26. Januar 2020

Neue Bike Lanes auf der Theo geplant

Die Presse und viele Facebooknutzer haben es positiv kommentiert. Stuttgart bekommt auf der Theodor-Heuss-Straße neue breite Radwege.

Das Stadtplanungsamt hat die Pläne am Dienstag, den 21. Januar, im STA vorgestellt. Es handelt sich um einen ersten Vorschlag, der im Gemeinderatsausschuss zur Diskussion gestellt wurde (übrigens als Konsequenz aus dem Zielbeschluss Fahrradstadt von 2019 und nicht aus dem Zielbschluss Autofreie Innenstadt von 2017, wie die Zeitung behauptet). Nach dieser Diskussion wird das Stadtplanungsamt in die detaillierte Planung einsteigen und sie im Mai vorlegen.

Hier ein paar Anmerkungen zu den Plänen.

Dass die CDU Hecken als Trennung von Fahrbahn und Radweg forderte, konntet ihr in der Zeitung lesen. Bemerkenswert: keine Partei äußerte sich kritisch, keine klagte über den Wegfall so gut wie aller Parkplätze entlang der Theo. Radpolitik wird zar nicht von allen guttiert, aber eben auch nicht mehr grundsätzlich infrage gestellt. Das ist schon mal gut. Es konnte deshalb im STA auch beratend und nachdenkend diskutiert werden, weil man keine Zeit damit verbringen musste, die Notwendigkeit des Radverkehrs zu verteidigen und zu begründen.

Ich lege hier die Planskizzen vor, gebe aber zu bedenken, dass dies keine endgültigen Pläne sind. Es gab nämlich von am Radfahren interessierter Seite durchaus noch Vorschläge und Kritik.

Zunächst die Grundüberlegungen der Stadt.
Die Theo wird mindestens zwei Mal im Jahr für eine Auto-frei-Veranstaltung für den Verkehr gesperrt, auf der Theo ist der Zieleinlauf der Deutschlandtour (Radrennen) und sie wird für andere Veranstaltungen genutzt. Deshalb erscheint eine so genannte Protected Bike Lane nicht ideal, wird sie doch durch Barrieren von der Fahrbahn getrennt. Dafür kann man dicke Poller, Hecken, aber auch flache Trennelemente nehmen. Alle Trennelemente müssten dann für eine Veranstaltung, wo man die ganze Fläche braucht, entfernt werden.

Deshalb schlägt die Verwaltung einen sogenannten Radweg vor. Radwege sind ja immer baulich von der Fahrbahn und vom Fußgängerverkehr getrennt, üblicherweise durch Bordsteine. Der Bordstein zur Fahrabahn soll 6 bis 10 Zentimeter hoch sein.

Allerdings braucht es einen wirkungsvollen Schutz gegen Falschparker. 
Für den Fall, dass Autofahrende nichts kapieren oder kapieren wollen und immer wieder auf diesem Radweg parken oder drauf fahren und halten, muss es einen Plan B geben, und der heißt: Poller oder Hecke, auf jeden Fall etwas, was Autos vom Radweg fernhält für jetzt und immer. Denn wir wollen hier nicht schon wieder den üblichen Kleinkrieg mit uneinsichtigen Autofahrenden haben.

Geplant ist, dass die Radwege zwischen Rotebühlplatz und Bolzstraße auf beiden Seiten der Theo 2,50 plus 0,50 m Sicherheitsstreifen breit sind, also 3 Meter. Fußgänger/innen haben 3 Meter, Autos je Fahrspur auch 3 Meter (also 6 Meter in jede Fahrtrichtung) und die Bäume in der Mitte haben 5 m. Die Radwege werden wie der Autoverkehr geführt, nur eben auf eine Bordsteinkante höher.


