9. Juni 2020

Radgerümpel

Wir brauchen jetzt schnell mehr Radabstellanlagen. Immer mehr Leute steigen aufs Fahrrad. Aber viele Supermärkte, sind darauf nicht vorbereitet.

Blogleser Alex hat mir schon vor einiger Zeit Fotos vom Kaufland Untertürkheim geschickt, die sehr gut zeigen, wie stiefmütterlich die Kundschaft, die mit dem Fahrrad kommt, behandelt wird.

Der Parkplatz für Autos ist riesig. Den Radfahrenden werden alberne und völlig veraltete Felgenkiller angeboten, wo man ein Fahrad nicht anschließen kann. Die Räder mit breiteren Reifen passen eh nicht hinein. Genutzt wird dieser unfreundliche auf einem Gitter hinter einer Mauer nottdüftig installierte Radparkplatz gar nicht. Statt dessen stehen die Räder, dort, wo es ein Geländer gibt.

Die Ausstattung der Ziele wie Bäcker, Post, Apotheke, Supermarkt, Baumarkt mit Radabstellanlagen für Radfahrende ist in Stuttgarts Vororten meistens noch eher kümmerlich.

Zwar kann man Fahrräder in der Tat fast überall abstellen, aber da stören sie dann Fußgänger/innen, zum Beispiel beim Rangieren mit dem Einkaufswagen. Und es sieht auch nicht gut aus.

Die meisten müssen ihr Rad nicht unbedingt irgendwo anschließen, für einen kurzen Einkauf reicht ein Felgenschloss und das reine Hinstellen, aber diese kleinen Klemmen für die Vorderräder schaden dem Fahrrad eher, weil das Forderrad, die Felge, das Gewicht des Rades aufnehmen muss, das zur einen oder anderen Seite kippt. Sowieso nnnötig, denn Räder haben in den allermeisten Fällen Ständer und stehen von alleine.
Ich schiebe mein Rad an solchen Anlagen immer nur hin aber nicht rein.

Ordentliche Radbügel (auch Anlehnbügel genannt) haben den Vorteil, dass Räder zwischen ihnen aufgeräumt sind, und dass man sie eben mit dem Schloss auch anbinden kann, wenn man das will. Außderdem signalisieren sie mir (als Radlerin) und allen anderen, die noch mit dem Auto kommen: Hier sind Radfahrende willkommen, hier gibt es eine Fahrradkultur, wir mögen unsere Kund/innen, die mit dem Fahrrad kommen.

Radabstellanlagen ziehen übrigens - so meine Beobachtung - tatsächlich auch Radfahrende an. Wo man sie in zunächst ausreichender Menge aufstellt, sind sie schnell voll, und schon bald reichen sie nicht mehr aus. Wie hier im Hispitalviertel sieht man, dass der Ort offensichtlich ein beliebtes Ziel von Radfahrenden geworden ist. Die Menschen, die mit den Rädern kamen, wären sonst nicht dort (in den Restaurants), sondern woanders.

Ich selber fahre tatsächlich öfter zu Läden, wo es davor oder in der Nähe Radabstellanlagen gibt. Dann weiß ich nämlich, dass mein Fahrrad nicht auf dem Gehweg im Weg steht. Andernfalls tut es das.

Wenn man keine Radbügel aufstellen will, müssen es nicht immer Felgenkiller sein. In Wangen im Allgäu etwa ist an der Mauer unter der Kirche noch eine Stange angebracht, an der man Fahrräder anschließen kann (mehr für Stangenräder als für Damenräder geeignet). Nachteil, es gehen nicht wirklich viele Fahrräder da hin, weil sie ja hintereinander stehen. Es gibt auch eine kleine Straße mit solchen Stangen an den Hauswänden und immer Fahrräder stehen. Eigentlich eine elegante Methode.

Was definitiv keinerlei Radfahrende anzieht, sind solche Anlagen. Von Autos krum gefahren, dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Diese Reihe befindet sich an einem Sportplatz in Wangen im Allgäu. Und Felgenkiller-Ständer als Poller gegen das Aufparken von Autos auf den Gehweg geben sich auch gleich zu erkennen, weil sie Blessuren erlitten haben. Und der Radfahrende erkennt: Hier bin ich nur das Mittel zum Zweck, ein notwendiges Übel, eigentlich nicht erwünscht.

