5. Mai 2020

Es geht los - mehr Platz fürs Fahrrad

Stuttgart fängt an mit schnellen Pop-up-Radstreifen. Zunächst geplant sind sie auf der Theo und in der Holzgartenstraße, ingesamt etwa 1,5 km.

Der zuständige Ausschuss, der STA, hat den Plänen am Vormittag mit 9 zu 5 zugestimmt (dagegen stimmten CDU, FDP und Freie Wähler, die AfD war nicht anwesend). Die Radstreifen sollen in den Pfingstferien angelegt werden.

Ich finde es gut, dass wir damit jetzt in Gang kommen, nachdem ich vor zwei  Wochen noch pessimistisch war, weil gerade sehr viel Ansprüche an die verschiedenen Ämter der Stadtverwaltung gestellt werde, insbesondere ans Ordnungamt.

Berlin hat auch zunächst in Kreuzberg mit zwei solchen schnellen Lösungen angefangen. Ich gehe davon aus, dass wir so wie in Berlin noch weitere Radstreifen für den gerade sehr rasch wachsenden Radverkehr hinkriegen.

Knackpunkt ist dabei nicht die Idee oder die Planung auf dem Papier, sondern die Frage, ob die Vekehrsbehörde und das Tiefbauamt diese provisorischen Radstreifen auf mehrspurigen Fahrbahnen als einfach herstellbar genug einschätzen, um rasch auf die Fahrbahn gelegt zu werden. Als problematisch werden dabei Kreuzungen angesehen.

Auf der Theo sind eh schon auf beiden Seiten breite Radwege geplant, für die die Parkplätze wegfallen. Jetzt sollen aber schon mal Richtung Bahnhof ab der Langestraße (nach der Baustelle Calwerpassage) eine Fahrspur in eine Radspur umgewidmet werden, die auch vom Bus befahren werden darf, und bis zur Bolzstraße führen. Und genau bis kurz hinter die Lange Straße geht auch in Gegenrichtung der Radstreifen. Ein Teil der Parkplätze fällt weg zugunsten von Radabstellanlagen.
Einen Taxistand gibt es auch. Die Polizei behält ihre Stellplätze. In Richtung Rotebühlplatz beginnt der eine Fahrspur breite Radstreifen am Fußgängerüberweg bei der Friedrichstraße. Er liegt zunächst zwischen der Rechtsabbiegespur und der Geradeausspur für Autos und kommt nach der Willi-Bleichert-Straße dann nach rechts.

Und ja, mir wäre es lieber, die breite Radspur begänne bereits an der Ecke Rotebühlplatz. Und lieber wäre es mir auch, sie endete aus Gegenrichtung ebendort, wo jetzt noch und weiterhin dieser unsägliche Übergang vom Radstreifen über die Gehwegecke zum Rad- und Fußgängerampel ist. Aber mein Standpunkt ist: Erst einmal das, und an diesen genannten Abschnitten arbeiten wir dann noch.


Die Holzgartenstraße verliert fast komplett je eine Autospur, auf der dann der Radstreifen liegt. Richtung Stadtmitte beginnt er am Hegelplatz nach der Kreuzung und endet an der Büchsenstraße, wo es bereits einen schmaleren Radfahrstreifen gibt. In Gegenrichtung beginnt er als fahrbahnbreiter Radstreifen nach der Kreuzung mit der Schlosstraße und endet am Hegelplatz. Dort können Radfahrende auf iher Fahrspur nach rechts abbiegen (sie endet aber leider dann) oder auf einem Radstreifen geradeaus an die Ampel am Hegelplatz vorfahren.

Die Mercedesstraße hätte man eigenlich auch gleich mitmachen können. Aber da ist im Sommer eine Baustelle geplant, um die Parkplätze wegzunehmen für den  dann künftigen und schon vom Gemeinderat beschlossenen Radstreifen.

Ein sehr guter Anfang. Gerne weiter so! 

