28. Januar 2017

Da geht's uns ja noch gut

Im romantischen Lautertal, im Osten des Landkreises Göpingen, gibt es eine ehemalige Bahnlinie, die als Geh-Radweg genutzt wird und von Süßen über Donzdorf nach Weisenstein führt.

Donzdorf hat allerdings auf einer Strecke von anderthalb Kilometer elf (!) Hindernisse eingebaut, nämlich Umlaufsperren.

Blogleser Dirk vom ADFC Göppingen hat mir die Geschichte und die Fotos geschickt. Er hat eine online-Umfrage durchgeführt, bei der ihm 25 Stürze gemeldet wurden, bei zweien musste sogar der Notarzt kommen. Es dürfte eine hohe Dunkelziffer von Radlern geben, die mit Lenker hängen bleiben und stürzen.
Ein Sturz und ein Artikel in der lokalen Tagespresse erzeugte eine Flut von Leserbriefen. Donzdorf hat für diese Hindernissstrecke vom der Initiative Cycleride dann den Preis "Pannenflicker" des Jahres 2016 bekommen, was wieder Leserbriefe auslöste.


Hier regiert bei der Stadt die Angst davor, ein Kind könnte unter ein Auto kommen, wenn es sozusagen ungebremst über die Querstraße rollt. Die Gefahr könnte durchaus bestehen. Wobei ja Straßen an sich ein normales Phänomen sind, das auch Kinder und Jugendliche kennen. Teil der Verkehrserziehung und der Radfahrerziehung ist auch, dass man an Autostraßen, die man queren will, anhält und guckt. Bei den ganz schmalen Straßen könnte man auch den Radlern Vorrang geben und die Autofahrer zum Vorsichtigfahren anhalten. Egal wie, dass Radler Autos begegnen ist üblich. Typisch ist diese Angst für Leute, die selber kaum Rad fahren und glauben, Radler seien Aliens, die den Straßenverkehr nicht kennen.

Der ADFC hat nach eigener Darstellung auch Alternativen vorgeschlagen: Verschwenkungen ohne Sperren, Ampeln, eine gute Beschilderung, aber der Donzdorfer Gemeinderat bleibt hart. Der Bürgermeister hatte hatte die Bahntrasse für den Autoverkehr als Erschließungsstraße haben wollen, aber eine Bürgeriniative hatte das verhindert.


Übrigens, delikat, auch ein privater Grundstücksbesitzer  von offenbar lokalem Einfluss, hat entlang seiner Zufahrt zwei solcher Sperren. Und zwar für zwei bis drei Autos pro Stunde versus 130 Radfahrende (eine Zählung von 2013). Genau an dieser Sperre ereignete sich der letzte schwere Radlerunfall (Foto rechts).

Umlaufsperren (wir haben in Stuttgart auch einige wenige) sind vor allem für Gespanne, Räder mit Kinderanhängern blöd. Die Donzdorfer Sperren machen das immerhin geschickter als andere, auch unsere Stuttgarter, sie lassen untern Raum für den Hänger. Allerdings ist eine einzelne vorkragende Stange eben leider schwer zu sehen und noch schwerer einzuschätzen. Man glaubt, man kommt mit dem Lenker durch, bleibt aber dann doch hängen.

Jedenfalls bekommt das von mir ein Doppel-Gaga.

10 Kommentare:

  1. Der ADFC hat damit nichts zu tun. Es war die Initiative Cycleride.

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    1. Okay. Ich nehme gerne mehr Informationen entgegen. Der ADFC war es, der mir geschrieben hat.

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  2. Umlaufsperren sind wirklich Mist. Beim Autoverkehr traut sich niemand, zwei Panzersperren so aufzustellen das man im Schritttempo herumgurken muss, und falls doch wären 25 Unfälle daran das Stadtgespräch.

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  3. Bei jeder Krankenhausrechnung die auf einen Unfall hindeutet schickt die Krankenkasse doch einen Unfallfragebogen.. Diesen am besten ganz genau und mit Bildern ausfüllen. Wer weis ob die Stadt da nicht in Regress genommen werden kann...

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    1. Unter http://www.cycleride.de/component/joomgallery/pannenflicken-2016.html?Itemid=163

      findet sich die Quelle für diesen Post. Interessant ist vielleicht auch noch die Tatsache, dass im Winter die Schranken geöffnet werden, damit bei Bedarf Schnee geräumt werden kann.

      Müssen Radwege nicht sicher gestaltet werden? Ist das vorsätzliche Errichten von Hindernissen zulässig? Der Verweis auf die Unfallberichte für die Krankenhäuser ist legitim.

      Aber letztlich ist niemand gezwungen, diesen Weg zu nehmen. Es gibt ganz sicher auch andere Routen durch Donzdorf.

      Ich meide Radwege, die ein erhöhtes Risiko (erkennbar an zusätzlichen "Sicherheitseinrichtungen") bergen.

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    2. Sorry, schlecht recherchiert, danke für den Link. Hab's korrigiert.

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    3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Ja, es gibt andere Routen durch Donzdorf. Die laden aber auch nicht zum Radfahren ein: Die Ortsdurchfahrtstraße (Hauptstraße) wurde 2014 umgebaut, nachdem zuvor die neue Ortsumgehung eröffnet wurde. Die Stadt hat beim Umbau auf Radwege oder Schutzstreifen verzichtet. Begründung des Bürgermeisters: Für Radfahrer steht der (jetzt mit dem Pannenflicken ausgezeichnete) Lautertalradweg zur Verfügung. Die Hauptstraße bekam stattdessen Parkstreifen für Autos. Wer dort entlangradelt, darf sich also ständig auf öffnende Fahrertüren gefasst machen. Nun könnte man auf die Idee kommen, Donzdorf entlang der neuen Umgehungsstraße zu umfahren. Geht aber nicht: Ein 200 Meter langer Tunnel sorgt dafür, dass auf der Ortsumgehung ein Fahrradverbot herrscht.

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  5. "§ 43 StVO
    Verkehrseinrichtungen

    (1) Verkehrseinrichtungen sind Schranken, Sperrpfosten, Absperrgeräte sowie Leiteinrichtungen, die bis auf Leitpfosten, Leitschwellen und Leitborde rot-weiß gestreift sind.(...)"

    Ich sehe diese Markierungen nicht. Stehen diese Schranken da etwa illegal?

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  6. Zu diesem Schildbürgerstreich fällt mir gar nichts mehr ein-wie sehr muss der Bürgermeister Radler nur hassen. Mich nerven ja schon diese unzähligen Waldschranken...

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