28. Juli 2018

Hurra - die Tübinger ist reine Fahrradstraße! - Och nö: Fake


Gestern war fahrradpolitische Besichtigung des Abschnitts der Tübinger Straße, die für den Umleitungsverkehr während der Baustelle am Österreichischen Platz entwidmet wurde. 

Mit dabei Radfahrende des ADFC, der Naturfreunde, aus der Bürgerschaft und ich.

Wir konnten es nicht verheben, dass wir uns über das Schild amüsierten, das den Abschnitt zur reinen Fahrradstraße macht, auf dem keinerlei Autos fahren dürfen. Die Fahrradstraße ab Fangesbachstraße zur Feinstraße ist für Autos nicht freigegeben. Sie fahren trotzdem, sie sollen ja auch. Das ist die Autoumleitung.

Wenn sie von der Fangelsbachstraße kommen und zur Feinstraße wollen, müssen sie (derzeit illegal, aber von der Stadt so angeordnet) hier durch fahren. Für sie hat man die Sperre an der Feinstraße extra wieder aufgemacht. Und wer  sieht schon bei den vielen Schildern so ein Schild, wer versteht so ein Schild überhaupt, und wer achtet überhaupt noch auf Verkehrszeichen in Stuttgart?

Alle Autos, die hier noch mit dem Kühler Richtung Marienplatz stehen, dürfen aus dem Straßenabschnitt definitiv auch nicht mehr Richtung Silberburgstraße hinausfahren, denn zu beiden Seiten stehen Durchfahrt-Verbotenschilder. Die Straße ist jetzt Einbahnstraße Richtung Gerber.

Wir haben hier einen Autofahrer gesehen, der dort hinausfuhr und beim Rechtsabbiegen in die Silberburgstraße einen Radfahrer, der auf seiner Radspur kam, beinahe umgefahren hätte. Es war äußerst knapp.

Autos irgendwie, Radler irgendwie
Sehr befremdlich für alle ist beim Dinkelacker die Abbiegung in die Cottastraße. 

Autos müssen abbiegen, Radfahrende dürfen geradeaus. Richtung Marienplatz haben sie  zusammen mit den Autos Richtung Marienplatz Rot und warten, obgleich sie nur geradeaus wollen und dabei keinen Autoverkehr kreuzen. Sie müssen nur warten, weil Autofahrer hier warten müssen. Nicht zu ihrem eigenen Schutz. Für gar nix.

Es ist sicher nicht als Schikane gemeint, aber es wirkt so und wird von vielen Radfahrenden so verstanden. Wir haben hier viele bei Rot weiterfahren sehen. Wir haben aber auch erstaunlich viele gesehen, die hielten. Wir haben übrigens auch Autos gesehen, deren Fahrer bei Rot weiterfuhren. Wir haben auch etliche Autos gesehen, die halb auf dem Radstreifen standen und warteten (vielleicht um Geradeaus weiterzufahren, oder auch nur um schon mal vorsorglich für die Linkskurve in die Cottastaße auszuholen. Oder sie hielten da eine kurze Weile einfach so und die anderen Autos fuhren links vorbei. Die Radfahrenden quetschten sich mal links mal rechts an ihnen vorbei.


Und wir haben Fußgänger gesehen, die die Schwarzampel gegenüber der Ausfahrt von Dinkelacker für eine Fußgängerampel hielten bei Rot stehen, wenn das Rot verschwindet, losgehen. Dann fahren allerdings auch die Autos aus Richtung Gerber los. Macht aber nichts, denn die überqueren nicht die Marienplatzseite der Tübinger Straße, es sei denn, sie tun es einfach doch und fahren gegen die Einbahnstraße weiter. Auch das haben wir in einem Fall gesehen.

Auf der Seite, die vom Marienplatz her kommt, haben Radfahrende keinen Platz rechts von den Autos vorbeizufahren, wenn sie sich in der Schleuse stauen, und fahren dann links vorbei als Geisterradler auf der Radspur in Gegenrichtung. Überhaupt fahren Radfahrende fantasievoll, wenn sich die Autos gegenseitig auf der T-Kreuzung blockieren, links, rechts, diagonal ...

Schön finden wir und viele Radfahrende den neuen Radstreifen in der Cottastraße zur Tübinger Straße. Der ist ein Gewinn der Baustelle am Österreichischen Platz. Nur hinauf zur Hauptstätterstraße macht sein Fehlen sich bemerkbar, denn mit dem Lastenrad kommt man nicht rechts an den sich stauenden Autos vorbei. Man steht im Autostau.

Radfahrende haben auch hier eine Ampel, die wie so oft recht hoch nicht so richtig in Sichtrichtung steht. Wir haben einige Radler gesehen, die da hielten, aber die meisten sind hier rechts abgebogen, ohne auf die Idee zu kommen, dass etwas anders ist. Sie haben da ja noch ihren wenn auch komisch überklebten Blutstreifen.

Der Österreichische Platz war am Freitag noch nicht gesperrt. Der richtige, echte Autoverkehr kommt hier noch. Den schauen der ADFC und ich und alle, die es interessiert, uns am Montag ab 16:30 Uhr dort an. Danach können  wir alle ins Merlin zum Treffen des Zweirats.

3 Kommentare:

  1. Hier ist ziviler Ungehorsam Pflicht! Rechtsabbiegende Radfahrer sollen warten, obwohl nur Radfahrer Rechtsabbiegen dürfen. Wenn das keine Schikane ist, was dann?

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  2. Ich checke gar nichts mehr und fahre nach Gefühl. Ist ja nur temporär

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  3. Nach Gefühl und mit Vorsicht hier sich durchzuschlängeln ist meines Erachtens das Beste.
    Was soll ich als Radler an einer Ampel bei ROT halten, wenn weit und breit kein Autofahrer zu sehen ist? Bin ICH für die AMPEL da oder die AMPEL für MICH?
    Wenn's womöglich dann bald ganz Dicke kommt, überlege ich mir bereits auf die Hauptstätter Str. auszuweichen (zwischen Marienplatz bis Torstr. und umgekehrt) und mittig auf der rechten Fahrbahn dahinzutrödeln ...

    Gruß vom Stuttgarter Alltagsradler
    :-)

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