8. Mai 2025

Auf der Straße werden wir angehupt, auf dem Gehweg angeschrien

Das sagte ein junger E-Scooter-Fahrer zu mir, mit dem ich auf dem Gehweg an einer Fußgängerampel wartete. 

Diese Erfahrung teilt er mit uns Radfahrenden. Kürzlich bin ich wieder mal angehupt worden, weil ich auf einer Fahrbahn radelte und einem Autofahrer das nicht gefiel. Anderntags kam mir eine Autofahrerin entgegen, die um ein Auto herumfahren musste, das auf ihrer Seite in zweiter Reihe stand. Ich musste bremsen, damit sie vorbeikam, obgleich sie hätte warten müssen. Sie hielt dann neben mir (obgleich sie nicht hätte anahlten müssen) und schrie mich an: "Du kannst doch auf dem Gehweg fahren!" Ich antworte: "Kann ich nicht, das ist verboten" - "Nein, ist es nicht!", schrie sie. Während viele Autofahrende die Verkehrsregeln nicht kennen, sie aber dahingehend interpretieren, dass man ihnen immer Platz zu machen hat, kennen auch viele Fußgänger:innen die Regeln nicht und machen - manchmal viel zu freundlich und bereitwillig - Platz, wenn jemand auf dem Gehweg radelt. 

An einem Samstag pflaumte mich ein Jogger an, der mit einer Frau auf dem freigegebenen Gehweg der Hofener Straße am Neckar unterwegs war.

Ich hatte das Paar wie üblich von hinten ruhig angesprochen: "Würden Sie mich links vorbeilassen, wäre das okay?", woraufhin beide Platz machten. Der Mann aber sagte: "Sie können doch auch auf der Straße fahren". Da hatte er Recht. Aber ich radle samstags nicht auf der Fahrbahn, weil da besonders viele ungeübte und gehässige Autofahrende unterwegs sind, die gern mal hupen und strafend eng heranfahren und überholen. "Ja", antwortete ich dem Mann, "aber die Autofahrenden sind leider nicht immer nett." - "Das stimmt!", rief die Frau aus tiefstem Herzen. 

Dass unsere Verkehrswelt, die in Fußgängerbereiche und Autobereiche aufgeteilt ist (wenn auch sehr ungerecht zum Nachteil der Fußgänger:innen), uns Radfahrende nirgendwo haben will, darüber habe ich schon oft geschrieben. Autofahrende finden es stressig, hinter uns zu bleiben oder uns überholen zu müssen. Wir stören ihre innere Hast, obgleich sie kaum je schneller am Ziel sind als wir. Fußgänger:innen hassen uns Radler:innen auf ihren Wegen ebenso. Wir verunsichern sie. Oft sehe ich Fußgänger:innen vorsorglich nach links und dann wieder nach rechts schwenken, weil sie mir ausweichen wollen, solche Angst haben sie, dass ich voll Stoff gegen sie fahre (was ich genauso wenig tue wie alle anderen Radfahrenden). Manche haben richtig Angst um sich oder um Kinder oder Hunde. 

Das könnte man ändern, indem man konsequent auf jede Fahrbahn Radstreifen legt: Die nützen nämlich dem Autoverkehr im Grunde sogar mehr als uns, weil sie die Geschwindigkeiten trennen. Sie würden aber eben auch dem Fußverkehr sehr nützen, weil wir dann  nicht mehr auf Gehwegen unterwegs sind. Man tut es aber nicht. Der flinke Individualverkehr auf Fahrrädern ist einer Gesellschaft ein Dorn im Auge, die möchte, dass Leute teure Autos kaufen oder - wenn sie das nicht können oder wollen - gefälligst an Hauswänden entlang schleichen und sich schämen (etwas überspitzt formuliert). Die Freiheit und Leichtigkeit des Radfahrens verunsichert die Autoabhängigen, und was verunsichert, macht schnell wütend. 

