Für Autos ist sämtliches Fahren und Abbiegen ordentlich geregelt, einschließlich einer Geradeaussperre in die Marienstraße Richtung Gerber. Für Radfahrende mit Kinderanhänger oder Lastenradradler wird diese Sperre zum Hindernis, denn die Lücke ist verdammt eng.
Sie sehen sich außerdem einer hochkomplexen Radinfrastruktur gegenüber, die auch noch Überraschungen bereithält. Das führt zu reichlich regelwidrigem Verhalten. Fußgänger/innen halten sich übrigens auch nicht an die Regeln. Und Autofahrende missachten sie absichtlich.
Hinauf, Richtung Westen, gibt es Radlerampeln und Radsstreifen, die ordnungsgemäß genutzt werden. Soweit, so gut.
Daran hat sich nichts geändert. Neu ist aber diese hohe Bakenschiene. Das Hindernis ist für Autofahrende, die das Geradeausfahrverbot missachten. Und es wird nun zum Hindernis für Radfahrende.
Die Lücke, die es lässt, ist nämlich so eng, dass man mit einem Kinderanhänger milimetergenau zielen muss, damit es die Kinder nicht aus den Sitzen haut, wenn man über die Bakenschiene hoppelt. Auch für breitere Lastenfahrräder praktisch nicht machbar. Und die Sperre nützt auch nichts, weil etliche Autofahrer sie umfahren.
Eine echte Tücke ist die Schwarzampel, die rechts oben an der Einfahrt zur Marienstraße beim Gerber hängt. Sie ist nur für Radfahrende gedacht und stoppt sie auch dann, wenn sie bei Grün herüber gekommen sind, aber - soweit ich erkennen konnte - nicht immer. Und auch nicht immer haben die Fußgänger/innen gerade Grün. Man sieht das Rotlicht nur, wenn man weiß, dass die Ampel da hängt. Eigentlich achtet man nämlich auf die Fahrbahn vor sich und das, was die Fußgänger machen. Man muss schon gezielt hochgucken. (Da hat vermutlich das Ordnungsamt mal wieder Angst gehabt, dass Radler Fußgänger/innen tot fahren, wenn da keine Ampel steh.)
Als ich kürzlich von der Reinsburgstraße herab kam, die Paulinenstraße überquerte und nach der Ampel schaute, die rot war, kam gleichzeitig mit mir ein Auto. Der Fahrer hatte die Baken umfahren, um seinen Weg in der Marienstraße beim Gerber fortzusetzen. Er kam für mich, die ich nach der Ampel schaute, allerdings etwas überraschend von links hinten, und ich bin, damit er mich nicht auf den Kühler nimmt, vor Schreck trotz Rot weiter in die Marienstraße hinein geflüchtet.
Ich dachte dann: Oha, das funktioniert ja hier überhaupt nicht gut.
Deshalb habe mich meine übliche Viertelstunde hingestellt und geschaut, was passiert. (Was innerhalb einer Viertelstunde passiert, passiert häufig und ist typisch für eine Verkehrssituation, so meine Erfahrung.)
Und in der Ta es ist viel blödes Zeug passiert.
Abgesehen davon, dass auch noch ein Taxifahrer die Sperre missachtet und umfahren hat (also zwei Fahrzeuge innerhalb einer Viertelstunde), lief der Autoverkehr gut, der Radverkehr aber gar nicht.
Auch der Fußverkehr lief übrigens nicht geordnet. Die Fußgänger kommen in Wellen über die Überwege und missachten dann an der Marienstraße das Fußgänger-Rot, um weiter zu queren. Sie laufen auf dem Radstreifen, weil ihnen der Gehweg an der Ecke zu eng ist und gehen natürlich überall. Was mir übrigens ganz gut gefällt und für Radfahrende auch kein Problem darstellt.
Rauf zu, Richtung Westen, ist die Radroutenführung eindeutig und funktioniert.
