24. Oktober 2017

Rasende Radler fressen kleine Kinder

Als Alliteration und Assonanz ist der "rasende Radfahrer" so schön, dass im gestrigen Artikel der Stuttgarter Zeitung kein anderer Radfahrer mehr vorkommt als der rasende. 

Er rast den Ferdinand-Leitner-Steg hinunter und pflügt durch die Schüler. Die überleben nur, weil Schülerlotsen aufpassen. So klingt das in dem Artikel "Lotsen gegen rasende Fahrradfahrer". Von "heranbrausender Gefahr" ist da die Rede. Es wird behauptet, dass Radfahrer nicht an die  "Unterstufler denken", wenn sie den Steg hinunter rollen. Dass sie die Kinder sehen, scheint sich die Autorin nicht vorstellen zu können. Die Zeitung schreibt anlasslos über eine Situation, die seit September 2015 besteht, weil das Königin-Katharina-Stift wegen der Baustelle den Schulhof jenseits des Hauptwegs im Schlossgarten hat. Ich habe damals schon darüber geschrieben, weil das Ordnungsamt befürchtete, dass Radfahrende die Kinder nicht sehen.
Die Drohung damals: Sobald etwas passiert, dürfen Radler da nicht mehr fahren. Und schon damals setzte die Schule zur großen Pause Lotsen ein, damit nichts passiert. Es ist auch nichts passiert. Und es passiert auch nichts, wenn keine Lotsen da sind. So what?

HRR 1 - gefährlicher Belag? Gefährliche Kurven?
Leider ist dies nun mal die Hauptradroute 1 längs durch Stuttgart. Wir Radfahrenden haben uns das nicht ausgesucht. Aber leider bietet die Stadt den bestimmt dreitausend Radlern, die hier täglich durchmüssen, keine andere Strecke an. Es gibt keine Alternative. Es gibt nur diese Hoppelpiste am Landtag, an der Oper und am Theater entlang durch die Engstelle der Brücke. Sie ist an sich schon kaum einer Hauptradroute 1 würdig. Eigentlich ist sie als Hauptroute eine Frechheit den Radfahrenden gegenüber, die immerhin nicht mit dem Auto fahren und so der Stadt helfen, gerade jetzt in Feinstaubalarmtagen. Radfahrende radeln hier still und ohne Proteste, solange alles Baustelle ist. Baustellen müssen wir alle ertragen. Da ist es richtig unfair, dass die Stuttgarter Zeitung einfach so mal, ohne dass etwas passiert ist, Radfahrer (Verzeihung: Rasende Radfahrer) ins Licht rücksichtsloser Verkehrsrowdys rückt, die routinemäßig Schulkinder umnieten, weil sie weder denken noch sehen.

Radfahren skandalisieren geht halt immer. Radfahrern unterstellen, dass sie nicht gucken, wo sie hinfahren, dass sie nicht bremsen, wenn sie Kinder sehen, das kommt immer gut, um Aufreger zu schaffen. Dabei sind Kinder auf Gehwegen und Straßen vor Schulen in viel größerer Gefahr, verletzt zu werden, als hier, und zwar von den Autos der Mütter und Väter, die ihre Kinder zu Schule fahren, die in zweiter Reihe halten, die Türen aufreißen, die wenden. Die damit auch mit dem Fahrrad kommende Jugendliche gefährden. Da passiert wirklich was. Da gibt es wirklich verletzte Kinder. Denn Autofahrer sehen beim Rangieren die Kinder nicht.

"Bringen die Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule", heißt es in der RP online, "verursacht dies der Antwort des Ministeriums zufolge viermal mehr Schulwegunfälle als die Anfahrt per Bus oder Bahn. Die Ergebnisse belegen, wie schädlich die so genannten Eltern-Taxis sind. Neben der Unfallgefahr kritisieren Verkehrssicherheitsexperten und Pädagogen, dass Kinder durch die Bringdienste unselbstständig werden und sich noch unsicherer im Straßenverkehr bewegen. An manchen Grundschulen parkten die Autos der Eltern in zweiter oder gar in dritter Reihe. Das behindere den Verkehr und erhöhe die Gefährdung für andere Verkehrsteilnehmer." Dass das Radfahren für Kinder die gefährlichste Art der Reise zu Schule ist, verschweigt der Bericht auch nicht. So geht anständiger Journalismus.
Radfahrer sehen und hören mehr als Autofahrer. 
Radfahrende haben die Augen vorn im Kopf, sie haben einen 180-Grad-Sehfeld, das sei noch vergrößern können, wenn sie den Kopf wenden, sie hören auch, was hinter ihnen ist. Und müssen keine anderthalb Tonnen bremsen und stoppen, sondern nur sich selbst und zwanzig Kilo Fahrrad. Sie sind langsamer unterwegs als Autos, sie stoppen wesentlich schneller, sie können besser ausweichen, sie können alles besser als Autofahrer.