Jetzt haben wir aber noch ein weiters Zweirradelement in unserem Stadtverkehr: E-Scooter, das Kleinstfahrzeug für Bewegungsfaule. Stehend lässt man sich auf ihm die kurzen Strecken transportieren, die man sonst zu Fuß gelaufen wäre. Es ist für E-Scooter-Fahrende absolut und immer verboten, auf einem Gehweg zu fahren (auch auf einem fürs Radfahren freigegebenen!). Sie sind aber mit ihren höchstens 20 km/h auf Fahrbahnen noch langsamer als wir mit unseren Rädern, allemal mit Pedelecs, und sie kibbeln auf kleinen Laufrädern um jeden Gullideckel und jede Unebenheit herum. Es sieht extrem unsicher aus, wie die da unterwegs sind. Obgleich bremsen und starten für sie mit keiner Anstrengung verbunden ist (anders als bei uns mit Fahrrädern), halten sie noch weniger gern an Ampeln als wir, fahren auf Gehwege hoch, schlängeln sich durch Fußgänger:innen und düsen über Fußgängerampeln (auch bei Rot). Fachleute sagen, E-Scooter gelten als Fun-Fahrzeuge und ihre Nutzer:innen sind oft im übermütigen Freizeitmodus unterwegs. Ich vermute, Verkehrsregeln kennen die wenigsten. Inzwischen fahren sie auch häufig auf dem Neckardamm, wo er als Gehweg mit Radfreigabe für sie verboten ist. Ich glaube nicht, dass sie das wissen. 

Ich bin schon von einer E-Scooterfahrerin auf einem Gehweg (ich zu Fuß) von hinten angefahren worden. Sie schrie mich daraufhin an, ich hätte doch beiseite treten können, nannte mich "alte Hexe" und flüchtete, während ich mir den Arm rieb. Wer glaubt, Kennzeichen an Fahrrädern würden helfen, Übeltäter zu schnappen, braucht nur mal versuchen, sich das Kennzeichen eines E-Scooters zu merken, dessen Fahrer flüchtet, und wird die Forderung nie wieder erheben. Gehwegfahrten von Radler:innen sind auch nicht in Ordnung. Es sind allerdings in Relation zur Menge von E-Scooterfahrenden weniger. Es gibt mindesten 80 Millionen Fahrräder in Deutschland, aber nur knapp 100.000 E-Scooter, die sich allerdings in Städten häufen. In Stuttgart sind die Radfahrenden immer noch in großer Überzahl gegenüber E-Scootern, jedoch nicht auf (verbotenen) Gehwegen. 

Andererseits ist die Situation auf unseren Fahrbahnen eben auch zuweilen extrem eklig: aggressiv, verdrängend, drängelnd, einschüchternd, immer wieder auch echt gefährlich. Und deshalb wird es diese Gehwegfahrten - egal ob erlaubt oder verboten - in unserer Stadt und vielen anderen immer reichlich geben. Das Problem sind aber nicht die E-Scooter-Fahrenden oder die Radfahrenden, sondern die Menschen, die ihre Autos nicht immer, aber zu oft rücksichtslos und manchmal auch offen aggressiv fahren. Der Autoverkehr drängt den Rad- und E-Scooter-Verkehr auf die Gehwege, wo er die Fußgänger:innen stresst, ärgert und manchmal auch gefährdet. 

Ich weiß, dass sich viele Fußgänger:innen ungeheuer ärgern über diese Fahrzeuge (vor allem Fahrräder) auf Gehwegen. Es gibt auch den Fuß e.V, der die Dinge beim Nahmen nennt. Wo aber ist der Aufstand der Fußgänger:innen gegen den Missbrauch ihrer Gehwege durch Radler:innen, E-Scooterfahrende und Falschparker? Wo sind die großen Fußgänger-Demonstrationen? Wo sind die Elternschaften, die die Autos, die widerrechtlich und gefährlich auf den Gehwegecken des Schulwegs ihrer Kinder parken, ununterbrochen lautstark anprangern oder mit Luftballons oder Handzetteln schmücken? Auch die Beschwerden über die E-Scooter, die überall auf Gehwegen herumstehen, oft als üble Hindernisse, sollen laut Angaben der Stadt mäßig sein. (Übrigens: Wer sich in Stuttgart über E-Scooter beschweren will (Foto hochladen, genauen Ort nennen), kann diese Mail-Adresse der Stadt Stuttgart nutzen: mikromobilitaet@stuttgart.de.) Wieviele Leute beschweren sich  über von Autos halb oder ganz zugestellte Gehwege?

