8. Dezember 2023

Radfahrende verhindern Autostau

Sogar ein Mainstream-Blatt wie der Focus hat es jetzt erkannt und teilt es seiner Leserschaft mit: Je mehr Menschen Rad fahren, desto besser ist das auch für die Autofahrenden. 

Der Focus bezieht es zwar auf E-Räder, die es auch weniger Sportlichen erlauben, mit dem Rad überall hin zu fahren, aber es gilt natürlich grundsätzlich. Auch wenn manche Autofahrende den Umstieg aufs Pedelec als Kampfansage empfinden, so der Focus, bringt es für sie eigentlich nur Vorteile. 

Uns sind die Argumente natürlich bekannt:

Wer morgens im Stau steht, weiß: Jeder Mensch, der auf dem Rad an ihm vorbeifährt, ist einer weniger, der im Auto mit ihm im Stau steht. Studien aus Belgien belegen, dass schon zehn Prozent mehr Radfahrende in der Haupverkehrszeit den Stau um 40 Prozent reduzieren können. Wo es sicherer Radwege gibt, steigert sich der Radverkehr leicht mal um 20 bis 30 Prozent. Hätten wir in Heslach (Foto oben) entlang der Schreiberstraße, Schickhardstraße und durch den Schwabtunnel eine angenehme Radinfrastruktur, würden mehr radeln und müssten sich hier nicht die Autos stauen und die Hauptradroute 1 blockieren. 

Und weil wir mit den Rädern keine Straßenrandparkplätze brauchen (oder nur sehr viel schmalere), finden Menschen, die in Autos ankommen, leichter einen Parkplatz. Städte sparen Geld und können es in Radwege investieren. Autos machen Straßen kaputt. Der Studie zufolge sind die Schäden durch den Autoverkehr 65.000 Mal größer als die durch den Radverkehr. Weniger Autoverkehr bedeutet weniger Straßenreparaturen (und Baustellen). Natürlich ist Radfahren auch gesünder, für die Aktiven selbst, aber auch für die Stadt. 

Ich füge hier noch an: Eigentlich müssten Autofahrende für gute Radfahrstreifen und Radweg sein. Denn sie trennen den Radverkehr vom Autoverkehr. Autofahrende müssen nicht hinter langsameren Radfahrenden herfahren und geraten nicht in Überholstress. Außerdem wissen sie dann immer, wo die Radfahrenden unterwegs sind. 

3 Kommentare:

  1. Ja, ist seit Langem von der Verkehswissenschaft theoretisch wie empirisch gedeckter Wissensstand. Stichwort: induzierter Verkehr.
    Das gilt allerdings nur (!) für den Fall der möglichst konsequenten Radseparation auf den für den MIV wichtigen Strecken. Musterbeispiel ist das 'Leuchtturmprojekt' Hovenring, mit dem die geplante Erweiterung der MIV-Kapazität incl. 'Grünem Mäntelchen' erfolgreich realisiert wurde.
    Im Mischverkehr dagegen ist das genaue Gegenteil richtig: Radverkehr im Mischverkehr (auch gemischten Fahrradstraßen, etc.), verlängert schon bei relativ geringem Aufkommen signifikant die Reisezeit des Autoverkehrs und reduziert damit die MIV-Erreichbarkeitsradien, was dann (siehe 'konstantes Reisezeitbudget) zu verringerter MIV-Fahrleistung und dementsprechend verringerten Emissionen (CO2, NOx, Lärm, etc.) führt.
    Rückgänge beim MIV (Dichte und Fahrleistung) wurden bei steigenden - auch stark steigenden - separierten Radverkehrsanteilen weltweit noch nirgendwo festgestellt.
    Lediglich im Bereich der Kurzstrecken kam es zu Verlagerungen, was aber dann gleichzeitig dem von den Autolobbys gewünschten Anti-Stau Effekt zugute kommt und so die mittleren und längeren MIV-Strecken weiter attraktiviert, wodurch zugleich die Zersiedelung und der Flächenfraß weiter angetrieben werden (autogerechte Regionen).
    Die positiven Effekte von Kurzstreckenverlagerungen auf die Klimaproblematik werden dabei in aller Regel weit überschätzt und von diversen Lobbys (auch Bundes-ADFC) fachlich falsch dargestellt. Leider hat sich da auch das Wuppertal-Institut (Greenpeace-Studie) nicht mit Ruhm bekleckert. Ich empfehle dazu die Lektüre von MID (Mobilität in Deutschland).
    Und ja:
    das NL-Konzept findet mittlerweile durchaus sehr positive Resonanz bei der Autoindustrie, was sich schon vor gut 10 Jahren bei den aufgestellten Zukunftsszenarien der 'Inzell-Initiative' (BMW) beobachten ließ.
    Zudem werden verstärkt motorisierte Fahrräder nebst Zubehör (Heckträger, etc.) von der Autoindustrie ins Portfolio genommen - natürlich als hochpreisiges 'Premiumprodukt', ergänzend zum Zweit- oder Drittwagen, was dann ja - ganz umweltbewußt - den Dritt- oder Viertwagen überflüssig machen kann ;-)

    So läuft's halt bei der "Marktkonformen Klimarettung" a la Niederlande :-(
    Alfons Krückmann

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    1. Kleine Ergänzung:
      Um Missverständnisse zu vermeiden:
      Nein, das ist kein Plädoyer für den Rückbau aller Radwege und so etwas wie 'Pflicht zum Rad-Auto-Mischverkehr'.
      Wohl aber ein Plädoyer für die Abschaffung aller Radwege-Benutzungspflichten, für die Abschaffung (fast) aller Z.254, und für die Reduktion der MIV Fahrleistung durch längst überfällige Tempobeschränkungen (30-80-100), durch Regulation der Stadtvermüllung durch parkende Blechkisten, und für die verstärkte möglichst flächendeckende Einrichtugung von Umweltspuren für ÖPV und Radverkehr, nebst mehr Platz und besseren umwegfreien Komfort für den meist grob vernachlässigten inklusiven Fußverkehr.
      Alfons Krückmann

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  2. Ich fand es vor allem auffällig, dass der ADAC das unter seinen Mitgliedern verbreitet.

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