12. Januar 2014

Hindernislauf für Radler - von der Verbordsteinung der Stadt

In Stuttgart will Fußgängern zu mehr Rechten verhelfen. Gut so. Aber schlecht für Radfahrer. Denn es lässt sich beobachten, dass in Wohnvierteln immer mehr Straßeneinmündungen mit Schwellen versehen werden, um Autos zu bremsen.  

Die Zeiten von großen Schwellen sind zwar vorbei. Auf ihnen stürzen Motorradfahrer. Dafür beginnt jetzt die Zweit der kleinen Schwellen, der Hopser-Hindernisse. Sie sind für Radfahrer nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich.

Hier in der Heusteigstraße, Kreuzung Fangelsbachstraße hat man vor langer Zeit gelegte Straßenschwellen irgendwann für Radler mit einer kleinen Asphaltanschüttung entschärfen müssen. Leider nur an den rändern. Dort parken aber sehr oft Autos (wie man hinter Kreuzung rechts sieht), sodass man mit dem Rad über die scharfen Kanten in der Mitte der Fahrbahn hoppeln muss. Das bedeutet immer Abbremsen auf Schrittgeschwindigkeit. Ich habe eigentlich darauf gehofft, dass solche Schwellen nun bald abgebaut werden, weil man ja Stuttgart radtauglich machen will. Aber ganz im Gegenteil.

Derzeit entstehen überall neue Bordsteine quer über Fahrbahnen. Dabei denkt man nur an Autofahrer. Sie sollen unter den Rädern dieses Hoppeln spüren, wenn sie in einen beruhigten Bereich einfahren. Sie sollen gebremst werden. Dass man dabei auch Radfahrer ausbremst, scheint egal. (Oder gewünscht?) Dabei wollen wir doch die Stadt nicht nur den Fußgängern zurückgeben, sondern auch Fahrradstadt werden. Oder nicht?

Auf den kleinen Bordsteinen an den Eingängen des Mischverkehrswegs Tübinger Straße sind Radfahrer schon gestürzt. Für Stadtplaner ist es offenbar schwierig, an den Radverkehr zu denken. Sie denken eher in den Kategorien Autofahrer versus Fußgänger. Und verkehrsberuhigende Maßnahmen sind auf Autofahrer ausgerichtet und zum Nachteil der Radfahrer. Wann ändert sich das?

Blogleser Gerhard hat mir dieses Foto von der Einmündung der Frauenstraße in die Böblinger Straße in Heslach geschickt. (Danke!) Er beklagt, dass der durchgehend geplättelte Gehweg Fußgänger dazu verleitet, blicklos weiter zu gehen. Sie gucken nicht mehr, ob ein Auto kommt oder gar ein Radfahrer. Zwar kennzeichnen Pfosten die Straßengrenze, aber der Fußweg geht ja durch. Ich kenne die Regelungen an solchen Verkehrsbremsern nicht. Fußgänger natürlich auch nicht. Womöglich haben Fußgänger hier Vorrang. (Hier geht es zur Regel) Vielleicht soll es hier ungeregelt bleiben, um die Verkehrsteilnehmer zu verunsichern und zu einer je individuellen ad-hoc-Verständigung mit Blickkontakt zu zwingen. (Prinzip: Mischverkehrsweg)

Auch die neue Lautenschlagerstraße Richtung Bahnhof ist mit diesen kleinen Schwellen versehen worden, die tückisch sind, wenn man mit den Rädern schräg hochfährt. Von den anderen Hinternissen nicht zu reden (Schmale Fahrbahn, Pfosten, Gully genau dort, wo der Radler lang soll, ein glattes Pflaster mit Fugen, die für schmale Rennradreifen untauglich sind ...)


Uns Radfahrern gehen damit Wege verloren, die eigentlich ohne besondere Regelung auskommen, weil sie Nebenstraßen sind. Hier können Radfahrer gleichberechtigt mit dem Autoverkehr radeln. Es braucht keine Radwege. Und es gibt zwar Rechts vor Links an den Kreuzungen, aber eben keine Ampeln. Eigentlich sind diese Nebenstraßen die besten Radwege. Und die billigsten, weil hier nichts gemacht werden muss, um die Straße für Radler befahrbar zu machen.

Nur sollte man eben diese Bordstein-Politik nicht so exzessiv weiterverfolgen, wie das gerade getan wird. Beispielsweise auch in der Einmündung der Moserstraße und die Olgastraße im Gerichtsviertel. Hier war es Radfahrern bis vor einem Jahr erlaubt, gegen die Einbahnstraße in die Moserstraße einzubiegen und sie zur Urbanstraße hinunter zu fahren. Jetzt haben sie hier einen Hubbel. (Das Freigabeschild fehlt übrigens noch, wenngleich die Autofahrer unten an der Straße vor Radler-Gegenverkehr gewarnt werden.)



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