1. August 2014

Die sichere Kreuzung

Die meisten Zusammenstöße, die Radler mit Autos haben, ereignen sich, wenn der Radfahrer an einer Kreuzung geradeaus will und der Autofahrer rechts (oder lins) abbiegt.

Autofahrer sehen Radfahrer vor allem dann nicht, wenn sie auf einem optisch von der Fahrbahn getrennten Radweg kommen. Sie sind plötzlich da, wenn der Autofahrer um die Kurve fährt, und er nimmt sie auf den Kühler.

In Radlerkreisen wird derzeit ein US-Konzept für sichere Kreuzungen diskutiert, das wir in Stuttgart eigentlich gar nicht diskutieren müssten, denn wir haben den Platz für solche Anlagen nicht. Und wenn wir ihn haben, befindet sich dort bereits ein Kreisverkehr. Ich bin auch gar nicht so begeistert davon, denn es setzt auf fahrbahnferne Radwege.

Es gibt dazu ein Video, das man sich hier anschauen kann. Es ist aber auf Englisch. Ich habe zwei Bilder aus diesem Video genommen. 

Dieses Video behauptet, dass Radler am sichersten seien, wenn sie weit weg von der Fahrbahn auf einem Radweg radeln. Stimmt. Es ist auch viel schöner, fern von Autos zu radeln. 

Aber gefährlich wird es dann halt, sobald wir an eine Kreuzung kommen, wo Autos abbiegen. 

Das Konzept will diese Situation entschärfen: Und zwar so, wie auf dem Bild dargestellt. Autos halten hinter den Fußgängerüberwegen, die Radwege werden weit in die querende Straße vorgezogen. Und entscheidend: Eine Verkehrsinsel 
in der Kurve zwingt die Autofahrer, erstens langsam abzubiegen und zweitens weit vorzufahren, sodass  sie hinter der Kurve direkt auf den querenden Radweg zuhalten und folglich, so die These, die Radler queren sehen. 

Entscheidend ist hier aber auch die Ampelschaltung. Sie läuft nach dem Prinzip, das die meisten modernen Ampelschaltungen mit Radlerampeln auch in Stuttgart haben: Die Radfahrer, die geradeaus wollen, bekommen ein paar Sekunden vor den Autofahrern grün. 

Bei uns macht man die Grünphasen für Radler an Radlerampeln dann allerdings blitzkurz (zwei gehen durch, wer noch zehn Meter weg ist, schafft es nicht mehr), um zu verhindern, dass Radler beschleunigt über die Grüne Ampel fahren, während Autofahrer bereits abbiegen. Diese heran düsenden Radler können Autofahrer so gut wie gar nicht rechtzeitig sehen. 

Eine wirklich radlerfreundliche Ampelphase - die auch das Video vorschlägt - ist Grün für alle Radler und Rot für alle Autofahrer. (Sie Foto ganz oben) Dann können Radfahrer geradeaus, rechts, links und sogar einen U-Turn machen. Dann bekommen Autofahrer Grün und alle Radfahrer stehen. Dann allerdings würden sich sämtlich Verkehrsinseln und Sicherheitsbauten sowieso erübrigen. 

Gleichzeitig Grün für Radler aus allen Richtungen und in alle Richtungen, das gibt es ürbigens bereits in der niederländischen Stadt Groningen. Hier das Video

Ich finde, das könnten wir auch mal in Stuttgart ausprobieren. Zum Beispiel auf dem Charlottenplatz. 

Der ist für Radler nur mühsam zu überqueren, nur über Gehwege. 
Radler dürfen für 20  Sekunden lang über den Platz radeln, dann bekommen die Autos einen Grünumlauf von einer Minute. Ich weiß, das Problem ist, was passiert mit dem Radler, der nicht schnell genug von der Kreuzung ist, wenn irgendeine Autospur schon Grün bekommt. Ist der dann tot oder würden Autofahrer ihn beachten? 

5 Kommentare:

  1. Bei Rundum Grün oder auch Simultan Grün genannt gibt es natürlich auch eine gewisse Räumzeit damit die Radfahrer wieder von der Kreuzung sind wenn der Autoverkehr einsetzt.

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  2. Diese Kreuzungsart findet man häufig in den Niederlanden, meist wenn dort auch genug Platz ist. Der Vorteil ist, dass sich Radfahrer und Autofahrer in einem Winkel von ca. 90 Grad kreuzen sie können sich direkt sehen ohne Schulterblick oder Spiegel und so auch besser auf einander einstellen. Außerdem wird der Autofahrer durch die vorgelagerte Insel bei dem Abbiegen ausgebremst. Abbiegen und auf die Radfahrer achten sind zwei Vorgänge die von dem Kfz-Fahrer nicht gleichzeitig zu bewerkstelligen sind, Und im Übrigen verspürt der Autofahrer keinen Druck mehr, auch als Linksabbieger, um die Fahrspur für andere geradeaus fahrende Autos wieder freizugeben, wenn die Furt der Radfahrer um eine Autolänge abgesetzt ist.

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  3. Wenn ein Autofahrer nicht in der Lage ist VOR den Abbiegen um 45° in den Rückspiegel zu schauen, dann wird er nicht während des Abbiegens, wo er sich darauf konzentrieren muss die neue Spur zu treffen, den Kopf um über 90° drehen.
    Das Vidieo sugeriert, dass der Autofahrer vor der Radfurt anhält und schaut. Das macht er aber nicht. Da er die Radfurt in der Regel in Fahrt kretzt, muss ein Bremsweg einrerechnet werden. Das aber fordert dem Autofahrer zu bremsen, wenn sich der Radfahrer etwa im 75° Winkel befindet, also nicht mehr im Rückspiegel zu sehen ist und noch von der B-Säule verdeckt ist.
    Das Kreuzungsdesign setzt also vorraus, dass der Autofahrer auf einen für ihn unsichtbaren Radfahrer reagiert.

    An ähnlichen zurückgesetzten Radwegen bin ich schon des äfteren fast auf die Höhrer genommen wurden.

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  4. "Sichere Kreuzungen" gibt es nicht. Es gibt keine wissenschaftlich fundierte Untersuchung, die zeigt, das ein solches Kreuzungsdesign zu einem niedrigeren Unfallrisiko für Radfahrer führt wie andere Varianten.

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