5. November 2021

Gleisanlagen für Radfahrende sicherer machen

Quelle
In Bochum stürzen Radfahrende auf einer bestsimmten Straße immer wieder in Straßenbahnschienen. Das sind Unfälle, die meist zu schweren Verletzungen führen.

Bochum will die Schienen dort jetzt mit Gummilippen versehen. Sie halten das Gewicht der Radfahrenden aus, werden von Straßenbahnrädern aber eingedrückt. Logisch, dass diese Gummilippen nicht ewig halten. Erste Versuche mit solchen Systemen schon 2013 in der Schweiz, über die ich auch berichtet habe, gingen deshalb schief. Das neue System soll den Belastungen jetzt standhalten. Ich gehe mal davon aus, dass Bochum eines verwendet, das nicht nach wenigen Jahren oder gar Monaten kaputt ist und die Gefahren noch vergrößert. 

Gleise auf der Gänsheide
Wir in Stuttgart könnten solche Gummifüllungen gut gebrauchen in den gefährlichen Gleisen etwa auf dem Berliner Platz, in der Böblingerstraße ab Erwin-Schoettle-Platz Richtung Kaltental, oder in der Hackstraße oder auf der Alexander- und Gerokstraße und in der Gänasheide, wo es auch schon  mindestens einen sehr schweren Unfall gab, um nur mal ein paar zu nennen, nämlich überall dort, wo Radfahrende parallel zu Gleisanlagen fahren, aber nicht unbedingt dort, wo sie sie überqueren. Auf geraden Strecken ist das zumindest machbar, ob sich die Gummieinsätze auch an gebogene Schienenstränge wie in der Gerokstraße anpassen lassen oder dafür extra hergestellt werden müssen, weiß ich nicht. 

Gleise werden Radfahrenden vor allem dann gefährlich, wenn sie durch eine Verkehrssituation gerade abgelenkt sind und ein Manöver fahren müssen, das nicht eingeplant war. So stürzte ein Radfahrer in Ulm, der (regelwidrig) links abbiegen wollte, angesichts einer entgegenkommenden Straßenbahn abbremste und in die Schienen geriet. Er wurde schwer verletzt. Aber es genügt, dass ein Fußgänger plötzlich auf die Straße tritt, oder wenn die Straßenverhältnisse sich wegen Regens plötzlich ändern. Für die meisten Radfahrenden geht es nicht glimpflich aus, wenn sie mit den Vorderreifen in die Schienen geraten. Eigentlich Grund genug, den Radverkehr von Gleisanlagen strikt zu trennen. Oder dort, wo das nicht geht, eben tatsächlich Gummilippen einzubauen. 

8 Kommentare:

  1. Eine Kollegin (erfahrene und geübte Radfahrerin) ist vor einigen Jahren in Stuttgart auf einer Kreuzung mit Straßenbahnschienen gestürzt (Berliner Platz war's, glaube ich). Sie war (trotz Helm :-) ) bewusstlos und kann sich an den Ablauf nicht erinnern. Es gab keine Zeichen von Fremdeinwirkung/Zusammenstoß. Sie vermutet, es liegt an den Schienen, die im spitzen Winkel auf ihrer Fahrlinie lagen.

    Problematisch ist, dass man einen ziemlichen Schlenker fahren muss. Manche Autofahrer haben für ein solches, für sie überraschendes, Manöver kein Verständnis. Wenn sie sich dafür an die 1,5 bzw. 2 Meter seitlichen Sicherheitsabstand (sowie an Sicherheitsabstand in Längsrichtung) halten würden, wäre schon was gewonnen.

    Was trotz Gummilippen bleibt: das Metall ist - wie auch bei Gullideckeln - vergleichsweise rutschig, vor allem bei Nässe. Im Remstal gibt es Industriegebietsstraßen mit stillgelegten Eisenbahnschienen, die mit Gummi "aufgefüllt" sind. Auch die nehme ich nie in spitzem Winkel.

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  2. In dem Bild von der Gänsheide ist ja mal wieder wine Horrorvision verwirklicht.
    Wegen dieser Verschwenkung des Verkehrs durch die Sperrflächen soll also der Radfahrer genötigt werden in einem absolut abenteuerlichen Manöver zwischen die engen Straßenbahnschienen zu fahren, und dann dort einen Eiertanzu zu vollführen (fährt er schnell um die Spur zu halten riskiert im Zweifelsfall einen schweren Sturz, fährt er langsam,

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    1. ... um einen Sturz noch abfangen zu können, eiert er herum und gerät vielleicht gerade deshalb in die Schienen. Womöglich kommt von hinten noch eine Bahn oder ein Autofahrer drängelt...).

      Diese Verschwenkung exitiert ja wohl ausschließlich wegen des Autoverkehrs, der die Sperrflächen aber sicherlich zum Großteil ignoriert, der Radfahrer, dessen logischer Weg eigentlich genau durch diese Sperrflächen führt, trifft dort auf einen tiefen Kanaldeckel mit umliegenden Straßenschäden. Da dreht es einem die Fußnägel auf, wenn man sowas sehen muss.

      "Eigentlich Grund genug, den Radverkehr von Gleisanlagen strikt zu trennen."
      Ja. Denn diese Gummilippen klingen mal wieder nach einem absoluten Notbehelf, der wie immer die Sache in Wahrheit schlimmer macht, weil man dann so schön vermeiden kann, über das Grundproblem überhaupt nachzudenken.

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    2. Der Radfahrer muss hier nicht nur wegen der Sperrfläche zwischen die Schienen. Im Hintergrund ist schon die nächste Haltestelle zu erkennen, spätestens da hat es rechts der Schienen keinen Platz mehr. Dann wechselt man doch besser noch vor der Kurve zwischen die Schienen, damit man es nicht wenige Meter weiter in Kurvenlage und in einer Kreuzung machen zu müssen. Wer noch vor der Haltestelle rechts abbiegen möchte, muss ja nicht mal zwischen die Schienen.

      Ich finde die Markierungen an dieser Stelle gut, denn so wird man rechtzeitig zum Wechseln der Fahrlinie aufgefordert, und man kann ohne Überfahren der Sperrfläche nicht so schnell abbiegen.

      Auch im restlichen Verlauf der Gerokstr. fährt man besser zwischen den Gleisen, um die Dooringzone zu vermeiden und an Haltestellen vorbei zu kommen.

      Klar, ohne Schienen wäre das alles viel entspannter, aber ich glaube die kriegen wir hier nicht so schnell weg.

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    3. "Im Hintergrund ist schon die nächste Haltestelle zu erkennen, spätestens da hat es rechts der Schienen keinen Platz mehr."

      Noch ein Grund für die unbedingte Trennung der Verkehrsarten.

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  3. Habt Ihr in Stuttgart auf der Gänsheide ein Doppelgleis? Für Normal- und Schmalspur? Wer/was fährt denn dort?

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    1. Die Stadtbahn ist Normalspur, die Schmalspur ist für die Fahrzeuge des Strassenbahnmuseums (https://www.shb-ev.net/web/index.php?id=21)

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    2. Danke für die Info.
      Karin

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