Ferdinand-Leitner-Steg: Es geht jeden Tag, jedes Wochenende.
Ich glaube, wir müssen alle miteinander mal lernen, dass Konflikte nicht gleich Gefahren sind.
Ja, es gibt Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern. Fußgänger hassen Radler auf Gehwegen und in Parks. Zu Recht. Aber leider schicken Stadt und die Stadtpolitik Radler bisher konsequent auf Gehwege und in Fußgängerbereiche, damit dem Autoverkehr kein Raum weggenommen werden muss. Ja, es gibt Fußgänger, die erschrecken, weil sie den Radler nicht gehört haben, wenn er an ihnen vorbei fährt. Aber sie befanden sich dabei nicht in Gefahr. Schon gar nicht in Lebensgefahr. Sie haben nur selber nicht aufgepasst. Zum Glück passen Radfahrer irre auf, damit nichts passiert. Denn ein Radfahrer stürzt selbst, wenn er mit einem Fußgänger kollidiert. Ein Radfahrer kann keinen anderen ernsthaft verletzen, ohne sich selbst zu verletzen. Das ist der riesige Unterschied zum Autofahrer.

Unfälle zwischen Fußgängern und Radfahrern finden meistens nicht dort statt, wo es Konflikte gibt. 
Also nicht in den Fußgängerzonen, nicht in auf den gemischten Rad-/und Gehwegen, nicht im Schlossgarten, nicht in den Parks. Ohnehin sind Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern selten. Der Anteil liegt für Radler bei 5 Prozent, wobei nicht ausgemacht ist, wer Schuld hat.

Das Fahrradportal hat in seiner Broschüre "Überzeugend argumentieren - Handreichungen für Radverkehrsbeauftragte" diese Statistik (Foto) veröffentlicht. Sowohl im Bodenseekreis als auch in Böblingen machten 2016 Unfälle mit Fußgängern nur 5 Prozent der Radunfälle aus. Rund ein Viertel waren Alleinunfälle, zwischen 6 und 9 Prozent waren Unfälle zwischen zwei Radfahrenden und zwischen 57 und 61 Prozent der Unfälle passieren mit Autos (einschl. LkW).

Aber noch nie habe ich einen Artikel gelesen mit dem Titel: "Rücksichtslose Autofahrer gefährden Radfahrer." Oder: "Lotsen schützen Radfahrer vor Autos".  Nie habe ich einen Zeitungsbericht gelesen, in dem das Ordnungsamt seine Sorgen über die Sicherheit von Radfahrenden an Kreuzungen oder in Kreisverkehren ausdrückt. Oder die Sorge darüber, ob die schiefen Platten und der wechselnde Untergrund auf der Hauptradroute zwischen Landtag und Ferdinand-Leitner-Steg die Sicherheit von Radfahrern gefährdet. Nie hat eine Zeitung das Verhalten von Autofahrern skandalisiert, die bei der Einfahrt in eine Tiefgarage über einen Radweg hinweg, einen Radfahrer anfahren, weil sie nicht bremsen und nicht gucken, sondern einfach über den Radweg schießen. Dabei gibt es schnell mal Tote. Übrigens unter den Radlern, und nicht unter Autofahrern.

Und natürlich: Noch nie hat die Stuttgarter Zeitung die Fußgänger skandalisiert, die völlig ohne Gefahrenbewusstsein auf dem Radweg am Landtag spazieren und wütend werden, wenn ein Radler klingelt und sich über "diese Radfahrer!" beschweren. Dabei MÜSSEN die rasenden Radler genau dort fahren, weil der Radweg für sie verpflichtend ist. Für Fußgänger/innen ist er übrigens verboten. Aber wen kümmert's? Die Skandalmacher von der Presse jedenfalls nicht.

Was mich an dem journalistisch flott, aber damit auch fahrlässig diskriminierend geschriebenem Artikel ärgert, ist, dass es gar keinen Anlass gab für einen Titel, in dem "rasende Fahrradfahrer" vorkommen. Wenn man was Nettes über die Lotsen hat schreiben wollen, die sich seit zwei Jahren jeden Tag vor und nach der großen Pause schützend vor die Unterstufler stellen, dann hätte man das auch machen können, ohne Radfahrer in Bausch und Bogen zu rasenden Rüpeln zu erklären.


