7. Mai 2020

Räumt doch bitte jetzt mal die Gehwege frei!

Unglaublich, was auf Gehwegen derzeit alles herumsteht: Mopeds, Fahrräder, Müll, E-Scooter und natürlich Autos.

Der Gesetzgeber hat deutlich gemacht, dass Fußgänger:innen ihm etwas wert sind und die Bußgelder erhöht. Auf der Ecke Parken kostet 35 Euro. Auf dem Gehweg das Auto abstellen kostet bis zu 100 Euro Strafe (samt Punkt in Flensburg), mindestens aber 55 Euro. Auch Motorräder oder Mopeds dürfen nicht auf Gehwegen stehen. Derzeit steht jedoch noch mehr auf dem Gehweg herum als sonst, vor allem eine Armada von Motorrädern und Mopeds.

Mit beteiligt am Radentscheid war übrigens der Fußgängerverband Fuß.eV. Sie wünschen sich eine Trennung vom Rad- und Fußverkehr. Fußgängerverbände beklagen aber auch seit Jahren, dass der Gehweg als Abstellplatz für alles genutzt wird, was man nicht auf die Fahrbahn, in Garagen oder in den Vorgarten stellen will: Verkehrzeichen, Mülleimer, Transformatorenkästen, Parkscheinautomaten, Fahrräder, Mopeds, Autos, stinkende Müllcontainer.  Zum Teil werden Gehwege so schmal wie Saumpfade. An manchen Stellen kommt man nur durch, wenn man sich schlank macht. Das ist Rollstuhlfahrenden oder Sendior:innen mit Rollatoren nicht möglich. Sie werden so rundheraus ausgeschlossen von der Teilhabe am öffentlichen Leben. 

Schaut man unsere Gehwege hinab oder hinauf, sieht man einen Verhau von Zeug, das Fußgänger:innen zum Slalom zwingt. Völlig unbefangen wird alles abgestellt, gerne auch auf einen Haufen. Wo an einen Mast schon ein Fahrrad gekettet ist, steht am Zaun auch noch ein Moped. Kinder müssen auf der Fahrbahn um geparkte Autos herumgehen.

Das ist ein unhaltbarer Zustand von Enge.
Gerade jetzt in Zeiten von Abstandsgeboten, in denen auch noch viele Menschen, die nicht mit Bahnen oder Bussen fahren wollen, zu Fuß unterwegs sind, braucht es Platz auf den Gehwegen. Menschen müssen mit Abstand aneinander vorbeikommen.

Und liebe Fahrer:innen von Maschinen, wenn ihr schon eure Fahrzeuge auf den Gehwegen abstellt, dann guckt doch bitte, was da sonst noch herumsteht. Warum mus das Motorrad genau dort stehen, wo schon etwas anderes den Gehweg verstellt? Warum stellt einer sein Auto genau dort ab, wo schon ein Motorrad den Gehweg verengt, und macht im Auto Büroarbeit, während sich vor seinem Kühler die Leute im Krebsgang vorbeischlängeln?

Ich finde, das können unsere Ordnungsämter so nicht mehr hinnehmen. Das muss man ändern. Aus Respekt vor den Menschen, die zu Fuß unterwegs sind.  Mopeds müssen runter vom Gehweg. Radfahrenden müssen Radbügel zur Verfügung stehen, damit auch die Räder weg sind von den Masten und Fenstergittern. Und natürlich die Autos, die müssen wirklich runter bleiben vom Gehweg, und wenn sie den ganzen Gehweg unbegehbar machen, dann müssen deren Fahrer:innen wegen Behinderung belangt werden.

Das ist keine Frage von gelegentlich hier oder dort, es ist eine Sache von überall und immer. Hier meine kleine Sammlung (ein Foto ist leider doppelt).

