Zugegeben, derzeit regen wir uns lieber über Radfaherende auf, die bei Dunkelheit ohne Licht fahren. Aber zunehmend ärgern wir uns auch über Fahrradscheinwerfer, die Fußgänger und entgegenkommende Radfahrer blenden.
Heute soll mal von der Fahrradbeleuchtung die Rede sein, nicht so von denen, die unbeleuchtet fahren, was falsch und gefährlich ist. Mir hat jemand erzählt, sie habe jetzt ein Fahrrad mit Fernlicht und Lichthupe. Ich habe mich auf die Suche nach Fahrradlampen gemacht, bei denen man ein Fernlicht zu- und abschalten kann, und bin da gar nicht so fündig geworden. Es gibt Lampen, die man in zwei Stufen hell schalten kann. Praktisch ist das, wenn der Schalter auch am Lenker ist und zwar so, dass man die Hand nicht vom Griff lösen muss. Da fängt das Problem schon an. Andererseits fahren manche durch finstere Wälder und da ist es gut, wenn man weit voraus blicken kann. Sobald einem einer entgegenkommt, möchte man aber abblenden. Gefunden hab ich immerhin die Supernova M99, die auch gleich gut 400 Euro kostet und den Eurobike Award 2017 gewonnen hat.
Sie hat nach Herstellerangaben einen Fernlichttaster, den man auch als Lichthupe verwenden kann. Den Taster kann man bedienen, ohne die Hand vom Griff zu lösen. Das Umschalten zu Dauerfernlicht geschieht über einen spürbaren Druckpunkt.
Was ich in der Beschreibung nicht finde: Eigentlich geht ein Fernlicht ja höher als das Abblendlicht, mit dem wir Radler fahren. Deshalb habe ich mein LED-Licht so gesenkt, dass der Schein nicht zu hoch geht. Ob diese Leuchte nun trennt zwischen eher nach unten grichtetem Abblendlicht und eher höherem Fernlicht, habe ich nicht feststellen können. Aber ich habe sicher kompetente Kommentatoren, die uns hier darüber aufklären werden. Bei den üblichen Anbietern findet man auch ein kleines Angebot an zweistufigen Fahrradleuchten. Und in Foren kann man lesen, wie sich manche Radler selber Tastenschalter an den Lenker bauen. So richtig verbreitet sind also funktionale Fahrradleuchten mit Fern- und Abblendlicht noch nicht. Aber das wird sicher noch kommen. Es ist nämlich durchaus hilfreich.
Grundsätzlich hat der Gesetzgeber die Beleuchtung von Fahrrädern in der StVO unlängst der Realität angepasst, wenn auch nicht immer so, dass wir genau wüssten, was damit gemeint ist. Wer sich detailliert kundig machen möchte, lese diesen Beitrag der Seite Radvekehrspolitik. Erlaubt sind jetzt Akku-betriebene Leuchten, es wird tatsächlich zwischen Abblend- und Fernlicht unterschieden, und man darf Blinker ans Fahrrad machen, solange sie nicht mit einer Rücklicht-Anlage gekoppelt sind. Nicht erlaubt ist das Fahren allein mit einer Helm- oder Stirnlampe oder nur mit einer blinkenden Beleuchtung. Wer tagsüber nur mal schnell einkaufen radelt, muss auch keine Akku-Leuchter bei sich haben, allerdings muss, wer in die Dunkelheit kommt und keine Dynamolampen hat, die Akkulampen aufstecken und anmachen. Und die Vorderlichter dürfen nicht zu hoch eingestellt sein, sondern auf den Boden weisen. Wie sehr genau, sagt der Gesetzgeber nicht mehr. Von dieser Regel mal abgesehen ist hier eine gute Hilfe fürs Einstellen des Lichtkegels zu finden. Auch der ADFC schreibt dazu Kluges.
In der Stadt ist ein tiefer Lichtkegel egal, auf unbeleuchteten Uferwegen aber schon nicht mehr. Da will man die Wurzelbeulen im Asphalt oder die nächste Kurve gerne beizeiten aufleuchten sehen. Ein Radfahrer, der mit ca 20 km/h unterwegs ist (das ist nicht mal sonderlich schnell), braucht immerhin schon gut 11 Meter um zum Stillstand zu bremsen. Das Licht sollte als Hindernisse in 15 Metern Entfernung erreichen, auch Äste, die in den Weg hängen. (Im Fall einer nächtlichen Waldfashrt kann man die Lenkerleuchte auch mal höher stellen, falls sie nicht so festgeschraubt ist, dass sie sich nicht bewegt.)