Diese Vorderradhalter können aber auch gut funktionieren, wenn sie an einem attraktiven Ort aufgestellt worden sind, wo wie hier unter einem Dach, aufgeräumt, sauber und geschützt. Schöne Anlehnbügel sind dagegen nicht einladend, wenn sie so aufgestellt sind wie am Milaneo. Man muss die Räder erst mal eine Stufe hochheben. Und es ist keine kleine Stufe. 

Entscheidend ist, ob der Platz für die Fahrräder einladend und sauber ist, gut durchdacht wirkt, sich nicht zu weit weg vom Ziel befindet, und so wirkt, als könne niemand unbeobachtet Räder klauen oder beschädigen.

Erstaunlich ist, wie wenige Ladeninhaber  beisher erkennen, wie wichtig Radabstellanlagen in der Nähe ihrer Ladeneingänge sind. Sie ziehen nämlich Kundschaft an, die sonst woanders einkauft.

8 Kommentare:

  1. Kaufland in HN ist genauso übel. Ich habe mal die Fahrradabstellanlagen unserer Möbelhäuse dokumentiert: https://radfahreninheilbronn.wordpress.com/2019/09/30/moebelhaeuser-in-heilbronn-und-ihre-fahrradabstellanlagen/

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  2. Info:
    Am Bauhaus, genau gegenüber, ist man noch fahrradfeindlicher. Dort gibt es genau EINEN Vorderhalter für maximal zehn Fahrräder.
    Ich habe den dortigen Filialleiter schon mehrfach auf diesen Mangel hingewiesen. Der O-Ton der Antwort war (wie auch im Kaufland und vielen anderen Geschäften in Stuttgart): "Unsere Kunden kommen halt mit dem Auto."

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    1. Das mag für 99% der Baumarktkunden auch zutreffen. Dass Kaufland Radfahrer nicht mag, liegt wohl am Geschäftsmodell: Die wollen halt den Kunden, der einen vollgeladenen Einkaufs-Tieflader durch die Gänge an die Kasse schiebt; unter dem lohnt sich das für den Laden nicht. Und Radfahrer kaufen dort einfach zu wenig! An meinem nächstgelegenen Kaufland ist die Parksituation für Räder auch unschön; aber ich war da schon länger nicht mehr einkaufen - die wollen mich ja nicht.... :-p
      Was mich an dem obigen Bild auch abschreckt ist schon allein die Tatsache, dass da ein Gitter ist: wenn da der Schlüssel runterfällt....!!

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  3. Jörg
    Ich möchte eine Tafel Schokolade ausschreiben. Für die Person, die mir den Fahrradständer von einem Autohaus zeigt. Gute Geländer wie z.B. bei VW-Vaihingen zählen nicht.
    Was ich auch nicht verstehe, wieso gibt es in den Tiefgaragen keine Radstellplätze. Auf dem Gehweg gehören die Radständer nun auch nicht hin. Es sind ja kleine Straßen mit mäßigen Gefälle, die in die Tiefgaragen führen. Es sind meist nur 10 km/h erlaubt, das ist auf jeden Fall weniger als 30 km/h. Dennoch thront häufig ein Schild gesperrt für Fahrräder über der Einfahrt. Es sollte eigentlich kein Problem sein dort Radbügel am Beton fest zu schrauben.

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  4. Ich bin mit manchem in diesem Artikel nicht einverstanden.
    Nur an Radbügeln lassen sich Fahrräder vernünftig sichern, und das heißt unbedingt ANschließen.
    Einfach nur hinstellen und das Felgenschloss schließen reicht definitiv nicht. Solange das Fahrrad weggetragen werden kann, ist es nicht gesichert. Und einen Ständer haben auch nicht alle Räder, leichte Tourenräder oder Randonneure haben oft keinen.

