Das neue Jahr hat begonnen: Zeit für gute Vorsätze. Mehr Freundlichkeit im Straßenverkehr wäre einer, der es wert ist, erwogen zu werden. Dass Freundlichkeit einen selbst glücklicher macht, hat eine türkische Psychologieprofessorin belegt.
Es begann mit der Erfahrung, dass sie glücklich aus einem Bus ausstieg, wenn sie den Fahrer oder die Fahrerin gegrüßt oder sich bedankt hatte. Sie stellte sich die Frage, ob glücklichere Menschen dazu neigen, sich sich freundlich kommunikativ zu verhalten, oder ob die Kommunikation selbst glücklicher macht, und machte ein Experiment. Busspassagier:innen bekamen vor der Fahrt die Anweisung, dem Busfahrer Danke zu sagen, zu lächeln und ihm, wenn möglich in die Augen zu schauen, oder aber wortlos auszusteigen. Danach befragte man sie, wie glücklich sie sich gerade fühlten. Die Freundlichen waren glücklicher als sie Neutralen. Ein paar nette Worte, die man anderen sagt, reichen aus, um die eigene Stimmung zu verbessern.
Unser Verkehrswelt - insbesondere für uns Radfahrende (aber auch für Fußgänger:innen) - ist ja oft alles andere als zur Freundlichkeit anregend. Wir brüllen uns öfter gegenseitig an als dass wir denen, die nett sind, was Nettes sagen. Ich vermute allerdings, dass die meisten von uns bereits die Erfahrung gemacht haben, dass man sich selbst zufriedener fühlt, wenn man einem Autofahrer mit der Hand gedankt hat, der angehalten hat, damit wir selber mit dem Rad weiterkommen.
Kurze positive Interaktionen mit Fremden sind für unser Wohlbefinden offenbar wichtiger als wir gemeinhin denken. Sich bei jemandem zu bedanken, der oder die Platz gemacht oder gewartet hat, ist kein großes Ding, erzeugt aber Glückshormone im Gehirn und lässt uns innerlich oder sogar tatsächlich lächelnd weiterradeln. Geben ist seliger als nehmen, heißt es im Sprichwort. Und die meisten dürften wissen, dass es sie glücklicher macht, jemandem geholfen zu haben als selbst Hilfe bekommen zu haben.
Gerade wir Radfahrenden haben viel mehr Möglichkeiten als Autofahrende, mit Passant:innen in Kontakt zu kommen. Wir können ihnen in die Augen schauen, sie sehen, wenn wir lächeln, sie hören, wenn wir etwas Nettes sagen, etwa, wenn ein Fußgänger am Zebrastreifen kurz stehen geblieben ist, damit wir noch vorbeiradeln können, oder wenn er oder sie uns Platz gemacht hat, obgleich wir selber womöglich sogar illegalerweise auf einem Gehweg geradelt sind.
Sich selbst entschließen, mehr mit Fremden zu reden und freundlicher zu sein, hat den immensen Vorteil, dass es völlig egal ist, ob die anderen sich auch vorgenommen haben, freundlicher zu sein oder nicht. Es ist ja die eigene positive Interaktion, die einem die Glücksgefühle verschafft, nicht die der anderen. Wobei Begegnungen mit freundlichen und zuvorkommenden Autofahrer:innen mich auch glücklich machen und mir noch dazu sehr lange im Gedächtnis bleiben.
Geschlossene Autokarosserien isolieren den Schall recht gut. Was verbale Kommunikation mit Autofahrern schwierig macht.
AntwortenLöschenNoch glücklicher macht ein Verkehrssystem, in dem nicht das Recht des Stärkeren das Maß aller Dinge ist. Aktuell steige ich eben mit einer gewissen Grundangst, und damit -aggressivität aufs Rad.
AntwortenLöschenKlar, kenne ich auch. Begründungen, warum wir oft verärgert oder wütend sind, gibt es genug. Andererseits verdirbt mir das ja selber die Laune. Und diese Macht will ich den sogenannten Stärkeren jetzt dann auch nicht allzuoft einräumen. Allseits gute Fahrt, und immer 1,5 Meter Abstand zu allem, wünsche ich dir. Danke für deine vielen Kommentare.
LöschenDanke für die Wünsche, und gleichfalls!
LöschenLiebe Christine,
AntwortenLöschennoch ein Kommentar zu Deinem Post vom 1.1.2024, was dann auch die Freundlichkeit beeinflusst, gerade bei solchen Situationen beim Gegenverkehr in den Steilstücken.
Das Erstaunliche an der bayrischen Meldung ist, dass die Bayern offenbar in einem alternativen Universum leben (bzw. von der Perspektive aus die Stuttgarter), Das Beispiel zeigt ziemlich eindrücklich, wie breit Straßen oder Radinfrastruktur sein MUSS, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden. Und die Breite eines Weges kann einmal mit dem Meterstab gemessen werden oder die Breite wird suggeriert -- und im letzteren sind die Stuttgarter Spezialisten. So wird einfach in einer Durchgangstraße (wo die Busse breiter sind als die Fahrspur) wie in der Silberburgstraße eine Radinfrastruktur suggeriert, d.h. die Radler bewusst abgedrängt (und die unzähligen Radspuren in der dooring zone). Wenn ich dort in der Mitte der Straße fahre (was ja notwendig ist), stellt das Harakiri dar. Oder die für den Radverkehr Verantwortlichen (bei der Stadt Stuttgart wie auch bei der Polizei) stellen amtlicherseits fest, dass auf einer 5,1 m breiten zweispurigen Straße selbstverständlich und mühelos die Radler mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Abstand überholt werden können, auch wenn die Gesetze der Physik dem eindeutig widersprechen. Die KFZler sind dann erschrocken, dass die Breite doch nicht ausreicht, aber für die Radies ist es dann ja schon zu spät (und die sind auch nicht mehr freundlich). Müssen wir nach Bayern auswandern oder können wir hoffen, dass etwas Hirn auch die Schwaben trifft?
sorry, müsste Reinsburgstraße heissen statt Silber
AntwortenLöschenDA hast du Recht. Ich habe oft darüber geschrieben. Ich empfehle das bremsende Winken mit der linken Hand. ich weiß aber, die Reinsburgstraße ist stressig.
LöschenJörg
AntwortenLöschenDer Blickkontakt war bei einem Auto mit Baujahr 1985 kein Problem, mit Baujahr 1993 leicht eingeschränkt. Man hat damals noch Bekannten zugewunken. Das ist heute nicht mehr drin. Ich kann die Person / KI im Fahrzeug häufig nicht mehr erkennen. Zum Grüßen wird schon lange nicht mehr gewunken. Selbst in der Wohnstraße sehe ich nicht richtig ob der Nachbar im Auto winkt.
Echt schwierig dieses Vermummen.
Schützenswerte Natur/Ruheräume für Tiere gibt es nicht nur im Nordschwarzwald, sondern (gerade) in den Stuttgarter Wäldern. Ich kann deshalb Einschränkungen für Querfeldein - Radelnde, die womöglich irgendwelche "Routen" neu entdecken und teilen möchten, nur gutheißen! Ein paar bekannte Downhill-Trails gerne. Aber hier gibt es überall 2 m breite und wenig von Fußgängern begangene Wege, wo man genussvoll radeln kann, ohne die Natur über die Maßen zu stören. Fordere ich auch für Fußläufige und Partyvolk.
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