26. Juli 2020

Die Alte Weinsteige bleibt rechtsfreier Autoraum

Die Alte Weinsteige wird regelmäßig und viel von Radfahrenden befahren, auch an einem ruhigen Sonntag. 

Zugleich sind viele Autos unterwegs, rauf  legal, runter illegal.  Die Autofahrer:innen bringen Radfahrende immer wieder in Stress, sogar in Gefahr. Auch an diesem Sonntag im Juli. 

Ich war zu Fuß auf dem Weg nach unten. Dabei wurde ich Zeugin eines äußerst knappen Überholmanövers.
Dieser Radler ist gerade an der Haltestelle Wielandshöhe vorbeigefahren. Von unten kommt dieser Mercedes.

Links wird in der Regel durchgängig geparkt, nicht aber an einem Sonntag. Es gibt viele freie Parkplätze, die dAutofahrenden  Raum bieten, an einem Radler vorbei zu fahren. Der Fahrer dieses Mercedes konnte es aber nicht abwarten bis zur nächsten Bucht und drängelte sich zwischen Radler und geparkten Autos vorbei.

Der Radfler muss einen Schlenker Richtung Bordstein zur Zacke machen und schreit. Der Mercedesfahrer fährt weiter. Würde man so einen Fahrer in einer ruhigen Minute erwischen und ihn fragen, warum es eigentlich so wichtig ist, nie vom Gas zu gehe, auch um den Preis, dass man einen Radler zu Fall bringt, könnte er das vermutlich nicht erkären. Entweder er würde "Scheiß Radler" sagen oder aber er würde einräumen, dass das eigentlich blödsinnig ist.

Dieser Autofahrer hingegen hält schön Abstand, drängelt auch nicht und nutzt dann die große Lücke links um mit gutem Abstand zu überholen. Niemand wird hier gestresst, alles ist friedlich. 

Wenn ich da hoch radle, dann gucke ich mir Lücken in der Reihe geparkter Fahrzeuge aus, hebe die Hand, bedeute den Autofahrern, dass sie schon mal beschleunigen können und zeige an, dass ich jetzt links in die Lücke fahren werde. Denn auf gerader Strecke können sie besser beschleunigen. Die meisten kapieren das und freuen sich. Bei einem solchen Drängler wie diesem Mercedes radle ich allerdings so (mit einem Meter Abstand vom rechten Bordstein), dass ihm völlig klar ist, dass er nicht an mir vorbeikommmt, weil der Platz nicht reicht. Das würde ich allen empfehlen, die die Alte Weinsteige hoch fahren.

Gleichzeitig fuhren natürlich auch viele Autos illegal die Alte Weinsteige hinunter, eigentlich ständig, so im Minutenabstand. Die meisten wissen, dass sie, wenn Radfahrer hochächzen, rechts eine Lücke in der Reihe der geparkten Autos suchen müssen und tun das auch. (Oft übrigens auch, weil sie von unten bereits ein Auto hochkommen sehen, dem sie ausweichen müssen.) Das tut auch der Fahrer des schwarzen Autos, dessen Schnauze schon hinter dem gepartken Auto hervorschaut, während der Radler vorbei fährt, sehr routiniert, fährt dann allerdings ziemlich schnell an mir vorbei und mit rechts defektem Bremslicht unter dem Einfahrt-verboten-Schild durch, um dann gleich wieder in eine Parklücke einzuschwenken. Der weiß genau, wie es geht, der macht das vermutlich öfter.

Wir sehen hier noch drei Autos, die nach rechts ran gefahren sind (nachdem sie das Durchfahrtsverbotsschild passiert haben). Einer, der des schwarzen Autos, ist vorschnell aus seiner Lücke herausgefahren (vor ihm steckt ein Weißer in der Lücke) und muss nun wieder zurückstoßen, damit der Bergauffahrer weiterfahren kann. Das bläuliche Autos steht übrigen genau unter den Halteverbotsschildern teils auf dem Gehweg, was er auch nicht darf.

Um solche Szenen zu sehen, muss man nicht lange warten. Man muss überhaupt nicht warten. Sie haben sich innerhalb weniger Minuten ereignet. Das spricht dafür, dass sie sich sehr oft ereignen.

11 Kommentare:

  1. Die Polizei sollte wenigstens ein Mal die Woche Anlieger kontrollieren und Ermahnungen bei knappen Überholmanövern aussprechen, dann wäre die Alte Weinsteige schnell nicht mehr so attraktiv. Es könnte SO einfach sein.

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  2. 'Failed City' Stuttgart. Eine Landeshauptstadt wo es drunter und drüber zugeht und wo nichts mehr klappt. Und schon gar nicht der Radverkehr.

    OB Kuhn's Tiefbauamt und Straßenverkehrbehörde interessieren sich nicht für Sorgfaltspflicht gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmern und schon gar nicht was die Rechtstreue nach StVO angeht.

    Mein Tipp: Aushalten und notfalls an Ort und Stelle zur Rede stellen. D.h. ich selber fahre grundsätzlich (gedanklich) vorausschauend und synchron als Autofahrer mit. Wenn ich merke das es eng wird, schere ich zur Mitte der Fahrbahn aus und bremse bewusst den Autofahrer aus. Zu meinem und zu seinem Schutz. Das muss man aushalten.

