10. September 2013

Cityring frei für Radfahrer

Nein, ganz so extrem wollen wir es nicht. Aber es wäre genug Platz, um in den Außenbereichen entlang der B14, die Stuttgart durchschneidet, den Radfahrern in jeder Richtung eine Spur zu schenken. 

Und zwar zwischen Neckartor und Österreichischem Platz. Den Autofahrern würde nichts weggenommen. Denn die Abfahrten von der B14 sind in den siebziger Jahren für einen viel größeren Autoverkehr ausgelegt worden. Die Abbiegungen ins Heusteigviertel oder in die Innenstadt ums Rathaus sind heute fast alle Sackgassen oder stillgelegt. Da biegt kaum noch jemand ab.


Ich möchte das auch deshalb als Teil eines künftigen Konzepts für Radfahren in Stuttgart darstellen, nachdem der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann genau das bei einer Wahlkampfveranstaltung (zum Thema nachhaltige Mobilität am 5. Sept. 2013 in Cannstatt) ebenfalls vorgeschlagen hat.

Er sei der Meinung, sagte Hermann, dass diese Bereiche einst für einen ganz anderen Autoverkehr ausgelegt worden seien, sowohl was die Dimension der Straßen, als auch was die Ampelschaltungen betreffe. Warum also nicht eine Spur als Radweg ausweisen und ausbauen?


Gute Idee. 

Denn dann fahren Radler an der Marktstraße (siehe Foto oben rechts) nicht mehr geradeaus auf dem Gehweg weiter, weil sie nicht abbiegen und durch die Radstraße (Eberhardstraße) in von ihrer Richtung weggelenkt werden wollen. Dieser Gehweg ist nicht für Radler freigegeben (er ist verboten), wird aber sehr  häufig benutzt. Würde man hier eine breiten Radweg anlegen könnten Radfahrer in der Fortführung des Radwegs vom Charlottenplatz kommend Richtung Heslach auf einer Radspur auf der Fahrbahn längs durch die Stadt fahren. Ideal wäre, wenn sie so auch über den Österreichischen Platz kämen, mindestens aber zu den Fußgängerampeln hinüber ins Bohnen- und Heusteigviertel.

Sie sparen sich die Bereiche, die sie mit Fußgängern und kopflosen Autofahrern in der Fahrradstraße und dem Mischverkehsweg Tübinger Straße teilen müssen.

Hermann sprach übrigens auch davon, dass wir Schnellwege für Radler brauchen. Und zwar für für diejenigen, die täglich mit dem Rad, statt dem Auto, zur Arbeit und nach hause pendeln. Die wollen nämlich zügig vorwärts kommen. Und wir brauchen, so Herrmann, aber auch schöne Strecken für die Wochenende- und Freizeitradler. Die wollen es grün haben.

Wir sind dabei, Herr Hermann. Lasst uns planen!


Hier eine Karte als Beispiel, damit man es sich halbwegs vorstellen kann. Es geht nämlich nur um diese Randstraßen, hier grün.


(Karte mit Klick vergrößern)

Übrigens gibt es für den Charllottenplatz seit 2009 bereits einen wunderbaren Lösungsvorschlag des Klima- und Umweltbündnisses Stuttgart (KUS) Er sieht zwei Kreisverkehre vor. Kreisverkehre sind zwar für Radler nur dann nicht gefährlich, wenn sie sich richtig verhalten, nämlich mittig fahren, aber sie erlauben es Radlern (und Autofahrern) ampelfrei durchzurutschen. Und das ist wichtig.

3 Kommentare:

  1. Ich nutze die bestehende Verbindung vom Neckartor zum Marienplatz (und zurück) bereits jetzt als Radschnellweg. Die Fahrbahn ist mit den vier Unterführungen kreuzungsfrei geführt und hat durchgehend zwei ordentlich breite Fahrstreifen in jeder Fahrtrichtung, nicht etwa einen (breiten) Fahrstreifen und einen (schmalen) Radfahrstreifen. Dadurch ist es ganz natürlich, dass überholende Fahrzeuge – selbst breite LKWs – auf ihrem, also dem linken Fahrstreifen, fahren und automatisch einen fürstlich großen seitlichen Sicherheitsabstand zu mir lassen. Das ist besser als jeder Radfahrstreifen, den ich kenne.

    Fazit: Den Radschnellweg zwischen Neckartor und Marienplatz gibt es längst, und niemand muss dafür auch nur einen Cent extra in die Hand nehmen.

    Helmut Waitzmann

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Helmut, vielen Dank, ich fahre auch meistens so. Es fahren leider nur ganz wenige ebenfalls diese Strecke. Ich bin einmal extra mit einer Gruppe vom Neckartor zur Planie auf der Fahrbahn gefahren, damit die Radler merken, dass dies gar nicht so schlimm ist, wie sie gedacht haben. Sehr viele Radler haben in Stuttgart Angst auf Fahrbahnen zu radeln. Sie haben Angst vor Autos. Die bekommen wir nicht auf die Fahrbhan, wenn man da nicht Radzeichen hinmalt. Ich finde es aber ganz wichtig, dass mehr Radler auf Fahrbahnen fahren. Deshalb schlage ich ohnehin statt Radspuren am liebsten Radstraßen-Markierungen vor, also ganze Fahrspur als Radstraße. Leider lässt das die Straßenverkehrsordnung noch nicht so recht zu. Es ist kompliziert.

      Löschen
  2. Christine, Helmut, jetzt sind wir ja schon mindestens drei, die seit Jahren auf dieser Auto- und Radschnellroute zügig die Stadt durchqueren. Richtung Neckartor dank Gefälle natürlich wesentlich relaxter, als stadteinwärts. Eines der wenigen angenehmen Begleiterscheinungen unserer schönen S21-Baustellen ist nun noch Tempo-40-Zone zwischen Neckartor und Höhe Wagenburgtunnel. Seither sind`s nur noch ca. 10km/h Differenz zwischen Feinstaubbombern und Atmenden (Radler und Fußgänger sind ja noch mehr, als die modernen Diesel, "Luftreinigungsmaschinen" (Bosch-Chef). Allerdings mit weit weniger CO2- und keinen Stickoxid-Emmissionen. Wenn sich das Regierungspräsidium an sein Versprechen erinnert, wird die Hauptstätterstraße demnächst ja eh auf Tempo 40 gedimmt werden, um Strafzahlungen an die EU mit Ach und Krach im letzten Moment zu vermeiden und die Anwohner vor Lärm und aufgewirbeltem Schmutz besser zu schützen. Während der Hauptverkehrszeiten bremst der KFZ-Verkehr zwischen Nackartor und Marienplatz zwar auf ca. 20-25 km/h im Durchschnitt, aber mit dem Rad kommt man ja auch im Stau immer etwas zügiger voran.

    Ride on...
    Gerhard W. Wollnitz

    AntwortenLöschen