21. Oktober 2024

Paradoxe Baustellenbeschilderung - nix geht mehr

Am Bahnhof Untertürkheim fanden in der ersten Septemberhälfte Bauarbeiten statt. Rund um die Baustelle wurden paradoxe Verkehrszeichen aufgestellt.

Der Radweg wurde gesperrt, interessanterweise auch für Fußgänger:innen (die dort nie gehen durften). Am Gehweg steht ein Radwegschild, das den Gehweg für Fußgänger:innen damit verbietet, verbunden mit dem Zusatzschild "Radfahrer absteigen". Da Radfahrende schiebend zu Fußgänger:innen werden, dürfen sie hier auch nicht mehr durch. Für Fußgänger:innen bedeutete die Anordnung, sie müssen sich in Luft auflösen oder ein Flugtaxi nehmen. 

Eine Nachfrage eines Radfahrers beim Amt für öffentliche Ordnung ergab, dass es sich um eine "Notmaßnahme" handelte, die von einer Firma durchgeführt wurde und nur zwei Tage dauerte. In so einem Fall ordne die Straßenverkehrsbehörde keine Verkehrszeichenpläne an. Die Bauleute dürfen nach Lust und Laune hinstellen, was sie so im Schilder-Transporter haben. 

Werden Mitarbeiter:innen solcher Privatfirmen, die im Straßenraum herumflicken, eigentlich in Sachen Verkehrszeichen fortgebildet? Die Bilder - die nicht von mir sind - sehen vielleicht lustig aus, aber lustig ist das eigentlich nicht. Natürlich sind Fußgänger:innen auf dem Radweg gegangen, sie haben erkannt - falls sie überhaupt auf Schilder achteten -, dass die hier für sie nicht gelten können. Ohnehin scheint vielen Fußgänger:innen der Radweg auch ein Gehweg zu sein. Eine solche paradoxe Anordnung fördert nicht gerade die Kenntnis von Verkehrsregeln oder den Respekt vor Verkehrszeichen. Je öfter Verkehrszeichen für uns, die wir nicht in Autos fahren, nicht gelten können, weil sie völlig unsinnig sind, wir sie also missachten können und vor allem müssen (für die Fußgänger:innen gibt es ja keinen anderen Weg), desto nachhaltiger gewöhnen wir Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern es uns an, nicht auf Verkehrszeichen zu achten, sondern uns unseren Weg nach dem Kriterium der Praktikabilität zu suchen. Das fördert regelwidriges Verhalten und auf keinen Fall Regeltreue. 



5 Kommentare:

  1. Ich stelle mir da einen Vorarbeiter vor, der die Schilder aufzustellen nicht als "dürfen" empfindet, sondern als Verantwortung, die auf ihn zurückfällt, wenn etwas passiert.
    Dieser ist versucht, das möglichst restriktiv zu beschildern, so dass wenn was passiert, der Passant auch immer eine Mitschuld hat, weil er sich nicht an die Beschilderung gehalten hat.
    Darunter zu leiden haben in den meisten Fällen Radfahrer, oft Fußgänger, manchmal aber auch Autofahrer, wenn ohne ersichtlichen Grund 30er Schildern aufgestellt werden.

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  2. Man könnte Strafanzeige erstatten wegen Amtsanmaßung, Verkehrszeichen anordnen darf nur die zuständige Straßenverkehrsbehörde, die Baufirmen dürfen nur die von der Behörde angeordneten Schilder aufstellen.

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    1. offensichtlich gibt es für "Notfallbaustellen" einen Persilschein.
      Amtsanmaßung wird wohl ausfallen

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  3. freedom is untidy

    don g. fahr

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