9. Februar 2020

Alles neu gemalt am Tagblattturm

Es riecht nach Farbe. Am Freitag haben es viele Radler/innen schon gesehen, die Fahrbahnmarkierungen am Tagblattturm wurden angelegt.

Die anderen sehen es morgen, wenn sie auf der Hauptradroute 1 zwischen Tübinger- und Eberhardstraße unterwegs sind. 

Grund für die Änderung der Farbahnmarkierungen ist eine Baustelle, die eine Fahrspur braucht und anderthalb Jahre bestehen bleibt. Autofahrende düren hier nur nach rechts, Radler überall hin. Das hat aber auch seine Tücken.

Die Verkehrsinsel ist weg, an ihre Stelle ist eine Abbiegespur für Radfahrende gemalt. Die Wegführung ist eindeutig. Sie wird aber nicht von allen gefunden. Vor allem dann nicht, wenn der vorfahrtsberechtigte Querverkehr der Autos umfahren werden will, damit man nicht  zum Stillstand abbremsen muss.

Das ist aber nicht das einzige und bei weitem nicht das schwerwiegendste Chaoselement an dieser Kreuzung.

Fußgänbger/innen gehen an dieser Stelle auch über die Straße, was im Prinzip in Ordnung ist. Allerdings kommen die Autos jetzt doch mit erheblicher Geschwindigkeit von der Tübinger Straße her herunter. Ihre Fahrer haben das Gefühl: Hui, da ist ja jetzt alles frei.

Einige erkennen das Vorfahrtachten-Schild nicht und nehmen den Autofahrern aus der Steinstraße die Vorfahrt. Es gab Gehupe. Andere sehen eine  endlich wieder freie Fläche vor sich und biegen, teils mit erheblichem Schwung nach links in die Steinstraße ab (schwer verboten!).

Dieser hier (der Weiße) sieht auch die rote Ampel an der Fußgängerfurt nicht und brettert weiter. Das ging so schnell, dass ich das dritte Foto nicht mehr machen konnte, denn er war schon weg.

Der Rote mit Göppinger Kennzeichen bog ebenfalls links ab, sah aber die rote Ampel und hielt am Fußgängerüberweg. Der silberne, den wir auf den beiden unteren Bildern sehen, hat in der Mündung der Fahrradstraße Eberhardstraße gewendet und biegt aus ihr heraus Richtung Steinstraße ab.

Irgendwie ziemlich frustrierend, dass wir wegen der Entschlossenheit doch sehr vieler Autofahrer/innen, sich überhaupt nicht an die Verkehrsregeln zu halten, eigentlich hier schon wieder Poller bräuchten, die das Linksabbiegen unterbinden. Das bringt nämlich durchaus auch Radfahrende in Gefahr, die links von den Autos auf ihrer Spur geradeaus in die Eberhardstraße wollen. Der Linksabbiegevorgang durch die Autofahrerer geht nämlich jetzt mit deutlich mehr Geschwindigkeit vonstatten als vorher, als man in einem spitzeren Winkel um die Sperren herumfahren musste.

Und ich verstehe immer noch nicht, warum der Autoverkehr von Torstaße und Steinstraße Vorfahrt vor dem Rad- und übrigens auch Busverkehr hat. Das bremst die gewünschten umweltschonenden Verkehrsmittel aus und bevorzug den Parkplatzsuchverkehr. Die Kreuzung ist jetzt außerdem so übersichtlich, dass die Autofahrer/innen wieder schneller fahren, weil sie genau sehen, wo es lang geht. 

Ein weiteres und recht niedliches Ergebnis der allgemeinen Ummarkierung ist die Linksabbiegespur für Radfahrende, die in die Tübinger Straße wollen. Wie man auf dem Foto erkennen kann, hat man an der Stelle zwar keinen Einblick in die Tübinger Straße, wenn Autos (absolut regelwiedrig!) in der Mündung stehen (wenn Autos aus der Tübinger Straße heraus kommen, sieht man sie nicht), aber sie liegt tatsächlich genau dort, wo man meistens radelt. Das finde ich gut.

Fußgänger/innen, die nicht bis zur Verkehrsinsel laufen wollen, sind hier ürbrigens auch querend unterwegs, was ich grundsätuzlich gut finde: Die Innenstadt sollte ja den Fußgänger/innen und Radfahrer/innen gehören. Hier ist auch alles (vor allem die Autos) so langsam unterwegs, dass man irgendwie umeinander herumklommt. Aucht gut finde ich, dass ortsunkundige Radfahrende einen deutlichen Hinweis bekommen, wie man hier fährt.

