21. November 2016

Unfallforscher fordern: kein Durchgangsverkehr in Fahrradstraßen

Gemeint ist der Durchgagnsverkehr von Autos. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat nach eigenen Angaben untersucht, was Fahrradstraßen gefährlich macht. 

Grundlage der Untersuchung waren eine bundesweite online-Befragung, umfangreiche Unfalluntersuchungen, Beobachtungen und Befragungen der Verkehrsteilnehmer/innen. Demnach sind Fahrradstraßen grundsätzlich recht sicher. Unfälle geschehen seltener als auf vergleichbaren Tempo-30-Nebenstraßen.

Dennoch hat die UDV Verbesserungsmöglichkeiten ausgemacht. Fahrradstraßen dienen primär dem Radverkehr, heißt es in der Pressemitteilung. Höchstens Anlieger sollten hier mit Autos noch hineinfahren dürfen. Der Durchgangsverkehr sollte unterbunden, und die Ein- und Durchfahrtsverbote sollten konsequent überwacht werden.
Fahrradstraßen sollten über die ganze Länge einheitlich gestaltet und als Vorfahrtstraßen ausgeschildert sein.

Damit sich Radfahrende, die nebeneinander radeln, gefahrlos begegnen können, muss eine Fahrradstraße eine Mindestbreit von vier Metern plus den Sicherheitsabstand zu Parkenden Autos haben. Nur dann ist genug Platz vorhanden, damit sich auch Radfahrende und Autos begegnen können, ohne dass die Räder an den Rand gedrängt werden. 
Eberhardstraße - kein Durchkommen mehr
für Raddfahrende

Tübinger Straße
Karlsruhe

Wenn aber Autoverkehr zugelassen ist, dürfen Fahrradstraßen wiederum nicht so breit sein, dass sie den Autofahrer zum Überholen verführen.

Und: Es ist dringend notwendig, die Verkehrsteilnehmer/innen darüber aufzuklären, was eigentlich Fahrradstraße heißt und wie Autofahrer sich angesichts des Verkehrszeichens "Fahrradstraße" verhalten müssen.

Das alles ist in unserer ältesten Fahrradstraße, der Eberhardstraße, definitiv nicht gegeben. Es fahren Autos von zwei Seiten durch, sie stellen sich massiv und exzessiv in zweiter Reihe am Fahrbahnrand auf. Radfahrer fahren Slalom zwischen Paketdiensten, Zulieferern, Aus- und einparkenden Autos (obgleich es dort fast nur noch Behinderten- und E-Tank-Parkplätze gibt), Radfahrenden kommen Autos auf der falschen Seite entgegen, die die abgestellten Fahrzeuge umkurven.

In der Tübinger Straße geht es etwas friedlicher zu, weil sie nur noch vom Marienplatz aus durchgehend befahrbar ist, nicht aber vom Gerber aus. Wenn es auch immer noch etliche Autofahrer gibt, die das Einfahrt-verboten-Schild missachten und in Gegenrichtung in die Einbahnstraße hineinfahren, übrigens sogar vor den Augen der Polizei. Werden sie von Polizisten zur Rede gestellt, werden einige dieser Autofahrer dann auch noch pampig, wie mir ein Zeuge berichtet hat. Er sei doch sehr erstaunt gewesen, wie unverschämt die Autofahrer den Polizisten gegenüber geworden seien.

Nicht besser läuft es in der Fahrradstadt Karlsruhe. Auch dort brummt der Autoverkehr durch die Fahrradstraßen und drängt etliche nicht so selbstsichere Radler an den Rand. Hier behaupten sich allerdings Radfahrende durch die größere Anzahl etwas besser.







10 Kommentare:

  1. Bei uns (Mannheim) gibt es auch Fahrradstraßen. Eine der Fahrradstraßen wurde demletzt zur offiziellen Umleitungsstrecke wegen einer Baustelle mit Sperrung. Das angeordnete Tempo 30 wird von überhaupt niemandem mehr eingehalten. Radfahrer werden dort jetzt als störend empfunden und entsprechend bedrängt. Seit die Straße Fahrradstraße ist, wurde rechts vor links abgeschafft und durch Vorfahrtschilder ersetzt. Das hatte aber auch nur zur Folge, dass die dort fahrenden PKW jetzt zügig durchfahren. Kontrolliert wird überhaupt nicht, wie sowieso nirgends. Im Prinzip muss man froh sein, wenn man nicht im eigenen Verkehrsbereich über den Haufen gefahren wird. In meinen Augen ist "Fahrradstraße" nur eine billige Maßnahme um sich das Label "fahrradfreundlich" und "macht was für Radfahrer" ans Revers heften zu können. Solange man nicht die vorhandene Radinfrastruktur auf Benutzbarkeit überwacht, konsequent frei räumt, Geschwindigkeitsbegrenzungen überwacht und ahndet, bringt das alles nicht. Alles nur Augenwischerei und Schöner Schein.
    Übrigens ist Respektlosigkeit gegenüber Polizisten mittlerweile sehr weit verbreitet. Und ein immer weiter wachsendes Problem.
    Karin

