29. Mai 2016

So geht Fahrradstadt

Zeit Online hat Herrn de Rook gefragt, wie man den Anteil von Radlern im Straßenverkehr auf 60 Prozent erhöht. 

Das Konzept stammt aus der Mitte der siebziger Jahre. Heute gibt Groningen 120 Euro pro Einwohner und Jahr für den Radverkehr aus.

In Berlin sind es gerade mal 4 Euro, bei gleichzeitig 83 Euro pro Nase fürs Auto. Wobei dabei die versteckten Kosten (Parkplätze, Straßenbeleuchtung, Lärmschutz, Reinigung, Überwachung etc.) noch nicht mitgerechnet sein dürften, die im Durchschnitt bei deutschen Städtern zusätzlich noch etwa 145 Euro ausmachen (insgesamt ca. 225 Euro im Jahr pro Einwohner).
Können wir in Stuttgart auch. Und das geht so.
Wir teilen den Innenstadtbereich ich vier Abschnitte. Mit dem Fahrrad kann man zwischen den Abschnitten hin und her fahren und die Innenstadt durchqueren. Mit dem Auto geht das nicht. Da wird man außen drum herum geschickt. Der Aufschrei, Umwege erzeugen doch Feinstaub und Abgase, verhallt. Die Feinstaubwerte sinken drastisch, denn die Stuttgarter lassen ihr Auto stehen, weil das Fahrrad attraktiver geworden ist und man schneller ankommt. Und die Angst nimmt ab. Mütter und Väter bringen ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Rad (die Kleinen in Lastenrädern) zum Kindergarten, Schülerinnen und Schüler fahren mit dem Rad zur Schule, alte Menschen sind auf Dreirad-Pedelcs unterwegs und endlich wieder.

Das Autofahren ist nicht verboten, aber es verliert an Attraktivität. Es dauert zu lang. Mit dem Rad kommt man in drei Minuten von der Tübinger Straße zum Hauptbahnhof, mit dem Auto braucht man dafür zehn Minuten und hat noch keinen Parkplatz. Und in dem Maß, wie das Fahrrad zum zentralen Verkehrsmittel wird, passen sich die Radwege an. Entlang der Pendlerstrecken entstehen vier Meter breite Radschnellwege, also zwischen Zentrum und Esslingen, Vaihingen, Ludwigsburg, Leinfelden-Echterdingen (Tübingen), Schwäbisch Gmünd, Fellbach. Die vielen Parkhäuser die wir besitzen werden zunehmend zu Radparkhäusern.

Klar wird am Anfang der Entwicklung heftig diskutiert (so wie bei uns hier). Ladenbesitzer äußern die Befürchtung, dass die Kund/innen ausbleiben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Innenstädte und Ortskerne beleben sich wieder. Rikschas bringen Kund/innen auf Einkaufstour, Lastenräder liefern Einkäufe zu Hause aus. Nach ein paar Jahren kann die Innenstadt ganz für Autos gesperrt werden, weil ohnehin niemand mehr mit dem Auto reinfahren will. Probleme gibt es auch mit den vielen Rädern, die überall abgestellt werden. Aber Probleme können ja gelöst werden.

Die Radfahrer machen übrigens auch eine wunderbare Entwicklung durch. Sie sehen, dass sie erwünscht werden, sie disziplinieren sich gegenseitig, Kampfradler verschwinden, alle fahren Rad, auch Kinder und alte Menschen, sie beherrschen ihr Rad, sie fahren vorausschauend und rücksichtsvoll, und das alles ohne Helm. Denn Menge schafft Sicherheit und Freundlichkeit.

In Groningen hat sich die Politik (also der Gemeinderat) dazu entschlossen und durchgesetzt. Inzwischen kommen sie aus aller Herren Länder, um sich anzuschauen, wie man den Autoverkehr aus den Innenstädten heraushält. Da wir hier in Stuttgart noch nicht so richtig damit angefangen haben, werden wir sicher noch vierzig Jahre brauchen ... aber dann leben auch wir in der Fahrradstadt Stuttgart.




36 Kommentare:

  1. Ein schöner Traum. Leider bin ich nach dem Artikel wieder in Stuttgart aufgewacht wo noch immer vom Staufreien Autoverkehr und großzügigen Parkflächen geträumt wird.

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  2. Ein schöner Traum. Leider bin ich nach dem Artikel wieder in Stuttgart aufgewacht wo noch immer vom Staufreien Autoverkehr und großzügigen Parkflächen geträumt wird.

