28. Februar 2018

Hoppeltour übers Stuttgarter Pflaster

Autos sind schwer. Vor allem in Kurven drehen ihre Reifen die Schmuckpflastersteine aus der Verankerung. 

Die Folge sind schief stehende Steine, Kanten und Spalten, die für Fußgänger/innen und Radfahrende gefährlich werden können.

Autos macht der Schaden nichts, den sie anrichten, sie rollen in der Tübinger Straße beim Gerber oder in der Lautenschlagerstraße über klappernde Steine. Für Rennradreifen können die hochstehenden Steinkanten und die sich immer weiter auftuenden Spalten zwischen den Steinen aber sturzgefährlich werden. Zu Fuß gehende können mit Absätzen hängen bleiben (Frauen in Pömps) oder über eine Kante stolpern. Mal abgesehen davon, dass es potthässlich aussieht, ungepflegt und so, als lasse die Stadt alles verlottern.


Dieser Stein - weder in Grau, noch in Gelb - taugt nicht für Flächen, die eigentlich für einen leichten und leisen Rad- und Fußgängerverkehr gedacht sind, aber von Autofahrenden mit benutzt werden dürfen oder auch einfach illegal genutzt werden. Und es wird nicht besser, sondern schlimmer in der Tübinger Straße.
Wacklig und schief stehen die Steine auch bei den Zebrastreifen auf der Bolzstraße. Für junge Menschen kein Problem, für ältere aber durchaus gefährliche Fußangeln.

Übrigens, falls sich jemand fragt, warum diese Steine nicht zügig ersetzt werden: Der zuständige Bürgermeister Thürnau erklärt, er habe keine Lagerkapzität für diese Steine und es es sei wirtschaftlicher, sie in größeren Mengen zu bestellen. Also wartet man jeweils darauf, dass sie die Bestellung auch lohnt.

Kronprinzenstraße
Für viel Geld hat die Stadt im vergangenen Jahr die Kronprinzenstraße saniert, die vorher eine reine Flickenpiste war, weil viel zu viele schwere Fahrzeuge hier drauf fahren. Die Steine sehen robuster aus als das übliche Stuttgarter Pflaster (sie sollen auch Stickoxide absorbieren), aber sie liegen da auch erst seit ein paar Monaten. Man sieht an den Reifenspuren auf dem Pflaster, dass auch hier ungeniert Autos herumkurven. Sie parken sogar, obgleich sie das nicht dürfen. Ich nehme aber mal an, dass diese Steine besser halten, so wie auch das Steinpflaster auf der Königstraße.

Lautenschlagerstraße
Dieser Abschnitt der Lautenschlagerstraße aber muss dringend saniert und dann endgültig für den Autoverkehr gesperrt werden. Offensichtlich kommt die Stadt mit dem Flicken nicht mehr nach, die Steine sind eingebrochen, stehen schräg und produzieren tiefe und viel zu breite Spalten. Es klappert beim Drüberfahren, die Radreifen rutschen von den Kanten ab, man schlingert leicht. Und das nach gerade Mal gut vier Jahren. Ohnehin hat man in der Straße 2013 eine Chance für Radfahrende vertan.

Billiger und weniger gefährlich wäre Asphalt, der gerne auch mal hell gefärbt sein kann. Übrigens ungefährlicher leider nur für zu Fuß Gehende und für Radfahrende. Wer mit vier Autoreifen darüber klappert, stolpert nicht. Und solange Autos nicht stolpern, kann man zuwarten. Oder?


11 Kommentare:

  1. Klasse, darüber habe ich mir erst diese Woche Gedanken gemacht: Ob man die Pflastersteine einfach einzeln nach und nach durch Asphalt ersetzt bis eine herkömmliche Straßenoberfläche entsteht? :P

    Aufgefallen ist mir der Flickenteppich dabei in der Urbanstraße nach einem Fast-Sturz vor der Musikhochschule, wo über einen gepflasterten Gehweg umgeleitet wird, der für Autos halt so gar nicht gemacht ist und danach auf dem Stück Fußgängerzone WLB Richtung Wilhelmspalais, wo eigentlich gar nicht viele Autos fahren dürften...

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    1. Die Strecke kenne ich :-) Vor allem das Stück hinter dem Wilhelmspalais ist bemerkenswert. Wurde das nicht erst im Zuge des Umbaus gepflastert? Und jetzt schon Asphalt? Oder täusche ich mich?

      Muss mal alte Filme meiner Cam rauskramen.

