Im gestrigen Artikel über Radwege heißt es: "Beschlossen ist auch, dass die Hofener Straße am Neckar entlang in diesem und auch im Jahr 2018 zwischen dem 1. Mai und Ende Oktober für den motorisierten Verkehr gesperrt wird, die Radler damit ungestört am Fluss entlang fahren können."
Interessantes Projekt, das die Zeitung da als beschlossen ausruft, denn beschlossen ist nur ein Kompromiss, der vorsieht, an Sonn- und Feiertagen die Hofener Straße für den Autoverkehr zu sperren. Übrigens nicht unbedingt, damit Radfahrende sich dort ungestört bewegen können, sondern damit die Fußgänger, die bei schönem Wetter massenhaft den Uferweg entlang wandern, nicht von ebenfalls massenhafte dort radelnden Ausflüglern gestört, bedrängt oder gar weggeklingelt werden. Also zum Schutz von Fußgängern mit Kinderwagen und Kindern.
Es dient nämlich immer dem Schutz von Fußgängern, wenn Radfahrende auf Fahrbahnen gelenkt werden. Nun könnten auf der Hofener Straße Radler auch einfach immer auf der Fahrbahn fahren, denn der Gehweg ist kein Radweg, sondern nur für Radler freigegeben. Doch dazu fehlt den meisten der Mut. Schon an den vergangenen schönen Wochenenden war zu beobachten, dass auch einige Radler den Fußgängerströmen auf dem Gehweg auf die Fahrbahn auswichen. Das führt zu kritischen Situationen, denn leider fühlen sich einige Autofahrer/innen genötigt, die langsameren Radler unbedingt zu überholen. Knapp wird es, wenn ein Auto entgegenkommt und der Überholweg eigentlich nicht reicht. Dann kommen die Radler in Bedrängnis. Einige Autofahrer machen hier Radfahrern erheblichen Stress. Manche Autofahrer hupen Radler sogar an. Einer vom städtischen Ordnungsdienst hat sogar einmal zwei Radler der Naturfreunde angehalten und lautstark behauptet, sie müssten auf dem Gehweg radeln, weil dies ein Radweg sei.
Die Radfahrenden sind von der Hofener Straße nicht wegzudenken, man kann sie auch nicht weg argumentieren, sie sind da. Unter der Woche ist dies ein wichtiger Pendlerweg und am Wochenende ist sie von Ausflüglern auf Rädern dicht bevölkert. Sie machen Radtouren am Neckar entlang zum May-Eyth-See und weiter. Es sind Familienausflüge. Und da es keinen guten Übergang zum und vom Radweg auf der anderen Neckarsseite durch Münster gibt (der endet an der Aubrücke und beginnt an der Wilhelmsbrücke, davor und danach kann nur auf der Fahrbahn geradelt werden), und eine Ausschilderung zudem fehlt, radeln die allermeisten Ausflügler eben auf dem Neckardamm und die Hofener Straße entlang. Das ist nicht verboten. Der Neckardamm gilt vielen als Radweg (obgleich er es nicht ist, sondern nur freigegeben). Es ist auch der einzige ausflugtaugliche Weg, wenn man mit Kindern unterwegs ist.
Es gab aus dem Stadtteil Münster heftige Gegenwehr gegen eine Wochenendsperrung der Hofener Straße für Autos, sodass der Gemeinderat sich nach Anhörung der Beschwerden vor zwei Jahren auf den Kompromiss geeinigt hat, die Hofener Straße nur an den Sonntagen zwischen 1. Mai und 3. Oktober für den Autoverkehr zu sperren, damit die Radler die Fahrbahn nehmen und die Fußgänger ungestört flanieren können. Doch selbst dann trauen sich etliche Radler immer noch nicht auf die Fahrbahn. Sie sehen auch die Schilder nicht, die ihnen an diesen Sonntagen das Radeln auf dem Gehweg verbieten. Dass man auf Straßen Fahrrad fährt, können viele Stuttgarter/innen sich einfach nicht vorstellen.
Dass die Stuttgarter Zeitung nun die Hofener Straße gleich für den Sommer (an allen Wochentagen) gesperrt hat, ist wohl ein Irrtum. Aber mir würde es gefallen. Vielleicht gäbe es aber auch mal einen anderen Kompromiss zum Schutz der Fußgänger: den Mittelstreifen wegnehmen, Radstreifen auf die Hofener Straße malen oder wenigsten Radpiktogramme, die allen zeigen, hier dürfen/sollten Räder fahren.
Es sind ja auch sehr viele, die unter der Woche mit dem Auto fahren, die am Wochenende zu Radfahrenden werden und sich so fühlen, wie Radfahrer sich oft fühlen: von Autos bedrängt, auf den Gehweg gescheucht, auf dem Gehweg von Fußgängern ausgebremst. Ein Rad fahrender Autofahrer wünscht sich hier dann vielleicht auch mal eine Lösung, die ihm als Radfahrer mehr Luft und Schutz vor drängeligen Autofahrern verschafft. Als Autofahrer lehnen sie eine Sperrung der Hofener Straße ab, als Radfahrende oder zu Fuß gehende wünschen sie es sich.
Was für ein Politikum die Stuttgarter Zeitung mit dieser Falschbehauptung angeschnitten hat, zeigt die Diskussion auf Facebook, die wieder einmal ganz generell über die Sonntagssperrung streitet.
Der Gehweg ist für Radfahrer freigegeben - was aber auch bedeutet, dass man dort höchstens mit Schrittgeschwindkeit fahren darf. Was aber praktisch keiner macht, auch weil die Wenigsten davon wissen. Es wäre auch weltfremd, dort als Radfahrer mit 5 km/h unterwegs zu sein, weil, dann könnte man auch gleich laufen. Von daher sollte man die Radfahrer dort zu jeder Zeit eher dazu anhalten und ermutigen, doch bitte die Straße zu benutzen, denn den freigegebenen Gehweg benutzen diese realistisch gesehen zu fast 100% illegal (weil zu schnell).
AntwortenLöschenWarum hängt man eigentlich so an dieser Straße für den Autoverkehr? Auf der anderen Neckarseite existiert eine besser ausgebaute Alternative für Autos. Man möchte sich hier wohl nicht einen Schleichweg wegnehmen lassen? Wenn ja, dann noch ein Kompromissvorschlag: Tempo 30 auf kompletter Strecke.
Gegenfrage: Warum hängt man so sehr an dieser Straße für den Radverkehr, wo doch auf der anderen Neckarseite ein separater Radweg existiert plus Möglichkeit für Radfahrer den Neckardamm zu benutzen? Auf der anderen Neckarseite wohnen MENSCHEN, die Ihnen wohl piepschnurzegal sind. Die sollen dann auch noch den kompletten "Schleichverkehr", so wie Sie ihn nennen kompensieren? Dem Lärm und den Abgasen zusätzlich ausgesetzt sein? Sie machen es sich sehr leicht :-) Prost Mahlzeit.
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AntwortenLöschenGenau FS, warum schafft man hier eine Sonderlösung mit komplizierten Schildern zu temporären Regeln, anstatt einfach die Geschwindigkeit aus dieser Landstraßen ähnlichen Verbindung zu nehmen und somit mehr Radler zum Fahren auf der Straße zu ermutigen?
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