16. August 2018

Schrecksekunden

Manchmal landet man mit dem Fahrrad irgendwo an und denkt: Hui! Dieser Abbiegepfeil in der Herzogstraße beim Finanzamt ist so eine Stelle.

Die Stadt bietet Radlern die Möglichkeit, auf den freigegebenen Gehweg beim Finanzamt Richtung Rotebühlzentrum abzubiegen. Das ist löblich und schön. Dann steht man aber hier mitten auf der Straße und kann nicht recht sehen, ob jetzt gleich einer vom Rotebühlplatz her in die Herzogstraße einbiegt. Wenn einer einbiegt kommt er in einer Grünphase und deshalb schnell, weil er das Grün noch erwischen will. Und  dann schleudert er um die flache Kurve auf mich zu.

Der Ölstreifen auf dem Asphalt zeigt sehr schön, dass einige Autos dabei mit der linken Seite in die Sperrfläche und auf den Radabbiegetreifen geraten. Der Mercedesfahrer, der hier einbiegt, hat mich allerdings da stehen sehen (ich in respektvollem Abstand von meiner Haltelinie) und hat auf die Bremse getreten, um manierlich einzubiegen.

Ich vermute mal, die Strecke ist nur bei sehr arglosen Radlern beliebt, die andern fahren irgendwie anders.

Unfälle sind mir hier nicht bekannt. Objektiv gefährlich muss es hier gar nicht sein, aber es wirkt ziemlich gefährlich. Allein die Angst, die so eine Konstruktion den Radfahrenden macht, sollte Grund sein, den einbiegenden Autoverkehr zu verlangsamen. Aber auch davon abgesehen, ist das Ganze so eine typische Stuttgarter Null-Nummer. Man biegt hier nämlich auf einen Gehweg ab. Geradeaus rüber auf die andere Seite der Rotebühlstaße kann man nicht, außer über den Fußgängerüberweg. Das ist keine Radinfrastruktur, sondern ein Aufstellplatz für die tägliche Schrecksekunde.

11 Kommentare:

  1. Ja, das ist eion sehr unglückliches Eck. Viele Autofahrer kommen hier mit einem sehr großzügigen Radius um Eck - weil sie dann auch gleich den parkenden Autos zu deren Rechten ausweichen können. Dass es nicht ganz ungefährlich ist, scheint die Stadt allerdings erkannt zu haben - direkt vor der Abbiegung ist noch ein "Achtung Radfahrer"-Schild angebracht (auf Deinem ersten Bild genau oberhalb des stehenden Fahrzeugs. Das scheint nur nicht sehr wirksam zu sein.
    Ich selbst konnte hier schon öfters den Autofahrern direkt in die Augen schauen, weil sie unmittelbar vor mir an der Haltelinie eine Notbremsung einleiten mussten.

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  2. Vielen Dank für diesen sehr zutreffenden Artikel. In zwei Detailpunkten möchte ich allerdings widersprechen:
    - Dass die Stadt den Fußweg Richtung Rotebühlbau für Radler freigegeben hat, ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, geht aber nicht weit genug. Hier kommt es häufig zu gegenseitigen Behinderungen, Kinder laufen vors Fahrrad etc - auch nicht ganz ungefährlich. Hier wäre genug Platz für einen getrennten Rad- und Fußweg, der die Sicherheit erheblich steigern würde.
    -Die Vermutung, dass viele Radler eine andere Strecke wählen, kann ich nihct bestätigen. Denn für alle West-Bewohner aus Richtung Schwabstraße, Bismarckplatz, Vogelsang ist dies der direkteste Weg in die Innenstadt. Entsprechend stark frequentiert ist diese Radroute und entsprechend wichtig wäre ein Ausbau, der die Sicherheit für Radler, Fußgänger UND Autofahrer erhöht.

