22. April 2024

Schwetzingens Radrondell

Foto Stadt Schwetzingen mit freundlicher Genehmigung
Zu den Möglichkeiten, für Radfahrende einen Kreisverkehr zu organisieren, hat Schwetzingen eine Variante hinzugefügt und ist damit für den Deutschen Fahrradpreis nominiert. 

Im Juni 2021 billigte der Gemeinderat den Umbau des komplizierten Rondells mit langen Auto-Staus in ein ampelfreies Rondell für einen Verkehrsversuch auf zwei Jahre, also bis Juni dieses Jahres. Planung und Bau beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf eine halbe Million Euro, das Land zahlte die Hälfte zur Förderung des Radverkehrs. Schon 2015 hatte man in Schwetzingen angefangen, darüber zu diskutieren, wie der Verkehrsfluss - vermutlich der der Autos - verbessert werden könne. Alle mussten lange an Ampeln warten, Autofahrende, Radfahrende und Fußgänger:innen (Siehe Foto ganz unten rechts). Die Radfahrenden hatten zudem noch Bordsteine zu überwinden. Ziel der Umgestaltung war es dann, dass man auch für Radfahrende und Fußgänger:innen mehr Bequemlichkeit und Sicherheit schaffen wollte.

Wie es aussieht, sollen die Ampelanlagen nur noch den Fußgänger:innen den Weg bahnen. Die Straße, die quer durch das Rondell führte, wurde geschlossen. Jetzt fahren alle außen herum. 

Fotos: Apple Karten
Für Radfahrende gibt es aus meiner Sicht mindestens eine schwierige Stelle (im Dreierfoto oben), dort wo sie im Kreisverkehr außen herum fahren und dann, wenn sie weiter durch den Kreisel wollen, den Autofahrern, die hinaus fahren wollen, Vorfahrt gewähren müssen und  deshalb, anders als der Autoverkehr plötzlich ein Vorfahrt-achten-Schild vor sich haben. Sie müssen warten und dann die Ausfahrt kreuzen. Diese Ausfahrt führt für Autofahrende gewissermaßen geradeaus aus dem Rondell hinaus, sie müssen nicht bremsen und würden ihre Geschwindigkeit folglich auch nicht vor dem Radstreifen reduzieren. Vermutlich ist das eine viel befahrene Ausfahrt. Das Queren könnte nicht einfach sein. Eine ähnliche Geradeausausfahrt gibt es auch an anderer Stelle, hier aber ist die mit Vorrang für den Kreisumlauf des Radverkehrs gelöst im (Dreierbild links unten). 

Ich nehme an, dass der Kreisel unter anderem auch deshalb bei Radfahrenden nicht auf ungeteilte Begeisterung stößt, wie ein Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung andeutet, der leider hinter einer Bezahlschranke steckt. Ein Erfahrungsbericht steht noch aus. Danach entscheidet sich, ob man es so lässt oder nicht. Sollte Schwetzingen dafür tatsächlich am 23. Mai den 1. Platz bei der Verleihung des Deutschen Fahrradpreise belegen, dürfte es schwierig werden, das Ganze wieder zu entfernen, damit Autofahrende mehr Platz zurückbekommen. Dann können eigentlich nur noch Verbesserungen  für den Radverkehr vorgenommen werden. 

Übrigens sind Kreisverkehre immer gefährlicher für Radfahrende als beampelte Kreuzungen. Vorteile bringen sie nur für Fußgänger:innen und Autofahrende. 

6 Kommentare:

  1. Man hat sich wohl nicht getraut, die Kreuzung komplett zum Kreisverkehr zu machen. Dann kommt so eine merkwürdige Verkehrsführung heraus. Aber vielleicht kommt man noch drauf, doch einen kompletten Kreisverkehr zu machen.
    Eigentlich hatte ich gedacht, dass es nach dem Bau der Umgehungsstrasse an dieser Stelle eher ruhig zugeht. Da sollten eigntlich nur noch Anlieger und Besucher von Schwetzingen langfahren. Eine Verbesserung für den Radverkehr ist es allemal. Früher war das die Hauptdurchfahrtsstrecke Mannheim-Neckarau- Schwetzingen, Heidelberg (mit Protestplakaten an den Häusern mit der Forderung nach einer Umgehungsstrasse). Heute führt die neue B535 außen herum.
    Karin

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  2. Wow - was für eine Überforderung durch tausend Striicht, Schilder und Ampeln. Besonders heimtükisch: Vorfahrt gewähren 10m hinter einer grünen Ampel...

    Aber ich bin ganz optimistisch. Irgendwann - im nächsten Jahrtausend - gibt es wieder Verkehr, den man einfach versteht...!

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    1. Für wen? Für Autofahrende oder für Radfahrende? Übrigens, langsam mit dem Auto fahren hilft, den Überblick zu behalten.

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    2. Für alle. Es sind einfach zu viele Signale, die man erfassen muss, bis man die Situation versteht. Und was soll das, dass Radfahrer an einer "Ausfahrt" die Autos vorlassen müssen, an den anderen nicht? Was soll der "Links abbiegen"-Pfeil, wo man (Autos) eigentlich "rechts raus" fährt? Und hinter den Bäumen scheinen in kurzem Abstand auch noch zwei Ampeln in dieser Straße zu sein?

      Warum reduziert man nicht mal die Verkehrsfläche und macht eine ganz normale Kreuzung (Ampeln gibts ja hier auch) oder einen normalen, kleinen Kreisverkehr?

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  3. Für mich wäre das eine klare Verschlechterung.
    Ich fahre in einspurigen Kreisverkehren immer mittig, und die Autos müssen dahinter bleiben. Erst zum Rausfahren ziehe ich nach rechts rüber.
    Das hat die Vorteile, dass mich keiner überholt und dass die Autofahrer gar nicht erst versuchen, knapp vor mir rechts rauszufahren oder mich gar zu schneiden.
    Ausserdem weiss jeder intuitiv, ob ich weiter im Kreisverkehr fahre oder ihn verlassen will, auch ohne dass ich das anzeige und nur eine Hand am Lenker habe.

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    1. Ja genau. Kreisverkehr als Radler entweder so oder gar nicht. (Rote) Farbe ist keine Infrastruktur.

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