3. Juli 2015

Abschied von einem Stoppschild

Die Stadt Stuttgart hat ein Zeichen versetzt. 

Heute berichte ich hoffentlich zum letzten Mal von einer Kreuzung, die uns von Pfingsten bis gestern beschäftigt hat, weil die Stadt in die Hauptradroute 1 ein Stoppschild für Radler/innen aufgestellt hatte. 

Und zwar in der Tübinger Straße, Ecke Feinstraße, nachdem hier die Durchfahrt für Autos und anderen motorisierten Verkehr gesperrt wurde.

Das falsche Zeichen für eine von der Stadt ja eigentlich gewollte Radverkehrsförderung. Das haben wir Radler/innen mit unseren Stoppübungen am Schild deutlich gemacht. Wie am Dienstag im Bezirksbeirat Süd angekündigt, hat die Verkehrsbehörde die Ecke umgebaut. Und zwar sehr zügig, nämlich gestern.
Unser Stoppschild steht jetzt für Autofahrer da, die in die Feinstraße einbiegen wollen. Für Autos, die aus der Feinstraße kommen, steht ein zweites Stoppschild. Auf die Fahrbahn wurde eine rote Radspur gezogen. Sie ist vor allem für Autofahrer/innen als Signal gedacht, hier auf den Radverkehr zu achten.

Natürlich sollte man nicht darauf parken, so wie hier zu sehen, als ich gestern Abend dort war. Das kurze und hoffentlich ebenfalls letzte Video von dieser Ecke zeigt, dass die Situation für Autofahrer und Radfahrer jetzt eindeutiger ist. Sie zeigt aber auch, dass noch nicht alles reibungslos klappt und weiterhin Motorradfahrer durchbrausen, auch gern als Geisterfahrer auf der falschen Radspurseite.

Und man wird sich sicherlich Gedanken machen müssen, wie man das Zuparken der Radspuren und das Durchfahren der Autos über die Radspuren verhindert.

Routinierte Radler merken auch an, dass die Radspur wie in Stuttgart üblich arg dicht an den Türen geparkter Autos entlang führt. Aber Radler dürfen hier durchaus auch die ganze Fahrbahnbreite nehmen, um der Gefahr, sich plötzlich öffnender Türen auszuweichen.

Das haben wir Radlerinnen und Radler erreicht, weil wir nicht nachgelassen haben mit unseren fantasievollen Protest gegen ein Stoppschild. Und weil das Ordnungsamt sich auch durch eine Verkehrszählung hat überzeugen lassen, dass hier wirklich mehr Radfahrer unterwegs sind als Autos. 

Hier das hoffentlich letzte Video von dieser Ecke.




Und das ist der Bericht in der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten heute.

12 Kommentare:

  1. Hui, die können richtig schnell sein, bei der Stadt... Respekt! :-)

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  2. Ja mein Güte, da ist wohl jemand in der Verwaltung aufgewacht, knapp 48 Std. bis zur Umsetzung! Oder hat da der gerade aus dem Urlaub zurückgekehrte Radbeauftrage der Stadt Herr Köhnlein ein Machtwort gesprochen? Wie auch immer, gut so und weiter so!!!

    Die Bedingungen für die Markierungen sind aber auch gerade ideal, länger zu warten wäre auch nicht nachvollziehbar gewesen - kommt aber von Seite der Stadt durchaus vor, siehe Reinhold-Maier-Brücke in Münster/Bad Cannstatt.

    Wenn jetzt noch die Stadt - wie angekündigt für Juli 2015 - es schafft den allgemeinen Falschparkern und dem „Edelkarossen-Catwalk“ in der Tübinger Straße Herr zu werden, hat man wirklich etwas erreicht und damit sicher auch schnell die Mehrkosten für den erneuten Umbau drin.

    Der weiße Flitzer wollte ja unbedingt sich sein persönliches Andenken vom Falschparken holen – zumindest stellt dieser sich zweimal im Video ins Parkverbot. Ist ja aber okay, da so ein Verhalten oder das des Böblingers auf dem Radstreifen ja zurzeit von der Stadt geduldet wird.

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  3. Schön, sie haben sogar den Schmuck am Pfosten drangelassen :-)

    Gibt es eigentlich irgendwo eine Bildersammlung "Dinge auf Radwegen in Stuttgart" oder so?

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  4. Sehr schön, das ging jetzt wirklich fix, ich freue mich.
    Ohne kleinlich zu sein, aber fehlt jetzt neben dem "Fahrrad frei"-Schild unter dem Linkspfeil stadteinwärts vor der Absperrung nicht auch noch ein "Vorfahrt"-Schild für die Radfahrer?
    Ohne "Vorfahrt"-Schild und ohne Kenntnis der Stopp-Schilder in/aus Richtung Feinstraße muss man als Radfahrer der stadteinwärts unterwegs ist an der Kreuzung doch davon ausgehen, dass rechts vor links gilt. Das führt zu Unsicherheiten bei Radlern die keine Kenntnis von der Situation an der Krezung haben. Ich zweifle daran, dass die Beschilderung so zulässig ist. Es kann ja nicht davon ausgeganen werden, dass von der Beschilderung und somit den Vorgaben für die anderen Verkehrsteilnehmer auf die eigene (fehlende Beschilderung und) Vorgabe geschlossen wird.
    Sonst bräuchten wir nur noch "Stopp"- und "Vorfahrt gewähren"-Schilder, die "Vorfahrt"-Schilder könnten wir uns sparen.