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  3. Laut deinem Impressum sind also alle Fotos von dir? Auch das aus der Fahrradstraße? Soso.

    Martin

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    1. Immer noch keine Reaktion von Christine? Sososo.

      Martin

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    2. Nicht dein Ernst, oder? Obwohl ich nicht der Erste bin, dem das passiert bei dir.

      Das Bild der Fahrradstraße oben ist nicht von dir, mit dem Hinweis in deinem Impressum, alles Fotos und Texte von dir seien es suggerierst du es aber.

      Also machst du entweder einen Hinweis auf den Urheber an das Bild oder du entfernst es.

      Martin

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  4. Ich könnte dann nur noch max. 2 Kücheneinrichtungen pro Woche bei meinen Kunden einbauen, da bereits der Abtransport der alten Bestände mindestens einen Tag dauern würde. Erst am Tag danach könnte ich die Neueinrichtung anliefern und am dritten Tag endlich einbauen.
    Z.Zt. schaffe ich das i.d.R. an einem Tag oder deren anderthalb.

    Das würde viele Handwerker aus fast allen Branchen schwer treffen, vor allem dann, wenn sie nicht unmittelbar in der City ihren Firmensitz haben.

    Die Rettungsdienste, Pflegedienste und sonstige Dienstleiter in der
    "Gesundheitsbranche" wären ebenfalls stark gehandicapt.
    Ebenso die Taxifahrer. Ebenso die Lieferdienste sperriger Güter.
    Auch die Ordnungshüter. Ebenso jeder Lieferant (egal welcher Produkte), welcher weitere als 20km von der Innenstadt entfernt seinen Firmensitz hat.

    Beim Kaufverhalten der Leute heutzutage (Onlinekauf) würden auch die
    diversen Zustelldienste große Probleme bekommen das Aufkommen zu bewältigen.

    In naher (ferner ?) Zukunft wäre ich als Fahrer eines fast emissionsfreien Elektro-PWKs ebenfalls stark beeinträchtigt. Die Reichweite dieser Fahrzeuge wird nicht explosionsartig ansteigen, Umwege jeder Art und Weise wären also nicht gerade förderlich, weder als Kaufanreiz noch im täglichen Gebrauch.

    Ein Horrorszenario ...

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    1. Meine persönliche Philosophie zu meiner persönlichen Alltagsmobilität lautet schlicht: Möglichst viel Rad fahren und möglichst wenig Auto fahren. Warum? Weil für mich persönlich Radfahren wesentlich interessanter und befriedigender ist als Autofahren. Ich unterstütze sehr Christines Utopie von den Radschnellwegen und gleichzeitig weiß ich um die Notwendigkeit eines funktionierenden Autoverkehrs. Das Problem ist nur, dass die Fokussierung auf den Autoverkehr es den Radfahrern sehr schwer macht, sicher und entspannt ihre Routen zu fahren. Es sollte heutzutage also Ziel sein, es den Radfahrern etwas leichter zu machen. Wie dies sinnvoll und konkret umgesetzt werden kann, ist eine schwierige Frage. Eine Möglichkeit könnte sein, abseits der Hauptverkehrsstraßen ein flächendeckendes Tempolimit von 30 km/h einzuführen, damit der kombinierte Auto- und Radverkehr abseits der Hauptstraßen etwas ruhiger, gelassener und für Radfahrer sicherer verläuft. Wie würdest Du persönlich eine solche allgemeine Tempobeschränkung in den Innenstadtbezirken beurteilen? Wäre das ein Problem für Deine Fahrten?

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    2. Ein funktionierender Autoverkehr in Stuttgart ist eine Utopie, und keine Notwendigkeit, Stefan. Wir sind Stauhauptstadt der Republik, und Feinstaubmetropole. Die Gesundheit der Bürger ist für mich eine Notwendigkeit, und daraus ergibt sich direkt die Notwendigkeit den Autoverkehr einzuschränken.

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    3. Vielleicht wäre es sinnvoll, regelmäßig ein autofreies Innenstadtfest in der City zu veranstalten, zum Beispiel an einigen Samstagen, und der Cityring könnte von Radfahrern überschwemmt werden. Es könnte vielen Bürgern vielleicht neue Stadterlebnisse ermöglichen und den Blick für eine „vernünftige“ Verkehrspolitik schärfen. Und unsere Philharmoniker geben „aprés shopping“ ein Konzert auf dem Charlottenplatz.