Das bedeutet, Radfahrende müssen wie der Autoverkehr an jeder Fußgängberampel halten. Das sind fünf Stück. 
Wir alle wissen: Wir halten nicht gern an roten Ampeln, denn sowohl das Stehen auf einem Bein als auch das Antreten sind die anstrengensten Phasen des Radfahrens. Viele Radler meiden Strecken mit einem Stakkato von Ampeln und fahren lieber Umwege. Ampeln sind nur dazu da, den Autoverkehr zu regeln, ihn in diesem Fall zu stoppen, damit Fußgänger/innen queren können. Fußgänger/innen und Radfahrende unter sich brauchen keine Ampeln, wie man sehr schön auf der Tübinger Straße beim Gerber sehen kann, wo viele Radler unterwegs sind und auch wirklich viele Fußgänger/innen, die teils blicklos die Fahrbahn queren. Eine Ampel braucht es dennoch nicht, nicht mal einen Zebrastreifen (ausführlicher, siehe unten *).

Deshalb habe ich vorgeschlagen, dass man die Radwege, wo immer es geht, rechts an den Ampeln vorbeiführt. 
Alle, die die Strecke derzeit radeln, wissen, dass sie vom Rotebühlplatz kommend an der Ein- und Ausfahrt zur Tiefgarage, wo der Radstreifen endet, praktisch genötig werden, genau an der Fußgängerampel auf den Fußgängerbereich hochzufahren. Die meisten tun das, vor allem, wenn die Ampel gerade rot ist und die Fußgänger grün haben. Wir fahren in den Aufstellplatz der Fußgänger hinein. Ich habe dabei nie Konflikte erlebt. Das Ganze funktioniert so gut auf der Neckartalstraße in Münster (siehe unten *). Allerdings sind dort weniger Fußänger/innen unterwegs. 

Ich ahne aber die Hinderungsgründe.
Wer genau hinschaut, sieht noch ein paar Straßenrandparkplätze rechts vom Radweg. Also müssen Autos ihn überqueren (vielleicht können wir auf diese Parkplätze doch noch verzichten).
Außerdem gibt es eine Bushaltebucht hinter der Ampel der Theodor-Heuss-Passage, gleich nach der Polizeidienstelle. Der Bus muss den Radstreifen queren und in eine Bucht fahren. (Das tut er hoffentlich immer so, dass er nicht halb auf dem Radweg steht.) Und wo ein Bus hält, müssen sich auch Menschen zum Einsteigen aufstellen können. Würde man den Radweg rechts an der Ampel vorbeiführen, dann müsste man ihn entweder hinter die Wartefläche der Bushaltestelle kriegen oder die Ein- und Aussteigenden queren den Radweg.
In den Niederlanden geht das. Und es gibt auch in Stuttgart Fahrflächen für Radfahrende, die genau zwischen Wartehäuschen und Bushaltestelle durchführen (siehe unten **)

Wie fährt man aus der Lautenschlagerstraße raus Richtung Kronprinzenstraße? 
Bisher radelten alle, die aus der Lautenschlagerstraße (von Bahnhof her) kamen und weiter Richtung Kronprinzenstaße wollten, linksseitig durch die Parkplätze und Fußwege, die mit vielen Pollern bestückt sind. Der neue Radweg wird aber kein Zweirichtungsradweg sein. Wer dann in die Kronprinzenstraße (und weiter Richtung Zentrum will), muss rüber auf die andere Straßenseite der Theo und von dort an der Willi-Bleicher-Straße wieder über die Fußgängerampel zurück fahren. Tut kein Mensch!
Zumal man sich an Samstagen durch Wolken von Menschen am Palast der Republik schlängeln muss, oder gar nicht durchkommt. Was also passiert? Einige werden zu Geisterradlern auf dem Radweg, die anderen schlängeln sich durch Poller und Fußgänger auf dem Gehweg vor zu Tiefgaragenausfahrt und zur Kronpinzenstraße. Der Rest nimmt die Bolzstraße Richtung Schlossplatz.

Aber auch diejenigen, die den Radweg rechtsseitig der Theo ansteuern, weil sie Richtung Rotebüblplatz wollen, haben keine befriedigende Möglichkeit, dort hinüber zu kommen. Auch ihnen bleibt nur die Ampel beim Palast der Republik und im Sommer Pulks dort sitzender und stehender Menschen, durch die man nicht durchkommt.

