19. Juli 2018

Wenn's schon nicht funktioniert, ist auch noch der Wurm drin

Gestern habe ich von der Schwelle mit der Ampel darin in der Tübinger Straße berichtet. Am Mittag habe ich den Fahrradbeauftragten an der Stelle getroffen, am Abend weitere Radler.

Dabei konnten wir zusehen, was alles nicht funktioniert. Es parkte ein Auto auf dem Radstreifen rechts Richtung Gerber. Am Abend stand direkt hinter dem Rastreifen auch ein Auto in Fahrtrichtung Gerber. Der kann da nur gegen die Einbahnstraße hingekommen sein. Sogleich fuhr ein Auto vom Marienplatz kommend geradeaus gegen die Einbahnstraße Richtung Gerber, einen weiteren Autofahrer konnten wir aufhalten, er sah dann auch, dass ihm Autos entgegenkommen. Einer der Entgegenkommenden fuhrt dann flugs geradeaus gegen die Einbahnstraße Richtung Marienplatz weiter und verspottete uns mit seiner Warnblinkanlage. Wenn schon allgemeine Regelwidrigkeit herrscht, fahren immer mehr regelwidrig.

Und das alles innerhalb von fünf Minuten. Ein Taxifahrer hielt auch noch halb auf dem Fahrradsrteifen Richtung Marienplatz und zwar so, dass rechts von ihm die Radler nicht mehr vobeikamen und ihn links umrunden mussten, und dass das nachfolgende Auto auch nicht vorbeikam. Als das nachfolgende Auto sich dann vorbeiquetschte, startete der Taxifahrer und schnitt ihm den Weg ab. Dazwischen immer Radfahrende. Autofahrende sind offensichtlich nicht imstande, Radstreifen zu respektieren. Der Vorteil der Fahrradstraße war hier, dass Radfahrende überall fahren durften. Jetzt werden sie auf Radstreifen gezwängt.
Foto ADFC, Auot parkt auf dem Radstreifen
Auf dem Foto rechts, das der ADFC aufgenommen hat, sieht man, dass die andere Ampel auf dem Gehweg steht. Ein Auto parkt auf dem Radstreifen dort, wo sich die Radfahrenden aufstellen sollen, wenn Rot ist.

Alle, die eine gelbe Karte geschrieben haben, werden vom Ordnungsamt, genau wie ich, eine Antwort bekommen (ich habe meine noch nicht), die ungefähr sagen wird, dass die Ampel da stehen muss. Der Fahrradbeauftragte erklärte mir, diese Ampeln seien eigentlich nur dafür da, dass die Lastwagen aus Dinkelacker herausfahren könnten. Die würden dann für sich Grün anfordern. Was heißen würde, dass die Ampeln für uns Radfahrende meistens auf Grün stehen. Was aber auch heißen würde, dass die Autos aus beiden Richtungen auch ständig Grün haben und dann schön beim Abbiegen in die Cottastraße ineinander krachen können. Ursprünglich hatte das verhindert werden sollen durch eise Ampel. Welche Information nun letztlich die richtige ist, werden wir sehen.

Ich bin der Meinung, dass die Ampel auch einen Meter weiter, hinter der Gastronomie von Dinkelacker stehen könnte, da wo jetzt das Schild und die Müllcontainer stehen. Dann würde sich das Schwellendreieck mit der Ampel nicht mitten im direkten Verlauf des Radstreifen befinden. Vermutlich ist der Abstand zu Haltelinie dann zu weit, aber man hätte die Haltelinie ja auch weiter Richtung Marienplatz verlegen können. So besteht die Gefahr, dass Radler von Autos, die zu weit rechts fahren und dieser Sperre eingeklemmt, abgedrängt, womöglich zu Fall gebracht werden. Und Radler/innen mit Kinderanhänger haben zusätzliche Schwierigkeiten, den ihnen zustehenden Platz zu behaupten. Von einer Radfahrenden weiß ich bereits, dass sie gegen die Schwelle gefahren ist und sich verletzt hat.

Das ist nicht gut gemacht. Es ist vor allem sehr wenig wertschätzend (oder auch lieblos) den Radfahrenden gegenüber gemacht, die hier täglich zu mehreren Tausend auf ihrer Hauptradroute 1 fahren.