35 Kommentare:

  1. Wer besagten Artikel der Stuttgarter Zeitung mal vollständig lesen möchte, dieser ist seit gestern Montag, 24.10.2017/13:24 Uhr online verfügbar:
    Lotsen gegen rasende Fahrradfahrer
    - Verkehr am Stuttgarter Katzenstift
    (von Lisa Wazulin)

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  2. @Christine: Ist aber wirklich ein gelungener Artikel über den Stellenwert der hiesigen Radfahrer und die sinnige Planung der Fahrradinfrastruktur.
    Wenn man keine Alternativen bietet sollte man schauen das auf dem einzigen Weg alles Rund läuft - leider nicht in Stuttgart.

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  3. Wenn man mal den alten Ghandhi-Spruch "First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win." bemueht, dann sind wir Radfahrer in Stuttgart schon bei der vorletzten Stufe angekommen.
    Also einfach geduldig weitermachen (und ein Beispiel an Christine nehmen).

    Gruss - Matthias

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    1. Sehr richtig, genau hier passt der Spruch von Ghandi wie Faust aufs Auge.

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  4. Die Antwort von Matthias gefällt mir, so habe ich es noch nicht gesehen.
    Aber abseits davon macht sich eine merkwürdige Stimmung breit: die Stärkeren, in diesem Falle die Autofahrer, können wieder völlig ungeniert auf ihr vermeintliches Recht pochen, flankiert von den Medien mit diesen seltsamen Artikeln. Vielleicht will man ja gerade in der Autohochburg Stuttgart die Strassen freibekommen für die schier endlos werdende Schlange der autonomen vernetzten elektrifizierten Automobile.

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  5. Herzlichen Dank an Christine für diese Stellungnahme zur Stuttgarter Zeitung. Als Trost können wir immerhin annehmen, dass auch schlechte Publicity immerhin Publicity ist. Hauptsache, die StZ berichtet über Radverkehr. Dann bleibt bzw. kommt dieses Thema wenigstens ins öffentliche Gespräch. Und dass die Journalisten keinen blassen Schimmer vom Radfahren und Radverkehr haben, passt ja ins allgemeine gesellschaftliche Bild. Mein Vorredner Matthias hat`s gut gesagt: "... einfach geduldig weitermachen ..." Machen wir :-)

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  6. Der Ferdinand-Leitner-Steg ist laut Wikipedia

    "...(früher Schillersteg) ist eine Fußgängerbrücke in Stuttgart, die die neunspurige Schillerstraße überquert..."

    Wenn dieser Eintrag richtig ist, sagt das viel über den Stellenwert von Radverkehrspolitik in Stuttgart aus. Und über Verkehrspolitik im allgemeinen.

    Und natürlich hauen JournalistInnen immer wieder gerne auf Radler ein. Der Tenor ist immer der gleiche: Verunglückte Radler wurden übersehen, verursachen Radler Unfälle, sind sie Täter.

    Dabei sind die Fakten jedem zugänglich - kostenfrei. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht jedes Jahr Zahlen zu den Unfällen in Deutschland. Hier ein paar Kostproben für das Jahr 2016:

    PKW-Fahrer verursachten innerorts rund 118.000 Unfälle. Unfallgegner waren PKW (rund 51.000 Unfälle mit 38 Toten), Radler (rund 33.500 Unfälle mit 53 Toten - alles Radler) und Fußgänger (rund 16.000 Unfälle mit 133 Toten - alles Fußgänger).

    Radler verursachten innerorts rund 19.500 Unfälle. Unfallgegner waren PKW (rund 11.000 Unfälle mit 37 toten Radlern), Radler (rund 5.000 Unfälle mit 7 Toten) und Fußgänger (rund 2.000 Unfälle mit 8 Toten - davon 2 tote Fußgänger).

    Fußgänger verursachten innerorts rund 8.000 Unfälle. Unfallgegner waren PKW (rund 5.000 Unfälle mit 60 toten Fußgängern) und Radler (rund 1.500 Unfälle mit 3 Toten - davon 2 Radler).

    Mehr als die Hälfte der getöteten Radfahrer war 2016 über 65 Jahre alt. Vielleicht sollte die Journalistin ihre Polemik auf die Spitze treiben und nicht von rasenden Radlern, sondern von rasenden Rentnern schreiben.