Und wie geht eigentlich das Linksabbiegen. Wer den Plan genau anschaut, sieht einen kleinen Aufstellplatz für indirektes Links abbiegen auf dem Zwickel nach der Fahrradweiche über die Willi-Bleicher-Straße. Hier kann man vorm Radweg runter und sich an der Fußgängerampel aufstellen. Das ist aber die einzige Stelle, wo ich das entdeckt habe. Es gibt sonst keine verkehrstechnisch gelösten Übergänge vom Radweg auf Fahrbahn oder auf den Gehwegbereich vor der Ampel. Wer rechts rein will, etwa in die Büchsenstraße oder jede andere, muss an der Fußgängerampel raus auf den Gehweg in den Aufstellplatz der Fußgänger. Wer links rüber will über die vier Fahrspuren samt Verkehrsinsel, muss ebenfalls an der Fußgängerampel runter vom Radweg und sich bei den Fußgängern aufstellen. Und das auf nicht radlergemäßen Kurvenradien.

Linksabbiegen ist derzeit auch nicht vorgesehen, aber etwas leichter möglich. Ich bin immer rechtzeitig vor der Fußgängerquerung vom Radfahrstreifen auf die linke Fahrspur gewechselt und dann nach links auf die Fußgängerverkehrsinsel hochgefahren (erfordert zügiges Anfahren und dann hartes Abbremsen erst auf der Fußgängerinsel), was auch nicht befriedigend ist.

Ich werde nie verstehen, wieso die Verkehrs- und Stadtplanung immer davon ausgeht, dass Radfahrende nur geradeaus wollen oder bestenfalls nach rechts, aber niemals nach links. Radfahrende scheinen immer nur weit entfernte Ziele zu haben, aber niemals welche zuseiten eines Radwegs, schon gar nicht auf der linken Seite. Wohingegen man bei Autofahrenden immer davon ausgeht, dass sie mal nach links wollen oder von der Fahrbahn runter auf einen Parkplatz, weil sie anhalten und was einkaufen wollen. Bei denen geht man von Zwischenzielen aus, bei Radfahrenden nicht. Ihnen ermöglicht man die Zufahrt überall hin, Radfahrenden nicht.

"Wie sollen wir es denn machen?", fragt sich jetzt der Stadtplaner.
Ihr wolltet doch Protected Lanes, ihr wollt doch von der Fahrbahn getrennte Radwege. Stimmt: Wir wollen vor allem Schutz vor dem zu aggressiven Autoverkehr. Aber wir wollen uns auch nicht eingittern lassen. Der Autoverkehr darf auch mit Hilfe einer Protected Bike Lane oder eines Radwegs den Radverkehr nicht diskriminieren und Hindernisse zwischen den Seitenzielen und dem Radfahrenden aufstellen.

Eine Möglichkeit fürs organisierte Linksabbiegen gibt es. 
Man muss eine Art Ausfahrt einrichten. Das Amt schlägt selbst nach der Fahrradweiche bei der Autoabzweitung in den Planietunnel ein indirektes Abbiegen vor und hat dafür eine kleine Aufstellfläche in den Zwickel zwiwchen Theo und Willi-Bleicher-Straße gezeichnet (Nr 1 auf dem Plan). Ich habe nun unten das gleiche gemacht für alle, die von hier nach links in die Willi-Bleicher-Straße fahren wollen (Nr. 2). Solche Ausfahrten könnte man an allen Fußgängerampeln anlegen, und man sollte es auch tun.