    Geht das Gehupe (Nötigung) und Gejole (Beleidigungen) los, bremse ich ihn ganz aus, stelle mein Fahrrad demonstrativ vor sein Fahrzeug ab (Fahrradständer) und klopfe an die Fensterscheibe verbunden mit der Frage: Was hast Du für ein Problem? Meist ist der Autofahrer dann so verdutzt das gar nichts mehr kommt. Kommen dann doch Beschimpfungen weise ich deutlich darauf hin, das ihm die Straße nicht allein gehört. Punkt. Kurzes Handyfoto vom seinem Fahrzeug und weiter geht's mit der Fahrt

    Anders geht's in Stuttgart nicht- da wird als Radfahrer von der Stadt im Stich gelassen...Klaus Schwarz

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  3. Und die Stuttgarter Zeitung gibt sich im Filderteil seit Tagen dem Radfahrerbashing hin...

    Das helle Auto ist meiner Meinung nach kein Mercedes. Das muss ein Lexus sein oder so was in der Art.

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  4. PS: Ich fahre die Weinsteige auch ab und zu mal hoch. Meine Stammstrecke wird das nie, dafür ist mir das auch zu steil. Aber eine Abwechslung. Jedenfalls fahre ich dort wie sonst auch überall:

    So lange kein stehender Verkehr rechts neben meiner Fahrspur ist, halte ich etwa 60-80 cm Abstand zum Fahrbahnrand. Auch als Radler muss ich nicht im Kandel und über die Straßeneinläufe fahren weil das gefährlich ist. Damit bin ich in diesem Fall etwa 1 m breit. Plus 1,5 m Abstand, plus überholendes Auto plus dessen Abstand zu Parkern in Gegenrichtung sind insgesamt mindestens 5 m Wenn die Fahrbahn schmaler ist als 5 m fahre ich deshalb aus Sicherheitsgründen mittig. Regelkonform überholen kann mich dann ja 'eh keiner mehr.

    An Stellen mit parkenden Autos auf meiner Seite fahre ich mindestens 1,5 m links von diesen Autos. Bin ja nicht lebensmüde. Damit ist ein Überholen für Autofahrende nur noch ab Straßenbreiten von etwa 6 m möglich. Dafür kann ich aber auch nix.

    Baut uns mehr Infrastruktur, dann beanspruchen wir weniger Fläche auf der 'normalen' Straße. Und vergesst nicht, dass die 'normale' Straße immer dann auch 'unsere' Straße ist, wenn wir keine eigene Infrastruktur haben.

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    1. Ich fahre an solchen Stellen grundsätzlich in der Fahrbahnmitte. Wenn man etwas weiter rechts fährt (so wie von dir beschrieben), fühlen sich einige Autofahrer genötigt, sich doch irgendwie mit 10 cm Abstand an dir vorbeizuschieben.
      Das unterbinde ich damit gleich.

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  5. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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    1. Diese Meinung teile ich nicht. Ich bin kein Freund pauschaler Medienschelte. Das mit dem 'Fahrrad-Bashing bezieht sich konkret auf einen Arikel und eine Anzahl von ins gleiche Horn stoßenden Leserbriefen.

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  6. @ Stefan Was heisst hier 'pauschale Medienschelte'? Zieh Dir mal die letzten 50 Artikel der STZ über das Thema Radverkehr/Radfahrer rein. Dann reden wir noch mal darüber...Klaus Schwarz

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  7. Gleiches beobachte ich auch an anderen Stellen, bspw. Paulinenstr. oder Burggrafenweg im Kaltental. VZ260 + Landwirtschaftl. Verkehr frei, beim einem Auto bleiben dort 10-20cm bei denen sich dann Fußgänger und Radfahrer in die Büsche flüchten müssen damits passt. Wird gerne als Abkürzung nach Möhringen oder zur Jugendfarm genutzt um die Kinder dort sicher mit dem Auto hinzubringen und abzuholen...

    Christoph K.

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  8. Jörg,
    im Kreis LB habe ich die Blitzanhänger schon gesehen. Man nimmt sie kaum wahr. Kann man die nicht mal dort in Abwärtsrichtung aufstellen. Als Auslösegeschwindigkeit nimmt man 5 km/h. Danach kann man die Strafzettel verschicken. Videoaufzeichnung mit Kennzeichenerfassung ist ja verboten, der Datenschutz und Persönlichkeitsrechte lassen das nicht zu.
    Können die Anhänger-Blitzer eigentlich in beide Richtungen arbeiten? Das wäre noch schöner.

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  9. Es ist schon erstaunlich: seit Jahrzehnten wissen wir um diese Problematik. Menschen und Sachwerte kommen regelmäßig zu Schaden.

    Wo sind die Bundesminister, die sich vor Ort persönlich ein Bild der Lage machen?
    Wo sind die Plakate und Posts, auf denen die Tatorte in reißerischer Aufmachung markiert und die Täter durch Indiskretionen ihrer Privatsphäre beraubt sind?
    Wo sind die Mandatsträger, die unsere Interessen gegenüber dem Irrsinn konsequent und mit allen Macht durchsetzen?

    Wir brauchen Lösungen.
    Jetzt.

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