28. September 2021

Baustellenumweg Bahnhof

Baustellen sind immer lästig. Besonders ist es die am Hauptbahnhof. Sie unterbricht sämtliche Rad-Pendler-Routinen und zwingt zu sehr großen Umwegen. 

Der Fußgänger- und Radübergang am Ende der Lautenschlagerstraße zum Bahnhof wurde gesperrt. Fußgänger:innen und Radler:innen sind verratzt und müssen weite Umwege machen. Kommt man die Lautenschlagerstraße entlang auf den Bahnhof zu, rasselt man in Sperren. 

Gut ausgeschildert ist die Umleitungsstrecke ja, vorausgesetzt, man sieht das erste Schild kurz vor der Kronenstraße, das doch recht weit vom Fahrbahnrand entfernt steht. Beim ersten Mal habe ich es nicht gesehen, bei der zweiten Fahrt habe ich danach gesucht und es gesehen.  Und dann geht die Schnitzeljagd los. 

Wir überqueren auf der Kronenstraße auf einem Radstreifen die Friedrichstraße, schön beampelt. Das Umleitungsschild für uns Radfahrende, das nach Geradeaus zeigt, steht zwar weiter hinten und weiter rechts als das für die Autofahrenden, das nach rechts weist, aber wenn man danach sucht, sieht man es auch. Danach müssen wir auch noch die Kriegsbergstraße geradeaus überqueren. Das gelbe Schild ist gut erkennbar. Sind wir drüben, geht es noch ein Stück und dann dürfen wir in die Jägerstraße einbiegen, sehen uns aber einen Verhau von weißroten Schanken und genau vier (!) roten Einfahrt-verboten-Schildern gegenüber, unter denen vier mal ein Rad-frei-Schild hängt. Dennoch habe ich Radler gesehen, die nach rechts auf den Gehweg ausgewichen sind vor lauter Respekt vor so viel roten Verboten. Die Jägerstraße ist Einbahnstraße in Gegenrichtung, aber nicht sonderlich viel befahren. Am Ende wird es noch mal verwirrend, weil wir, wie das gelbe U-Schild zeigt, noch irgendwie einen Schlenker radeln sollen. Ich habe die Einfahrt in die Schleuse, die zum Fußgänger-Rad-Überweg führt erst nach einer kleinen Irrfahrt entdeckt. Und dann kommen wir drüben an dem Abzweig von der Heilbronner Straße Richtung Milaneo heraus. Kaum Strecke gewonnen, aber weit geradelt. 

Das macht 850 Meter Umleitung für 480 Meter vorige Strecke. Für andere, die auf ihren Routinewegen mit dem Rad zur Arbeit oder zu Schule bisher am Bahnhof vorbei gefahren sind, stellt die Sperrung des Übergangs und des Bahnhofvorplatzes eine komplette Zerstörung der Route dar. Für die heißt es, einen grundsätzlich und komplett anderen Weg suchen. 

Okay, ist Baustelle, aber für die Taxis konnte man schnell einen Fläche auf der Fahrbahn einrichten, für Radfahrende kann man das anscheinend nicht, man kann ihnen (und den Fußgänger:innen) auch keine Lücke schaffen, die muss man offenbar immer auf sehr weite Umwege schicken. Sind ja nur Radfahrende und zu Fuß Gehende, die wollen ja strampeln und wandern, sonst würden sie das Auto nehmen, gell? 



18 Kommentare:

  1. Weißt Du, seit wann die Umleitungsschilder stehen? Ich denke, sie waren vorletzte Woche noch nicht da. Oder habe ich sie übersehen wie 3 andere Radler mit mir, die am Ende der Lautenschlagerstraße auf der Radschleuse vor der Ampel am Arnulf-Klett-Platz standen und komplett verwirrt waren, weil an der Ampel ein Fußgänger-Verboten-Schild aufgestellt worden war, für Radfahrer aber weder Verbot noch Umleitung ausgeschildert wurde.

    Alle 4 wollten wir zur HRR1. Jeder hat eine andere Notlösung ausprobiert. Ich bin auf der Fahrbahn bis zur Hotel-Einfahrt gefahren und von dort zum Ferdinand-Leitner-Steg.

    Wohin wurden eigentlich die Fahrrad-Abstellpätze am Bahnhof verlegt?

    Wenn es so etwas wie "hysterisches Schmunzeln" gibt: das etwa war meine Reaktion darauf, wie die Radverkehrsführung an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Landeshauptstadt gestaltet wurde.