Wir möchten nämlich noch
  • den Radstreifen in der Mecedesstraße
  • einen Zweirichtungsradweg auf der Neuen Weinsteige hangseitig zwischen Bopser und Degerloch. 
  • einen Radstreifen auf jeder Seite der Siemensstraße zwisschen Pragsattel und Feuerbach Tunnelstraße (wobei der Übergang aus der Siemenstraße in die Tunnelstraße linksseitig leider nicht einfach ist, was man mit einem Zweirichtungsradweg auf der Theaterhausseite aber vielleicht umgehen könnte)
  • einen Radstreifen auf der Cannstatter Straße Richtung Cannstatt vom Neckartor bis zum Aufgang in den Schlossgarten an der Villastraße (Rückfahrt über die Reizenstein und Neckarstraße, wo zwischen Heilmannstraße und Neckartor die rechtsseitigen Parkplätze dann weg müssen, damit da ein Radstreifen hin kann)
  • Die Wilhelmsbrücke in Cannstatt autofrei
  • Die Seelbergstraße autofrei 
Weiter kann ich mir vorstellen:
  • Die Rotebühlstraße bis Schwabstraße (diese Kreuzung ist schwierig zu lösen) rauf und runter mit einem Radstreifen (wobei man gerade im Westen viele Parallelstrecken hat). 
  • Einen Cityring für Radfahrende auf der jeweils inneren Autospur (wobei da auc der X1-Bus verkehrt und zahlreiche Zufahrten zu Parkhäusern oder in die City liegen)
  • Ein Zweirichtungsradweg auf der Epplestraße in Degerloch zwischen Albplatz und Marktplatz (was die Fußgänger:innen enorm von illegal auf dem Gehweg radelnden Angsthasen oder Bequemlichkeitsheinis entlasten würde, zumal da auch kaum Platz auf dem Gehweg ist für die derzeit nötigen Abstände)
  • Die Stuttgarter Straße in Feuerbach zwischen Loebener Straße und Linzer Straße autofrei machen. Die ist ein Graus für Radfahrende, die dort nicht gegen die Einbahnstraße rinradeln können und außen herum fahren müssen, und ein Graus für Fußgänger:innen. 
  • Und absolut und ganz dringend notwenig - aber ich sehe gar keine Chance dafür - Radstreifen die vierspurige Heilbronner Straße rauf und runter zwischen Hbf und Pragsattel. Denn der gemeinsame Geh- und Radweg ist sehr eng, viel zu eng für alles. Ich fürchte, der Autoverkehrsdruck ist dort zu Hauptverkehrs- und Stauzeiten noch zu hoch. Aber wer weiß ... 
  • Radstreifen auf dem Vaihinger Schillerplatz in alle Richtungen
  • Radfahrstreifen auf der Jahn- und Pieschekstraße zwischen Mittlere Filderstraße (wenigstens Frauenkopf) und Spinne (Fünferkreuzung u.a. mit Payerstraße). 
Hier die Links zu meinem Antrag zur Neuen Weinsteige und dem der Grünen zur Cannstatter Straße.

9 Kommentare:

  1. Gut, dass es endlich los geht! Aber wie du schon sagst: die Kreuzungen wären eigentlich das wichtigste... bitte geht darauf in der Diskussion heute nochmal ein.

    Gerade im Bereich der Baustelle Calwerpassage ist der aktuelle "Radweg" gemeingefährlich. Der Weg ist viel zu schmal, wird ständig von der Baustelle mit Zaun, Dreck und LKWs weiter eingeengt und gleichzeitig wird man von den KfZ auf der rechten Fahrspur viel zu eng (nach neuer StVO auch offiziell illegal!) überholt. Wer solch eine Infrastruktur anlegt und genehmigt nimmt zahlreiche Verkehrsverstöße und potentiell gefährliche Unfälle wissentlich in Kauf. Außer villeicht der Anlieferung für die Baustelle sehe ich auch überhaupt keinen Grund, warum man die rechte Spur nicht schon ab Rotebühlplatz sperren sollte. Fragt doch mal bei der Verwaltung ab, ob diese Option geprüft wurde und was dagegen spricht.

    Deine "Wunschliste" am Ende des Artikels liest sich sehr gut. Hoffentlich gelingt es, viel davon schnell umzusetzen. Wenn wir in dem bisherigen Tempo weiter machen, ist Corona schon längst vorbei, bis diese Liste abgearbeitet ist. Wahrscheinlich sollte man der Verwaltung auch nochmal vermitteln, dass bei Pop-Up-Lösungen nicht immer alles bis ins letzte Detail perfekt sein muss, sondern mit Regellösungen wie in Berlin in kurzer Zeit sehr viel mehr erreicht werden kann...

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  2. In den Pfingstferien...ind Stuttgart plane, plane und plane- warum nicht sofort? Es geht los...? Was geht los? Wir diskutieren ja nicht erst seit gestern über bessere Bedingungen für Radfahrer, sondern sein einem halbem Jahrhundert. Die Stuttgater Regierung ist zu träge, um angemessen zu regieren.