Liegt es daran, dass fast alle, die zu Fuß gehen, auch mal Auto fahren oder gerade mit dem Auto gekommen sind und es halb auf dem Gehweg abgestellt haben? Oder liegt es daran, dass sie selber mit dem Rad aus Angst vor dem Autoverkehr auf Gehwegen radeln? Oder liegt es daran, dass man meist alleine oder zu zweit zu Fuß unterwegs ist und deshalb nicht gar spürt, wie viele Menschen zu Fuß gehen und welche politische Macht sie hätten, wenn sie sich zusammentun und mehr Rechte fordern würden? 



15 Kommentare:

  1. Joe Delle

    99.9% der Auto-/Kradfahrenden ebenso wie 99.9% der Radfahrenden verhalten sich vernünftig und rücksichtsvoll im Strassenverkehr. Fussgänger wohl eher zu 99.99%. Wäre dem nicht so, dann hätten wir 5000 oder noch mehr Unfälle (Vorfälle) pro Tag! Haben wir jedoch nicht. Ich persönlich habe noch nicht mal einen KFZ-Führerschein und bin nur ab und an KFZ-Beifahrer, weiss also über was ich rede (schreibe). Es sind halt immer diese 0.1% (aller "Gruppen") resp. 0.01% (Fussgänger) welche auffallen und deren (Fehl)Verhalten stark thematisiert wird.
    Übrigens: ich fahre mit meinem E-Scooter bei einigermassen gutem Wetter zur Arbeit und zurück, jeweils 4km. Ansonsten laufe ich. "Fun-Fahrzeug"? Hhm ... gefällt mir persönlich jetzt nicht so gut.
    Grüsse

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    1. O,01 Prozent sind es sicherlich nicht, sondern mehr. Aber der Großteil aller Verkehrsteilnehmenden verhält sich vernünftig. Allerdings geben ungefähr 97 Prozent der Fußgänger:innen, Autofahrenden und Radfahrenden zu, dass sie immer mal wieder die Verkehrsregeln brechen. Autofahrenden geht es dabei meist darum, schnell zu sein, Radfahrenden geht es oft um ihre eigene Sicherheit und Fußgänge:innen wollen nicht so lange an Ampeln warten.

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    2. Eindeutig mehr.
      Ich erlebe auf meinem täglichen 7 km rel. ländlichen Arbeitsweg zwischen ein und fünf Zwischenfälle (zu enges Überholen, in den Gegenverkehr überholen, in uneinsichtige Kurven überholen jeweils mit oder ohne durchgezogen Linie, zu dichtes Auffahren, Hupen etc. ) mit Autofahrern, ab und zu auch einmal null, manchmal bis zu zehn. Sagen wir im Durchschnitt 2,5 -3,5.

      Ich bin zu überwiegend ruhigen Zeiten unterwegs. Geschätzt überholen mich etwa 30 Fahrzeuge (nochmal so viele kommen mir entgegen, davon gefährden mich aber relativ wenige, etwa duch Überholen von Radfahrern auf ihrer Seite genau zwischen uns durch...).
      Das macht also zwischen 8,3 bis 12.6 % aller Autofahrer, die zumindest geringere Gefährdungen begehen. Das sorgt schon für ein ständiges latentes Unsicherheitsgefühl. Ich beobachte inzwischen ständig den Rückspiegel, und bereite mich innerlich darauf vor, was eventuell kommen könnte. Ist sicherlich, mit gut 50 inzwischen, auch eine Alterserscheinung, man kann sich eben nicht mehr so unverwundbar fühlen wie in jüngeren Jahren.

      Die schlimmsten Fälle, also massive Gefährdungen, plus eventuell noch Beleidigungen oder dergleichen sind wesentlich seltener, unter 1 Prozent sicher, aber auch die kommen durchaus vor, sagen wir im Abstand von ein zwei Monaten, also vielleicht im Jahr 6 bis 10 mal. Man muss das Radfahren schon sehr lieben, um sich dadurch nicht davon abhalten zu lassen.

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    3. Bei der Regeleinhaltung durch Kraftfahrer kann ich sicher keine 99,9% nachvollziehen. Schaue ich z.B. mal nur auf Abstände seitlich oder im Längsverkehr würde ich wohlwollend 50% schätzen (bei überwiegend ländlichem Verkehr inner- und außerorts) (1). Bei Geschwindigkeiten in 30er Abschnitten ebenso (2). Bei Nachtfahrten sind es außerorts gerne mal ein Viertel bis die Hälfte der entgegenkommenden Fahrzeuge bei denen das Fernlicht an bleibt (wenn nicht gerade auch Autos in der eigenen Richtung da sind und auch geblendet würden). Überholende Fahrzeuge lassen Fernlicht noch häufiger an (nicht gut, wenn man zurück schauen will oder einen Spiegel hat).

