8. Mai 2017

Das kann weg und muss auch nicht wieder hin

So, das Frühlingsfest ist vorbei. Jetzt kann die Sperre an der König-Karls-Brücke zum Neckardamm wieder weg. Sie ist ein Ärgernis für alle Radfahrenden und zudem völlig unnötig. 

Jeden Tag haben hier Hunderte Radfahrende auf ihren Pender-Strecken zwischen Stadtmitte und Hofen, Mühlhausen, Remseck oder Esslingen diese massive Zet-Sperre umkurvt, wenn sie die Rampe zum Neckardamm hinunter wollten oder herauf kamen. Dabei das Schild "Radfahrer absteigen".

Doch die meiste Zeit des Tages und der Woche, waren hier nicht mehr Fußgänger unterwegs als sonst auch. Es bestand nicht die geringste Gefahr, dass Radler Fußgänger umfahren. Ohnehin besteht die Gefahr nicht, dass Radfahrende in Menschenansammlungen hinein brettern. Solche Sperren sind nur unnötige Hindernisse für Radfahrende.

Wir alle sind nämlich gewohnt und geübt, Fußgänger zu umfahren, auch und gerade dann, wenn sehr viele unterwegs sind. In Stuttgart werden wir nämlich ständig den Fußgängern zugeordnet und auf Gehwege gelenkt. Radfahrende sehen Fußgänger. Sie bremsen für Fußgänger. Ein Warnschild bei Frühlingsfesten oder beim Volksfest würde reichen. Solche Absperrungen sind eine überdimensionierte Misstrauenserklärung an Radfahrende.

Auf dem Neckardamm stand für alle, die vom Rosensteinbunker her kamen und in die Hall of Fame radeln wollten, ebenfalls eine Sperre und etliche Meter davor das Schild "Radfahrer absteigen", das allerdings immer noch kein Schild der StVO ist, also nicht beachtet werden muss.

Auf einer ausgewiesenen Radroute (und hier sind Routen in viele Richtungen ausgewiesen) wird so ein Schild noch mal bedeutungsloser. Und dieser Streckenabschnitt ist für viele Radler alternativlos. Es geht nur hier lang.

Die meisten Radfahrenden sind da auch nicht abgestiegen. Ich bin selber einmal an einem Samstag an drei Gruppen von Polizisten vorbeigeradelt, die Rucksäcke kontrollierten, ohne sich für mich zu interessieren. Fußgängermäßig war sowieso überhaupt nichts los. Nur einmal bin ich durch die Hall of Fame geradelt, als gerade ein Schwung Frühlingsfestbesucher mit der Stadtbahn angekommen war. Da habe ich dann halt langsam gemacht.

Also: Bitte keine solche martialischen Radlersperren mehr auf Hauptradrouten, die unter der Woche hauptsächlich von den Radpendlern genutzt werden, auf die Stuttgart dringend angewiesen ist, wenn es mit dem Feinstaub und den Stickoxiden besser werden soll. Von Radfahrenden geht nicht diese Gefahr aus, wie solche Sperren sie suggerieren. Radfahrende haben die Augen vorn im Kopf und sehen Menschen und Tiere auf ihren Strecken.

7 Kommentare:

  1. Dass alle (!) Radler vorbildlich auf Fußgänger achten, ist ein Märchen, dennoch kann ich dem Beitrag inhaltlich vollkommen zustimmen.

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  2. Zum Thema Absperrungen.
    Im weiteren Verlauf des Neckardamms geht der Radweg nach Münster weiter in Richtung Mühlhausen an den Weinbergen entlang. Es handelt sich hier um einen breite geteerte Fahrbahn, an welcher 2 Pkw im Begegnungsverkehr aneinander vorbeikommen. Der Weg ist für landwirtschaftlichen Verkehr bzw. Anlieger frei.
    Kurz nach der Gaststätte Keefertal wurde neben der Fahrbahn (durch Zaun getrennt) ein Spielplatz neu gebaut. Und jetzt kommts. Außerhalb dieses Zauns, also quasi auf der Fahrbahn, wurde eine Reihe Radständer aufgebaut. Also auf der Fahrbahn. Die Baustelle ist meiner Meinung nach fertig. Die Radständer sind jetzt seit Wochen mit 2 profisorischen Warnbaken abgesichert. Wahrscheinlich hat man nach der Fertigstellung gemerkt wie gefährlich diese Radständer in der Fahrbahn stehen und jetzt weiß man nicht wie man es absichern soll. Also bei Dunkelheit höchst gefährlich, vor allem wenn man sich nicht auskennt

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    1. Ja, dieses Dingsda habe ich vergangene Woche auch gesehen. Insgesamt eine sehr, sehr krasse Fehlplanung.

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    2. Ich kenne den Spielplatz bisher nur vom Fluss aus. Da muss ich wohl auf der Straße auch mal hinfahren. Klingt ja nicht gut.

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  3. Vor etwa einer Woche bin ich auch den Neckarweg von Untertürkheim gefahren und an der König-Karl-Brücke in Richtung Rosensteinpark abgebogen. Ich kenne von daher diese lustige Schikane und wäre niemals selbst auf die Idee gekommen, dass es sich um eine Sicherungsmaßnahme für Wasenbesucher handelt. Ich habe mich lediglich über mein Lieblingsschild „Radfahrer absteigen“ amüsiert und dachte, es handle sich um eine Baustelleneinrichtung. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich die Fürsorge der Stadt nicht nur auf den vorbildlichen Schutz der Fußgänger vor Radfahrern beschränkt, sondern sie sich ebenso leidenschaftlich dem Schutz der Radfahrer vor den Autofahrern widmet. Ich freue mich schon jetzt auf die aus dem Motorsport bekannten Schikanen für die Autofahrenden und den freundlichen pädagogischen Imperativ: Autofahrer, bitte aussteigen.

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  4. Hier geht es offensichtlich um andere Dinge: Der Wasen ist eine ur-deutsche Veranstaltung mit Leuchtturmcharakter der jüngst wieder vermehrt gepriesenen Leitkultur.

    Auch das Radfahren sollte als ebensolche, ur-deutsche Tugend propagiert werden. Beispielsweise durch Verknüpfung mit maßvoller bürgerlicher Freude und maßlosem Alkoholkonsum.

    Dann würde es auch mit den Regelungen besser klappen.

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