* Radwege rechts an Autoampeln vorbei führen.
Wenn ich vorschlage, gibt es regelmäßig aus einer Ecke Gejohle und den belehrenden Hinweis, wenn Radfahrer wie Fahrzeuge behandelt werden wollen, dann sollen sie gefälligst auch an allen Ampeln halten, so wie die Autos. So als wäre der Ampelhalt eine Strafe oder der Nachteil, den wir in Kauf nehmen müssten, wenn wir nicht auf Gehwegen radeln wollen (was vor allem Fußgänger/innen hassen). Es ist aber so, dass das Radfahren eine andere Mobilität ist als das Autofahren. Und uns allen muss daran gelegen sein, es Radfahrenden bequem statt unbequem zu machen, denn wir wollen ja den Radverkehr steigern. Radfahrende, die wie Autos an allen Fußgängerampeln halten müssen, sehen den Vorteil dem Autofahren gegenüber nicht. Radfahren muss aber einen Vorteil bringen. Sonst nimmt man lieber das Auto. Außerdem fördert eine ungünsteige, unbequeme und langsame Radinfrastruktur das regelwidrige Verhalten: Rotlichtverstöße, Ampelumfahrungen über den Gehweg und so weiter.

Das Anhalten, eine Minute oder länger warten und dann wieder Antreten gehört zu den größten Anstrengungen einer Radfahrt auf ebener Strecke. Was hingegen gut funktioniert, ist das langsamer Fahren und dann wieder Antreten (auch als Rolling-Stop bekannt). So kommen Radfahrende auch durch stehende Fußgänger/innen an Bushaltestellen oder Aufstellplätzen von Ampeln, stressfrei für Radfahrende selbst, aber auch für Fußgänger/innen.

Der Radweg in der Neckartalstraße von Münster wird übrgens bereits und schon länger als Zweirichtungsradweg genau so geführt. Kein Radler muss halten, wenn die Autos rot bekommen. Fußgänger/innen queren den Radweg an den Fußgängerampeln. Es sind allerdings nicht so viele Fußgänger/innen dort unterwegs.


** Bushaltestellen und Radrouten.
Grundsätzlich vertragen sich Bus und Fahrrad gar nicht. Busse zerstören den Asphalt und produzieren Längswellen, an denen Radfahrende stürzen können, wenn sie nicht sehr aufpassen. Busfahrer wollen schneller fahren als der Radfahrer vor ihnen auf der Busspur. Und Busse fahren in Busbuchten und scheren nach kurzem Blinker-Setzen wieder aus, hier über den Radweg hinweg.

Deshalb werden wie diese Seite in einem Video zeigt, in den Niederlanden alle Radwege hinter Bushaltenstellen entlang geführt. Das muss man auf der Theo auch so machen. Es hat zugleich den Vorteil, dass Radfahrende von der Ampelanlage für Autos und querende Fußgänger nicht mehr betroffen sind.

Anderseits sind die Konflikte zwischen Ein- und Aussteigern an Haltestellen und Radfahrendenden auch geringer als wir in unserer Aufregungsgesellschaft immer meinen. Es gibt in Stuttgart einige Stellen, wo Radfahrenden durch die Gestaltung der Infrastruktur nahegelegt (oder gar kein anderer Ausweg gelassen wird als) zwischen Wartehäus/Wartebank und Bus durchzufahren. Das ist an der Haltestelle Schickardstraße, Ecke Böblinger Straße so, weil es keine legale Rechtsabbiegemöglichkeit für Radfahrende in die Böblinger Straße gibt, die Schilder dafür fehlen schlicht.

Und es ist auf der Filderstraße an der Bushaltestelle gegenüber dem Theater Rampe so, weil die Radroute (etwas unklar) über den linksseitigen Gehweg geführt wird. Hier landen alle, die vom Marienplatz her mommen: Auf diesem für Radler freigegebenen linksseitigen Gehweg. Und fast alle Radler/innen, die nach rechts in die Lehenstraße einbiegen wollen, und das sind die meisten, fahren durch den Aufstellplatz der Bushaltestelle vor bis zur Ecke Lehen-/Filderstraße und überqueren dann die Filderstraße in die Lehenstraße aufwärts. Geht nicht anders. Nennenswerte Konflikte habe ich da noch nie beobachtet oder selbst erlebt. (Ich muss aber wohl mal ausführlich über diese blöde Ecke schreiben.)