      Vernünftiges und rücksichtsvolles Verhalten würde ich nicht nur an Unfallzahlen messen, auch wenn die zumindest eine Schätzung geben für gefährdendes/gefährliches Verhalten. Danach kommt aber natürlich nicht gleich vernünftiges oder rücksichtsvolles, sondern solches das "nur" nötigt, verunsichert. Letzteres ist auch in den Regelübertretungen enthalten. Die sind letztlich alle so weit verbreitet, dass sie leider gerade nicht auffallen.

      Dass E-Scooter häufig als Fun-Fahrzeug abgewertet werden ist vielleicht dieselbe Rhetorik mit der Fahrräder als Freizeitgeräte oder "für Arme" bezeichnet werden, da stimme ich Dir voll zu.

      (1) Zum Beispiel ist es eher selten, dass Autos aber auch LKW zum Überholen wirklich auf die andere Spur
      wechseln oder auf Überholen verzichten wenn der Platz nicht reicht um die Regeln einzuhalten.
      (2) In 30er Bereichen ist das leicht mit der eigenen Geschwindigkeit überprüfbar. Ansonsten kann ich Geschwindigkeiten von sich nähernden Fahrzeugen auch durch mein Rücklicht mit Radar sehen (das habe ich aber im wesentlichen nur um mich darauf aufmerksam zu machen, dass jemand kommt und lässt mich in der restlichen Zeit entspannter sein.)

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    4. Joe Delle

      @Hannes @marmotte27: möglicherweise (ganz kann ich jedoch nicht daran glauben) ist mein täglicher Weg zur Arbeit und zurück eine Ausnahme bezgl. Verkehrsverhalten anderer Teilnehmer? Ich fahre vom Löwen-Markt (Weilimdorf) bis zum Bosch (Feuerbach) und zurück. Und da ist sowohl Morgens als auch Abends über die Pforzheimer-/Weilimdorfer-/Salzburger-/Wiener-/Bregenzer-/Wernerstraße einiges los. Mit meinen nun 63 Jahren fährt aber keine latente Angst mit, bisher zumindest ;-)
      Grüsse

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    5. Meine langjährige Erfahrung ist, dass fast alle Autofahrenden sich nicht an Verkehrsregeln halten und sei es eine noch so geringe Geschwindigkeitsübertretung. Beispiele erübrigen sich, da gegen alles verstoßen wird, was die StVo regelt und vor allem gegen § 1 der StVO. Und sehr viele haben überhaupt kein Einsehen. Das ist gelebter Wildwest in Deutschland.

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    6. @Joe Delle, vielleicht habe ich nur eine andere Perspektive gewählt. Ich würde schon sagen, wie marmotte27, dass die Häufigkeit von Gefährdung viel seltener ist als bloße Regelübertretungen. Bei den üblichen Dingen wie Abstände, Licht, usw. tritt ja auch bis zu einer individuellen Grenze eine Gewöhnung ein bis zu der man noch keine konkrete Angst verspürt. So fährt bei mir normalerweise auch keine latente Angst mit, das liegt aber auch daran welche Strecken ich fahre: So mute ich mir allein wesentlich mehr Verkehr zu und fahre normalerweise ohne latente Angst, als wenn ich mit der Familie Rad fahre. Ich bin aber dennoch viel lieber auf ruhigen Strecken unterwegs, was schon ein Indikator ist, dass Autos Unsicherheit verursachen.
      Das scheint Leuten auch intuitiv klar zu sein, so hatte ich vor kurzem im Umland einen Anwohner (der gerade kein Verkehrsteilnehmer war) nach dem Weg in eine grobe Richtung gefragt, als er bei einem Ort war an dem ich weiter wusste, habe ich die Landesstraße mit mäßigem genannt und musste ihn gefühlt mehrmals überzeugen, dass das für mich in Ordnung geht wo doch gar kein Radweg da ist. Am Ende ist es dann aber doch ein enspannterer Weg geworden.

