23. August 2019

Leihräder in Stuttgart - zwischen kostenlos und teuer

In Stuttgart sind die Regioräder in jeder ersten halben Stunde kostenlos. Allerdings nicht alle, und Lastenfahrräder sind richtig teuer.

Immerhin kann man sein Leihrad innerhalb der ersten halben Stunde an einer Station abstellen und für die Weiterfahrt ein zweites ausleihen, ohne bezahlen zu müssen. Das ist ein Luxus, für den der Gemeinderat die nötigen Gelder bereitgestellt hat. Denn die DB-Firma Call a Bike ist ein Wirtschaftsunternehmen, das Gewinne machen muss. Bei der Critical Mass sehe ich aber auch immer wieder Leute, die auf RegioRädern die ganze zwei Stunden dauernde Tour mitradeln (1 Euro pro halbe Stunde, Tarife, siehe unten*).
Das Angebot wird jedenfalls gut angenommen. Man leiht sich die Räder mit einer polygoCard aus, auf der beispielseise auch das Stadtbahn-Abo gespeichert wird. Wer die Karte nicht hat, kann sich am Automaten per QR-Code eine App runterladen. Nur wer kein Smartphone hat, muss die Hotline anrufen und hoffen, dass  nicht besetzt ist oder jemand rangeht. Ich habe schon zwei Touristinnen scheitern sehen an diesem Unterfangen, sich ohne Smartphone zwei Fahrräder auszuleihen.


Wirklich genial ist, dass man diese Räder sonstwo wieder abgeben kann, etwa in Aalen oder Schwäbisch Gmünd oder Böblingen und so weiter. Oder man leiht sie irgendwo in der Peripherie aus aus, und fährt damit in den Stuttgarter Kessel. Wenn die Ständer alle voll sind, stellt man das Rad einfach daneben ab und meldet sich ab. Nach einer Weile (nicht die Geduld verlieren!) erkennt es, wo es ist, und meldet eine erfolgreiche Rückgabe. Es gibt auch Rückgabeplätze, ohne Pfosten, wo man sie anschließen muss. Sie sind auf dem Boden blau markiert.


In Stuttgart werden der Berge wegen auch Pedelecs angeboten. Die allerdings kosten von ersten Moment an 10 Cent pro Minute, höchstens aber 4 Euro die Stunde und 16 Euro (12 Euro für polygoCard-Inhaber/innen) für einen Tag*. Ob der Akku auch voll ist ist und für die Heimfahrt bergauf reicht, ist zumindest in der Vergangenheit nicht immer sichr gewesen.

Elektrische Lastenfahrräder kann man auch ausleihen. Das wird es dann aber teuer. Sie kosten 14 Cent ab der ersten Minute und 25 Euro für einen Tag. Wer sich so ein Ding ausleiht, will meist was Größeres transportieren, also abholen und irgendwo hin fahren, und braucht dafür Zeit. Wenn er oder sie Pech hat, steht in Wohnortnähe gerade keines zur Verfügung, und er oder sie muss ein oder zwei Kilometer zur nächsten Ausleihstation mit Lastenrädern radeln. (Am Marienplatz stehen gerade mal zwei, wenn sie dort stehen.) Denn am Vortag reservieren kann man ein Lastenrad  nicht. Und wenn man richtig Pech hat (auch schon vorgekommen), dann ist der Akku entladen, und man muss ihn erst einmal irgendwo aufladen. Un in ein paar Minuten dürfte so ein Lastrenrad-Transport auch nicht erledigt sein. Nach nur einer Stunde hat man aber bereits 8,40  Euro bezahlt. Schluck! Da ist ein Leihwagen u.U. billiger.

Oder man leiht sich das Lastenrad beim Freien Lastenrad Stuttgart aus. Das ist kostenfrei, allerdings wird schon auch, und zu Recht, eine Spende erwartet. Und da wären zwei Euro auch etwas wenig.


*Tarife RegioRadStuttgart
Tarif für polygoCard-Inhaber:
3 Euro Jahresgebühr als Fahrtguthaben
Fahrrad: erste halbe Stunde kostenlos, dann 1 Euro/weitere halbe Stunde, höchstens 10 Euro am Tag (Tagespreis gilt is 3 Uhr am Folgetag)
Pedelec: 10 Cent/Minute, höchstens 3 Euro je Stunde, höchstens 12 Euro am Tag
Lastenrad: 12 Cent/Minute, höchstens 5 Euro je Stunde, höchstens 18 am Tag
vor Fahrtantritt kann man die Räder bis zu 45 Minuten lang reservieren
Standard-Tarif:
3 Euro Jahresgebühr als Fahrtguthaben
Fahrrad: 1 Euro je halbe Stunde, höchstens 10 Euro am Tag
Pedelec: 10 Cent/Minute, höchstens 4 Euro je Stunde, höchstens 16 Euro am Tag
Lastenrad: 14 Cent/Minute, höchstens 25 am Tag
vor Fahrtantritt kann man die Räder bis zu 45 Minuten lang reservieren

Es gibt auch Comfort-Tarife für Viel-Nutzer/innen mit verbilligten Minutenpreisen bei monatlichen Gebühren von  7 bis 9 Euro.

11 Kommentare:

  1. Ich bin recht zufrieden mit dem Angebot. Die Verfügbarkeit und der Ladezustand der Lastenräder ist tatsächlich ein Problem. Da muss die Gelegenheit gut sein dass man eines mit vollem Akku bekommt. Auch wenn es teurer als ein Mietauto ist, hole ich lieber mit dem Lastenrad den Bierkasten.