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    1. Mir scheint es teils etwas schmal für einen getrennten Radweg, und nach meiner Erfahrung fällt es Fußgänger/innen schwer, auf solchen Flächen einen Radweg zu erkennen und zu respektieren. Vor Kindern wäre man nicht geschützt, und umgekehrt, Kinder gerieten in Gefahr, weil Radler auf ihren Radwegen schneller und fordernder unterwegs sind (sie haben ja theoretisch Vorrang vor Fußgängern).>Meistens funktionieren gemischte Fußgänger-Radwege besser, auch wenn sie für Radler ein Nachteil sind, weil sie in jedem Fall langsam tun und Fußgänger beachten müssen.

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    2. Der Nachteil zulasten der Radler besteht u.a. darin, dass im Falle eines Unfalls die Schuldfrage gleich geklärt ist. Im Zweifel war der Radler zu schnell. Entlastende Beweise können Radler meist nicht liefern.

      Also: freigegebene Gehwege gehen überhaupt nicht.

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  3. Zitat/09:25: ... Der Ölstreifen auf dem Asphalt zeigt sehr schön, dass einige Autos dabei mit der linken Seite in die Sperrfläche und ...

    Liebe Christine bist du dir sicher das es ein "Ölstreifen" ist? Für mich sieht das eher wie eine Rille, Naht im Asphalt, alte Baustellenmarkierung oder irgendwas Anderes, das sich da reingefressen hat, aus.

    Schreib doch das nächste mal einfach nur "... Spuren aufm Asphalt zeigen ...", so ist es nüchtern neutral, kann ja auch ein Radler gewesen sein der etwas seiner Ladung verlogen hat oder auch ein anderes Zweirad und damit würde es auch mit der Linienführung wieder klappen - also ohne Überfahren.

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    1. Ich habe mir das live angeschaut, und es war für meine Augen (ich stand da eine Weile) eine Tropfspur, vielleicht nicht Öl, vielleicht Kühlerwasser oder was weiß ich. Auf dem Foto kommt das schlecht raus, obgleich ich es noch ein bisschen nachgearbeitet habe. Sagen wir so: Ich habe das nach bestem Wissen und Gewissen so beschrieben, wie ich es gesehen habe.

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  4. Na wenn schon die Grünen Gehwegradeln toll finden, braucht sich die CDU keine Gedanken mehr über echte Radinfra zu machen...

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  5. Ja.
    An dieser Kreuzung ist - obwohl in jüngster Zeit mit großem Aufwand mehrfach umgebaut - alles beschissen.
    Ich wurde dort schon mal von einem Auto umgefahren.

    Kurz danach bekam ich eine Bußgeld-Anzeige von der Stadt wegen Fehlverhaltens im Verkehr. Auf meine Nachfrage wurde das Verfahren zwar eingestellt, aber weder die eigentliche Frage beantwortet, was die Ursache der Anzeige war, noch eine Erklärung dazu abgegeben, warum bei der vorhandenen Breite des Straßenraums nicht umgehend eine verbindliche Fahrradinfrastruktur hergestellt wird.

    Die Antworten lauteten:
    Wieso, das Verfahren wurde doch eingestellt.
    Wir haben keine zeit, weil wir so überlastet sind.

    Wenn Sachbearbeiter auch noch "Wenig" und "Scherz" hießen, wäre es besser als jede Satire.

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  6. Ist das wieder typisch Stuttgart - die Lücke hinter dem Gully lässt doch nur einen klassisches Fahrrad durch?! Mit einem mehr rädrigen Rad oder Gespann stecke ich doch gemäß StVO hier fest! (Man hätte ja mit der Strichelung etwas vor dem Gully anfangen können - tzz!)

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    1. Okay sehe gerade: doch eine Stuttgarter Methode: in Cannstatt gibt's auch so eine Markierung ==> https://dasfahrradblog.blogspot.com/2016/04/eine-kurve-fur-radler-cannstatt.html

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    2. Wenn man das als gestrichelte Linie auffasst - warum sonst sollte das Stückchen ausgelassen sein? - kann man auch ganz oder teilweise über die Linie fahren. Passt mMn schon so, denn das bisschen Linksabbiegerspur das da markiert wurde würde mit noch weniger Farbe vermutlich noch weniger Respekt vom Gegenverkehr ernten.

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