      Also: wenn meine persönliche Schmerzgrenze erreicht ist (eher die 1% als die "normalen" ständigen Regelverletzungen), wurden Regeln nicht nur ein bisschen verletzt. Dennoch bedeuten Regelverletzungen grundsätzlich, dass man sich der Schmerzgrenze der Mitmenschen mindestens (ab der definierten Regel inakzeptabel) nähert.

      Wenn Du also auf Deiner Strecke schaust, ob/wie häufig einfache Dinge wie Überholabstände, Geschwindigkeiten, wirklich eingehalten werden hast Du eine Zahl dafür, die sich recht schnell stabilisieren sollte. Die seltenen Ereignisse < 1% sind für Menschen viel schwerer zu beziffern und in ihren Auswirkungen einzuschätzen, vielleicht ähnlich wie exponentielles Verhalten nicht für jeden intuitiv verständlich ist.

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    7. Das Kennzeichen "latenter Angst" ist, dass man sie meist überhaupt nicht wahrnimmt. Aber es ist ja auch okay, wenn ihr angstfrei radelt. Das tue ich ja auch, man kann ja nicht immer Angst haben. Aber mir ist bewusst, dass ich es nicht in der Hand haben werde, wenn ein Autofahrer einen kleinen Fehler macht. Und ich bin ja auch schon mal auf einem Radstreifen umgebügelt und verletzt worden, von einem Mercedesfahrer. Und viele Leute - viele Frauen - fahren nicht Rad, weil sie Angst haben und weil sie den latenten Stellungskampf im Straßenverkehr nicht kämpfen wollen. Ich kenne auch Frauen, die sind von Autofahrenden regelrecht körperlich bedroht worden, weil sie rechtmäßig auf einer Fahrbahn fuhren und sich danach überlegten, ob sie noch mal Fahrrad fahren. Es ist also durchaus kein harmloses oder nettes Klima auf unseren Straßen, und wir Radfahrenden geben die Aggressionen, die wir erfahren, dann an die Fußgänger:innen weiter, wenn wir auf Gehwege ausweichen. Ich war gerade am Olgaeck, auch Männer radeln die Hohenheimerstraße auf den Gehwegen hoch, links wie rechts. Nur zwei habe ich gesehen, die auf der Fahrbahn fuhren.

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    8. Mit latenter Angst meine ich, dass ich grundsätzlich unruhig werde, wenn ich ein Fahrzeug kommen höre. Noch unruhiger werde ich, wenn ich mich einer der bekannten Stellen nähere, an denen sich die gefährlichen Regelübertretungen der Autofahrer häufen. die uneinsehbare Kurve, die Verkehrsinsel, die Kuppe etc.

      Und ich gewöhnte mich nicht daran,im Gegenteil, mit den Jahren nimmt für mich das Gefühl der Unsicherheit eher zu.

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    9. Hallo Joe Delle
      Ich denke Sie liegen mit ihren 99,9% deutlich zu optimistisch sind. Ich habe keine 1000 Stellen auf meinem Arbeitsweg an denen ich durch ein Fehlverhalten anderer gefährdet werden könnte. Es sind eher gute 100 Einmündungen und Ausfahrten, bei denen tatsächlich jemand überhaupt die Chance mich zu gefährden. Trotzdem gibt es jeden Tag mehrere unangenehme Situationen, die nur darum nicht wirklich tragische Folgen haben, weil ich damit rechne oder glück habe noch ausreichend Platz zum reagieren zu haben, und genau wie bei marmotte 27 alle paar Monate wirklich krasse Situationen.
      Es gibt einige Untersuchungen wonach weniger als 50% der KFZ Fahrer einen Schulterblick beim Abbiegen machen, und das wäre nunmal deren Pflicht um die Gefährdung anderer auszuschließen.
      Auch bei den Fußgängern decken sich meine Erfahrungen nicht mit ihren 99,99%. Ich begegne keinen 10 000 Fußgängern am Tag, und trotzdem hab ich mindestens 10 pro Tag die den Radweg unmittelbar vor mir queren und erschreckt reagieren, wenn ich mich bemerkbar mache. und davon einen pro Monat der mich anschreit, weil es gar nicht geht dass ich mit quietschenden Bremsen auf ihn zu rase, und das wohlgemerkt auf einem reinen Radweg den der gerade erst betreten hat. (meine Scheibenbremsen neigen nach dem Winter zum quietschen) Ich gehe allerdings auch nicht davon aus, dass sich 99,9% aller Radfahrer immer vorbildlich verhalten.
      Die Einschätzung von E Scootern als Fun Fahrzeug ist nicht durch die paar begründet, die man im Berufsverkehr sieht. Die kommt daher, dass diese Fahrzeuge in vielen Städten für den Weg zu Kneipen und Festplätzen genutzt werden, und da sind die Nutzer oft schon in Feierlaune und fahren entsprechend.

