2. September 2017

Pedelec-Akkus sind zu teuer

Pedelec-Akkus sind so teuer, weil wir sie brauchen. Ihre Herstellung kostet unter 30 Euro, hat mir ein Fahrradhändler erklärt. 

Das ist auch der Grund, warum etliche Hersteller kulant sind, wenn es um den Austausch eines Akkus geht, den man selber am Anfang seiner Pedelec-Karriere kaputt gemacht hat. Es kostet eigentlich nichts und hält die Kundinnen und Kunden bei guter Laune.

Akkus halten ihre volle Leistung rund 500 Aufladezyklen, heißt es immer. Nach meiner Erfahrung spürt man den Aufladeverlust so nach etwa sechs- bis siebentausend Kilometern, manchmal auch später, was auch mit der Pflege zusammenhängen mag oder mit der Qualität der Akkus. Das heißt auch noch lange nicht, dass man ihn dann schon austauschen muss. Die Reichweite verkürzt sich dann halt um zehn bis zwanzig Prozent. Für die meisten Strecken reicht sie immer noch gut aus. Bestellt man dann den passenden Akkus fürs Fahrrad im Fahrradladen nach, bezahlt man locker zwischen 500 und 800 Euro für so ein Teil. Online-Händler bieten (einer schnellen Recherche zufolge) jede Menge Akkus für um die 250 Euro an. Dieser Markt wird sicher zunehmen. Denn Akkus sind eigentlich zu teuer. 

Zur Pflege:
Heute sagt man, dass man die Akkus nicht entladen soll; also nicht bis zum letzten Elektron auszutzeln, sondern lieber schon aufladen, wenn sie noch zur Hälfte oder zu einem Drittel voll sind. Das verlängert ihre Lebensdauer. Also 30 km fahren, daheim ankommen, Akkus raus, aufladen, am nächsten Tag wieder mit vollem Akkus losfahren. 

Bosch gibt seine Lebensdauergarantie von zwei Jahren für Akkus nur dann, wenn man keinen Motor mit Rekuperation hat, also nicht während der Fahrt auf Bergabstrecken wieder aufladen kann. Denn, so die etwas biologistische Erklärung, es bereite den Zellen Stress, wenn sie in kurzem Wechsel mal Energie fürs Fahren abgeben und gleich darauf wieder Ladung aufnehmen sollen. Nun ja. Im Pedelec-Forum wird das auf  dieser Seite auch diskutiert. Offenbar gehen Fachwissen und Meinungen hier auseinander. Tenor: Es könnte schaden, aber weniger als komplette Ladezyklen. Und wenn was schadet, dann wäre es Überhitzung. Die sei aber bei den realistischerweise eher kurzen Rekuperationsstrecken, nicht zu erwarten. Der Praxistest wird's zeigen. 

Einer der ersten Flyer mit kleinem Akku. 
Überhitzung und Unterkühlung schaden dem Akku mehr, heißt es. Steht ein Pedelec mit Akku über den Winter in der eiskalten Garage, dann schadet das dem Akku enorm. Wenn er sich dann auch noch tiefenentlädt ist er tot. Wer sein Pedelec über mehrere Monate nicht nutzt, lädt den Akku auf und schaut alle paar Wochen nach ihm. Bei Zimmertemperatur entlädt sich der Akku kaum. Hat er sich bis zur Hälfte entladen, lädt man ihn wieder etwas auf. Ganz voll machen ist nicht nötig. Manche raten sogar davon ab, weil das die Lebensdauer verkürzt. Allerdings, so hat mir mal jemand erklärt, dem ich zutraue, dass er es weiß, begrenzen die Akkus gängiger Hersteller mithilfe einer Elektronik schon selber ein Überladen oder eine Tiefenentladung. 

Die Explosionsgefahr ist ziemlich gering. Fällt ein Akku runter, bastelt man selber an ihm herum oder wird er mit dem falschen Gerät aufgeladen, dann kann das allerdings passieren. Deshalb Akku nicht auf dem Stapel Zeitungspapier legen und aufladen, sondern auf Fliesen, die nicht brennen. Zuviel Hitze (etwa ein Kaminfeuer) neben dem Akku erhöht die Explosionsgefahr, denn die Innereien eines Akkus sind ziemlich leicht brennbar. Zimmertemperatur mag er. Man sollte den Akku nicht die ganze Nacht (unbeaufsichtigt) am Aufladegerät hängen lassen, heißt es, aber eigentlich passiert auch dann gar nichts. 