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    1. Diesen Artikel "rasende Rentner" gab es schon, wenn auch nicht in Stuttgart, sondern in der taz (http://www.taz.de/!5308285/) Und er wurde von mir damals so kommentiert: https://dasfahrradblog.blogspot.de/2016/06/woran-liegt-das-wirklich.html. Es gibt so eine gesellschaftliche Tendenz, das, was die meisten Menschen machen und sind (Autofahrer zwischen 35 und 65) zur Verhaltensnorm zu erklären und alles, was andere tun, zu skandalisieren: Zum Autofahren zu alt, zum Radfahren zu alt, überhaupt Rad fahren. In Zeitungen hätte man die Chance, sich nicht nur von der Norm-Perspektive leiten zu lassen, sondern eine Viertelstunde zu recherchieren, bevor man Andersartige skandalisiert. Vielleicht hat so ein Artikel aber auch was Gutes: Das Radfahren an dieser unsäglichen Stelle der Hauptradroute 1 wird thematisiert, und niemand kann darauf reagieren, ohne sich zu überlegen, wo die Radfahrer eigentlich sonst fahren sollen. FAlls die Schülerinnen und Schüler derartig in Gefahr sind, müsste man aber ja mal was unternehmen.

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  7. Danke Christine, dein Beitrag bringt es ganz wunderbar auf den Punkt.

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  8. "Wir Radfahrenden haben uns das nicht ausgesucht."

    Ich weiß nicht was du damit genau meinst.
    Ich habe den Eindruck es fahren mehr Radfahrer durch die Parks als auf den Straßen nahe der Parks. Das liegt natürlich auch daran, dass auf einigen Straßen Radverkehr verboten ist und es nicht immer leicht ist auf die andere Seite der Parks zu gelangen. Dennoch, es könnten weniger Radfahrer im grünen U sein, wenn Radfahrer nicht täglich das grüne U aussuchen würden. Und dort wo viel Radverkehr herrscht ist die Wahrscheinlichkeit höher das eine Radroute ausgeschildert wird. Vor allem auf den großen Straßen parallel zu Schlossgarten und Königstraße und auf der Straße unter dem Ferdinand-Leitner-Steg sehe ich selten Radfahrer. So gesehen haben wir Radfahrer uns diese Radroute und Infrastruktur schon ausgesucht. Zwischen KKSt und KKst-Schulhof und im Rest der Parks der Stadtmitte gibt es eine Critical Mass – auf vielen großen Straßen in der Stadtmitte gibt es sie nicht.

    Philipp Krstic

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    1. Ich fahre beispielsweise lieber die Neckarstaße lang als durch den Schlossgarten. Allerdings komme ich vom Charlottenplatz dort nur durch den Schlossgarten und über die Ampel am Neckartor hin. Mir steht übrigens noch eine Altenativroute auf der Halbhöhe über die Urbanstraße zur Verfügung, die Leute, die aus Heslach oder dem Westen kommen, nicht ansteuern, weil er einen Umweg bedeutet. Ich würde liebend gerne nicht mehr durch den Abschnitt zwischen Landtag und Ferdinand-Leitner-Steg radeln müssen. Ich habe mir diese Route nicht ausgesucht, ich werde dazu gezwungen. So meine ich das. Mir ist aber natürlich auch bekannt, dass es viele Grün-Radler gibt, also solche, die einfach gern verkehrsfern durch Parks und Grünanlagen radeln. Ich denke jedoch, gäbe es parallel zum Schlossgarten eine bequeme und ähnlich schnelle Radstrecke, dann würde mindestens die Hälfte der Pendler die nehmen, vor allem im Winter, statt sich durch Fußgänger zu schlängeln. Doch davon sind wir noch weit entfernt. Leider.

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    2. "Ich denke jedoch, gäbe es parallel zum Schlossgarten eine bequeme und ähnlich schnelle Radstrecke, dann würde mindestens die Hälfte der Pendler die nehmen, vor allem im Winter, statt sich durch Fußgänger zu schlängeln. Doch davon sind wir noch weit entfernt. Leider."
      Klingt gut hoffentlich klappt das irgendwann.
      Ob jemand Pendler oder Grün-Radler ist, ist für mich kaum zu erkennen.
      Ich denke es ist wichtig, dass man auf den Hauptrouten mehr
      Radverkehr erlaubt. Wenn man Radfahrer auf andere Strecken, zu Umwegen oder auf Fußgängerampeln zwingt entsteht dort nie genug Radverkehr für eine Radinfrastruktur.
      Ich selbst bin vor ein paar Wochen an der U-Bahn-Haltestelle Olgaeck vorbei gefahren und dann am Charlottenplatz in die Holzstraße nach links abgebogen um dann in die Fahrradstraße abzubiegen.
      Erst durfte ich am Charlottenplatz wegen Radwegschildern an den Fußgänger-Ampeln nicht links abbiegen, obwohl es zwei Spuren für Autos und Radfahrer gäbe. Dann wurde ich auf einen miesen Radweg geschickt, obwohl die Straße immer noch zweispurig war. Warum der Radweg dort mies ist hast du selbst schon mehrmals geschrieben. (Durch den Park wäre hier natürlich keine Alternative gewesen, aber es zeigt wie mies die Hauptstraßen teilweise für Radfahrer sind. Dabei sind sie eben, geradeaus über größere Strecken und gut ausgeschildert.)