12 Kommentare:

  1. Auf vielen Strecken bräuchten wir eine "grüne Welle" für Radfahrende. In den anderen grossen Fahrradstädten ;-) gibt es Hase- und Schildkrötensignale wie https://fietsflo.nl/. Stuttgart hat einen - für Autos - gut funktionierenden Verkehrsrechner, an den man sowas dranhängen könnte. Nebeneffekt: die Programmierer müssten sich damit auseinandersetzen, mit welcher Geschwindigkeit Radler gut durchkommen.

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  2. Und schon wieder wird der Radverkehr in Frage gestellt wegen irgendwelcher Verantstaltungen. Die müssen sich anpassen- nicht anders herum. Die Abfahrt zum Planietunnel sollte auch einen Radius bekommen, der es verbietet, mit 50 Sachen abzubiegen. Und was ist mit dem Abschnitt, wo heute der Radweg auf den Gehweg geleitet wird (kleiner Schlossplatz)?

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    1. Meinst du den Teil bei der Bank, wo die Autos parken und man durch Poller und Fußgänger radelt? Da wird der Radweg entlang verlängert bis vor zur Bolzsstraße. Die Parkplätze entfallen.

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  3. Jörg
    Selbst dieses Stück wird schwierig. Leider hat man immer wieder den Eindruck, es wird das Rad neu erfunden. Die Radfahrer komplett parallel und gleich wie Autos zu führen wird Radfahrern nicht gerecht. Umgekehrt funktioniert es übrigens auch nicht (Autos wie Radfahrer zu führen). Was auch immer raus kommt. Wie geht es über die Friedrichstraße zur Heilbronner und wie geht es in Rotebühl weiter? Ein update der Radinfrastruktur an der Theo ist nötig, ein Weiterbau hätte für mich Priorität. Bitte diese Verlängerungen im Auge behalten.

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  4. Vielen Dank Christine für die umfassende Information.
    Ich möchte die Argumentation für eine „grüne Welle für Radfahrende“ hier noch ergänzen und schärfen:
    Gesamtgesellschaftlich geht es darum Autofahrten auf den Radverkehr zu verlagern. Das klappt nur, wenn Menschen tatsächliche und erlebbare Vorteile haben sobald sie das Fahrrad benutzen. Das wird in ganz besonderem Maße erlebbar, wenn Autos an der Ampel halten müssen wo Radfahrende lediglich dem querenden zu Fuß Gehenden Vorrang gewähren müssen.
    Immer wieder wird in diesem Zusammenhang angezweifelt ob das auch für die querenden FußgängerInnen so funktioniert.
    Da kann ich positives aus eigener Erfahrung in Esslingen berichten:
    Wie über 1200 Radler fahre ich täglich auf unserer (leider einzigen) Fahrradstraße. Dort queren FußgängerInnen an 3 „Zebrastreifen“. Trotz relativ regem Fußgängerverkehr muß man dort aber extrem selten anhalten. Wegen des geringen Platzbedarf von Radfahrenden und zu Fuß Gehenden kommen Radfahrende mit vorausschauender Geschwindigkeitsanpassung in der Regel ohne Anhalten vor oder nach der FußgängerIn über den Zebrastreifen.
    In der Anfangszeit querten zu Fuß Gehende oft etwas zögerlich wenn Radfahrende die Ausweich-Strategie eingeleitet haben anstatt anzuhalten. Inzwischen laufen Fußgängerinnen aber einfach los, mit der Erfahrung, dass Radfahrende dynamisch ausweichen.

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    1. Liebe Petra, danke für deinen Hinweis auf Esslingen. Bei uns in Stuttgart ist die Fahrradstraße Eberdhardstraße (eigentlich autofrei) auch so geregelt mit Zebrastreifen, aber einige Fußgänger/innen müssen noch ein bisschen lernen. Für Radfahrende ist das sehr bequem. Ich habe darüber auch schon geschrieben, Stichwort Fußgänger. Auf einer Tempo-50-Straße mit zwei Fahrspuren für Autos darf man keinen Zebrastreifen einrichten. Die Theo müsste also einspurig werden. Kommt sicher noch, aber nicht alles auf einmal. Mein Vorschlag, auf den Radweg einen Zebrastreifen zu legen, wurde mit allgemeiner Entgeisterung aufgenommen, offenbar gibt es dazu in den Regelwerken keine Regel, hat man noch nie gemacht. Es ist ohne Zweifel schwierig von Null (oder 1) auf Hundert eine wirklich moderne Radinfrastruktur zu schaffen, es geht nur Schrittweise. Ich bin zum Beispiel auch der Meinung, dass es entlang der Theo auf beiden Seiten einen 4 Meter breiten Zweirichtungsradweg geben muss, denn nur so ist diese Barriere für Radler zu überwinden, die links abbiegen wollen. Aber das wiederum gilt auch in Radlerkreisen als gefährlich. Und so weiter.