Nachtrag: Der ADFC hat inzwischen eine Stellungnahme geschrieben. Sie lautet:

Stellungnahme des ADFC Stuttgart zu der Situation an der Tübingerstraße:
**Radfahrer zum Abschuss freigegeben**

Der ADFC Stuttgart kritisiert scharf die bisher im Rahmen der Sanierung am Österreichischen Platz sichtbaren Eingriffe in der Fahrradstraße Tübinger Straße. Insbesondere die abgetrennte Insel zur Aufstellung einer Ampel an der Cottastraße stößt auf erbitterten Widerstand der Radfahrer. "Hier werden die Radfahrer auf die Spur der abbiegenden Autofahrer abgedrängt und somit zum Abschuss freigegeben", warnt Cornelius Gruner, Vorsitzender des ADFC Stuttgart. "Uns wurde erzählt, die Ampeln seien zur Sicherheit der Radfahrer erforderlich - das Gegenteil ist der Fall!", so Gruner weiter.

Der ADFC Stuttgart hat von Anfang an die geplante Verkehrsführung im Rahmen der Sanierung des Österreichischen Platzes bemängelt und hält nach wie vor Planungen für möglich und erforderlich, die nicht mit einem so weitreichenden Eingriff in die Hauptradroute 1 verbunden sind. Insbesondere erwartet der ADFC Stuttgart eine umgehende Beseitigung der für Radfahrer gefährlichen Verkehrsführung und kann mit eigenen alternativen konstruktiven Vorschlägen zur Lösung beitragen.

10 Kommentare:

  1. Es ist eine Schande. Ich werde da nicht mehr lang fahren. Es gibt zum Glück genügend Nebenstraßen auf denen man die gefährliche Fahrradinfrastruktur sicher umfahren kann.

    AntwortenLöschen
  2. Es wurde ja schon Alles gesagt, die Stadt wirds nicht kümmern. Auch die vielen Gelben Karten werden daran nichts ändern.
    Eigentlich ruft das Ganze nach einer täglichen 18-Uhr-Spontan-Demo zwischen der Fangelsbachstr. und der Aufstellfläche ...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich wäre nicht so pessimistisch. Es soll auch bereits eine Anzeige bei der Polizei gegen die Stadt geben, heißt es auf Twitter.

      Löschen
    2. Ja, eine Demo muss her zur Hauptverkehrszeit.

      Löschen
    3. Ja genau, schön alles lahmlegen. Damit Radfahrer noch unbeliebter werden.
      Schonmal auf die Idee gekommen, dass die Leute dort nicht zum Spaß mit dem Auto fahren?

      Löschen
  3. Eigentlich gehört die Tübinger nicht zu meiner Standart-Route aber jetzt werde ich da regelmäßig langfahren und fleißig Sticker verteilen.

    AntwortenLöschen
  4. Der Witz bzw. das Böse an der Sache ist, noch sind es ja nur ein paar wenige, selber nichtsahnende und eher verwirrte Autofahrer, die diesen Kreuzungsbereich bereits zum gefährlichen Radfahrer-Bingo (wer erwischt mich, bereits die Rechtsabbieger oder erst die Linksabieger?) machen. Nur einige wenige, die zudem mit Radfahrern, da das ganze einst die etablierte Fahrradstraße war, eigentlich auch noch rechnen.

    Das ändert sich dann gewaltig und grundlegend ab dem 27.7.18. Dann geht es richtig los. Dann wird umgeleitet. Verärgerte Autofahrer, viele Autofahrer, die dabei dann auch noch auf diese nervigen Radfahrer achten sollen?

    Wer immer den Einfall hatte, der gehört verflucht und sollte für seine Verkehrsplanersünden dazu verdammt sein, endlos, ohne Unterbrechung und rund um die Uhr auf dem "Hauptradweg 1" seine Radrunden ziehen zu müssen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Genau so ist es. Es wird gar nicht harmlos. Wobei jetzt schon viele im Urlaub sind. Die kommen dann Mitte August wieder und sind total überrascht, dass ihre gewohnten Schleichwege nicht mehr funktionieren und auch noch lauter andere Autos dort fahren. Es ist gefährlich. Ich kann nur empfehlen, schreibt Gelbe Karten.

      Löschen
  5. Die Ampel muss nicht auf dem Radstreifen stehen.
    Wenn die zum Nutzen von Dinkelacker ist, und die Gastronomie zu Dinkelacker gehört, dann ist das nur normal dass Dinkelacker die Fläche zur Verfügung stellt, sonst geht das eben auch ohne Ampel.
    Unabhängig davon kann ein Mast für eine Ampel auch in den Betonsockel integriert werden an dem die Absperrung der Gastronomie befestigt ist (Loch reinbohren und Mast einbetonieren, machen die Bauarbeiter tausende Mal im Lauf des Jahres) das hält mindestens so gut und lange wie die aufgestellte Ampel ohne zusätzliche Befestigung, auch wenn ein LKW dagegen Rangiert oder Sturm an dem Konstrukt zerrt.
    Ich verstehe nicht wie man auf die Idee kommen kann, so eine mechanisch labile Konstruktion für Monate zu planen, das hält keine 3 Wochen.

    AntwortenLöschen