9. Dezember 2019

Schnee- und eisfreie Radrouten in Stuttgart

Am Morgen der Blick aus dem Fenster: Oh, es hat geschneit. Schön! Aber ist meine Radstrecke auch geräumt?
 
Das Tiefbauramt Stuttgart wird auch diesen Winter wieder viele Radwege und Radrouten räumen lassen. Dabei wird Sole und Granulat zum Einsatz kommen. So ist es beschlossen. Das Geld dafür kommt noch aus dem Haushaltsbeschluss von vor zwei Jahren. Mit dem neuen Zielbeschluss für ein fahrradfreundliches Stuttgart, der derzeit im Haushalt verhandelt wird, müssen ab kommenden Winter dann alle Radwege, Radstreifen etc. geräumt werden.

Dies gilt jetzt schon für diesen Winter: Falls ihr beim ersten, zweiten oder dritten Schnee auf Radwege oder viel beradelte Strecken stoßt, die nicht geräumt worden sind, bitte mir schreiben und sagen, wo das ist. Ein Foto wäre auch nicht schlecht. Entweder der Räumdienst hat hier versagt oder die Stellen sollen dann sofort in den Katalog aufgenommen werden. Das hat mir der Tiefbaubürgermeister zugesagt.

Übrigens: Forscher der Technischen Universität Dresden suchen noch nach einem Streumittel für Radwege im Winter, das weder das Fahrrad, noch die Umwelt schädigt. 
Was den meisten Erfolg verspricht, soll in Hamburg getestet werden, sie der Spiegel schreibt. Ideal sind die Streumittel. Das scharfe Gebrösel auf den Stegen im Schlossgarten macht an Fahrrädern mehr kaputt als dass es nützt. Das Split kann die Reifen beschädigen. Ich hatte die Krümel auch schon in meiner Schlumpfschaltung. Salz schadet den Pflanzen und Tieren am Wegrand und dem Fahrrad selbst. Granulat aus runden Körnern wird zur Rutschbahn, wenn der Schnee weg ist.


Gesucht wird ein Stoff, der wirkt, wenig kostet und in großer Menge verfügbar ist. Außerdem soll er ökologisch verträglich sein und mit den Maschinen, die man hat, auch gut zu verteilen sein.

Dem Bericht zufolge testete Hamburg vor zwei Jahren im Winter Blähton. Das sind die kleinen braunen Kügelchen, die man aus Hydrokultur-Pflanzentöpfen kennt. Sie schwimmen bei Tauwetter oben, sie zerbröseln mit der Zeit und müssen nicht zusammengekehrt werden. Aber sie bleiben als roter Schlamm an Schuhsolen hängen und werden dann in Läden und Büros getragen. Freiburg probierte Traubenkerne als Streumittel aus. Aber offenbar beschwerten sich Ladeninhaber hier auch wegen Verschmutzung. Eine französische Mischung kombinierte Traubenkerne mit Salz, denn bei der Zersetzung organischen Materials entsteht auch Wärme und das spart Salz.

Auch möglich ist die Sole aus den Salzen der Ameisensäure. Da weiß man aber noch nicht, ob es den Pflanzen am Fahrradwegrad wirklich weniger schadet, und es ist teurer als Streusalz oder Salzsole, wenn auch die Sole weniger Salz für die gleiche Wirkung braucht. Aber Salz ist eben Salz, und das ist eigentlich verboten.

So richtig hoffnungsvoll bin ich angesichts dieser Auswahl an Streumitteln noch nicht. Die Suche wird wohl noch weitergehen müssen. Vielleicht sollte man sich mal in Dänemark oder Schweden erkundigen, was die nehmen. Denn dort wird den ganzen Winter über geradelt. (In Dänemark werden übrigens die Rad- und Gehwege noch vor den Autostraßen geräzumt.)