Übrigens, wenn man von einem entgegenkommenden Radler geblendet wird, gilt, was auch für Autofahrer gilt, die auf Landstraßen unterwegs sind: Nicht ins Scheinwerferlicht schauen, sondern den Blick rechts daneben auf die eigene Fahrbahn richten.
Und ehe jetzt wieder alle anfangen zu schimpfen, Radfahrer führen ja immer ohne Licht: Ich habe ein paar mal auf fünf Kilometern dunklem Schlossgarten gezählt: Es kamen mir auf rund zwanzig Radler mit Licht zwei bis drei ohne entgegen. Viel zu fiel, klar, aber auch nicht die Mehrheit. Ich bin mal hinter einer Radlerin hergefahren, die kein Rücklicht hatte, und habe sie angesprochen. Sie hatte nicht bemerkt, dass ihr Rücklicht nicht tat, das Vorderlicht leuchtete. Und ich selber bin mal ohne Licht gefahren und von einer Fußgängerin angeraunzt worden, die die Straße überqueren wollte. Ich war aus Versehen mit dem Finger auf den Licht-Aus-Schalter gekommen. (Inzwischen fahre ich immer mit Licht und kann auch nicht mehr aus Versehen an den Schalter kommen.) Es gibt also auch kleine Licht-Pannen, die noch nicht das große Fehlverhalten bedeuten. Mir sind auch nachts schon Autos ohne Licht entgegen gekommen, die Fahrer hatten bei der Helligkeit in der Stadt nicht gemerkt, dass sie vergessen hatten, das Licht anzumachen.
Ich vermute, dass mit dem Licht mit Fernlicht das Busch und Müller Luxos U gemeint ist, was einen Taster am Lenker hat, mit dem zwei zusätzliche LEDs, die auch als Tagfahrlicht arbeiten, auf volle Helligkeit zugeschaltet werden. Die Leuchtkraft reicht hier nicht wirklich als Fernlicht aus, sondern eher um Schilder vor sich zu erkennen oder aber Lichthupe zu geben. Der Strom des Dynamos reicht aber nicht aus, diese Leistung dauerhaft abzugeben und somit ist diese Funktion zeitlich beschränkt, da sie aus dem eingebauten Akku gespeist wird. (Das Licht hat auch eine Funktion, USB-Geräte anzuschließen und zu Laden, wenn das Licht gerade nicht benötigt wird, i.e. nur das Tagfahrlicht an ist.
AntwortenLöschenAber ich muss Dir recht geben, daß falsch eingestellte Lichter bei Fahrrädern sehr unangenehm blenden können, jetzt wo wir -- zum Glück -- nicht mehr mit Glühfunzeln hinter Streulichtscheiben unterwegs sind.
Von b&m gibt es auch ein Fahrradlicht mit am Lenker schaltbarem "Flutlicht". Nennt sich "Luxos U" und kostet derzeit 110€. Allerdings ist das in meinen Augen eher ein Marketing-Gimmick, da der Helligkeitsunterschied nur ca. 25% beträgt (90 lx zu 70 lx). Bei PKW ist das Fernlicht viele 100% heller als das Abblendlicht.
AntwortenLöschenÜbrigens: Brauchbare Batterielichtsets gibt es mitunter beim Discounter, derzeit bspw. bei Aldi Nord Batterielampen für 8€ (vorne 15/30/60 Lux), Akkulampen bei Lidl für 15€ (15/30 Lux, automatische Anpassung durch Umgebungslichtsensor). Klar, die Cateye 50 Lux meiner Frau leuchtet noch etwas besser aus, ist aber dennoch den fast dreifachen Preis IMHO nicht wert.
AntwortenLöschenEin legales Fahrradlicht (Anlage TA 23 zur StVZO) darf 3,4° über dem hellsten Punkt in 10m max. 2 lx bringen. Wenn man das Licht so einstellt, dass der hellste Punkt in 10m Entfernung auf den Boden trifft, sollte von einem StVZO-Licht niemand geblendet werden.