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  2. Ich könnte mich oft beschweren, bin quasi nur als Fußgänger und Lastenradfahrer unterwegs, dreimal im Jahr mit einem Stadtmobilauto.
    Das Beschweren ist jedoch 1. mühsam, 2. hat es etwas von Denunziantentum, da ich die Motivation des Person nicht kenne und 3. ist es wieder das fast schon generelle Thema des Freiheit ausleben zu dem wir alle und fast ständig animiert werden. Rücksichtnahme wird uns politisch ausgetrieben, dafür gibt es als Ersatz Diversity etc., sprich Dinge, die leichter von der Hand gehen, als konkret zurückzustecken, um jemand anderem seine Freiheit zu gewähren sich nach seiner Fasson, Fähigkeit und Möglichkeit zu bewegen. Die Ursachen wissen wir sind strukturell, politisch und anthropologisch begründet. Die Konsequenz wäre Autos raus aus den Innenstädten, Radfahrer auf eigene Spuren und die eigtl. Kernbereiche zur Fußgängerzone zu machen.

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    1. Ich glaube, es ist nicht so sehr anthropologisch begründet, sondern kulturell. Uns geht die Kultur der Aufmerksamkeit für andere allmählich verloren, weil der Egoismus öffentlich mehr gefeiert wird.

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    2. In unseren auf Konkurrenz basierten kapitalistischen Gesellchaften sind früh und gut trainierte Ellenbogen ja quasi 'systemrelevant'.
      Zusätzlich - auch die stark gestiegenen Online-Zeiten mögen da eine Rolle spielen - liefern die 'Singularisierung' (A.Reckwitz) und der weitgehende Verlust gesellschaftlicher Solidarität (buckeln nach oben, treten nach unten) einen perfekten Nährboden für den 'Kampf auf unseren Straßen', der zwar von allen beklagt, aber zugleich von vielen aktiv vorangetrieben wird.
      Sieg durch Stärke ist wieder gefragt.
      Ein Spiegel der Gesellschaft und der 'großen Politik'?
      Alfons Krückmann

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  3. Kalle, S-Süd
    Die Handy Nutzung am Steuer finde ich sehr problematisch. Das ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. Bestärkt werde ich durch Meldungen wie "aus ungeklärter Ursache in den Gegenverkehr geraten" oder "in Menschenmenge gefahren". Belangt werden solche Unfallverursacher meistens nicht. Meist werden "medizinische Notfälle" als Grund angegeben. Dann ist es ein tragischer Unfall und keine fahrlässige Tötung.
    Als Radfahrer werde ich im Schwabtunnel eigentlich immer von KFZ überholt. Wenn die genug Abstand halten, kann ich damit leben. Selbst wenn ich das Auto nutze und dann hinter einem Radler herfahre (ich überhole da drin keine Radler), werde ich im Schwabtunnel von anderen KFZ überholt. Regelmäßig.
    Ich erlebe den täglichen Straßenverkehr inzwischen als Anarchie.

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  4. Joe Delle

    @Hannes
    (Zitat) Wenn Du also auf Deiner Strecke schaust, ob/wie häufig einfache Dinge wie Überholabstände, Geschwindigkeiten, wirklich eingehalten werden hast Du eine Zahl dafür, die sich recht schnell stabilisieren sollte. Die seltenen Ereignisse < 1% sind für Menschen viel schwerer zu beziffern und in ihren Auswirkungen einzuschätzen, vielleicht ähnlich wie exponentielles Verhalten nicht für jeden intuitiv verständlich ist.(Zitat Ende)

    Ich denke da hast du absolut recht! Vermutlich habe ich doch Glück mit/auf meiner Strecke, da diese (ausser an s.g. Brückentagen) immer voll ist und ich mit meinen max. 20km/h sehr gut im Verkehr mitschwimmen kann und deshalb kaum mal überholt werde (werden kann).
    Grüsse

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