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    4. @ Stefan K.

      Von generellen Geschwindigkeitsbegrenzungen halte ich nicht viel. Dort wo es der Sicherheit wegen notwendig ist gerne.
      Manchmal kann ich mich mit meinen Kunden auf sehr frühe
      Termine (ab 6:00 Uhr) vereinbaren. Zu solch früher Stunde komme ich dann sogar ab und an in der Innenstadt schneller
      als mit 30km/h voran. Weshalb sollte dies nicht auch in
      Zukunft möglich sein? Zeit ist Geld, auch und vor allem in
      meinem Gewerbe.

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    5. Lieber Hans-Peter, wenn man von heute auf Morgen die Innenstadt für Autos dicht machen würde, dann wäre das so der Fall. Aber solche Entwicklungen nimmt man ja langsam in Angriff. Veränderungen erscheinen oft schlecht, wenn man sie sich vom Jetzt-Zustand aus denkt und sich vorstellt, morgen wäre es anders. Aber eine Innenstadt, vor allem eben die Läden in der Innenstadt, profitiert enorm davon, wenn weniger Autos die Straßen verstopfen, und wenn es diese Autobarriere am Straßenrand nicht mehr gibt. Radfahrer und Fußgänger halten schneller, sie sehen nämlich von ihrem Weg aus in Schaufenster, und sie haben nie Probleme mit dem Parkplatzfinden. Schau dir mal so einen Straßenrand an: Da stehen vielleicht zwanzig Autos. Wie viele von diesen Fahrer/innen davon sind in deinen Laden gekommen. Vielleicht einer, vielleicht keiner. Wenn an dieser stelle dreißig Räder abgestellt sind und diese Radler in der Straße unterwegs sind, wie hoch ist wohl die Chance, dass einer in deinen Laden kommt? Radler und Fußgänger sind immer mehr als Autofahrer, denn die benutzen ein riesiges Gefährt nur um sich selbst zu transportieren, und nehmen damit anderen den Platz weg oder auch die Lust, sich dort aufzuhalten.

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    6. @ Christine Lehmann

      Stuttgart hat die größte (längste) Fußgängerzone Deutschlands direkt im Herzen der Stadt, welche ebenso eine der größten in ganz Europa ist!
      Was wollen wir denn noch mehr?
      Ich persönlich halte diese ganzen weiteren Forderungen wie: "den Autofahrern noch mehr Verkehrsraum weg nehmen" für reichlich überzogen und auch nicht erstrebenswert.

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    7. Die Königstraße ist ein hervorragendes Beispiel für Christine's Statement. Dort sind die Ladenmieten am höchsten _weil_ man dort gut in die Läden laufen kann. Für Radfahrer ist sie trotzdem nichts, denn man darf (und kann - zumindest Samstags) da nicht ordentlich fahren. Mit weniger Autoverkehr und mehr Stadtkultur können wir noch mehr attraktive Standorte wie die Königstraße schaffen und Stuttgart lebenswerter machen.

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    8. Je weniger Autos, desto mehr Geschäfte machen die Läden. Rund um die City gibt es viele Parkhäuser, die teils leer stehen, auch samstags. Man könnte also ein paar hundert Parkplätze rund um die Einkaufscity wegnehmen und den Platz den Fußgängern und Radlern geben. Das würde er Innenstadt sehr helfen, vor allem den Geschäften, die nicht an der Königstraße liegen.

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  5. Eine sinnvolle Verkehrsplanung, die dafür sorgt, dass möglichst viel mit Fahrrad und ÖPNV erledigt wird, hat perfiderweise den Effekt, dass mit dem PKW notwendige Fahrten tendenziell schneller und weniger stressig werden - so zumindest meine Leipziger Erfahrung. Rad fahren bleibt dennoch in vielen Fällen attraktiver, so dass der PKW nicht wirklich zur Konkurrenz wird. Dass dies nur teilweise Verdienst der Politik ist (und ansonsten glücklicher Zufall) habe ich an anderer Stelle bereits dargelegt.