AntwortenLöschenAuto-Lichter dürfen nach oben viel mehr Licht abgeben.
Da die Fahrrad-Lichter weniger Licht machen und wesentlich kleiner sind, schauen manche Leute eben voll rein, und fühlen sich dann auch bei meinem 100% legalen und richtig eingestelltem Licht geblendet.
Problematisch sind dagegen die nicht-StVZO-Lampen mit radial-symmetrischem Leuchtbild (also wie eine Taschenlampe). Die leuchten nach oben genau so stark wie nach unten. Das mag im Wald sinnvoll sein, damit man in den Weg hängende Äste sieht, bevor man sie voll im Gesicht hat. Wer so eine Lampe aber auf der Straße benutzt ist eine Gefahr für andere und sollte gestraft werden.
Ein sehr schönes, günstiges und geniales Beleuchtungsset gab es vor kurzem bei Lidl, sozusagen eine Büchel-Sonderedition:
AntwortenLöschenFrontscheinwerfer mit ca. 10/25/50 Lux-Stufen oder stufenlos mit automatischer Anpassung. Das sollte einem Otto-Normal-Radler reichen.
Das Rücklicht hat eine kleine, sehr feine Besonderheit: es funktioniert per Bewegungsmelder in seiner Tag- und Nachtschaltung zugleich auch als Bremsanzeige und yes, das funktioniert wirklich so, wie es soll!
Ich sehe gerade, im Onlineshop noch erhältlich, daher ausnahmsweise mal der Link dorthin:
https://www.lidl.de/de/crivit-led-fahrradleuchtenset/p268333
mfG
Andreas
Die Leuchtstärke sagt nichts über die Reichweite aus und deshalb kann daß Licht noch so hell sein und bei schneller Fahrt doch unzureichend und eine Lichtstärken-Abstufung ist kein Abblenden. Wenn ich, wie vorgeschrieben den hellsten Punkt in 10m Entfernung einstelle, reicht der Lichtkegel vielleicht bis 12m. Das reicht bei 25km/h, die ich auch ohne Pedelec fahre, nicht aus um gefahrlos einem entgegenkommenden Fußgänger in dunkler Kleidung noch ausweichen zu können. 20m Reichweite hätte ich schon gerne. Gerade wenn man nach der Arbeit müde ist,kann die Reaktionszeit wie auch Aufmerksamkeit vermindert sein und rechtzeitiges Erkennen von Hindernissen um so wichtiger.
LöschenBis jetzt habe ich Fernlicht mit Abblendfunktion nur für Pedelecs gefunden. Gibt so etwas überhaupt für Nabendynamos?
Im Übrigen habe ich noch ein anderes Problem und das sind die einseitigen Radwege zur Benutzung in beide Fahrtrichtungen. Wenn ich links fahre, werde ich von jedem entgegenkommenden Fahrzeug geblendet, weil das Autoabblendlicht auf der rechten Seite weiter leuchtet, als auf der Straße. Ich fahre also mitunter etliche Meter blind.
Ich habe für mich die perfekte Lsg. gefunden: Habe bei Lidl 2 LED-Frontscheinwerfer gekauft (die das leisten, was anderen doppelt so teure leisten und dabei nicht schlecht aussehen). Am Lenker habe ich 2 Aufnahmen, da kommen beide Leuchten drauf. Eine für das Nahfeld in einem unverdaächtigen Winkel, die andere in einem recht hohen Winkel für dunkle / schnell gefahrene Abschnitte, wo auch kaum "Blendgegner" zu erwarten sind. Zudem habe ich ein Backup, falls der eine Akku abschmiert oder sonstwas ist. Für mich die beste Lsg. für rund 20-30€. Am Rennrad wie am MTB erprobt. Dave
AntwortenLöschenHabe die Supernova am S-Pedelec. Diese hat tatsächlich andere Verkehrsteilnehmer geblendet in "Werks"Ausrichtung. Habe ich jetzt etwas weiter nach unten gerichtet. Jetzt blinkt mich keiner der entgegenkommenden Autos mehr an. Zur schnellen Fahrt im dunklen Wald (fahre ziemlich früh morgens) habe ich aber noch eine Lupine als Stirnlampe - um die Kurven auszuleuchten.Mache ich aber aus, wenn ich am normalen Strassenverkehr teilnehme - oder mir jemand im Wald entgegen kommt.
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