11 Kommentare:

  1. Dass man einen Akku, bestehend aus Gehäuse, Elektronik, hochwertigen Zellen, ordentlichen Verschweissungen und ggf. umgelegten Entwicklungs-, Transport- und Patentkosten für 30 Euro produzieren kann, wage ich dann doch anzuzweifeln. Von den Vertriebswegen mag ich gar nicht reden. Dass 500 bis 800 Euro zu teuer sind, unterschreibe ich dagegen gern. Irgend etwas zwischen 250 und 500 Euro dürfte aber realistisch sein, als Verkaufspreis. Da würde ich dann völlig) laienhaft auf 125 Euro Einkaufspreis/Selbstkostenpreis des Herstellers tippen.

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    1. Ich persönlich glaube das schon: in China werden zur Zeit E-bike 36V Akkus (original Samsung,dass due gut gemacht sind beweisen allein schon die vielen Handys, die derzeit in Deutschland benutzt werden) mit sage und schreibe 100Ah bzw. 3600Wh Kapazität (dem 4 fachen, was z.Zt z.b.beim Podbike Frikar o.ähnlichen verbaut wird für einen Preis von 699€ , mit Ladegerät über 1000€!) bei einem Preis von 65€ komplett mit Ladegerät bei Alibaba usw. Der Podbike Akku hat das selbe Gewicht (5Kg), um die selbe Kapazität bzw. Reichweite (laienhaft theoretisch gerechnet) bräuchte man da 4 Akkus also auch das 4fache Geicht (was immerhin 15Kg mehr bedeutet)und müsste mit ca 3000€ zusätzlich noch das 50!!!fache bezahlen...das wird bei den meisten E-bikes wohl ähnlich sein.

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  2. Guten Morgen,
    das sehe ich ähnlich wie Stefan. Nicht zuletzt tut such auch die Automobilindustrie sehr schwer mit den Akkupreisen.
    Der Rohstoff der Akkus ist nicht günstig und die Technologie zur Herstellung ebenfalls nicht.
    Und nicht zuletzt werden ALLE Kosten auf das Produkt umgelegt.
    Und die ständige Geometrieänderung der Akkus, keine Normierung und ähnliches treiben die Preise weiter hoch.
    Viele Grüße M.

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  3. Liebe Christine,

    dein Fahrradhändler erzählt Unsinn:
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/534429/umfrage/weltweite-preise-fuer-lithium-ionen-akkus/
    Eine kWh Akkuzellen kostet derzeit 189€, üblich sind inzwischen Größen ab 500Wh. Mein Bike wurde mit einer 650Wh Batterie geliefert, Riese & Müller sowie Stromer verbauen zwischen 900Wh und 1kWh.
    Nehmen wir also den normalakku mit 500Wh an, kosten allein die Zellen 90 Euro. Dazu kommt ein Gehäuse mit Stecker, Mikroprozessorgestützte Ladeelektronik (ja, es gibt auch für Akkus Softwareupdates), Verpackung und Transport, sowie 19% Märchensteuer. Wer da ein Endprodukt für 30€ anbietet hat zuviel Geld und will es unter die Leute bringen.

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  4. Nachtrag: der Marktpreis bezieht sich auf 18650er Zellen. Mein Bosch Power Pack im alten E-Bike hat die, und nach 16tkm und 4 Jahren haben sie nur noch 70% ihrer Kapazität. Langlebige Zellen wie die 21700er in meinen Bike kosten etwa 20% mehr und sind ihr Geld wert denn es wird eine Lebensdauer von 12 Jahren versprochen und 90% Kapazität in 4 Jahren oder 10tkm garantiert. Wer beim Akku billig kauft, kauft zweimal.