Man wartet an der Radlerampel, die etwa drei Sekunden Grün hat, und folgt dann den Streifen. An dieser Frau sieht man, dass die Radführung allerdings nur dann bequem ist, wenn nur ein Radler sie befährt. Sie überholt den langsameren Radler über die Fahrbahn der Reinsburgsstraße. In der fehlt übrigens im weiteren Verlauf der Rad- oder Sicherheitsstreifen hinauf zur Ampel an der Silberburgstrraße. Weil sich dort die Autos eng neben geparkten Fahrzeugen stauen, kommen Radfahrende nicht durch, stehen im Autostau oder weichen über den Fußweg aus.
Drei Radfahrende sind in meiner Viertelstunde als Geisterradler auf diesem Radstreifen herunter gekommen, wie es aussah, ohne Bewusstsein dafür, dass sie auf der falschen Straßenseite unterwegs waren. Sie haben offensichtlich nur diese Streifen als Radinfrastruktur erkannt und von der Reinsburgstraße oder den Läden Paulinenstraße 41, 39 den Weg mit dem Fahrrad hinüber auf die richtige Straßenseite der Marienstraße nicht gesehen oder nicht gefunden. Und die Foodora-Lieferanten kümmern sich ja sowieso ganz und gar nicht um irgendwelche Regeln (ein bisschen so wie auch Paketlieferanten).
Ein Radfahrer, der die Marienstraße von oben herab kam, hat sich das Gefitzel erspart (oder nicht kapiert) und ist kurzerhand von der Fahrbahn aus bei Autogrün rechtsseitig auf der Fußgängerfurt (da war schon Rot) über die Paulinenstraße gefahren, auf dem Gehweg gelandet und hat ihn zwischen zwei geparkten Fahrzeugen hindurch zur Fahrbahn verlassen. Man sieht übrigens auf der Collage links auch, dass die Fußgänger/innen drüben die Reinsburg- und Marienstraße so überqueren, wie es gerade passt, also in schönstem Fußgängerchaos.
Einige Radfahrende haben aber auch von oben kommend den vorgeschriebenen Weg genommen, dabei aber die Radlerampel hoch oben über ihnen nicht gesehen. Was ja auch nichts machte, weil die Fußgänger/innen dort ja auch nicht auf Rot oder Grün achten, sondern immer gehen.
Man sieht an dieser missglückten Kreuzung, dass einerseits eine sichtbare Radinfrastruktur hilft, dass sich Radfahrende sich regelkonform verhalten und bei Rot an der Radlerampel auch halten. Man sieht aber andererseits auch: Wo die Radinfrastruktur fehlt oder nur rudimentär vorhanden und schwer zu verstehen ist, blühen fantasievolle Ad-hoc-Lösungen. Es gibt zahlreiche Falschfahrten, Geisterfahrten und Gehwegfahrten. Eine unerwartete Schwarzampel, die so hoch hängt wie eine Autoampel, wird nur dann gesehen, wenn man weiß, dass sie da hängt. Und Autofahrende missachten sowieso alle noch so martialischen Sperren, wenn sie noch eine Lücke zum Durchkommen sehen.
Was könnte man hier tun?
Zunächst mal durchgehende Radstreifen auch in der Reinsburg- und Marienstraße bergab anlegen und die Radfahrenden auf der richtigen Bahn über die Kreuzung führen.
Dann die Fußgängerfurt an der Einfahrt Marienstraße beim Geber durch einen Zebrastreifen ersetzen. Für Rechtsabbieger aus der Paulinenstraße kann man eine Blink-Ampel aufstellen, die sie vor Fußgängern warnt, mit denen Autofahrende beim Abbiegen eigentlich immer rechnen müssen. Fußgängerampeln an solch schmalen Fahrbahnen sind arg althergebracht. Sie werden von Fußgänger/innen nicht beachtet, und das zu Recht.
Dann wird auch die Schwarzampel für Radler unnötig.