Die Fotos sind wie üblich innerhalb einer Viertelstunde entstanden. Meine Erfahrung ist: Alles, was in einer Viertelstunde passiert, vor allem mehrmals, passiert sehr oft.

Nachtrag, 14.2.2020: Nachdem ich hier jetzt einige Male geradelt bin, muss ich feststellen, dass sich die Situation für uns Radfahrende verschlechtert hat. Die Autos auf der Vorfahrtstraße sind deutlich schneller unterwegs, und weil die Spuren jetzt enger beieinander sliegen und weniger Platz zwischen den den beiden Richtungen ist, muss ich beinahe jedes Mal mitten auf der Kreuzung anhalten und absteigen. Ein rollendes Überqueren der Kreuzung ist kaum noch möglich. Nicht gut!

17 Kommentare:

  1. "Autofahrende düren hier nur nach rechts, Radler überall hin."
    Den Eindruck habe ich gestern von dort nicht mitgenommen. Da stand ich mitten im Nichts, als ich aus Richtung Rotebühlplatz kommend links in die Steinstraße unterhalb des Kaufhofs einbiegen wollte.

    Ich habe einfach mal die nicht auf mich gerichtete rote Autoampel beachtet, ansonsten wäre ich in die bei grün querenden Fußgänger reingefahren ;)
    Da gibt es aber keine Aufstellfläche o. Ä....
    Es war mir dann aber auch zu doof, nochmals zu schauen, ob ich da überhaupt links runter abbiegen darf.

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    1. Hm. Das Linksabbiegeproblem habe ich heir nicht gesehen. Die Ampel steht ja an der Geradeaueausspur.Und die Linkskurve ist ja davo. Aber vielleicht irre ich mich jetz. Ich gucke mir das noch mal an. Danke für den Hinweis.

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  2. "Die Wegführung ist eindeutig". Dem widerspreche ich gehörig. "Eindeutig" bedeutet, das ein Ortsunkundige Radfahrer, auch Kinder, die Infrastruktur auf Anhieb verstehen und sie richtig nutzen können. Bei so viel Fehlplanung wie auf dieser Kreuzung frage ich mich immer wieder, was die Verantwortlichen da im Rathaus für Drogen nehmen. Dieser Hass auf schwächere Verkehrsteilnhemer ist widerlich.

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  3. Da fehlen einem die Worte.

    Bisher dachte ich, das wäre 'Idiotie und völlige Unfähigkeit im Amt' was OB Kuhn's Tiefbauamt und dessen Straßenverkehrsbehörde so veranstalten.

    Mittlerweile denke ich jedoch, das es sich 'um vorsätzlich, böswilligen Mißbrauch im Amt' handelt. Man macht es mit purer Absicht grottenfalsch.

    Das Problem: Obwohl das Gesetz vorschreibt das Amtsträger eine Sorgfaltspflicht unterliegen, würde eine Strafanzeige von der 'wohlwollenden und geschmeidigen' Stuttgarter Staatsanwaltschaft im Sande verlaufen.

    Schämt Euch! Klaus Maier

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    1. Ganz so kompliziert finde ich die Kreuzung ja nun nicht. Übrigens, es ist die Verkehrsbehörde im Ordnungamt, das solche Kreuzugen beurteilt und dann genehmigt. Weder der Gemeinderat noch sonstwer kriegt normalerweise solche "Baustellenumleitungen" zu Gesicht. Ich finde allerdings auch, dass hier die Flüssigkeit des Autoverkehrs viel zu sehr Vorrang hat vor dem Busverkehr und vor allem vor dem Radverkehr auf der Hauptradroute 1. Wir werden ja in nächsten Wochen erleben, ob das Queren für uns schwieriger oder gar gefährlicher geworden ist als vorher.

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  4. Wo wird die Lupe verteilt, mit der man die "Abbigespuren" für Radfahrer auch sieht?

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  5. Bescheidene Frage: Wozu unterhält die Stadt Stuttgart eine 'Fahrradbeauftragte', wenn solche Ergebnisse rauskommen?

