5. Februar 2015

Liebe SPD im Gemeinderat,

 Es radeln mehr auf dem Gehweg als auf der Fahrbahn.
Ein Wochentag 
Sie möchten der Sperrung der Hofener Straße an Sommer-Wochenenden im Gemeinderat nicht zustimmen, lese ich in der Stuttgarter Zeitung. 

Sie bevorzugen den Kompromiss zum Kompromissvorschlag der Verwaltung, dass die Hofener Straße nur sonntags für Autos gesperrt wird.

Ich lese im Bericht der Stuttgarter Zeitung, dass - nicht bei Ihnen, aber bei anderen - Begriffe gefallen seien wie "Radlerwahnsinn". Aber es geht bei der Hofener Straße nicht um Radfahrer. Es geht um die Fußgänger. 


Eltern mit Kindern, Jogger, Mütter mit Kinderwagen und Spaziergänger, auch ältere mit Rollatoren, die an einem schönen Wochenendtag zum Max-Eyth-See spazieren wollen, tun das auf dem Gehweg entlang der Hofener Straße. Und die sollen dies - finde ich - ungestört von Radlern tun können, die auf dem dicht bevölkerten Fußweg auch noch unterwegs sind.

Ich fahre mit meinem Rad auf der Fahrbahn, wenn ich die Hofener Straße zum Ruderclub radle, denn der Gehweg ist für Radler ja nur freigegeben. Er ist kein Radweg. Ich sehe aber, dass viele Radler sich das nicht trauen*, vor allem ungeübtere nicht, und schon gar nicht diejenigen, die sich in dem Gebiet nicht richtig auskennen. Autos drängeln und wollen überholen. Einmal hat mich einer in den Grünstreifen abgedrängt, weil der den Gegenverkehr nicht abwarten wollte und meinte, er käme so an mir vorbei. Das macht Angst.

Man sieht, dass Radler nicht einmal bei gesperrter
Straße merken, dass sie vom Gehweg runter müssen. Sie
müssen extra dazu aufgefordert werden. 
Wochenend-Ausflüger kennen sich in der Gegend schlechter aus als ich. Sie finden erstens den Radweg entlang der Neckartalstraße nicht, und sie kommen zweitens direkt vom Neckardamm und werden auf den Gehweg der Hofener Straße geleitet**. Außerdem bevorzugen Freizeitradler Wege, die vom Autoverkehr getrennt verlaufen, vor allem, wenn sie Kinder und Jugendliche dabei haben. Sie haben Angst vor dem Autoverkehr.

An den Schönwetter-Wochenenden muss man hier unbedingt den Radverkehr vom Fußgängerverkehr trennen. Damit die Fußgänger stressfrei dort spazieren gehen können. Die Radler müssen dann auf die Fahrbahn. 

Wie kriegt man das aber hin? Vor allem, wie kriegt man es hin, wenn die Radfahrer unter der Woche auf der Gehweg radeln dürfen? Es genügt nicht, am Wochenende die Radfreigabe am Gehweg zu verhängen. Das bemerken Radfahrer gar nicht. Und Wochenendradler schon gleich gar nicht.

Also muss man die Hofener Straße für den Autoverkehr sperren. Nur dann lernen die Radfahrer, dass sie bei dicht bevölkertem Gehweg auf die Fahrbahn müssen. Es geht um die Fußgänger, nicht um die Radfahrer. Es geht um all die, die auch gern mal zu Fuß gehen. Es geht um die schwächsten Verkehrsteilnehmer/innen in Stuttgart. 

Wir brauchen in Stuttgart eine Radpolitik, die Radler und Fußgänger trennt, die Fußgänger schont, statt belastet. Und auch Radler müssen hier dazu lernen. Genauso wie Autofahrer.

*Es gibt viele Gründe, warum Radler hier den Weg auf die Fahrbahn nicht finden. Einer ist, dass die Überleitung für Radler auf die Fahrbahn fehlt. Ferner müssen sie Ruderclub die Gegenfahrbahn queren und linksseitig auf einem Rad-/Fußweg die Wagrainstraße hochradeln. Und sie müssen auch dann die Gegenfahrbahn queren, wenn sie am Neckar entlang weiterradeln wollen. Sie müssen also den Autoverkehr kreuzen und im Zweifelsfall halten. Und das machen Radler nicht gern. Eigentlich nämlich ist der Gehweg zu hoppelig, um für einen Radler angenehm zu sein. Trotzdem überwiegen hier für viele noch die Vorteile, nicht den Verkehr kreuzen zu müssen und nicht dem Überholverkehr ausgesetzt zu sein.

** Der Radweg an der Neckartalstraße versickert auf dem Gehweg der Aubrücke. Wer auf die Max-Eyth-Seite rüber will, muss da lang und dann einen steilen Weg zum Neckardammweg runterkurven. Man muss sich echt auskennen, um diesen Weg zu finden. Deshalb ist der Radweg eben keine Alternative, vor allem eben für Wochenendausflügler nicht.

Und hier die Karte:

Dunkelblaue Linie ist der intuitive Weg, den jeder nimmt.

Hellblaue Linie zeigt den Weg auf die Fahrbahn.

Und die hellrote Linie zeigt den Weg, den Radler nehmen müssen, um auf den Radweg Neckartalstraße zu kommen (wobei sie ein Stück auf einer neuen Radspur auf der Fahrbahn über die Reinhold-Maier-Brücke radeln müssten.)

1 Kommentar:

  1. Tja, die SPD ist halt auf jeder Ebene die Verräterpartei.

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