    Nur an Radbügeln kann man das Rad so sichern, wie es sich gehört*, mit einem BÜGELschloss das durch Rahmen UND Vorderrad (bes. wenn da ein Nabendynamo ist) geht. Das Hinterrad wird mit einem sekundären Schloss (Felgenschloss oder Kabel an das Bügelschloss) zusätzlich gesichert.
    Auch an der Allgäuer Stange ist ein sicheres Abschließen also nicht möglich. Natürlich sind solche Einrichtungen immer noch besser als nichts und auch an einem Felgenkiller kann man sein Rad sicher abstellen, wenn (!) der äußerste Platz frei ist.
    Aber sicher und somit radfahrerfreundlich sind nur Bügel!

    Und diese Bügel in ihrer einfachsten (umgedrehten U-)Form bitte, keinen Firlefanz! Irgendwelche anderen Formen haben unweigerlich zur Folge, dass aus irgendeinem Grund (ein bereits angeschlossenes Rad, Gepäck, ein etwas engeres oder kürzeres Bügelschloss etc.) ein Anschließen nicht möglich ist oder ein Zusammenschließen von zwei Rädern oder eines Anhängers verhindert wird.

    Eine ordentliche Anbringung und Aufstellung der Bügel ist natürlich Grundvorraussetzung. Ebenerdig, eine betonierte Verankerung sowie ausreichend Abstand rechts und links und mindestens 2/3 Radlänge Platz vor und hinter (!) dem Bügel, damit in beiden Richtungen Räder angeschlossen werden können ohne dass sich die Lenker in die Quere kommen.

    * Darunter verstehe ich eine Sicherung, die ohne Winkelschleifer, Lärm erheblichen Zeitaufwand nicht geknackt werden kann. Natürlich ist im Prinzip jede Sicherung knackbar.

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    1. An vielen Bügeln lassen sich Damenfahrräder nur schlecht anschließen, weil sie eigentlich an einem tieferen Punkt angeschlossen werden wollen. Gegen Felgenkiller bin ich immer gewesen, zumal mein Fahrrad mit dickeren Reifen da gar nicht reinpasst. Auch Kombinationen mit Vorderradhaltern sind da schlecht. Eigentlich gehört auch ein Dach über das Ganze. Wobei ich - gemünzt auf einen Kommentar weiter oben - wahrscheinlich mein Fahrad nicht in eine Tiefgarage fahren würde, um es dort abzuschließen, das ist mir zu umständlich. Es macht den Vorteil des Radfahrens zu nichte. Aber manche wollen das, vor allem wenn sie es länger abstellen wollen, und in Hamburg habe ich Parkhäuser mit Radabstellanlagen gesehen. Kommt sicher bei uns auch noch.

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    2. Bietigheim das Sky-Parkhaus. Unter der Auffhartsrampe für die Autofahrer hats die Fahrradparkplätze (entspricht der Fläche von 3/4 einer der parkplatzebenen. Rampe in dem parkhaus ist relativ lang da die erste Parkebene über LKW-Durchfahrtshöhe ist, daher gabs da genug Platz dafür

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  5. Die meisten abgebildeten Fahrradständer nennt man auch "Felgenkiller", weil man hier durch Kraftausübung von der Seite die Felge komplett verbiegen kann. Das kann mutwillig passieren, aber auch beim bepacken des Rades oder wenn man sich anlehnt/festhält.

    Die Stadtverwaltung versenkt hier häufig u-förmige Bügel ähnlich wie in Bild 4 in der Erde, wenn man die etwas locker rüttelt, kann man sie wieder rausziehen und dann das Rad entwenden. Bei anderen Fahrradständern sind dünne Röhre und schwache Schweißstellen ein Schwachpunkt.

    Bei meinem Bauhaus-Markt hat man den Radständer falsch um 90 Grad verdreht aufgestellt, also die Seite der längeren Einstell-Plätze nach oben zeigend.

    Bei meinem Discounter ist ein Ständer, wo die Einstellplätze viel zu eng beieinander liegen geschätzt 20cm Abstand. Dem Marktleiter habe ich das auch schon mal mitgeteilt, keine Änderung.

    Die Fahrradständer stehen auch häufig im Zufahrtbereich zum Parkplatz oder der Lieferzone, sodas ungeschickte Kraftfahrer die Räder auch mal "übersehen" und beschädigen.

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