Die Radlerampel am Radstreifen hinauf Richtung Westen wird dann auf Höhe der Verkehrsinsel an einer Haltelinie direkt an der Paulinenstraße hinter dem Zebrastreifen aufgestellt. (Ich weiß schon, wir misstrauen unseren Radfahrenden ja so sehr, das wir vermuten, sie würden dann Fußgänger umfahren, wenn sie beschleunigen, um die Grünphase noch zu erwischen. Aber vielleicht sollten wir mal damit aufhören, die Radfahrenden für Rowdys zu halten, vor allem angesichts des rowdyhaften Verhaltens von Autofahren, die hier regelwidrig die Sperre umfahren.)
Und schließlich Sperre für Autofahrer so gestalten, dass sie nicht mehr umfahren werden kann.
Und sofort muss man in der Sperre die Lücke für Fahrräder etwas breiter machen, damit auch Räder mit Kinderanhänger und dreirädrige Lastenfahrräder durchpassen.
Und ehe wieder alle auf die Radfahrer schimpfen: Auch Autofahrende fahren verkehrt, wenn sie die Situation, eine Spurenführung oder eine Ampelregelung nicht auf Anhieb verstehen. Für Autofahrende haben wir nur alles längst idiotensicher gemacht. Für Radfahrende aber nicht. Und das sieht man hier sehr gut.
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenDen Kommentar von Anonym mit der Überschrift "Sehr schöne Aufarbeitung der Katastrophe" habe ich gelöscht. Und zwar wegen eines unterirdischen Angriffs auf eine Person. Leute, bedenkt, was ihr schreibt. Wir bleiben hier sachlich, zumindest aber, wenn wir bissig werden, dann werden wir nicht persönlich, nennen keine Namen und fordern Leute nicht zu fürchterlichen Handlungen auf.
AntwortenLöschenUps, ich fahre da ab und zu, aber die Schwarzampel ist mir noch nicht aufgefallen. Ist die neu? Ich rechne an einer solchen Stelle mit allem, aber nicht mit einer Ampel....
AntwortenLöschenGut dass Du den Kommentar gelöscht hast, danke.
Da sieht man mal ... Diese Ampel hängt da von Anfang an. Ich habe sogar 2014 schon darüber geschrieben.
LöschenIch befürchte, das mit dem Zebrastreifen geht rechtlich nicht. In der VwV-StVO heißt es: "Im Zuge von Grünen Wellen, in der Nähe von Lichtzeichenanlagen oder über gekennzeichnete Sonderfahrstreifen nach Zeichen 245 dürfen Fußgängerüberwege nicht angelegt werden." Schade, wäre eine gute Idee gewesen.
AntwortenLöschenMan wird den Knoten aber ohnehin überplanen müssen, wenn man mit dem Zielbeschluss "Eine lebenswerte Stadt für alle" ernst macht. Dann kommt dort vermutlich eine Schranke hin, die nur solche Kfz passieren dürfen, die einen Parkschein für das Parkhaus "Sophiengarage" lösen. Die Radfahrer muss man natürlich daran vorbeiführen.
Es gibt ja immer gute Gründe, warum irgendwas nicht geht. An anderer Stelle spielen die oft keine so große Rolle (beispielsweise bei Sicherheitsstreifen in der Dooringzone). Entscheidend scheint mir hier, dass die Radfahrten aus der Reinsburg- und Marienstraße so organisiert werden, dass Radfahrenden den Radstreifen finden, auf ihn gelangen können und diese Schwarzampel durchfahren können, wenn sie Grün bekommen haben. Das würde ja auch mal schon viel helfen.
LöschenIch fahre dort nicht oft lang-zu chaotisch mir die Gerber-Seite ist; aber wenn, dann ganz sicher nicht mit Stopp an dieser lächerlichen "Schwarz-Ampel". Bei Rot steht man ja quasi mitten auf der Paulinenstraße und überhaupt würde man so einen Unfug keinem Autofahrer zumuten. Das Aufstellen der Durchfahrtssperre ist ein weiterer Punkt in der Welt der Planlosen Verkehrs-PLaner.
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