    Steuermöglichkeiten gibt es auch über eine Innenstadtmaut. Hohe Maut für Verbrenner, niedrigere Maut für reine Elektrofahrzeuge (die Erzeugen durch Reifen- und Straßenabrieb auch Feinstaub), keine Maut für Radfahrer und versicherungsfreie Pedelecs. Ich bin sicher, dass dann viele Handwerker und Lieferdienste zum Elektro-Kangoo oder E-Sprinter (http://www.electric-trucks.de/de/) greifen würden - möglicherweise lebe ich auch in einem E-Mobility-Distortion-Field, weil hier E-Autos und -Transporter so sehr präsent sind, bis hin zum Stadtbus, der Batterie-Elektrisch an meinem Schlafzimmerfenster vorbeisurrt...

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    1. Elektromotoren sind zweifellos das Antriebskonzept der nahen Zukunft. Sie werden aber nicht die Anzahl der Fahrten und der Fahrzeuge reduzieren und somit auch nicht das Kapazitätsproblem der verstopften Straßen und Flächen in den Innenstädten lösen. Und eine Maut hat das Problem der Restriktion, die auf Dauer zumindest eine zähneknirschende Akzeptanz, wenn nicht gar eine breite allgemeine Zustimmung erfordert. Ich persönlich setze eher auf Einsicht und positive Angebote, d.h. gute Erfahrungen in der Nutzung von Alternativen zu ermöglichen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist genau dies das Argument, das Christine und die Grünen und den ADFC dazu motiviert, eine akzeptable Radverkehrsinfrastruktur zu entwickeln und schrittweise umzusetzen. Grundsätzlich unterstütze ich diesen Ansatz sehr.

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    2. Dem stimme ich zu, jedoch benötigt der Ansatz bei derzeitigem Preisniveau von Fossilien und Akkus einen Anreiz. Solange die Menschen bedenkenlos Sonntags morgens mit dem Auto zwei Straßen weiter zum Bäcker fahren, ändert sich nichts.

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    3. Stuttgart macht bisher keine sonderlich guten Angebote fürs Fahrradfahren. Die meisten, die radeln, merken, dass sie damit in der Innenstadt schneller sind als mit dem Auto, und bleiben dabei. Aber die, die nur im Auto sitzen, können sich den Luxus des Radfahrens nicht vorstellen, sie sehen ja nur Autos und Autostraßen und finden, dass der einzelne Radler dazwischen lebensmüde sein muss. Sie sehen keine Radinfrastruktur, sie sehen keine Radler, die rechts an ihnen vorbei auf dem Radstreifen fahren und längst weg sind, wenn sie endlich an der Ampel sind. Sie fürchten sich, weil sie wissen, wie sie selber Autofahren, bei dem Gedanken, sie müssten in dem Gewimmel mit dem Rad unterwegs sein. Deshalb plädiere ich für die Übergangszeit für viele, viele Radstreifen und Radwege, die das Radfahren auf der Fahrbahn sichtbar machen. Aber das ist alles sehr sehr sehr schwer denen begreiflich zu machen, die eben nicht Rad fahren.

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    4. @Stefan K.: Ich kenne aus eigener Erfahrung Norwegen, wo der Individualverkehr massiv eingeschränkt wird. Das geht bereits beim Kauf eine PKW mit einer Luxussteuer los, die nach Masse, Leistung, CO2-Emissionen und einigem mehr bestimmt wird. Einen Passat 2.0 TFSI macht das massiv teurer. Weiter geht es mit einer Innenstadtmaut, bei der sich jeder zweimal überlegt, ob er das Auto nimmt.

      Wenn in unseren Städten Stickoxid- und Feinstaubgrenzwerte weiterhin so massiv überschritten werden, muss es zu Einschränkungen kommen. Totale Fahrverbote für PKW und LKW sind nicht praktikabel, als Lösung bleibt nur die Steuerung über den Geldbeutel.

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    5. @C. Otte

      Die Mittel für solch einen Anreiz könnte man leicht und sehr schnell zusammen bekommen, nur müsste der Bund mitspielen:

      Strafen für Verkehrsverstöße, hier am Beispiel Rotlichtverstoß, DEUTLICH erhöhen, und zwar für ALLE Verkehrsteilnehmer gleichermaßen
      (KfZ-Fahrer, LKW-Fahrer, Krad-Fahrer, Radfahrer, Fußgänger ...).
      500 Euro beim ersten Mal und bei jeder Wiederholung 500 Euro zusätzlich.
      Auch wünschenswert bei:
      - Handybenutzung im Verkehr
      - Geschwindigkeitsüberschreitungen
      - Falschparken etc. etc.