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    1. Geschwindigkeit ist auf unseren zwei Fahrradstraßen nicht das Problem. Die Radler sorgen dafür, dass die Autos langsam fahren (es sind 30er-Zonen schon lange), aber der Parksuchverkehr und das Halten/Parken in zweiter Reihe, das ist das Problem. Radler schlängeln sich durch Lieferwagen. Natürlich müsste man das für alle Autos sperren, außer für Anwohner (was auch so ist, aber nicht beachtet wird). Die STadt sieht es aber auch mit zunehmendem Ärger, und es wird letztlich Konsequenzen für die Autofahrer haben, wenn sie sich einfach nicht an Regeln halten wollen.

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  2. Hier in Leipzig kenne ich Fahrradstraßen eigentlich nur aus dem Bereich des Ringes - hier musste die Stadt eine halbwegs schnelle Alternative paralle schaffen, weil der Ring selbst für Radfahrer gesperrt ist. Ganz gut gemacht ist, dass praktisch alle Fahrradstraßen für den motorisierten Verkehr entweder (gegenläufige) Einbahnstraßen oder Sackgassen sind, so dass nur unmotorisierter Durchgangsverkehr möglich ist.

    Die Fahradstraßen sparen auch einige Ampeln, erfordern aber Ortskenntnis. Wer zum ersten Mal in der Stadt ist und lediglich die Aufgabe hat, von A nach B zu kommen, findet sich im Gewirr aus Fahrradstraßen, Einbahnstraßen und Radwegen mal hier mal dort nicht zurecht.

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  3. Kein Durchgangsverkehr lässt sich nur erreichen, indem ein Straßenzug durch Poller geteilt wird. Anwohner und Anlieferer kommen trotzdem noch an ihr Ziel.

    Eine "konsequente Überwachung" ist dem hingegen eine Illusion.

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    1. Ursprünglich war in der Tübinger ein System gegenläufiger Einbahnstraßen geplant, wozu sich aber wegen Anwohnerprotesten der Bezirksbeirat Süd nicht durchringen konnte. Aber das heißt nicht, dass das nicht kommt, wenn die Tübinger weiterhin als Durchfahrtstraße missbraucht wird.

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  4. Also ich kann auch nur bestätigen, das Poller in der Mitte die beste Option sind. Wenn ich mir bekannte Fahrradstraßen und normale Nebenstrecken mit Pollern vergleiche, so fährt es sich in den Nebenstrecken mit Pollern am besten.

    Fahrradstraßen werden hier in der Stadt gerne in Tempo 30 Zonen an gelegt. Da bleibt ja fast nichts mehr an Vorteilen über, außer das man nebeneinander fahren darf. Was man dort aber auch muss um nicht dicht überholt zu werden.

    Würde man es mit Fahrradstraßen ernst meinen, wäre es grundsätzlich nicht erlaubt diese allgemein für KFZ frei zu geben, sondern nur für Anlieger. Ebenfalls müsste grundsätzlich das Parken von KFZ da drin verboten sein.

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    1. Die meisten RAdler fahren eh nicht 40 km/h, sondern zwischen 18 und 27 km/h. Und wenn du mit deinem Rad so schnell bist, dann fahr doch. Radfahrende müssen keinen Tacho haben. Sie dürfen zwar nicht viel zu schnell sein, aber exakt 30 km/h kann man nicht erwarten, sondern nur einen Schätzwert. Und ich möchte dich gern mal mit 40 oder 50 auf dem Rad durch die Tübinger sausen sehen. 😊

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    2. Das Nebeneinanderfahren ist auch auf allen anderen Straßen erlaubt, man darf nur niemanden behindern.

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  5. Lieber Anonym,
    es braucht keine Fahrradstraßen, damit Radler nebeneinander fahren dürfen. Die StVO untersagt das Radeln nebeneinander nur, wenn dadurch jemand behindert wird. Das passiert wohl aber nur in den seltensten Fällen. Um 2 Radler, die vielleicht die Hälfte der rechten Spur beanspruchen, zu überholen, muss der Automobilist nur auf die Gegenspur wechseln.

    Das muss er auch tun, wenn er einen einzelnen Radler überholt. Beispiel: Breite Fahrspur 3,50m, Abstand Radler zum Fahrbahnrand + Breite Radler + Sicherheitsabstand + Breite Fahrzeug (1m + 0,5m +1,5m +2m = 5m). Um einen Radler zu überholen, braucht es also mehr Platz als die eigene Fahrspur hergibt.

    Die Schwierigkeit besteht nur darin, diesen einfachen Sachverhalt einem Automobilisten klar zu machen.

    Viele Grüße
    Matthias

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  6. Wieso parkt eigentlich ständig Alexander Kotz tagsüber in der Fahrradstraße Eberhardstraße?

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