Man kann auch sein Fahrrad gegen Glatteis und Schnee rüsten, mit Spike-Reifen. Aber damit knattert man die meiste Zeit in einem deutschen Winter auf Asphalt herum. Manche haben ein Winter-Fahrrad als Zweitrad, also eines, das mit Spikes ausgerüstet ist und das sie bei Glatteis und Schnee nehmen. Aber das setzt voraus, dass es im Keller genügend Platz für eine Fahrradsammlung gibt und dass man an Hanglagen das Geld hat, sich ein zweites Winter-Pedelec zu kaufen.



7 Kommentare:

  1. Danke für Deinen Einsatz, für hiesige Verhältnisse gleicht das ja einer kleinen Revolution.

    Aber nachdem ich das "Geheimwissen" Spikereifen am Vorderrad (mehr braucht es in Stuttgart eigentlich nicht, es weiß nur kaum jemand, der nicht regelmäßig Rad fährt) entdeckt hatte, war und ist das Thema Winter für mich erledigt. Es funktioniert einfach. Auf allen Wegen, ohne Kompromisse.

    Und solange die Wege nicht mit diesem dämlichen und gefährlichen Split verziert sind (man kann nämlich auch böse wegrutschen) und wenigstens physisch geräumt sind (DAS ist die gute Seite der jüngsten Anstrengungen und sollte das GANZE Jahr auch für LAUB etc. gelten), kommt man mit einem Spikereifen vorn gut und sicher ans Ziel.

    Die Knistergeräusche dienen sogar zusätzlich der Sicherheit. Wenn ich Fußgänger vor mir habe, hören sie es meist, dass da "etwas" anrollt.

    Und wenn es die Autofahrer hinbekommen, zweimal im Jahr die Reifen zu wechseln, kann man das auch von Fahrradfahrern erwarten. Beim ersten Schnee/Frost die Spikes vorne drauf, irgendwann Februar/März wieder runter. Fertig.

    Soweit mein Plädoyer für "keep it simple" und für die Spikes. Gute Fahrt im kommenden Schnee ��

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  2. Ich hab ein zweites Paar Laufräder mit Spikes drauf, die sind schneller ausgetauscht, als die Reifen aufs Rad zu ziehen.

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  3. Krass, ich dachte immer das man auf den Radwegen wenn überhaupt nur Streusalz oder Splitt ausbringt. Aber wenn ich hier lese das "...Sole und Granulat zum Einsatz kommen. So ist es beschlossen. Das Geld dafür kommt noch aus dem Haushaltsbeschluss von vor zwei Jahren. ..." kann es nicht so schlecht bestellt sein um die Mittel für den Radverkehr in Stuttgart.
    So sind die Verfahren zur alleinigen Soleausbringung eher Spezialfällen wie Taumittelsprühanlagen vorbehalten.
    Vielleicht wäre dann besser statt technischer Spielereien, die Mittel in eine höhere Frequentierung mit konventionellen Mittel zu investieren.

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  4. Hallo Gebrauchsspur, nur das Vorderrad umzurüsten, ist ein guter Tipp. Das werde ich beherzigen. Da kann man auch wirklich das eine Rad nach Bedarf öfters wechseln und das andere leicht lagern.
    Gruß
    Stephan

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    1. Man stürzt ja nur, wenn das Vorderrad wegrutscht. Wenn das Hinterrad ausbbricht, kann man das meist gut abfangen. Allerdings können die Spikes auch in Kurven auf Beton zum Beispiel wegrutschen. Ein bisscen aufpassen muss man immer irgendwie.

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    2. @joesse Gerne doch :)
      Natürlich sind Spikes kein Freifahrtschein dafür, das Hirn und vorsichtiges Fahren abzuschalten... Aber das sollte als Radler klar sein (zwinkersmiley). Und je nach konkreter Wetterlage, wenn alles vereist ist, mag es vielleicht auch einfacher/besser zu sein auch mit Spikes hinten zu fahren. Aber diese Wetterlagen habe ich bisher nicht kennengelernt.

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  5. Habe mal einen Fernsehbeitrag gesehen in dem Hackschnitzel die mit Salzwasser getränkt wurden verstreut wurden ist etwas kompliziert im mischen aber ausstreuen ging gut

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