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    2. zur Zebrastreifen-Idee:

      Bzgl. der "unsichtbaren Ampel" auf der König-Karls-Brücke hatte ich mal herausgefunden, dass das nicht erlaubt ist.

      RiLSA und R-FGÜ habe ich gerade nicht im Zugriff und kann daher meine Behauptung nicht belegen. Ich vermute, dass dort drinsteht, ob ein Zebrastreifen zum Queren des Radverkehrs mit einer Ampel zum Queren des KFZ-Verkehrs kombiniert werden darf.

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  5. Ich beziehe mich auf das erste Bild von Dir in diesem Artikel und stelle folgende Fragen in den Raum: Seit vielen Jahren!!! frage ich mich bezüglich dieser Stelle, wie einfach ein geschützter Radstreifen einfach so im Nirgendwo aufhören kann. Einfach so-mitten in den Stadt. An prominenter Stelle. Ohne ein Schild VZ 237 mit Zusatzeichen Ende. Ohne das klar ist, wohin der Radfahrer dann hin soll. Wird er auf die Straße ausgeleitet oder MUSS er auf den Gehweg? Ohne jegliche Bodenmarkierung.

    Dann frage ich mich: Wenn die Stadt es seit Jahren nicht schafft, diese besagte Stelle vor ihrer Haustüre zu lösen, was macht der Fahrradbeauftragte eigentlich den ganzen Tag? Wozu braucht es diese Stelle eigentlich überhaupt? Man sieht und hört nix von der Fahrradbeauftragten Ádám!

    Und dann frage ich mich jetzt: Wenn die Theodor-Heuss-Straße jetzt neu gemacht wird, dann ist ja in null-komma-nix das jährliche 12 (8,7?) Millionen Euro 'schwere' Haushaltsbudget der Stadt Stuttgart, aufgebraucht. Klaus Maier



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    1. Lieber Klaus, dieser Fahrradstreifen gehört zu den allerältesten in Stuttgart. Ihn wegzumachen, bevor man eine neue, zeitgemäße Radinfrastruktur planen kann, wäre auch verkehrt gewesen (obgleich wir Radler und auch ich in seit langem kritisieren). Jetzt konnte man die Planung für einen Radweg auch nur machen, weil es den Zielbeschluss zur Fahrradstadt gibt, in dem steht, dass Radinfrastrukturmaßnahmen Vorrang vor Parkplätzen (und dem Autoverkehr) haben dürfen, können und müssen. Und sofort hat die Verwaltung hier geplant und dabei all die vielen Stellplätze entlang dieser Straße weggenommen, schätzungsweise siebzig Stück (ich weiß es gar nicht so genau). Vorher war das mit den Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat nicht machbar. So oft dies der damalige Fahrradbeauftragte (inzwischen haben wir eine neue Fahradbeauftragte) auch vorgeschlagen haben mag. Wenn der Gemeinderat dagegen stimmt, dann kann die Verwaltung (und der OB und seine Bürgermeister) nichts machen. So war das halt bisher. Insofern ist es erfreulich, dass die politischen Mehrheiten sich geändert haben. Nun geht auch was. Aber wir hangen halt auch erst an.

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  6. Du schreibst über den Zweirichtungs-Radweg in der Neckartalstraße von Münster, dass man als Radfahrer nicht halten müsste. Auf welche Regel in der StVO beziehst Du Dich mit dieser kühnen Behauptung?