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    1. Bei mir hat sich mal jemand beschwert, weil dass Lastenrad nicht aufgeladen war und dann auch noch ordentlich Geld gekostet hat. Ich finde schon, dass Ausleihen auch was kosten soll, denke mir aber, es könnte ein bisschen weniger sein. Aber vielleicht irre ich mich. Und wenn man regelmäßig Bierkästen transportiert, wäre vielleicht ein Anhänger auch nicht schlecht. Aber weil ich auf meinem Fahrrad allerlei transportieren kann, kenne ich mich da nicht so aus.

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  2. Gelten die 30 Gratisminuten auch, wenn man das Rad an einer anderen Station zurückgibt? Ich habe neulich 1 Euro für 5 Minuten gezahlt.

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    1. Eigentlich sollten die Gratis-halbe-Stunde immer gelten. Das ist ja der Witz dabei. Vielleicht fragst du mal bei RegioRad nach, wie das bei dir zustande kam.

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  3. Ich kann auf jeden Fall nur raten die Rechnungen zu kontrollieren.
    Ich habe ein Kundenkonto mit Polygo Card, da kostet die Stunde Pedelec maximal 3 Euro. Mir wurden für 48 Minuten 4,90 berechnet. Das wurde nach einem Anruf zwar sofort korrigiert, aber sollte eigentlich nicht passieren.
    Grüsse Florian

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  4. Wie so oft wird das einzige "Grüne" Verkehrsmittel gegängelt. Während man Auto und E-Roller an jeder beliebigen Stelle abstellen darf, muss das Fahrrad zurück an eine Station. Und wer nicht im Kessel wohnt hat Pech. Eine einzige Ausleihstaion im ganzen Stadtteil, die noch nicht mal über eine Ladefunktion für Pedelecs verfügt, stellt ein recht dürftiges Problem da. Wer wird ein Leihrad nutzen? Na der, der mal schnell zur Apotheke will und die 2 km nicht laufen will. Aber kaum jemand fährt mit dem Leihrad von Stuttgart nach Aalen. Das Leihtadsystem hat noch große Lücken und wenn der Betreiber weiter schläft, werden die dreckigen Alternativen die Kundschaft für sich gewinnen.

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    1. Ralph Gutschmidt23. August 2019 um 16:57

      Ja, Michael, da kann ich nur zustimmen. War neulich erst in München, da sind im Straßenbild unzählige Leihräder zu sehen, die herumfahren. Es gibt keine Stationen, daher steht an jeder Ecke eins und ich kann sie überall abstellen.
      In Stuttgart scheinen die Räder trotz der ersten freien halben Stunde eher wenig genutzt zu werden. Klar, weit und breit kein Fahrrad vorhanden, dafür aber über zwanzig an einer Station. Was soll der Unsinn?

      Und die letzte Meile von der S-Bahn kann ich die Räder auch nicht nutzen. Denn angekommen am Ziel muss man jetzt erst mal die Station suchen und dann wieder zurück laufen. Deshalb fahre ich wann immer es möglich ist lieber ein Kraftfahrzeug (Stella, Car2go, Lime). Schon pervers, dass es einfacher ist, ein Car2go-Auto zu parken, als ein StadtRad.

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    2. Das mit der Rückgabe an einer Station ist nur in Stuttgart und in noch einer anderen Stadt in De so (mit den Calla-Bike Rändern). Dafür ist die erste halbe Stunde kostenlos. In den Städten wo man die Fahrräder überall zurückgeben kann, zahlt man dafür ab der ersten Minuten. Hat beides Vor- und Nachteile.
      Jedenfalls sind die Regioräder immer noch günstiger als die Elektroroller von Lime. Die mit 25 Cent pro Minute deutlich mehr kosten. Zuzüglich einem Euro Entsperr-Gebühr.

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    3. Ralph Gutschmidt23. August 2019 um 20:13

      Ist so ein Reizthema für mich. Andere Städte vergleichbarer Größe oder sogar kleiner haben ein Portless System, nur wir haben die blöden Stationen. Da werde ich immer neidisch.

      Ähnlich wie beim Carsharing. Stadtmobil Karlsruhe, Rhein-Neckar etc. haben so ein tolles Angebot, nur wir haben das miefige Stadtmobil Stuttgart. Wie soll das mit der Verkehrswende hier was werden.

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    4. In Berlin gibt es ja drei Radverleihsysteme, ich habe diese Räder aber dann eben auch überall teils mitten auf dem Gehweg zurückgelassen stehen sehen. Wir müssten dann allesamt schon disziplinierter sein, wenn wir solche Systeme etablieren. Bei den E-Scootern werden wir jetzt sehen, wie so was funktioniert, und auch die standen in Berlin überall herum, wirklich auch mitten auf dem Gehweg. Eigentlich reicht es ja schon, dass die Stalla-Mopeds überall herumstehen. Da achtet Stella aber immerhin drauf und rügt die Nutzer/innen. So was bräuchte man bei Leihrädern dann eben auch.

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  5. Nur noch kopfschütteln. Völlig hysterische, wochenlange Phantomdebatte! Aber mehr RSV's und Radwege gibts deswegen trotzdem nicht. Die GRÜNEN sind in der Landesregierung! Wann liefert VN Hermann endlich? Er ist 8 Jahre im Amt- seine Bilanz bisher ist verheerend!

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