      Martin

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  2. Wunderschöne Symptome einer vollkommen wirklichkeitsfernen, als auch -fremden Planung - so mach einer spricht gar von Fehlplanung!

    Klar sieht das auf dem Reißbrett hübsch aus, wenn alles mit edlem Granit verdeckt ist, hilft halt nicht wenn man die wahren, späteren Nutzer nicht bei der Planung mit einbezieht, welche ja nur minimal schwerer sind als die Angedachten...

    Auch wie viel Steuergeld mit solchen Aktionen verbrannt wird, statt von vorhinein dazu zu stehen, dass eine Asphaltdecke alleinig den Belastungen standhalten wird, nein dann setzt man mit folgsamen (Lobby-)Planungsbüros auf hübsche Lösungen, welche dann mit der Zeit sich dem Actio-Reactio-Prinzip geschlagen geben müssen.
    So sind ja immerhin die beiden Asphaltblöcke der Tübinger Straße auf Höhe der Christophstraße schon fast zusammengewachsen ;-)

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  3. Ach, noch was: im Doqu fängt es auch schon an. Entweder setzen sich die Steine ungleichmäßig, oder es wurde zuwenig Füllmaterial (Sand) zwischen den Steinen verwendet. Oder es fahren zuviele Kfz dort entlang.

    Martin

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    1. Deine beiden ersten Punkte könnten schon möglich sein, aber wahrscheinlich wurde eben nicht die Überbeanspruchung durch KfZ bedacht und so treten eben kleinere Mängel schneller auf.

      Gibt es nicht irgendwo eine Zone, welche erst kürzlich neu gepflastert wurde und rege von Fußgänger genutzt wird, sicher aber nicht von Autos weil z.B. durch Poller abgeschirmt?
      Gerade an ÖPNV-Eingängen oder um Spielplätze sollte sich doch so etwas schnell ablesen lassen ob es Pfusch am Bau war oder schlicht einer der späteren Nutzer dieser gepflastert Oberfläche vergessen wurde. :)

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    2. Es it ein bekanntes Problem, dass Autoreifen, Pflastersteine rausdrehen. Kopfsteinpflaster hält das besser aus als diese flachen Steine. Wenn man die verwendet, muss man sie gut verbrauen, so wie auf der Königstraße wo der Bus fährt. Da wackelt ja nichts.

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    3. Daher meinte ich das auch ehr so, man kann durchaus ohne Asphaltdecke bauen muss dies dann allerdings von Anfang an berücksichtigen und dementsprechend anders bauen als auch mehr investieren.

      @Christine: Wo fährt denn auf der Königstraße ein Bus, vor allem auf Kopfsteinpflaster?

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    4. Die Königstraße macht vor der Marienstraße eine Kurve. Der C&A und Kaufhof sind auch in der Königstraße.

      Das einzige gepflasterte Stück ohne Autos, das ich kenne ist in der Friedrichstraße, vor dem Sandwich-Laden bzw. Tödi.

      Martin

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  4. ... und im Grundstudium Architektur / Stadtplanung (Rheinland-Pfalz) lernt man sogar, dass Beläge dieser Art für Kreuzungsbereiche mit schwerem Verkehr mehr als ungeeignet sind!
    Eigentlich müsste die Situation gerade umgekehrt sein ... Kreuzung geteert und Straße gepflastert!
    Hier hat sich wohl ein unwissender Stadtplaner / Freianlagenplaner gegenüber dem Tiefbauamt durchgesetzt und Optik vor Funktion gesetzt! :)
    Da freuen wir uns doch über jahrzentelange Flickenteppiche ... und maximale Steuerverschwendung!!!

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  5. Ich habe schon einmal danach gefragt, aber wurde/sollte jemand wirklich zur Rechenschaft deswegen gezogen? In der Tübinger Straße war das Asphalt noch gut und jetzt sieht die geflickte Oberfläche einfach nur hässlich. Hat man überprüft ob sich die Bauweise für Strassen eignet? Soll nicht jemand für die Versäumnisse rechtlich/finanziell bezahlen?

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    1. Der Gemeinderat entscheidet über all diese Maßnahmen, er billigt die Pflasterung, allerdings auf Vorschlag der Stadtplaner. Der Gemeinderat könnte auch etwas anderes fordern oder veranlassen, aber das tut er momentan nicht. Eine Pflasterung, die dem Autoverkehr standthält, kostet viel mehr Geld als diese. Und Asphalt möchte man nicht haben, damit der Charakter dieser Straßen als Fußgängerzonen sichtbar wird. Mal sehen, wie es weitergeht.

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