      Ist Radverkehr auf der Hauptstraße zwischen Landtag auf der einen Seite und Staatsgalerie und alte Staatsbücherei auf der anderen Seite nicht erlaubt? Falls ja: warum fährst du nicht dort? Wo wird dir die direkte Route Charlottenplatz-Neckarstraße verboten?

      "Mir steht übrigens noch eine Altenativroute auf der Halbhöhe über die Urbanstraße zur Verfügung, die Leute, die aus Heslach oder dem Westen kommen, nicht ansteuern, weil er einen Umweg bedeutet."
      Ich bin schon mehrmals von Vaihingen über Heslach, Marienplatz, Olgastraße in die Urbanstraße gefahren und sehe den Umweg für Radfahrer aus Heslach nicht. Wie geht es schneller?
      "Es gibt so eine gesellschaftliche Tendenz, das, was die meisten Menschen machen und sind ([...]) zur Verhaltensnorm zu erklären und alles, was andere tun, zu skandalisieren"
      Als Radfahrer habe ich auch den Eindruck. Und ich befürchte die Veganer, Muslime und Homosexuellen erleben es ähnlich.
      Alle Straßen mit Tempo 50 oder geringer in der Stuttgarter Innenstadt sollten auch für Radfahrer da sein. U.a. im Wagenburgtunnel braucht man zusätzlich einen Radfahrstreifen um die Autofahrer nicht auszubremsen.

      Philipp Krstic

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    3. Christine, bitte rede die Routenführung durch die Parkanlagen und auf dem Neckardamm nicht schlecht. Bei entsprechendem Ausbau und sinnvoller Markierung kann sie nahezu optimal gestaltet werden.

      Ca. 70 Prozent aller Unfälle mit Radfahrern (und Fußgängern) verursachen Autofahrer, und zwar an Kreuzungen, Kreisverkehren, Einmündungen und Einfahrten und zwar unabhängig davon, ob die Radfahrer auf der Straße oder straßenbegleitend auf Radweg oder Gehweg geführt werden. Da ist die straßenunabhängige Verkehrsführung abseits des Autoverkehrs die richtige Lösung. Andere Städte beneiden Stuttgart um dieses Potential.

      Unfälle im Längsverkehr sind ziemlich selten, auch wenn es da vermeidbare Konflikte gibt.

      Natürlich sind aber kreuzende Verkehrsströme unfallträchtig auch dann, wenn es um Radfahrer "gegen" Fußgänger geht. An die Stelle aus dem Zeitungsartikel gehört m.E. ein Zebrastreifen hin. Den verstehen Radfahrer und Fussgänger. Klare Regel, Fussgänger haben "Vorfahrt", aber im Gegenzug auch die Pflicht, den konfliktträchtigen Bereich zügig zu verlassen.

      Darüberhinaus gefällt mir der Einsatz von Lotsen sehr gut, um schwächere Verkehrsteilnehmer zu schützen. An vielen Stellen wurden unprofessionell Poller, Schranken und Umlaufsperren installiert, die diejenigen behindern und sogar gefährden, die sie eigentlich schützen sollen. Also: Ich bin für Fahrradlotsen, gerne vom Ordnungsamt, die die Radfahrer vor den rasenden Autofahrern schützen.

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    4. Man kann doch im Schlossgarten wunderbar den hinteren Weg radeln. Da sind kaum Fußgänger und die wenigen Querfugen stören mich nicht. Eher der Umstand, daß die Brücke zum Leuze immernoch gesperrt ist.
      Ansonsten kann man doch wunderbar ein miteinander hier Vorleben.

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    5. @ Holger:
      Einen Zebrastreifen im Park kann ich mir nicht vorstellen.
      Auf gemeinsam genutzten Wegen hat man überall auf Fußgänger zu achten – nicht nur am Zebrastreifen. Fußgänger haben im Park nicht auf Radfahrer zu achten. Wir Radfahrer müssen, falls nötig, langsamer fahren.