    Nach meiner Lesart trifft der erste Satz aus §37(2)6. zu, denn:
    Der dritte Satz ist irrelevant, denn die Übergangsregelung gilt seit 2017 nicht mehr. Also Satz 1 oder 2.
    Der Radverkehr verläuft auf einer eindeutig straßenbegleitenden Radverkehrsführung.
    Es gibt keine besondere Lichtzeichen für den Radverkehr (Radampel), also bleibt eindeutig nur noch Satz 1.

    "Wer ein Rad fährt, hat die Lichtzeichen für den Fahrverkehr zu beachten."

    Ist auch aus meiner Sicht doof, es hält sich niemand daran (wir sind alle böse, böse Kampfradler, die sich einfach nicht an die Regeln halten wollen und gnadenlos rote Ampeln ignorieren) und es mag so von der Straßenverkehrsbehörde vielleicht nicht beabsichtigt sein, gilt aber, oder nicht?

    Laut ERA Seite 50 müsste für den links fahrenden Radverkehr auf jeden Fall ein Signalgeber installiert sein, der unabhängig von der Signalisierung des rechts fahrenden Radverkehrs ist. Also eigentlich genau so wie auf der König-Karls-Brücke. Mal wieder ein Fehler der Verkehrsbehörde...

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    1. Holger, die Autoampel steht rechts von der Fahrbahn, aber links vom Radweg, also gilt sie nicht für den Radweg. Es gilt nämlich immer nur das Verkehrzeichen oder die Lichtzeicheanlage rechts von der Fahrbahn (Ausnahme oben hängende Ampeln für den Linksabbiegeverkehr, aber die müssen ein Pendant auf der rechten Straßenseite haben). Deshalb gilt hier die Ampel für den Fahrverkehr nicht für den Radverkehr.

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    2. Ah, Du meinst, bei Ampeln (Lichtsignalanlagen) wird das rechte Aufstellen konsequent durchgehalten, nicht wie bei Verkehrsschildern.

      Hmmm, bin nicht ganz überzeugt.

      Da kenne ich ein (auch für den KFZ-Verkehr geltendes) Vorfahrt-Achten-Schild, das nur links steht. Das war auch noch im Gebüsch versteckt, sodass ich einmal fast mit einem Auto zusammengerasselt wäre.

      Das heißt dann aber streng genommen auch, dass die erste Fussgängerampel an der Rosensteinkreuzung (von der hall of fame kommend) gar nicht für Fußgänger gelten würde, weil sie links der Fußgängerfurt steht? Und auch der ADFC hat ein Bild (link siehe unten), wo eine Radampel links der Furt angebracht ist.

      Hier das Ergebnis meiner Google-Suche. Ich habe es fast schon befürchtet, es ist auch nicht allein von der Position des Ampelmastes abhängig. Man muss das "Gesamtkunstwerk" betrachten. Siehe "Verhalten an der T-Kreuzung" auf dieser Seite, wo der ADFC die amtliche Begründung zur StVO-Novelle zitiert.

      https://hamburg.adfc.de/verkehr/themen-a-z/ampeln/welche-ampel-gilt-fuer-den-radverkehr/

      Eindeutig, wie Du geschrieben hast, wäre es nur dann, wenn es keinen kreuzenden Fußverkehr gäbe. Den gibt es aber, sodass man nur vielleicht fahren darf, weil auch die sonstigen Indizien widersprüchlich sind. Unklarheiten dürften aber nicht zu Lasten der betroffenen Radfahrer gehen. Fußgänger darf man aber auch nicht auf der Fahrbahn warten lassen.

      Irgendwie haben wir beide falsch gelegen. StVO-Abgründe, es ist mal wieder Durchwurschteln angesagt...

      Hier ist noch eine schön sarkastisch aufbereitete Darstellung der Ampelproblematik generell, die Du ja auch schon mehrfach thematisiert hast. Lesenswert...

      https://radverkehrspolitik.de/endlich-radfahrer-duerfen-ueber-rote-ampeln-fahren/

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