    Hierzu möchte ich im Rahmen des LIFG BW von Christine Lehmann (Amtsträger/Bezirksrätin) wissen: Da es sich bei der Fahrradbeauftragten um ein öffentliches Amt handelt, was kostet die Stadt Stuttgart diese Stelle im Jahr? Bitte keine Ausflüchte- sondern Zahlen! Mathias Schwarz

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    1. Ralph Gutschmidt9. Februar 2020 um 16:59

      Das ist jetzt absurd. Du kannst vorhandene Informationen einsehen. Aber du kannst nicht irgendeine zufällig herausgegriffene "Amtsträgerin" zwingen, eine Information für dich zu recherchieren.

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    2. Ich fürchte, euer Zorn (wobei ein weniger zornigeres Kommentieren mir grundsätzlich lieber ist, denn Wut haben wir gerade genug auf der Welt) muss sich gegen die Verkehrsbehörde beim Ordnungamt richtigen, die beurteilt Baustellenumleitungen und genehmigt sie und ordnet dann an, dass sie umgesetzt werden. Ich habe als Stadträtin diese Planung nicht zu Gesicht bekommen, vielleicht der Bezirksbeirat Mitte, aber das weiß ich noch nicht.

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    3. Meine Frage war: Was kostet die Stadt Stuttgart die Stelle der Fahrradbeauftragten im Jahr? Ich stelle fest, das Du meine konkrete Frage nicht beantworten möchtest...Mathias Schwarz

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    4. Lieber Matthias, ich bin nicht Teil der Stadtverwaltung. Ich sollte vielleicht wissen, wie viel die einzelnen Beamt/innen in der Stadtverwaltung verdienen, aber ich weiß es nicht. Letztlich ist es auch egal (ohnehin ist es ja nicht viel, weshalb es für die Stadt so schwierig ist, Fachpersonal zu kriegen), denn das ist ja nicht der entscheidende Punkt in unserer Diskussion. Deine Wut zielt auf die falschen Personen. Ich unterstüzte auch nicht gern Wut auf einzelne Personen (weshalb ich es vermeide, Namen zu nennen), weil es Systeme sind, für deren Änderung ich werbe: Hier zum Beispiel: Vorrang für den Radverkehr gegenüber dem Parkplatzsuchverkehr der Autofahrenden. Und auch das lässt sich nicht einfach so anordnen, weil die Verkehrsbehörde an die StVO gebunden ist, in der implizit und explizit drin steht, dass der Autoverkehr flüssig gehalten werden soll.

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  6. Ralph Gutschmidt9. Februar 2020 um 17:04

    Einen Hinweis auf eine strafbare Handlung sehe ich nicht. Welche Straftat sollte das denn sein?

    Allerdings gibt es in Stuttgart außergewöhnlich viele rechtswidrige Beschilderungen, die sich vor dem Verwaltungsgericht angreifen lassen. Die Situation am Tagblatturtm ist aber noch im Rahmen des rechtlich zulässigen.

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  7. 'Unterlassung im Amt' ist ein Straftatbestand. Ein Amtsträger ist (per Eid) dazu verpflichtet, durch sein Handeln Schaden vom Bürger abzuwenden, weil der Staat eine Sorgfaltspflicht hat. Mir scheint, das vielen Amtsträgern dies nicht bewusst ist.

    Daher wird endlich Zeit, das Amtsträger für ihre Fehler strafrechtlich belangt werden.... Klaus Maier

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  8. Hier mal ein Beispiel aus der Schweiz wie städtische Verkehrspolitik auch gehen kann. Basel verbannt umweltschädlichen Verkehr schrittweise bis 2050 aus der Stadt:

    https://www.nzz.ch/schweiz/donnerschlag-in-der-verkehrspolitik-in-basel-diesel-und-benzin-autos-wird-der-kampf-angesagt-ld.1539446

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    1. Das fand ich auch interessant, zeigt es doch, dass Jammern ums Auto als einzig nötig im Stadtverkehr und für den Handel, von der Bevölkerung gar nicht mehr mitgetragen wird.

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  9. Die Mitglieder des Gemeinderates werden durch die Verwaltung wie der Ochs am Nasenring durchs Dorf geführt. Was soll denen den passieren? Haben die Mitglieder des Gemeindesrates denn schon mal mit den jeweiligen Amtsleitern die Lage diskutiert? Fehlt es dem Obersten Dienstherren in der Stadt an Durchsetzungsvermögen?

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    1. So wie du hier kommentierts, hast du nicht viel Ahnung. Aber Vermutungen, die stark Verschwörungstheorien ähneln. Wenn du deinen Namen nennst, kriegst du von mir Information.

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