      Philipp Krstic

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    6. @ Philipp, bei mir fehlten ein paar Zwischenschritte in der Überlegung. Du hast Recht, derzeit ist da (widerrechtlich) Mischverkehr. Und bei Mischverkehr ist der Zebrastreifen natürlich Quatsch. Bei dem hohen Verkehrsaufkommen dürfte da aber gar nicht Mischverkehr angeordnet werden. Es sind nach überschlägiger Abschätzung vermutlich 4000-5000 Radfahrer täglich im Durchschnitt, und bei dem angestrebten modal mix sind es in wenigen Jahren 15000-20000. Da hat es sich dann mit Mischverkehr auf der HRR1.

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  9. "wegen der Baustelle" Hier hätte noch S21 hingehört! Nennen Sie das Desaster doch bitte beim Namen.

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  10. Lisa Wazulin: Crossmedia Volontärin @StZ_News & @StN_News
    Ich finde das sagt alles.

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    1. Ach was, das sagt gar nichts. Der Artikel der Volontärin ist so wie er ist, weil er in den gesellschaftlichen und automobilen Mainstream eingebettet ist. Und dieser Mainstream besteht aus bestimmten Wert- und Vorurteilen, die über Jahrzehnte eingetrichtert und eingeübt worden sind. Wer nicht selbst viel und regelmäßig Rad fährt, erkennt die Absurdität dieses Mainstreams in der Regel überhaupt nicht. Überspitzt formuliert: Auch Richter, Verkehrsplaner, Polizisten und Professoren verstehen nicht die Sichtweise und das Verhalten von Radfahrern, alldieweil sie mehrheitlich leider kein Rad fahren, sondern Auto.

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  11. Die Situation an der (übrigens unzulässig steilen) Leitner-Brücke ist schon so, seit ich denken kann.
    Sie wurde in den vergangenen Jahren im Verantwortungsbereich der derzeitigen Verwaltung abschnittsweise verschlechtert:
    Erst durch einen Oberbelag, der bei Minusgraden eine teflonartige Konsistenz annimmt und zu geradezu absurden Szenen führt, in denen hilflose Menschen versuchen sich am (lange Jahre viel zu niedrigen) Geländer entlang zu hangeln und gehbehinderte Menschen auf dem Boden kriechen.
    Dann durch eine lächerlich verwinkelte Verkehrsführung im Zuge der "Baustelle", die gezielt Verwirrung stiftet, wo problemlos konfliktarme Lösungen möglich wären.

    Es ist also nicht so, als ob das alles in irgendeiner Weise neu wäre, oder im Rahmen einer Milliardeninvestition zu wenig Geld da wäre. Auch wurden Politik und Verwaltung von Bürgern regelmäßig auf die Defizite aufmerksam gemacht.

    Fazit:
    Man will es so.

    Das hat die Zeitungspraktikantin doch ganz gut wiedergegeben.

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  12. Ich kann die Sorgen der Schule zum Teil verstehen. Man sollte aber nicht vergessen was die Ursache ist! Eine schlechte Planung der S21 Baustellen. Hier den Radverkehr betreffend. Es ist doch rund um die Baustelle ein Chaos. In diesem Bsp. über den Weg von Schülern zum Pausenhof fahren, am Nordausgang des Bahnhofs völliges Durcheinander (ich verstehe schon dass es der Stadt zu peinlich ist, ordentliche Schilder hinzustellen), über (von Köhnlein abgesegnete) Fußgängerbrücken, wieder an einem Ausgang vorbei am Menschenstrom, am Gleis 1 inmitten der Milaneoshopper ins Europaviertel und auf der anderen Seite auch nicht besser. Umleitungen an der Vordernbergstr werden aufgehoben um sie mit 90 Grad Kehren, welche mit Kinderanhänger kaum zu befahren sind zu ersetzen. Zur Jägerstr hin benutzungspflichtig aber nicht stetig, die letzten Meter zur Straße werden zum Gehweg. Dieser ganze Bereich ist eine einzige Katastrophe! Das Schlimme ist, laut Eisenbahnbundesamt ist die Stadt für diese Umleitungen verantwortlich. Und damit sind wir am Kern der Sache, der Stadt sind ihre Radfahrer schlichtweg egal! Wenn man an die Stadt gelbe Karten schreibt begegnet einem in den Antworten eine kaum vorstellbare Ignoranz Radfahrern und Anwohnern gegenüber.Aber, diese Ignoranz der Stadtverwaltung ist für mich Auslöser, Ansporn und Motivation mich an dem Radentscheid in Stuttgart aktiv zu beteiligen. Wenn wir nicht selbst aktiv werden, ändert sich nichts!

