27. Juni 2024

Vom Sadismus derer mit lauten Autos

Wrrummmm, durchs Wohngebiet
Wer Automotoren laut macht und durch Wohngebiete und Fußgängerzonen donnert, neigt zu Sadismus.  Sein Antrieb ist es, andere zu erschrecken. Er will bei anderen unangenehme Gefühle auslösen.
 

Das hat Psychologin Julie Aitken Scherner von der University of Western Ontario in Kanada in einer Pilotstudie festgestellt. Wie wollte wissen, welche Leute am Steuer auf laut getunter Autos sitzen. Sie befragte 529 Studierende, über 52 % davon Männer, was sie von getunten Auspuffen halten, und welche Beziehung sie zu ihrem Auto haben. Mit diesen Leuten wurde außerdem einen Standardtest gemacht, mit dem man die Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen wie Sadismus, Psychopathie und Machiavellismus bestimmt. Wie National Georgraphic  und Forschung und Wissen berichten, kam dabei heraus, dass vor allem junge Männer den Wunsch nach einem lauten Auto äußerten. Genau diese Männer besaßen häufiger ein Persöndlichkeitsprofil, bei dem Sadismus und Psychopathie stärker ausgeprägt waren als bei anderen. 

Dabei hatte Scherner eigentlich vermutet, dass Männer in getunten und lauten Fahrzeugen besonders narzisstisch veranlagt seien und mit ihren Autos vor allem ihren Wunsch nach Aufmerksamkeit befriedigen.

Dem ist aber offenbar nicht so. Vielmehr scheinen sie anderen Menschen schaden zu wollen. Sie stören Fußgänger:innen und Menschen bei der Nachtruhe (Sadismus) und sie erschrecken Menschen auf Fahrrädern und zu Fuß, wenn sie den Motor in unmittelbarer Nähe aufdrehen (Psychopathie). 

Wrrumm-Knall, durch die Fußgängerzone

Scherner weist extra darauf hin, dass ihre Untersuchung begrenzt war und das Verhältnis zu großen Autos (die von anderen als aggressiv empfunden werden) oder an sich lauten Fahrzeugen wie Motorräder und Trucks nicht untersucht wurde. Sie schreibt: "Wären sowohl größere als auch lautere Autos einbezogen worden, wären die Korrelationen mit Sadismus und Psychopathie möglicherweise noch größer gewesen. Es wurde auch nicht untersucht, ob Personen während des Fahrens laute Musik hören, da einige Forscher, wie Brodsky (...) berichtet haben, dass in einem Fahrsimulator das Hören von aggressiver Musik während des Fahrens zu einer höheren Häufigkeit von Geschwindigkeitsüberschreitungen führte."

Laute und überlaute Fahrzeuge wie Motorräder und getunte Autos - das wissen alle die an Motorradstrecken oder in einer Stadt wohnen - stören, sie nerven und sie entnerven die Menschen, die damit regelmäßig konfrontiert werden, sie machen krank. Wer es jede Nacht erleben muss, empfindet das laute Posing als Psychoterror. Und offenbar ist es genauso gemeint. Lärm macht erwiesenermaßen krank, auch dann, wenn man selber glaubt, er störe einen nicht. Aber der Körper reagiert bei Lärm automatisch mit Stress. Und wenn er dass ständig tun muss, sind Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber auch Diabetes die Folge. Und Kinder sind schlechter in der Schule. Hinzu kommt, der Straßenlärm in unseren Städten ist eh schon zu hoch und an manchen Haupfverkehrsachsen viel zu hoch. 

