird noch eine Weile dauern bis es so was in vielen schönen Regionen gibt.
    Gruß Rolf

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  4. Ja, die Anreise mit dem Zug und vielen Fahrrädern erscheint auch mir so umständlich bis unmöglich, dass ich mir den Stress gar nicht antun würde. Wir werden wohl noch ein paar Jahre warten müssen, bis der Politik und Gesellschaft klar wird, dass man den Tourismus per Bahn dringend fördern und ausbauen muss.

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    1. Da stimme ich Ihnen zu – die Anreise mit dem Zug und Fahrrädern ist aktuell wirklich ein großer Hemmschuh. Aber nur nach „mehr Förderung durch die Politik“ zu rufen, reicht wahrscheinlich nicht. Ich glaube, die Gießkanne ist hier das falsche Instrument. Was/Wie würden Sie konkret fördern?

      Ich könnte mir vorstellen, dass flexible Lösungen helfen könnten: Multifunktionsabteile, die je nach Bedarf Fahrräder, Kinderwagen oder Gepäck aufnehmen, oder zusätzliche Fahrradwagen, die nur in der Hauptsaison angehängt werden. Zusammen mit einer nachfrageorientierten Planung – also einer Ausrichtung auf Ferienzeiten, Wochenenden, stark frequentierte Strecken und eventuell sogar KI-gestützte Prognosen, die Wettervorhersagen, Ferienkalender und historische Buchungszahlen verknüpfen – ließe sich das Problem leerer Abteile außerhalb der Hauptreisezeiten oder bei schlechtem Wetter deutlich reduzieren oder wenigstens verringern.

      Darüber hinaus könnten familienfreundliche Preismodelle und Kombiangebote „Bahn + Rad“ die Attraktivität erhöhen. Förderprogramme für Radreisen per Bahn könnten touristische Regionen unterstützen, zusätzliche Shuttle-Züge oder Leihradsysteme anzubieten. Gute Mietradangebote vor Ort würden außerdem dafür sorgen, dass nicht jeder sein eigenes Rad mitbringen muss.

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    2. Wobei es hier ja nicht um Bahnreisen mit dem Fahrrad geht. Ich hatte eigentlich gehofft, irgendwer könnte mir beschreiben, wie die Kühle Spur sich tatsächlich anfühlt.

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  5. Es wird wohl verstärkt vor allem von privatwirtschaftlicher Seite Bemühungen geben, wie sich mit dem beschleunigten Klimawandel Geld 'verdienen' lässt. Möglicherweise lohnt es sich darüber nachzudenken was das perspektivisch bedeuten kann?
    Alfons Krückmann

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