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  13. Der Vergleich mit den Ansprüchen, die man an den Autoverkehr stellt, ist immer hilfreich.

    Man stelle sich nur mal vor, der Pausenhof wäre auf die andere Seite, jenseits der B14 bei der Staatsgalerie. Wenn also von den Schülern nicht die Hauptradroute sondern die Hauptautoroute überquert werden müsste und zwar ohne Zebrastreifen und ohne Ampel...
    - würde das zwei Jahre lang ohne Unfälle gut gehen, auch mit Schülerlotsen?
    - würde man sich dann über rasende Autofahrer auslassen?

    @ Rainer: dem kann ich nur zustimmen. Wie kann man heutzutage nur auf die Idee verfallen, eine Radverkehrsführung zu bauen, die den gesetzlichen Vorschriften widerspricht! Die Provisoriumsbrücke ist ein eklatantes Beispiel. Der Zweirichtungsradweg ist weniger als die vorgeschriebenen 3 Meter breit. Der Kurvenradius ist zu gering. Ein Sicherheitsraum ist nicht vorhanden. Der Trennstreifen zum Gehweg ist zu gering und für Sehbehinderte nicht tastbar. Folglich ist da ein Unfallschwerpunkt. Die nachträglich aufgestellten Schilder dokumentieren die oberpeinliche Fehlplanung und Fehlkonstruktion.

    So was kommt eben heraus, wenn über 30 Jahre lang falsch priorisiert wurde und man sich daran gewöhnt hat und für normal hält, dass erst einmal ohne Radinfrastruktur nur für KFZ und Fussgänger geplant und gebaut wird und nachträglich dann der Radverkehr irgendwie dazwischen improvisiert wird. Leider geht es offensichtlich in der Zukunft in Stuttgart gerade so weiter, obwohl die bisherige Strategie offensichtlich geradewegs in Verkehrsverbote mündet. Beispiel ist das unzureichende Verkehrskonzept für Vaihingen. Die Krönung ist aus meiner Sicht allerdings der Feinstaub-Maßnahmenkatalog. Man sollte meinen, dort würden wirkungsvolle Maßnahmen beschrieben werden, die u.U. Einschränkungen für den motorisierten Individualverkehr nach sich ziehen.
    Also zum Beispiel die massive Ausbau einer leistungsfähigen Radinfrastruktur, die tatsächlich 20% am Modal Mix verkraften würde (d.h. 4-5 mal so viele Fahrräder wie heute). Schauen wir uns Punkte 31 der Liste an. Enttäuschend: Radverkehrsförderprogramm, kontinuierlich entsprechend Bereitstellung von Haushaltsmitteln. Mal ehrlich, kann man denn von Radverkehrsförderung sprechen, wenn weiter so zaghaft wie die letzten 30 Jahre noch nicht einmal die Minimalanforderungen erfüllt werden?

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  14. Die Autorin des Artikels hat geantwortet: https://twitter.com/lisawazulin/status/922905614313033728

    Martin

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    1. Ihre Antwort lautet: "Liebe Radfahrer, danke für die Kritik. Werde die Stadt &Tiefbauamt mit euren Vorwürfen konfrontieren, gibt es noch andere Missstände?" Sehr schön. Allerdings hätte ich es gut gefunden, sie hätte auch die Radfahrerinnen angesprochen. Klingt hier vielleicht kleinlich, ist aber durchaus wichtig, wenn ich so in Radpolitikrunden schauen und sehe, dass von zehn höchstens zwei Frauen sind, die über Radpolitik reden wollen.

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    2. Wenn es um die Formulierungen geht, müsste es 'liebe Radfahrende' heissen. Wir haben doch keine unterschiedlichen Gender mehr. Siehe Hochschule für Technik, die das bereits komplett umgesetzt hat. ;-)

      Was aber bei mir eine Frage aufwirft ist, warum sind es 'nur' 2 Frauen? Weil nicht mehr wollen oder weil nicht mehr gefragt werden?

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  15. An die vielleicht mitlesende Presse: bitte verwendet in den beinahe täglichen Meldungen über Unfälle, bei denen der Autofahrer dem Radfahrer die Vorfahrt genommen hat, nicht mehr das Wort "übersehen". Das ist eine billige Ausrede. Wie bei Unfällen zwischen Autofahrern: "Vorfahrt genommen".

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    1. Ich finde 'übersehen' trifft es aber sehr gut. Er war unachtsam und gedankenlos, Absicht würde ich ihm nicht unterstellen wollen. Ich finde es nur unnötig und unmöglich das dann immer auf Reflektorkleidung oder Helm hingewiesen wird.
      Als Rad- und Motorradfahrer sieht man inzwischen aus wie ein Bognermodell aus den 80ern.