 





17 Kommentare:

  1. Motorräder werden bereits mit dem Argument verkauft, dass sie Lärm machen. Und ein nicht unerheblicher Teil davon werden dann noch illegal getunt. Nachdem Kontrollen kaum noch stattfinden, drohen den Fahrern auch keine Konsequenzen. Schwarzwaldgemeinden, aber nicht nur die, können ein Lied davon singen.
    Ein weiterer Bereich des Staatsversagens, in diesem grün regierten Bundesland und anderswo

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  2. Ich bin nicht ganz 'überrascht' über das Ergebnis, jedoch komme ich zu einem anderen Ergebnis: Das vorwiegend, Männer einen 'gewaltigen Schlag' haben, die mit diesen Panzern rum röhren- das scheint valide zu sein. Das Auto ist komplett durch sexualisiert: Es steht für männliche Potenz. Penisverlängerung in Blech. Das dröhnen, röhren leite ich aus der Natur ab: Brunftgeröhre eines Hirschen. Allzeit bereit zur Paarung. Was mir auffiel: Gerade dickbäuchige Männer sind die größten Blender. In Wirklichkeit wenig Selbstwertgefühl + IQ steigen aus diesen Panzern aus. Mich würde nicht wundern, wenn diese Typen eine unterdurchschnittliche EU-Norm-Penisgröße hätten. (Sollte man in einer größer angelegten Studie mit Zollstock nachgehen, ob sich ein Zusammenhang herstellen lässt) Fakt ist: Die Autoindustrie + Politik arbeitet mit diesen niederen (männlichen) Urinstinkten. Das Triggern klappt hervorragend. Deswegen setzt sich das Fahrrad- trotz E-Motor nicht durch: Zu schwach. Zuviel Pussy. Weicheier. Irene Müller

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  3. In Mannheim hat die Polizei vor Jahren schon angefangen Poserkontrollen einzuführen.
    Auslöser waren Beschwerden der Bevölkerung, hauptsächlich in der Innenstadt an den bekannten Poserstrecken.
    Es gab verschiedene Maßnahmen:
    Die Stadt hat an Poser, die mit Kennzeichen gemeldet wurden und zum Teil öfter auffielen "Gelbe Karten" verschickt, mit der Androhung der Fahrerlaubnisprüfung.
    Die Polizei hat kontrolliert und baulich veränderte Fahrzeuge konsequent aud dem Verkehr gezogen, vom TÜV prüfen lassen und den Rückbau veranlasst (alles auf Kosten des Halters). Andere wurdenverwartn wegen "unnötigem Hin- und Herfahrens" (gibts einen Paragraphen dazu) und dann hat man nachgeprüft, wo kamen denn diese Fahrzeuge her, weil in höchstpreisigen Autos junge Kerel saßen. Man hat festgestellt, dass es eine Art Autovermietung gab, die Fahrzeuge aber nicht zur Autovermietung versichert waren. Da ist man an die Versicherer gegangen, hat denen das gemeldet und dann haben die Versicherer diesen Bereich ausgetrocknet.
    Das Poserproblem ist nicht weg, aber deutlich kleiner geworden. Es finden regelmäßig Poserkontrollen stat, bei denen immer noch Fahrzeuge stillgelget werden.
    Ich frage mich auch immer wieder, warum Leute sich so etwas wie diese Knallgeräusche als Soundsystem ins Auto einbauen. Ich köme nie auf die Idee in ein höchstpreisiges Auto so etwas einzubauen. Damit sich so eine sauteure Kiste so anhört, wie früher schlecht eingestellte Vergasermotoren. Für alle, die nicht wissen, wo das (ursprüngliche) Knallen herkommt: da explodiert unkontrolliert unverbranntes Kraftstoffgemisch innerhalb der Abgasanlage. Das zerstört auf Dauer die Abgasanlage und die Abgaswerte können auch nicht eingehalten werden. Ursächlich war eine zu fette Einstellung im Vergaser.
    Also Knallen ist für mich immer das Anzeichen: Motor schlecht eingestellt, muss in die Werkstatt. Bei neuen Autos: Ah, hier sitzt ein hirnloser Idiot am Steuer, der an einem Aufmerksamkeitsdefizit leidet und dadurch die Allgemeinheit terrorisiert und der zudem keine Ahnung von Technik hat. Da hilft nur noch, dass der zukünftig zu Fuss gehen muss.
    Karin

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  4. In den USA gibt es noch Rolling Coal https://de.wikipedia.org/wiki/Rolling_Coal was ein ähnliches Phänomen ist.