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    1. Völlig richtig. Ich wolle nur jetzt auch noch nicht mäkeln. Aber das kann man ja noch hinstellen. Es fällt der Stadt halt sehr schwer, RAdler als gleichwertige Verkehrsteilnehmer zu Autos wahrzunehmen. Sie sind immer irgendwie das Dritte.

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  5. Sorry für off topic, aber mich würde ihre Einschätzung zu dieser Kreuzung bzw. Verkehsführung interessieren, da sie das Rad ja auf die Straße bringen möchten:

    www.express.de/bonn/radlerfalle-suttner-platz-chaos-verkehrsfuehrung-sorgte-wieder-fuer-unfall,2860,30728220.html

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    1. Tödlich! Der Autofahrer hat überhaupt keine Chance zu erkennen, dass er auf querenden Radverkehr von beiden Seiten achten muss, nachdem er den Abbiegevorgang beendet und bereits wieder Gas gegeben hat. Ohnehin ist genau das sehr gefährlich, auch wenn der Radstreifen wie ein Zebtrastreifen gleich hinter der Abbiegung wäre, auch da passiert schon viel, aber das ist eine Situation, die den Autofahrern immerhin vertraut ist. Diese hier ist es nicht. Und alles, was Autofahrern (und Radlern) nicht vertraut ist, bringt die schwächeren Verkehrteilnehmer in große Gefahr (den Autofahrer auch, der ja keinen Unfall bauen will, aber der verletzt sich nicht so schwer). So was ist unverantwortlich. Die Radspur muss hier deutlich sichtbar genau neben der Fahrbahn verlaufen, von der Autofahrer abbiegen, und Grünvorrang bekommen. Unglaubliche, diese Situation. DA muss ich mal drüber schreiben.

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    2. Hallo Anonym,

      als vielradler empfinde ich die Kreuzung eigentlich nicht schlecht. Insbesondere die Verlegung der Radfahrspur(4) links neben die Rechtsabbiegerspur(1) ist Klasse - das ist keine Ironie.

      Das kenne ich leider auch anders. Alt zu oft, werden geradeaus fahrender Radfahrer rechts neben eine reine Rechtsabiegerspur geleitet und dann bekommen Radfahrer und Kfz.fahrer auch noch gleichzeitig Grün. Alles mit der Begründung der Leistungsfähigkeit der Kreuzung (, welche wie so oft über das grundgesetzlich geschützte Recht der körperliche Unversertheit geht).

      Auch die hier subtiel kritisierte zweispurige Straße Richtung Beuel ist meiner Erfahrung nach nicht schlimm, wenn denn der Radfahrstreifen ausreichend Breite hat. Mich interresiert eigentlich nur die erste Fahrspur, mit der zweiten oder dritten kommt man ja nicht in Kontakt.

      Das Problem an dieser Kreuzung scheint ja die Furt (2) zu sein. Das ist aber kein Designproblem, sondern eins der Ampelschaltung.
      Eine kleine Änderung der Programmierung und die Kreuzung ist sicherer. Man muss der Furt (2) nur eine eigne Grünzeit geben. Das geht aber leider wieder zu lasten der Leistungsfäigkeit der Kreuzung.

      Das größte Problem ist aber die Einstellung der Verkehrsteilnehmer. In den NL sind weit abgesetzte Furten sehr oft vorhanden. Dort biegen Kfz.faher ab und achten dann auf die Querenden Verkehr (Fußgänger, Radfahrer, Mofafahrer). Das sollte, wenn man das mal aus Kfz sicht betrachtet, eigentlich den Druck nehmen, da man den nachfolgenden Verkehr nicht mehr blockiert und die Sicht auf den Radweg ist auch besser, da man im 90 Grad Winkel zur Furt steht. Aber wozu noch mal 2 Sekunden langsam weiterfahren und gucken, wenn man doch schon zum Abbiegen abgebremst hat?

      Leider wird in hier in Deutschland von den Verkehrsteilnehmern wohl zuwenig Wert auf §1 StVO gelegt, auf allen Seiten, ansonsten kann ich mir eine Problemstelle wie bei (2) und (3) beschrieben nicht erklären.

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  6. Ich vermute mal, dass die Bonner Situation dadurch schwierig wird, weil diese komische Radspur zu einer Seitenstraße führt oder aus ihr heraus kommt und die Radler früher hier wohl regelwidrig gefahren sind oder was auch immer. Dann muss man halt eine große Ampel für Autofahrer hier aufstellen, wobei ja leider Radler auch gerne rote Ampeln missachten und, wenn sie zu lange warten müssen, dann auch bei Radlerrot fahren. Auf jeden Fall muss man da wohl schon was machen.

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  7. Liebe Christine!

    SUPER! Dass das jetzt doch alles so schnell ging und so glücklich ausgegangen ist, das stimmt mich richtig hoffnungsvoll. Ich danke dir sehr für die Organisation der Stoppschild-Partys und die Kommunikation mit der Stadt!

    Und wenn die glauben, dass damit die Zeit der schnellen Radler-Aktions-Eingriffstruppe vorbei ist, dann haben sie sich getäuscht ...

    Lilly

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  8. Ich bin gestern durch Zufall auf die Ecke gestoßen. Sieht für mich alles schwer irritierend aus. Wollte erst die Barrikaden umfahren, aber das war mir dann doch zu brutal.

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