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  3. Zur Stuttgarter Straße (Feuerbach).
    Eine Vorbehaltsstraße "Auto frei" machen? Wie soll das denn gehen?

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  4. Gratualation zur erfolgreichen Abstimmung heute am 5.5. im Ausschuss für die Pop-up-Radstreifen. Jetzt drücke ich mal ganz fest die Daumen dass die Mehrheit die sich da gefunden hat auch für weitere Beschlüsse zugunsten eines besseren Fuss und Radverkehr hält!

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  5. Ralph Gutschmidt5. Mai 2020 um 21:32

    Also von der Langestraße bis zur Bolzstraße? Nur ein Teilstück? Und dann bis Kronenstraße weiter wie gehabt und dann steht da ja immer noch so ein "Fahrrad verboten" Schild, völlig sinnlos und rechtswidrig im Raum. Hat man wenigstens zugesagt, das nun auch mal zu entfernen?

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    1. Lieber Ralph, du schreibst, das Fahrrad-verboten-Schild zur Kreuzung am Bahnhof sei rechtswidrig. Mich würde deine juristische Argumentation interessieren. In Stuttgart stehen solche Schilder dort, wo das Verkehrsamt vermutet, dass die Räumzeigen von Radfahrenden auf sehr großen Kreuzungen zu lang sein könnten, und dass Autofahrende bei ihrem Grün-Start einen noch Radnachzügler in langsamem Tempo auf der Kreuzung nicht rechtzeitig sehen könnten.

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    2. Ich kenne die entsprechenden Stellen in Stuttgart nicht, aber eine solche "Vermutung" des Verkehrsamtes wird nach StVO §45 (9) kaum hinreichend sein, ein Sperrung für Radfahrende zu begründen.

      Siehe z.B.:
      Verwaltungsgericht Berlin (Urteil vom 28.09.2000 - 27 A 206.99)
      (http://bernd.sluka.de/Radfahren/Novelle/urteile/vg_berlin.html)

      Dieses Urteil bezieht sich auf die Anordnung benutzungspflichtiger Radwege in einem vergleichbaren Fall. Die Begründung ließe sich übertragen.

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    3. Ralph Gutschmidt6. Mai 2020 um 18:46

      Aha, es geht also um Räumzeiten?
      Auf den Paragraf hat Bernd oben schon verwiesen. Ein Verbot ist gemäß § 45 Abs. 9 Satz 3 StVO nur zulässig, wenn eine besondere Gefahrenlage vorliegt. Der von dir genannte Zweck, nämlich kürzere Räumzeiten ist im Gesetz nicht genannt, also rechtswidrig.

      Man kann auch nicht argumentieren, dass die schon vorhandenen kurzen Räumzeiten eine solche Gefahrenlage sind. Denn die Straßenverkehrsbehörde ordnet eine Regelung an, daraufhin muss gemäß § 45 Abs. 5 StVO das Tiefbauamt diese Verkehrszeichen anbringen bzw. die angeordnete Ampel schalten. Wenn also Radfahren erlaubt ist, muss das Tiefbauamt längere Räumzeiten einrichten, wenn Radfahren verboten ist, plant es mit kurzen Räumzeiten.

      Es funktioniert aber nicht andersrum. Wenn das Tiefbauamt die Räumzeiten zu knapp bemisst, dann kann die Straßenverkehrsbehörde nicht diesen Fehler durch ein Verbot ausbügeln. Das hieße ja, die besondere Gefahrenlage in dem von Bernd zitierten § 45 Abs. 9 StVO hat das Tiefbauamt durch eine unzureichende Ampelschaltung selbst herbeigeführt.

      Rechtlich muss also die Straßenverkehrsbehörde das rechtswidrige Verbot aufheben und das Tiefbauamt muss deshalb die Räumzeiten verlängern. Leider können dann nur weniger Autos fahren. Schade!

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  6. Jörg
    Schön das die Radstreifen und Umweltspuren kommnen. Umweltspuren sind Radfahrer und Bus gemeinsam. Hoffen wir auf anständige BusfahrerInnen.
    Lustig finde ich dass es an den Grenzen für unsere Mitbürger offensichtlich wird, dass man weiter machen könnte oder gar sollte. So am Nordende der Theo. Wieso nicht bei der Kriegsbergstraße eine von 3 bis 5 Spuren für Radfahrer umwidmen? Es ist toll, dass diese Fragen aufgeworfen werden.

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