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    2. #Sven Jürgens
      "Vorfahrt genommen" trifft es halt noch viel besser. Aber das würde ja auch bedeuten, dass der Autofahrer einem Radler ein Recht streitig gemacht hat.

      Wenn zwei PKW sich treffen, wird hingegen meist von missachteter Vorfahrt gesprochen. Absicht muss nicht vorliegen. Hier geht es also sehr wohl um Recht.

      Offensichtlich haben Autofahrer ein Recht auf Vorfahrt, wenn sie z.B. durch Schilder angezeigt wird. Für Radler sollen wohl diese Regelungen eher als Empfehlungen angesehen werden.

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  16. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. Was hast du denn für ein Demokratieverständnis? Es wäre ganz schlimm, wenn Oberbürgermeister, Kanzler oder sonst irgendwelche Politiker der Presse sagen würden, was sie und wie sie zu schreiben haben. Das wäre Diktatur. Denk noch mal ganz gründlich nach Sven, was du da forderst und ob du diesen Beitrag nicht viellleicht ´doch lieber wieder löschen möchtest. Wir haben Pressefreiheit und Pressefreiheit ist die Basis jeder Demokratie. Ich habe schließlich auch die Freiheit, die Presse zu kritisieren, und niemand verbietet mir als Bloggerin zu sagen, was ich für richtig halte.

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    2. Dann schreibe ich es mal anders.
      Es geht hier wiederholt in den letzten Woche aber nicht um fundierte Artikel, sondern um reine Hetze. Klar, ich befürworte Demokratie vollkommen (bin auch gegen die Hetze bei der AFD, damit muss man sich auseinandersetzen), aber es nimmt im Fall 'Radfahrer' Züge an, welche mich an ganz andere Dinge erinnern.
      Und ein Chefredakteur welcher so etwas schreibt oder genehmigt ist in meinen Augen fehl am Platz. Der Oberbürgermeister sollte hier vielleicht nichts tun, aber sich zumindest an seine Versprechen halten und dann auch uns als Klientel dementsprechend behandeln.

      Besser so?

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    3. Dabei hatten die SN erst kurz zuvor über die Auto-Bild mit ihrem unsäglichen Artikel "Fahradfaher spinnen" berichtet.

      Vielleicht war das ja sogar die Mutter des Gedankens, das können wir, lokal eingefärbt, doch auch selbst? Hauptsache, Emotionen wecken. Bringen Klicks.

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  17. Ich finde, dieser Artikel wird unnötig "zerdiskutiert".

    Der Schülerlotse sagt "„Besonders morgens sind die Fahrradfahrer super schnell unterwegs. Deshalb passe ich da extra auf, ist halt wie eine echte Straße“" - ist das nicht genau das, was "der Radverkehr" möchte? Als "richtiger Verkehr mit hohem Verkehrsaufkommen im Berufsverkehr" wahrgenommen werden?

    Wäre es eine "echte Straße", dann stünde dort eine Ampel oder mindestens wäre ein Zebrastreifen eingerichtet. Also ist der Schülerlotse doch eigentlich sogar viel zu wenig Maßnahme.

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    1. Interessanterweise funktioniert es aber zwischen den querenden Schülern (meinetwegen samt Lotse, wobei zu anderen Tageszeiten ja die Schüler auch queren, ohne Lotse) wesentlich besser als zwischen Autos und Fußgängern, die queren. Radler sind aufmerksamer, wendiger und können besser ausweichen, sie sind außerdem so schmal, dass sie auch mal zwischen Fußgängergruppen durchradeln können (nicht durch die Gruppe, sondern zwischen zwei Gruppen hindurch), die Geschwindigkeiten sind weniger unterschiedlich und alle Verkehrsteilnehmer können sich in die Augen sehen. Die Mischung von Fußgängern und Radlern ist in der Regel unkompliziert und funktioniert leicht chaotisch aber reibungslos. Nur dass manche Fußgänger sich furchtbar ängstigen und aufregen, wenn Radfahrer sich nicht verhalten wie Autos, nämlich zum Stillstand bremsen, wenn ein Fußgänger queren möchte. Einen Zebrastreifen hätte man nach meinem Dafürhalten übrigens gut dort einrichten können, leider geht das halt nach der StVO nicht, und zu ungewöhnlichen Mitteln greift man eben ungern. Und eigentlich gibt es dort ja auch gar keine Probleme. Der Presseartikel hat das nur behauptet dadurch, dass er erschienen ist.

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