4. Juli 2022

Immer dieser Schilderwahnsinn an Baustellen

Dieses Schild hat eine Baufirma an die Fritz-Elsas-Straße gestellt. "Ohne ersichtlichen Grund", teilt die Stadt mit. Man habe den Firma aufgefordert, es unverzüglich zu beseitigen. 

Aber gestern, Sonntag, stand es immer noch da. Offenbar ist es der Baufirma egal, was das Ordnungsamt anordnet. Heute steht es auch noch. Und es steht auch so eines, wenn man vom Tagblattturm her kommt. 

Das Schild behauptet, dass Radfahrende nicht nach links abbiegen dürfen, weil auf der Theodor-Heuss-Straße ein Radfahrverbot herrscht. Das ist aber grottenfalsch. Es steht auch falsch, denn die Radler radeln hier auf dem ehemaligen Radweg (Gehweg, Rad frei) zur Ampel am Finanzamt vor. Das Schild steht aber so, als richte es sich an die Radfahrenden, die auf der Fahrbahn kommen. Für die ist es aber gerade unproblematisch, nach links in die Theo abzubiegen (die Pizzafahrer radeln hier fast immer Fahrbahn), und in der Theo herrscht eben auch kein Verbot, Rad zu fahren. 

Gemeint ist hier vermutlich was anderes. Radelt man nämlich so weiter, wie die Radfahrerin auf dem Bild oben, dann landet man an der Kreuzung am Finanzamt und wartet mit den Fußgänger:innen auf Grün, um die Rotebühlstraße Richtung Tagblattturm zu überqueren. Wer dann aber nie nächste Ampel nach links Richtung Theodor-Heuss-Straße will, sieht sich einer Komplettwperrung des Überwegs gegenüber (drittes Bild). Diese Sperrung auszudrücken war vermutlich die Absicht des Schilds, aber die Schildermacher haben zu den falschen Zeichen gegriffen. 

Tatsächlich braucht die Baustelle für das Haus an der Calwerpassage (das Gebäude mit der Fassadenbegrünung) offenbar Platz, weshalb an der Ecke  der Gehweg gesperrt ist, über den auch Radfahrende geradeaus in die Fitz-Elsas-Straße und nach rechts auf den Radstreifen der Theo fahren konnten. Jetzt behauptet auch dort ein Schild, dass das nicht geht (Nachtrag von heute aufgrund eines Hinweises.)  

Für Fußgänger:innen und Radfahrende ist von Gegenüber aber kein Drüberkommen mehr zu diesem Haus und in die Theo. Die Ampelschaltungen wurden auf der ganzen Kreuzung so angepasst, dass man bei einer regelwidrigen Überquerung mit dem Fahrrad wirklich aufpassen muss, es kommen immer Autos. 

Wir sehen aber, dass drüben der Radweg weitergeht. Es gibt kein Fahrradverbotschild. Da hängen drei Verkehrszeichen: Einmal das für einen getrennten Geh- und Radweg, wobei das Fahrrad rechts durchgestrichen ist, nur die Fußgänger sind noch sichtbar (das geht so natürlich auch nicht!). Das würde Fußweg bedeuten und ein Radfahrverbot (schieben), doch gleich dahinter steht ein Schild mit dem Radwegzeichen, darunter ein Verbot für Fußgänger:innen weiterzugehen. Da hat man wieder mal  ohne Sachverstand in den Schilderkasten gegriffen und eine Annäherung an das Gemeinte versucht. Übrigens: Selbst, wenn da der Radstreifen unter der Baustelle verschwinden sollte, darf man immer noch auf der Fahrbahn der Theo radeln. 

Die gesamte Beschilderung ist Käse. Wieso klappt das mit der Baustellenbeschilderung nur selten wirklich richtig? Dürfen die Baufirmen ihre eigenen Schilder drucken lassen, auf denen sie dann Verkehrszeichen nach vagem Gutdünken und ohne große Kenntnis der StVO aufbringen? Müssen sie diese Schilder dem Ordnungsamt nicht vorher vorlegen? Gibt ihnen das Ordnungsamt nicht vor, welche Verkehrszeichen aufgestellt werden müssen? Und wenn die Baustelle dann mit allen Elementen aus dem Schilderwald bestückt ist, wieso wird nicht am ersten Tag kontrolliert, vor allem, wenn eine Baustelle lange bestehen wird, und korrigierend eingegriffen. Wieso klappt das immer wieder so überhaupt nicht? Und immer trifft es die Radfahrenden und Fußgänger:innen, nie die Autofahrenden. 

Muss eigentlich immer die gesamte Radlergemeinde mit vereinten Kräften, mit Gelben Karten, direkten Anfragen und FB- und Twitterposts die Bausstellebeschilderung nachbearbeiten, bis sie dann irgendwann (oder nie) stimmt? 


10 Kommentare:

  1. Ich hatte mich regelmäßig über die Stelle zwischen Leuze und Haltestelle Mineralbäder beschwert. Dauernd ragten Schilder in Kopfhöhe in den Radweg. Als Reaktion war dann, dass die Schilder nur noch zur Hälfte in den Weg ragten.
    Die Höhe war dann aber, als eines Tages ein Schild wirklich komplett mittig auf dem Fußweg stand. Samt Foto also wieder ne gelbe Karte:
    "Ernsthaft? Quer mitten auf dem Fußweg? Wer macht sowas? Wer genehmigt sowas? Wer kontrolliert sowas? Wieso werden an dieser Stelle regelmäßig Verkehrsteilnehmer gefährdet? Welche Konsequenzen hat das für den/die Verantwortliche/-n?"