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    6. Nun ich denke da nicht an einen finanziellen Anreiz, Ano. Parkraummanagement mit teuren Parkflächen für Verbrenner, und kostengünstige Parkflächen für reine Akkufahrzeuge mit Ladesäulen zum Beispiel. Gleichzeitig die Gesamtsumme der Parkflächen so reduzieren, das sich ein tragbares Gesamtaufkommen an Autoverkehr ergibt. Zum Beispiel. Ein anderes Beispiel wäre die Citymaut, mit Rabatt für Akkufahrzeuge.

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    7. Als ob sich in Stuttgart irgendjemand auch nur annähernd an die Parkregeln hält... Ich wohne in Stuttgart-Hallschlag in einem verkehrsberuhigten Bereich, dort darf man nur auf 4 Parkplätzen in der Straße wirklich Parken. In der Straße stehen jedoch bis zu 22 Fahrzeuge, und in Stzuttgart soll das über das Parkraummanagement gelöst werden? Das ist ja fast Comedy was hier geschrieben wird...

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    8. Autofahrer brauchen noch Zeit, um sich an uns zu gewöhnen, schließlich sind sie seit Jahrzehnten die Platzhirsche und wir als Radfahrer sind noch ein sehr junges Phänomen. Und viele Menschen brauchen ebenfalls noch Zeit, um das Fahrrad als großartiges Verkehrs- und Lebensmittel zu entdecken.

      Wäre ich Verkehrspolitiker, würde ich meinen Schwerpunkt immer auf kooperative Lösungen legen und auf Einsicht bauen. Verkehr erfordert Partnerschaft und Fairness. Das gilt auch für die Verteilung und Benutzung von Verkehrsflächen. Als Radfahrer fordere ich mehr Partnerschaft und Fairness ein, sowohl im Verhalten als auch in der Verteilung von Verkehrsflächen. In der gegenwärtigen Situation sehe ich innerstädtisch im Hinblick auf Fairness und Partnerschaft immer noch keine bessere Lösung als Hauptautostraßen zu definieren, in denen „sie“ machen können, was „sie“ wollen und alle übrigen Straßen und Wege flächendeckend mit einem Tempo-30-Limit zu belegen. Das wäre in meinen Augen ein für mehrere Seiten akzeptabler Kompromiss, der außerdem die zusätzliche oder ergänzende Anlage von einem leistungsfähigen Radwegenetz nicht ausschließt. Tempo 30 macht die Straßen ruhiger und sicherer und fördert das partnerschaftliche Verhalten.

      An Mattias Schlenker: Aus meiner Sicht muss jedes Land seine und jede Stadt ihre eigene Lösung finden. Würde sich bei uns beispielsweise in einer Volksabstimmung eine Mehrheit für die norwegische Variante entscheiden, hätte ich nichts dagegen einzuwenden. Nachteil einer Steuerung per Portemonnaie ist aber, dass sich finanziell arme Leute, denen eine Maut sehr weh tut, ausgegrenzt fühlen.

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    9. @C. Otte

      Eine Citymaut wäre gar nicht SO schlecht meines Erachtens, aber bitte nicht das Londoner Modell, sondern zeitlich flexibel.
      Und dann stellt sich noch die Frage wo genau die Grenzen festgelegt werden sollen für den Mautbereich ...

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  6. @Michael: Das Problem wird beim Ordnungsamt anscheinend adressiert, es gibt 17 neue Stellen für Kontrolleure laut Lokalpresse.
    @Stefan K: Du hast recht, die Steuerung über den Geldbeutel ist ungerecht. Es wird Fahrer von Luxusautos geben, denen die paar Euro wurscht sind und Menschen die außerhalb Leben und für wenig Lohn rein pendeln denen es echt weh tut. Aber was ist die Alternative? Am Geldbeutel sind die Schwaben bekanntlich empfindlich.
    @Ano: Die Grenzen für die Maut wären wohl auf Höhe der P&R Parkplätze richtig.

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    1. laut Lokalpresse? Wo steht das bitte? Also die StZ hat darüber keine Infos. Des Weiteren ist ja auch die Frage was für Leute eingestellt werden, ob wirklich Leute zur Parkraumüberwachung eingestellt werden oder ob weiter irgendwelche anderen Bereiche mehr Stellen bekommen, das Ordnungsamt besteht nicht nur aus Parkraumüberwachung...