    Werden eigentlich wenigstens ein paar 10.000 Euro des S21-Milliardenbudgets in Radinfrastruktur gesteckt? Wie ist denn das zukünftige Radkonzept rund um den Hauptbahnhof? Wie wird die HRR1 in dem Bereich leistungsfähig gemacht, um die Steigerungen des Radverkehrs in den kommenden 30-50 Jahren abwickeln zu können? Läuft das immer noch nach dem alten Schema: Zuerst den Autoverkehr (und schienengebundenen Öffi-Verkehr) planen, dann irgendwie die Fußgänger drumrum sortieren (hier immerhin mit Fußgängerzone) und dann nachträglich ganz überrascht sein, dass da auch massenhaft Radfahrer orientierungslos rumgurken und für die dann irgendwas improvisieren? Das passiert dann unter großem Geschrei und Protest, weil das Vorgehen so wirkt, als würde den anderen Verkehrsmitteln zugunsten des Radverkehrs etwas Verkehrsfläche weggenommen werden und die Radinfrastruktur gegen alle Sicherheits-, Geschwindigkeits- und Komfortkriterien verstößt.

    Oder sind das unfaire und unangemessene Unterstellungen von mir?

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    1. Ich war vom ersten Tag an dabei- Die Umleitungsschilder kamen erst nach (vermutlich mehreren) Beschwerden.

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  2. Fahrradwegumleitungen genauso gemacht wie alles andere für Radwege. Sobald man ein Schild suchen muss, steht es falsch. Ein Verkehrsschild muss sofort sichtbar und eindeutig sein, dass es was taugt. Diese "wie haben doch da was aufgestellt" Einstellung taugt nichts.
    Massiv bei der Behörde Korrektur einfordern. Radfahrer sind gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer (siehe STVO) und so sollen sie auch behandelt werden. Schilder für Autofahrer müssen von denen auch nicht "gesucht" werden, sondern stehen gut sichtbar aufgestellt, gerne auch blockierend auf Rad- und Gehwegen.
    Karin

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    1. Man hätte das große weiße Umleitungsschild, das man im obersten Foto ganz rechts stehen sieht, eben auf einen Parkplatz entlang der Fahrbahn stellen müssen, aber dann hätte man ja einen Parkplatz opfern müssen. Ohnehin bezieht man als Radlerin ja solche großen Verkehrsschilder gar nicht auf sich, man denkt, die sind ja eh für die Autofahrenden, die brauchen ja immer was Großes.

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  3. @Christine Leider beschreibst du nur einen kleinen Teilaspekt des Problems. Zusätzlich kommt am Bahnhof auch die Sperrung des Radwegs vor dem Bonatzbau zwischen Bonatz und Bushaltestelle Schillerstr. (Lustigerweise habe ich eine Mail der Bürgerbeauftragten für S21 im Tiefbauamt die behauptet, dass dort der Weg zum Radfahren freigegeben ist, stimmt aber nicht).Und als ob dies nicht reicht sperrt die Bahn auch noch einen Durchgang zur S-Bahn und Bushaltestelle und leitet die Fahrgäste über den für Radler freigegebenen Gehweg. Da sind teilweise, wenn Züge angekommen sind, so viele Fußgänger unterwegs, dass Radfahren zeitweise nicht mehr möglich ist. Nachbarn von mir überlegen sich aufgrund der neuen Fußgängerregelung Widerspruch gegen die Radfreigabe (Heilbronnerstr/Schillerstr)einzulegen. Bin gespannt. Den Willen hier eine für alle Verkehrsteilnehmer und uns Anwohner akzeptable Situation zu schaffen sehe ich nicht. Auch nicht vom Gemeinderat. Augen zu und durch scheint auch dort die Devise zu sein!

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    1. Lieber Rainer, habe ich zwar erwähnt, aber nicht herausgestellt. Alle Wege entlang des Bahnhofs sind unterbrochen und erfordern weiträumige Umfahrungen. Das ist alles nicht lustig. Ich bin auch schon, als man noch radeln konnte, durch Massen von Fußgänger:innen geschlingert, die da kamen. Welche Fußmärsche die jetzt unternehmen müssen, weiß ich nicht, aber ich höre Klagen.

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  4. Jörg
    Es bleibt weiterhin in Unding das weder die Friedrichstraße noch die Heilbronner Straße, obwohl wie ich glaube das beide mitten in der Stadt liegen, keine Radwege haben. Ganz im Gegenteil dort wird Radfahren verboten. Die Wege nach Stuttgart Nord sind davon betroffen. Verkehrswende hier und jetzt!