    Die Antwort (immerhin schon nach 15 Tagen, Schild war aber schneller komplett weg):
    "Wir haben bereits veranlasst, dass die Beschilderung entsprechend der verkehrsrechtlichen Anordnung eingerichtet bzw. entfernt wird.
    Die Kontrolle der Beschilderung ist vielschichtig. In erster Linie sind die Baufirmen dafür verantwortlich. Werden grobe Verstöße gegen
    die Anordnung festgestellt, müssen die Verantwortlichen mit einem Bußgeldverfahren rechnen."

    Also nichtssagendes blabla, wirklich Verantwortung muss keiner übernehmen. Auch wenn es mit der Beschilderung 20x nicht klappt, wird nicht mehr kontrolliert, gibt es kein Bußgeld, es wird einfach ausgesessen. Sind ja keine Autos.

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  2. Es ist interessant, dass Baufirmen für etwas so Hoheitliches und Wichtiges wie das Aufstellen von Anordnungen im Straßenverkehr hauptsächlich verantwortlich sein sollen.

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    1. Der Ablauf sollte eigentlich so sein : Die Behörde erstellt einen Beschilderungsplan. Die Baufima/der Dienstleister stellt dann dir Schilder anhand dieses Planes auf und das Ergebnis wird dann abgenommen.

      Vermutlich wird dann aber bei der Abnahme wegen " Personalmangel" oft nur unterschrieben aber nicht kontrolliert.

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    2. Immerhin kosstet es ja auch Geld - wenn auch sicher nicht viel - so ein großes Schild erstellen zu lassen. Was da drauf steht, müsste eigentlich schon mit dem Ordnungsamt besprochen werden, schließlich handelt es sich hier um einen erheblichen Eingriff in den Straßenverkehr.

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  3. Was sol denn anderes Rauskommen, wenn man etwas völlig Unlogisches, unser Verkehrssystem, logisch regeln will?

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  4. ach es nützt halt nichts: sie können es nicht.
    und es fehlt der wille.

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  5. Die rechtliche Situation ist glasklar eindeutig: Die Straßenverkehrsbehörde ordnet die Beschilderung an. Sie trägt die volle Verantwortung dafür, was die geplante Beschilderung ist und ist auch für die Kontrolle zuständig, dass die Ausführung dem Plan entspricht.

    In der Praxis fordert die Straßenverkehrsbehörde von den Baufirmen einen Plan-Entwurf- für die Absperrungen, Umleitungen und ihre Beschilderung an, prüft ihn und ordnet ihn dann an. Das spart massiv Arbeitszeit in der Behörde und erscheint mir vernünftig.

    Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes im Außendienst hatte ich vor ein paar Wochen gesprochen. Sie persönlich prüft und überwacht Baustellen-Beschilderungen, die den Radverkehr betreffen, geht entsprechenden Hinweisen nach (z.B. an der Theo), wenn z.B. Absperrungen versetzt und Schilder verschoben werden. Das halten aber ihre KollegInnen nicht alle so. Das Know-how und die Qualifikation, auch der Zuständigen im Innendienst, ist sehr unterschiedlich, hat sie mir berichtet.

    Dass Mitarbeiter von Baufirmen irgendwelche Standard-Schilder spontan irgendwie "kreativ" aufstellen oder eigentlich notwendige Schilder einfach weglassen, das kann ich mir vorstellen. Dass eine Firma ohne Genehmigung und Auftrag durch die zuständige Behörde auf eigene Kosten spezielle Schilder gestaltet und herstellen lässt, die an anderen Baustellen nicht wiederverwendet werden können, kann ich mir absolut nicht vorstellen. Betriebswirtschaftlicher Unsinn und auch noch die Gefahr, Strafzahlungen leisten zu müssen.
    Gruß, Holger

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    1. Es gibt aber eine Antwort (auch auf Twitter), vom Ordnungsamt, "die Beschilderung wurde von der Baufirma ohne ersichtlichen Grund angebracht."

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  6. Es gibt zu diesem Phänomen der wunderlichen Baustellenausschilderung eine IfG Anfrage an die Stadt welche auch schon beantwortet wurde. Allerdings lässt mich die Antwort etwas ratlos zurück. Gefragt wurd enach den Verstößen gegen verkehrsrechtliche Anordnungen bei Baustellen und Verwaltungen. Aufgeschlüsselt nach Verkehrsart (Auto/Rad/Fuß) sowie nach Anzahl der sanktionierten Fälle. Man wollte zum einen wissen, wir oft passiert das, ist Rad besonders betroffen wieviel von den angezeigten Verstößen wurden sanktioniert. Vorweg, die Verwaltung hat keine Zahlen aufgeschlüsselt nach Verkehrsart, weiß aber, dass alle Verkehrsarten gleich betroffen sind (woher wissen die das wenn es doch keine Zahlen gibt? Auch bezweifle ich dies, da mir beim Auto fahren das in Stuttgart nur sehr selten passiert, mit dem Rad aber ständig.). Anscheinend gibt es auch keine Zahlen über die Gesamtzahl der gemeldeten Verstöße, nur eine Zahl über die dazu eingegangen Gelben Karten (ca 460). Es wurden allerdings bei 600 Verstößen "Zwangsmaßnahmen" eingeleitet, was immer man darunter versteht (die bloße Androhung eines Ordnungsgeldes?). Ca 300 Ordnungswidrigskeitanzeigen wurden gestellt. Hier der Link zur Anfrage und der Antwort der Stadt. https://fragdenstaat.de/anfrage/verstoesse-gegen-verkehrsrechtliche-anordnung-baustelle-grossereignis/#nachricht-706108

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    1. Schreibfehler. Falsch ".....Gefragt wurd enach den Verstößen gegen verkehrsrechtliche Anordnungen bei Baustellen und Verwaltungen..." Richtig ist ...Baustellen und Veranstaltungen...

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