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  5. Jörg
    ich zitiere einen guten Youtuber der sich nicht nur mit Fahrrädern beschäftigt. Städte sind nicht laut. Autos sind laut.
    Zum Glück werden die normalen Kleinmotoräder zunehmend elektrischer und damit leiser.

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  6. Wenn das KFZ nicht als Fahrzeug dient. Sondern als Schwanzprothese. Um persönliche Defizite zu kompensieren. Dann muss es laut und/oder fett sein.

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  7. Ich wundere mich, dass es keine Rechtsnormen gibt, die den Einbau von lauten Auspuffen verbieten. Es müsste doch ein Leichtes sein, klare Lärmgrenzen, die bei allen Betriebszuständen gelten, zu definieren. Die Verantwortung sehe ich hier auch beim Gesetzgeber und nicht nur bei den Fahrerinnen und Fahrern der lauten Autos und Motorräder.
    Markus

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    1. Selbstverständlich gibt es Lärmeemissionsgrenzen für Krafträder. Leider sind diese i. V. m. den dazugehörigen Messverfahren auf Wunsch der Hersteller untauglich, Lärm zu reduzieren. Hier wurde genauso vorgegangen wie bei den Klappenauspuffen von Pkw. Speziell das KBA ist hier als Aufsichtsbehörde mittlerweile vollkommen untauglich.
      In Tirol gibt es seit einiger Zeit auf manchen Straßen ein Verbot für Kräder, welche ein höheres Standgeräusch als 95 dB(A) in den Papieren haben. In Deutschland haben Kommunen die Möglichkeit, z. B. im Rahmen eines Lärmaktionsplanes, Tempolimits einzurichten.
      Daneben gibt es bei Krafträdern große Unterschiede hinsichtlich der Lärmemissionen, es fallen halt die lauten auf.

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    2. Das Bestreben bzw. die Notwendigkeit den Lärm EU-weit auf das technisch notwendige Maß zu reduzieren wurde erfolgreich von ???
      richtig geraten: von
      'Deutschland'
      blockiert.

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    3. mist, Namen vergessen: Alfons Krückmann

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  8. Küchenpsychologie vom feinsten - ich liebe es!

    Und den Kommentaren nach zu urteilen sind Fahrradfahrer eine besonders agressive Spezies. Differenzierungsvermögen und Emphatie für andere sind offensichtlich nicht besonders ausgeprägt.

    Grüße
    Mercedes Testa Rossa

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  9. Volkswagen zeigt beim UP GTI den Weg - da kommt der Sound über die Innenlautsprecher - aussen leise, innen so laut man es möchte. Sollte
    bei allen ab Werk so sein.
    Gruss Thomas