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    2. @Michael: Siehe letzter Absatz hier: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-die-zeit-des-freien-parkens-endet-vielerorts.61862e63-6994-4a03-8387-11d0770b15cb.html

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    3. Das heisst noch weniger Kontrollen ausserhalb der Parkzonen. Im Hallschlag wird schon jetzt maximal ein Mal im Monat kontrolliert. Verkehrsberuhigte Bereiche, in denen die erwähnten 22 Autos in der Straße stehen werden fast nie kontrolliert. Die Stadt Stuttgart interessiert nicht das Anwohner kaum mehr aus den Häusern kommen. 14 Tage jeden Tag eine Email wurde nicht beachtet und nicht beantwortet.

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    4. Ja, außerhalb der Parkzonen tun sie wenig und auch meine Emails werden dort nicht beantwortet. Da die Parkzonen ständig ausgeweitet werden, bleibt nur die Hoffnung das sie auch meinen Stadtteil (Vaihingen) irgendwann erreichen.

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    5. Gestern hat endlich mal wieder ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrolliert, HURRA! Ein besonders fanatischer Falschparker hat dann aber noch gemeint den Menschen vom Ordnungsamt darauf hinzuweisen das er doch in einem Verkehrsberuhigten Bereich ausserhalb der Parkflächen stehen dürfte weil er doch ach so behindert sei. Der Beamte vom Ordnungsamt hat dann aber gesagt das er laut StVO dort nicht stehen dürfe, selbst wenn er, was er ja nicht nachgewiesen hat, behindert sei.

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  8. Als ob der Großteil des Autoverkehrs in der Innenstadt bliebe.

    Ich wage zu behaupten, der Großteil der Fahrten beginnt ODER endet in der Innenstadt, aber nicht beides. Somit ist die Idee mit der Trennung doch von vornherein Humbug.

    Ein sauber durchgeplanter, zukunftsfähiger ÖPNV mit freien Kapazitäten, das wird gebraucht. Pünktlich und im Preis deutlich attraktiver.

    Solange die S-Bahn und SSB ao auf Kante genäht bei 200 - 400% der geplanten Kapazität rumdilettieren, solange wird kein Pendler auf das Auto umsteigen.

    Und diejenigen, die aus dem Umland zum shoppen im "Stupid" Millaneo anlanden, die werden sich auch mit kostenloser Sbahn kaum abhalten lassen, ihre Dosen nach Benztown zu treiben, wenn sie von daheim zur SBahn P&R 10 min. Auto / 50min. Bus fahren, und ab P&R nochmal 15min AUto oder 40 min Sbahn.

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    1. Die Hälfte aller Autofahrten sind kürzer als 6km. Wenn wir die aufs Fahrrad bekommen haben wir viel Lebensraum gewonnen. Es ist also nicht Humbug.

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    2. Wenn man den Innenstandfahrten (von Vaihingen, Degerloch, Sillenbuch, Heslach, Hedelfingen etc in die Innenstadt und zurück) mehr aufs Fahrrad verlegen würde, wäre schon viel gewonnen. Allerdings muss man im gleichen Zug die Parkplätze an den Straßenrändern in der City reduzieren. Überhaupt lässt sich tatsächlich sehr viel über Parkplätze regulieren. Momentan haben wir die in der Innenstadt im Überfluss, und zwar so viele an den Straßenrändern, dass die meisten Parkhäuser nicht voll sind (Milaneo ausgenommen). Und so viele, dass sehr viele Autofahrer in der Hoffnung auf einen STraßenrandparkplatz, den sie in jedem Fall dank des Parkraummanagements jetzt finden, durch die kleinen Straßen kurven, und zwar in einem von mir bisher nie beobachteten Ausmaß. City-Maut und solche Dinge, kann man sehr viel später einführen, wenn den die Reduktion der Parkplätze nichts mehr nützt. Die Kontrolle ist ein Problem, weil eine STadt gar nicht so viele Polizisten und Politessen einstellen kann, um die Autofahrer an jeder Ecke, wo sie Verstöße begehen, zu kontrollieren. Und wenn wir uns Kontrolle der Autofahrer wünschen, also mehr Polizei im Straßenverkehr, die kontrolliert, dann wird es auch uns selbst, uns Radfahrenden treffen, die wir ja auch (aus Gründen, die ich hier immer wieder darstelle) Regelverstöße begehen. Mir fällt da momentan keine Lösung ein, die ich mal so locker flockig fordern wollte.

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