7 Kommentare:

  1. Ja, ich denke im Stuttgarter Süden braucht man nicht lange, um diese Bilder zu sammeln. Auch auf sehr schmalen Gehwegen wird noch halb drauf geparkt und in der Hasenstrasse steht der Parkscheinautomat auf einem 100cm breiten Gehweg. Da scheint es keine Mindestmaße zu geben.
    Falls jetzt wirklich in den Wohngebieten Autoparkplätze zu Fahrradstellplätze umgewidmet werden sollten, könnte man da nicht die Parkscheinautomaten integrieren?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Im Prinzip ist das auch so gedacht. Es gibt das geheimnisvolle Stuttgarter Rechteck, das ist eine Servicefläche auf der Fahrbahn, beispielsweise neben einem Baumbeht, wo Automaten stehen, vielleicht auch noch irgendcwas anderes. Ist nur bisher noch nie irgendwo eingerichtet worden. Ich persönlich finde es wichtig, dass zunächst mal das motorisierte Gerümpel von den Gehwegen runter kommt: Mopeds, Motorräder, Autos und die Schildermasten für Baustelleneinrichtungen, die mit ihrem breiten Fuß richtige Stolperfallen sind. Und dass die zugeparkten Ecken freigehalten werden. Auch wenn sich dann herausstellt, dass wir für die vielen Autos in der Stadt schlichtweg nicht mehr genügend Abstellplätze haben.

      Löschen
  2. Jeder 5. Parkplatz weg und Radbügel an die Stelle.

    AntwortenLöschen
  3. Es gibt immer genügend Abstellplätze - nur vielleicht nicht dort, wo der Autofahrer sie gern hätte, und vielleicht, ja ganz sicher auch nicht kostenlos. Es ist nur diese Anspruchshaltung, jederzeit drei Meter vom Ziel entfernt einen kostenlosen Parkplatz bekommen zu wollen, der den "Parkdruck" erzeugt. So wie der Nutzer des ÖPNV selbstverständlich seinen Weg zur Bus- oder Straßenbahnhaltestelle auf sich nimmt (auf sich nehmen muss), so werden auch Autofahrern künftig damit rechnen müssen, auch mal einen halben Kilometer zu laufen, wenn sie keine Garage oder keinen Parkplatz auf dem eigenen Grundstück haben. Und so wie ich nicht einfach meinen Schrank auf den Bürgersteig stellen kann, weil meine Wohnung für das Riesentrumm zu klein ist, so werden Autofahrer sich erstmal einen sicheren (und damit kostenpflichtigen) Platz besorgen müssen, bevor sie ihren Wagen abstellen können.

    AntwortenLöschen
  4. O-Ton der Polizei Stuttgart: Da Abstellen von E-Rollern und E-Scootern ist ausdrücklich erlaubt, das Abstellen von anderen motorisierten Zweirädern wird toleriert und nicht verfolgt. Von Stella wird empfohlen, die Roller nicht wie Autos zu parken und statt dessen auf Gehwegen abgestellt werden sollen. Verständlich- haben viele Zweiradbesitzer wohl Angst um ihr Gefährt, ein durchgeknallter Autofahrer könnte zur Wutkeule greifen, aus der Meinung heraus, der Parkraum wäre nur für Autos reserviert.

    AntwortenLöschen
  5. Die Angst ist nicht unberechtigt. Das Motorrad eines Kollegen wurde von seinem Nachbarn letztes Jahr, beim Versuch es von einem Parkplatz wegzuschieben um den eigenen PKW dort abzustellen, umgeworfen. Hinterher durfte er sich auch noch beschimpfen lassen warum das Krad dort stehe...
    Sollte in Stuttgart unser Gehwegparken geahndet werden wäre dies für mich zunächst mal kein Beinbruch. Wünsche mir aber eine Infokampagne an Autofahrer, dass wir nun auch mit Anwohnerparkscheinen Parkplätze auf der Straße "dauermieten".

    Grüßle
    Jürgen Kanter

    AntwortenLöschen