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    1. Ja, das gehört zwar nicht hierher, aber es ist ein Unding. Die Heilbronner Straße hat aber einen Radweg (durchgängig auf der Bergaufseite), der ist identisch mit dem schmalen und holprigen Gehweg und auch so ausgeschildert. Auch das finde ich ein Unding. Allerdings stellen wir uns jetzt alle mal vor, man würde auf der Fahrbahn eine von beiden Richtungsfahrspuren für den Radverkehr wegnehmen. Bei dem Berufsverkehr, der da jetzt noch herrscht, gäbe das einen schönen Megastau. Oder anders gesagt: Das würde die Verkehrsbehörde nicht genehmigen. Fordern tue ich das schon seit Jahren. Auf der Friedrichstraße erscheint mir das leichter.

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    2. Christine, du hast gestern von der Verkehrsverpuffung und vom induzierten Verkehr berichtet. Warum sollten wir das hier nicht fordern? Für die Autos gibt es mit der B14/B10 und dem sagenhaften neuen Rosensteintunnel eine breit ausgebaute Strecke vom Bahnhof zum Pragsattel.
      Michael

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    3. Natürlich fordern wir das. Aber es ist schwierig das den Autoversessenen klar zu machen. Probier es mal in diener Nachbarschaft und unter deinen Freund:innen aus: Sage ihnen, die Autos fahren nicht durch ihre Wohngebiete, wenn man die Haupstraße langfristig sperrt. Das werden die dir nicht glauben. Da wirst du viel erklären müssen.

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    4. Jörg
      Schauen wir doch nur mal auf das Stück Heilbronner Straße HBF- Milano, um das es bei der Umleitung geht. Das Stück ist ein schmerzender Stachel in der Stadt. Hier muss was geändert werden. Und wenn es erstmal testweise während der Umleitungsphase ist.

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    5. "Verkehrsverpuffung" funktioniert offensichtlich auch beim Radverkehr. Vom Radverkehrsanteil, der 2020/2021 laut dem über 10 Jahre alten Verkehrskonzept 2030 hätte erreicht sein sollen, liegt man nach (m.E. geschönten) Schätzungen erst bei zwei Dritteln. Mit Maßnahmen wie dieser Umleitungsroute arbeitet die Stadt kräftig daran, die Entwicklung auszubremsen.

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  5. Der doppelte Weg ist das kleinste Problem: Die 3 Ampeln rauben enorm viel Zeit (vorher hatte man nur eine Ampel). Und die Tatsache, dass es einfacher wäre, zunächst einen Ersatzüberweg zu schaffen, anstatt hunderte Umleitungsschilder aufzustellen, zeigt doch, wie verrohrt unsere Verwaltung arbeitet- wie verachtend sie auf Nicht-Autofahrer agiert.

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    1. Sehe ich auch so. Es kostet fünf Minuten mehr Zeit. Ich werde nie verstehen, warum man für Fußgänger:innen und Radfahrende nicht genauso beflissen die Wege freihält oder Ersatzwege schafft, wie man das für Autofahrende tut. Das Auto ist halt eine starke Erpressung unserer Verkehrswelt, denn es steht dann blöd und dick herum, wenn es nicht weiterkommt, während Fußgänger:innen und Radfahrende sich irgendwie anders durchschlängeln.

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  6. In Amsterdam ist aktuell vor dem Bahnhof eine Riesenbaustelle.
    Radverkehr findet, abgesehen von kleineren Umwegen praktisch ohne Behinderung trotzdem statt. Und warum? Weil es da keinen Autoverkehr gibt.

    Aber die Niederländer haben ja auch spezielle Kehrmaschinen für die Radwege...

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  7. Mal ganz blöd gefragt... muss man? Wenn ich ausnahmsweise am Bahnhof unterwegs bin, fahre ich auf der Straße. Das ist eine der ungemütlichsten Ecken Stuttgarts, speziell an der Kreuzung Schillerstr. vor dem Tunnel, wenn man die Landhausstr. hoch will, aber... verboten ist das nicht, oder? Wie soll man da sonst auch lang?

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  8. Mal ganz blöd gefragt... muss man? Wenn ich ausnahmsweise am Bahnhof unterwegs bin, fahre ich auf der Straße. Das ist eine der ungemütlichsten Ecken Stuttgarts, speziell an der Kreuzung Schillerstr. vor dem Tunnel, wenn man die Landhausstr. hoch will, aber... verboten ist das nicht, oder? Wie soll man da sonst auch lang?

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    1. Auf der Fahrbahn kannst du fahren, aber du darfst mit dem Fahrrad nicht über die Kreuzungen, das ist verboten, da stehen Schilder.

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