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  10. Solche Studienergebnisse werden, zumindest bislang, nur von Minderheiten rezipiert; Konsequenzen, die eigentlich notwendig daraus folgen müssten werden abgeblockt und ggf. medial als 'radikal' 'extremistisch' usw. markiert.
    Wer charakterlich für das Führen einer potentiell tödlichen Maschine ungeeignet ist darf doch 'eigentlich' keine Fahrerlaubnis erhalten bzw. muss diese umgehend bei Vorliegen der charakterlichen Ungeeignetheit dauerhaft(!) entzogen bekommen.
    Dazu gehören gefährdende Engüberholer (ggf. erst nach dem 2.Mal um Gedankenlosigkeit von charakterlicher Ungeeignetheit trennen zu können), Lärmgefährder, Raser, Poser, etc.
    Auch über chronisch gefährdende(!) Falschparker wäre zu reden!
    Zur Zeit gibt es allerdings selbst bei Fahrverhalten mit faktisch billigend in Kauf genommenen schweren oder tödlichen Körperverletzungen nicht mal Sanktionen in Form von Ordnungswidrigkeitsverfolgung, wie der 'Fall' von Andreas Mandalka (Natenom) ebenso eindringlich wie tragisch bewiesen hat.
    Automobile Gewalt, auch unmittelbar oder mittelbar tödliche automobile Gewalt in ihren unterschiedlichen Formen ist in dieser vom verinnerlichten Automobilismus durchtränkten Gesellschaft faktisch erlaubt (bzw. 'großzügig' geduldet) und wird so Tag für Tag repliziert und als Variante eines regulären Alltagsverhaltens früh in die je individuellen Sozialisationsprozesse eingraviert. Infolge des Internalisierungsprozesses ist dann der heutige (barbarische?!) Zustand eingetreten, dass die faktisch vorhandene und tödlich wirksame automobile Gewalt unterhalb des Radars der ansozialisiserten Wahrnehmungsschwellen bleibt. Es wird dabei quasi zu einer Art 'naturgegebener Normalität', in welche wir kollektiv hineingeboren wurden und weiterhin hineingeboren werden.
    Statt das Problem anzugehen werden lieber zusätzliche Radwegelchen in die Flächen asphaltiert, Leitplanken gesetzt, Alleen gefällt, Lärmschutzwände hochgezogen, Dreifachscheiben einbebaut, und - selbstredend.- wird weiterhin mit hohen Milliardenbeträgen dafür gesorgt, dass der Autoverkehr weiterhin seine Wachstumsziele und Renditeziele mit immer mehr Fahrzeugen und immer höherer Fahrleistung erreichen kann.
    Alfons Krückmann

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    1. In unserer Gesellschaft läuft ein Generationswechsel hinsichtlich des "Auto". Statistisch wird der recht abrupte Gesinnungswechsel deswegen nicht voll sichtbar weil er sich auf das "gebildete städtische Milieu" konzentriert. Hochpreisige Deutsche KFZ mit "Tuning" (AMG etc.) sind mittlerweile in den jüngeren Generationen bereits negative Statusgüter, d.h. sie sind trotz der Kosten Prekariatssignale.

      Da dieser Generationswechsel recht abrupt läuft kann man sogar darauf hoffen dass zumindest die "jüngeren" in der abtretenden Generation von Richtern, Staatsanwälren und Polizeidienststellenleitern von den "Neuen" noch wegen der fortgesetzten Rechtsbeugung und Strafvereitelung welche sie, derzeit noch "akzeptiert", alltäglich begehen verfolgt werden können (Verjährung ist fünf Jahre). Man kann also darauf hoffen dass zumindest einige ihre Pension und Amtsbezeichnung im Alternteil verlieren werden und dann der Rest des Wandels nach dem Voltaire Prinzip ("pour encourager les autres") sehr abrupt passiert.

      Ein gutes Beispiel für Strafvereitelung ist gerade der erwähnte Andreas Mandalka. Bei einem "Überholmanöver", bei dem er beweisen konnte dass es zu einer Berührung kam, wurden Polizei und Staatsanwaltschaft auf seine Anzeige nicht tätig. Wenn ein KFZ beim "Überholen" einen Fahrradfahrer berührt ist der begründete Anfangsverdacht auf eine Straftat nach §315c (2) Nr.2b (gefährliches Überholen) offensichtlich.

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  11. Ich werde auf die Sprache, die bei Verkehrsgewalt verwendet wird, demnächst näher eingehen. Der Fahrer war ja wohl offensichtlich zu schnell und abgelenkt. Die Bildzeitung meldete, er habe gesagt, er sei kurz ohnmächtig geworden. Mich wundert, dass bei Motorradfahrern Polizei und Presse klar sagen, zu schnell gefahren, deshalb aus der Kurve geschleudert, bei Autofahrenden, die aus Kurven "geraten" wird sprachlich immer so getan, als könne man sich das nicht so richtig erklären. Autofahrende werden ungeheuer geschont, weil so viele Auto fahren und nicht möchten, dass sie selber mal "schuld" sind.

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