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    1. Wir haben mittlerweile auch 4 Bosch-Akkus in Gebrauch, der erste von 2013 hat mittlerweile 24.000 km auf dem Buckel und ist mit 85% immer noch sehr gut in Schuss.
      Ich kenne auch die Aussage mit den 500 Ladezyklen und hatte mir das wesentlich schlimmer vorgestellt.
      Obwohl ich die Akkus auf meinen 30 km Pendelstrecken immer gut leerfahre (tiefentladen geht bei Bosch gar nicht, 5-6% bleibt immer ueber), haben sie mir das nie uebelgenommen.
      Im Winter sollte man aber immer drinnen bei Zimmertemperatur laden und die Akkus auch dort vor der Fahrt aufbewahren. Also auf gar keinen Fall draussen kalt gefrorene Akkus unter Volldampf nehmen.
      Wenn die Akkus mit Zimmertemperatur rauskommen, sorgt schon die Prozesstemperatur beim Entladen fuer gute Temperierung auch bei Minusgraden.
      Allerdings ist die Reichweite im Winter ungefaehr 10-15% niedriger als bei 'normalen' Temperaturen.

      Gruss - Matthias

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    2. Hallo Matthias,

      gegen den Leistungsabfall im Winter wirkt eine neopren Hülle Wunder. Bei Bosch Rahmenakku kann man die super drüber ziehen, muss nur ab 15 Grad Außentemperatur und beim Laden wieder runter. Ich verwende bei Bosch einen Überzug von "Fahrer".
      Beim Bulls E-Stream habe ich noch keine Ahnung wie ich den Akku warm halten soll, er steckt ja im Rahmen und der ist erstmal kalt.

      Gruß,
      Carsten

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    3. Nachtrag: ich nehme ihn natürlich auch immer mit rein

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  5. Eben, auch eine Neoprenhülle kann nur warmhalten, was warm ist. ;-)

    Sobald es wieder kälter wird, gehören Akkus möglichst ins Warme. Besonders empfindlich sind sie beim Laden bzw. Entladen (also Gebrauch). Hat der Akku beim Losfahren im Winter bereits Zimmertemperatur, wird er es einem mit Lebenszeit danken. Beim Gebrauch/ Entladen entwickelt er dann zudem Eigenwärme. Deswegen kann eine Neoprenhülle tatsächlich nützlich sein.

    Wen das alles genauer interessiert, insbesondere die Temperaturabhängigkeit für Nutzungs- und Leistungsbereich kann in die jeweiligen Datenblätter der Hersteller schauen; vorausgesetzt, man weiß, welche Akkus eigentlich im Akkupack verbaut sind.

    Zum Akkupreis wurde ja bereits einiges geschrieben. Wer auf den Preis achten möchte bzw. muss, sollte sich auch überlegen, wie "groß", also welche Kapazität/ Reichweite sein Akku eigentlich haben muss. Denn natürlich ist ein Langstrecken-Akku deutlich teurer, aber vielleicht braucht man ihn im Alltag gar nicht?

    mfG
    Andreas

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  6. Es ist schon richtig, dass mittels entsprechender Schaltung (UVLO/OVLO) ein Tiefentladen bzw. Überladen der einzelnen Akkuzellen verhindert wird. Akkus bzw. Geräte ohne eine solche integrierte Schutzelektronik dürfen meines Wissens in Deutschland auch gar nicht verkauft werden. Trotzdem ist es ratsam, einen Akku nicht bis auf 100% zu laden bzw. sehr lange auf diesem Niveau zu halten. Ich würde die maximale Zellenspannung Pi mal Daumen immer um die 4,1V (~90%) anvisieren, und nicht auf weniger als 3,3V (~30%) abfallen lassen. Auch ein Schnellladen würde ich vermeiden und die Akkus nach Möglichkeit nie mit mehr als 1C laden.

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  7. Kleiner Nachtrag in Sachen 500-1000 Ladezyklen eines Lithium-basierten Akkus bis man bei Normalgebrauch mit einem merklichen Kapazitätsverlust rechnen kann: Das wird nämlich für die Käufer/Nutzer von Elektrofahrzeugen noch sehr interessant werden, denn wenn jemand wirklich täglich die volle Akkuleistung in Anspruch nimmt, wird man spätestens nach drei Jahren Probleme bekommen. Dumm nur, wenn die Garantie dies dann nicht mehr abdecken sollte. Und ein neuer Akku kostet in diesem Umfang dann doch gleich mal ein paar tausend Euro.

    Für mich ein weiterer Punkt, warum das E-Auto nicht die Lösung des eigentlichen Problems (zu viel Individualverkehr) ist.

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